Sir_Brennus schrieb am 01.07.2012, 22:03:
[...]HL nach 1987 ignoriert den C64? Ach ja? Gegenbeispiele gefällig (Alles HL-Tests von C64 Versionen)[...]
Mit
"nach '87" bezog ich mich ja auch auf die Top Ten im Chip-Sonderheft, denn da dürfte wohl lediglich "The Great Giana Sisters" der jüngste dort aufgeführte Titel sein. Und wenn
Heinrich "Hawkeye damals so hoch gelobt hat (und wer hat das nicht?), warum taucht es dann nicht ebenfalls in dieser Spiele-Kult-Rubrik auf? Bis einschließlich 1988 mag
Heinrich ja noch durchaus ein gesundes Interesse an Neuerscheinungen hinsichtlich des "Brotkastens" an den Tag gelegt haben, doch bereits im Folgejahr (so ab der März-Ausgabe der Power Play) änderte sich das dramatisch... in den beginnenden Neunzigern hatte
Herr Lenhardt (und nicht nur er!) den kleinen Commodore fast gänzlich abgeschrieben...
Wäre da nicht ein gewisser
Henrik Fisch gewesen, wären wohl auch noch die restlichen paar C64-Tests unter den Tisch gefallen! Jenem Redakteur hat man dann auch das immerhin vierseitige "Der Einsteiger"-Special in der Ausgabe 5/90 zu verdanken, welches noch einmal die ganzen Klassiker für diesen Rechner Revue passieren lässt - tatsächlich könnte man diesen Bericht auch als Abgesang auf dieses System interpretieren, denn danach wurde der "Brotkasten" nur noch in den alljährlich erscheinenden Systemvergleichen (immer kurz vor Weihnachten) mit aufgeführt! Und wenn die Power Play bzw.
Herr Lenhardt sich wirklich einmal dazu herabließen, ein Programm für diesen Computer zu testen, dann taten sie das meistens nur in der Rubrik "Kurztests" - selbst wenn es sich dabei um keine Konvertierung, sondern um eine Neuerscheinung gehandelt hat! Bei Spielen, welche für 16-Bit und den "Brotkasten" zeitgleich auf dem Markt kamen, bekam natürlich immer nur die stärkere Hardware ein entsprechendes Bildschirmfoto spendiert - selbst wenn die C64-Version qualitativ mehr zu bieten hatte...
Dass sich die Power Play anno 1990 noch auf die Fahnen geschrieben hat, ein systemübergreifendes Magazin zu sein, traf vielleicht auf die 16-Bitter zu - der damals durchaus noch vorhandene 8-Bit-Markt wurde jedoch schon zu dieser Zeit sträflich vernachlässigt. Angaben der Art
"C64: Nicht geplant" stellten schon damals für den gut informierten "Brotkasten"-Besitzer - also, dem gemeinen ASM-Leser
- einen Schlag ins Gesicht dar, entbehrten sie doch jeglicher Realität. Wenn man etwas nicht genau weiß, sollte man eine solche Aussage doch bitteschön erst gar nicht treffen! Und wenn solch eine Behauptung dann auch noch im alljährlich erscheinenden "Die Besten Spiele 1990/91"-Sonderheft auftaucht (trotz besseren Wissens der angepeilten Zielgruppe), dann wird es erst richtig peinlich! Wahrscheinlich hat man in Bezug auf dem 8-Bit-Markt einfach nicht genug recherchiert (und hatte wohl auch kein allzu großes Interesse mehr daran) - wenn das keine Ignoranz ist, dann weiß ich auch nicht...
Sicherlich, insbesondere
Heinrich Lenhardt gilt als ein Urgestein der Branche, gewissermaßen sogar als ein Zeitzeuge der einst glorreichen 8-Bit-Ära, dass will ich ihm auch keinesfalls absprechen. Allerdings war und ist er für mich aber auch immer eine Art von "Mitläufer" gewesen, der sich, sobald ein bestimmtes System seinen Zenit überschritten hatte, der "breiten Konsummasse" angeschlossen hatte. Als kompetenter, stets auf Aktualität bedachter Spiele-Redakteur ist dies natürlich vollkommen nachvollziehbar - einen durchaus noch vorhandenen Markt aber deswegen nahezu komplett zu ignorieren, zeugt auf der anderen Seite aber auch nicht unbedingt von einem großen Interesse an der Branche! Und dass mir nun ausgerechnet ein
Herr Lenhardt, der den "Brotkasten" beim ersten Anzeichen von Schwäche hinter sich ließ, erzählen will, welche Spiele seinerzeit nun die angesagtesten waren, stößt mir irgendwie ein wenig sauer auf. Ich habe kein Problem damit, dass man speziell ihn für diese Sonderausgabe "angeheuert" hat - doch gerade für die Klassiker, die in den frühen Neunzigern für den C64 noch erschienen sind (und da gab es noch jede Menge!) hätte man sich aber ruhig noch eine zweite Meinung einholen können und sollen...
[...]Danach ist HL bei der PP nur noch als freier Mitarbeiter dabei. Sein Resort sind US-Produktionen. Und dort spielt der C64 zu diesem Zeitpunkt keine Rolle mehr.[...]
Da kann ich nicht ganz zustimmen: Natürlich lagen die besten Tage hinter ihm, aber insbesondere in den USA gewichtige Firmen, wie zum Beispiel SSI, Origin, Activision, Interplay, Epyx (okay, die waren Anfang der Neunziger nicht mehr ganz so angesagt) oder Electronic Arts produzierten nach wie vor Spiele für den kleinen Commodore. Tatsächlich erscheinen Apple II/PC-Konvertierungen von umfangreichen Titeln wie etwa "Buck Rogers: Countdown to Doomsday", "Champions of Krynn", "Ultima VI", "Bad Blood", "Centauri Alliance" oder das von Dir genannte "Dragon Wars" (also mehr oder weniger alles Rollenspiele) weitaus früher für den "Brotkasten" als beispielsweise für den Amiga oder werden ansonsten überhaupt nicht mehr für andere Plattformen umgesetzt ("Bad Blood" gab's ausschließlich für PC und C64, auch wenn letztere Version zugegebenermaßen nicht allzu viel taugte)! Als Heimcomputer (wohlgemerkt nicht PC!) ist der C64 (zusammen mit dem Apple II) in den Vereinigten Staaten nämlich immer noch ziemlich beliebt, während der eben erwähnte Amiga lediglich in Europa das Maß aller Dinge ist... vom Atari ST ganz zu schweigen! Selbstverständlich spielte Commodores 8-Bitter längst nicht mehr die erste Geige, gänzlich abgeschrieben hatten die Amerikaner ihn insbesondere im Jahr 1990 aber noch nicht...
Abgesehen von "Dragon Wars", kann ich mich beim besten Willen nicht daran erinnern, dass
Herr Lenhardt in irgendeiner Form über die hier aufgeführten C64-Fassungen jener US-Produktionen berichtet hätte?!
Kommentar wurde am 01.07.2012, 23:44 von Bren McGuire editiert.