Nr.1 schrieb am 04.08.2011, 11:40:
Werde ich gelyncht, wenn ich sage, dass ich an MiamiVice nur die Titelmusik gut fand? Mir hat der Rest nie gefallen. Ich habe sogar öfter extra den Vorspann angesehen und dann....weg damit. ^^ Nach meiner Meinung ist die Dummheit dieser Serie nur noch mit Idiotieperlen wie KnightRider zu übertrumpfen. Während aber letztere wenigstens noch eine Art unfreiwilligen aber kultigen Komikfaktor hatte, finde ich MV staubtrocken, unsinnig und bierernst
Die 70er und 80er waren eben Zeiten, in denen solche hanebüchenen Serien massenhaft auf den Markt kamen. Viele retteten sich durch Humor, schwächten die eindeutigen Handlunglöcher dadurch ab.
Zugegeben, es kommt recht spät, aber es kommt und es hat auch absolut nichts, aber auch gar nichts mit dem Amiga 2000 zu tun! Trotzdem möge man mir verzeihen, dass ich an dieser (unpassenden) Stelle "etwas" weiter aushole, doch den Vorwurf seitens
Nr.1, "Miami Vice" als
"staubtrocken" und
"unsinnig" (
"bierernst"; okay, darüber ließe sich vielleicht noch reden) hinzustellen und ferner sogar als
"hanebüchen" zu bezeichnen, kann ich einfach nicht kommentarlos stehen lassen...
Meiner Meinung nach handelt es sich bei jener Serie um die wandlungsfähigste der achtziger Jahre – und selbst nach heutigen Maßstäben kann sie bezüglich ihrer Charaktere immer noch überzeugen! Außerdem war "Miami Vice" seinerzeit eine der ganz wenigen bekannten Sendungen, welche sich mit einem äußerst pessimistischen Ende von der Mattscheibe verabschiedeten – lediglich "Twin Peaks" bewerkstelligte dies damals auf eine ähnliche Art und Weise. Überwiegend basiert diese Wandlungsfähigkeit auf den beiden Hauptcharakteren dieser Krimiserie, denn insbesondere die Figur des
Sonny Crockett (
Don Johnson) vollzog im Laufe der insgesamt fünfjährigen Laufzeit eine recht beeindruckende und gleichsam tragische Entwicklung. Nun ist es ja so, dass eine gewisse Veränderung bezüglich ihrer Figuren auf wohl so ziemlich jede TV-Reihe zutrifft – dies fällt vor allem dann auf, wenn man sich die jüngste Staffel ansieht und sich kurz darauf eine Folge älteren Datums zu Gemüte führt. Trotzdem, die wesentlichen Charaktermerkmale eines
Jean-Luc Picards,
Fox Mulders oder
Jack Bauers bleiben von Staffel zu Staffel nahezu gleich, denn diese Personen halten sich stets an die sich selbst auferlegten Tugenden (auch wenn diese im Falle von
Jack Bauer mehr als fragwürdig sind) – von einer wirklichen Veränderung kann jedoch keine Rede sein... und sollte sich im Verlauf der Handlung tatsächlich ein Wandel andeuten, so fällt dieser fast immer zum Besseren des jeweiligen Charakters aus...
Bei "Miami Vice" hingegen ist/war das anders: Folgen die beiden Hauptakteure in den ersten beiden Seasons bezüglich ihrer Sicht der Dinge noch einem recht gleichbleibenden und optimistischen Pfad, so ändert sich dies ab der zweiten Hälfte der dritten Staffel schlagartig! Schaffte man es in einer der ersten Folgen der Serie noch beinahe mühelos, einem einflussreichen Drogenbaron das (schmutzige) Handwerk zu legen ("Calderones Rückkehr/Calderone's Demise"), so bekommen es die beiden Detectives im Auftakt zur zweiten Saison ("Auf dem Kriegspfad/Prodigal Son") mit einem Verbrechersyndikat zu tun, dessen Aktivitäten von einer äußerst einflussreichen Schattenloge, welche innerhalb der Wall Street ihre Fäden zieht, gedeckt bzw. sogar gefördert werden! Jene Herren machen selbst nicht davor halt, ein Todeskommando auf die beiden Polizisten zu hetzen, sodass
Crockett und
Tubbs am Ende dieser Folge nichts anderes übrig bleibt, als mit leeren Händen ins heimatliche Florida zurückzukehren – ein erster Tiefschlag, den das Duo zähneknirschend hinnehmen muss... und es soll bei weitem nicht der letzte sein...
Dennoch stehen die beiden Detectives ihrem Bestreben, die bösen Jungs hinter Schloss und Riegel zu bringen, nach wie vor optimistisch gegenüber – und daran ändert sich bis zum Finale der zweiten Staffel ("Calderones Fluch/Sons and Lovers") auch nichts. Doch bereits in der folgenden Season kommen
Crockett erste Zweifel bezüglich seines Urteilsvermögens bzw. der Effektivität seines Polizeidienstes, denn zunehmend gerät auch sein Liebesleben aus den Fugen: Lässt er sich in der Folge "Theresa" auf eine Beziehung zu der heroinabhängigen Ärztin Dr.
Theresa Lyons ein, trifft er nur ein paar Episoden später ("Lady Love/By Hooker By Crook") auf die (zunächst scheinbar seriöse) Geschäftsfrau
Christine von Marburg (dargestellt von
Don Johnsons damaliger Ehefrau
Melanie Griffith), welche sich im weiteren Verlauf der Handlung als eine Unternehmerin innerhalb des "horizontalen Gewerbes" entpuppt! Dem Zuschauer bleibt allerdings kaum Zeit dazu, sich an dieser, zugegebenermaßen amüsanten Erkenntnis zu erheitern, denn nur wenige Sekunden später schiebt
Crocketts Monolog dem einen Riegel vor:
"Erst ein Junkie, jetzt eine Nutte. Ich glaube, ich bin schon zu lange im Geschäft. Ich falle allmählich auf die Gegenspieler rein." - das dazu erklingende "Crockett’s Theme" tut dabei sein übriges, um dem Publikum
Sonnys Gemütszustand eindrucksvoll nahezubringen. Mir jedenfalls wäre jetzt keine prominente Serienfigur bekannt (außer natürlich
Charlie Harper), die trotz ernsthafter Absichten unwissend an eine Prostituierte geraten wäre...
Die vierte Saison stellt dann wohl endgültig den Wendepunkt der Serie im Allgemeinen und
Crocketts Werdegang im Besonderen dar, denn nicht nur rein optisch sind die Folgen des Jahrgangs 1987/88 düsterer geworden, auch die Karriere des aufrechten Gesetzeshüters erleidet schwere Dämpfer! Davon kann man sich bereits in der ersten Episode (zumindest im Hinblick auf die Erstausstrahlung in den USA) überzeugen, bleibt es dem Ermittlerduo
Crockett/Tubbs doch verwehrt, Mafiaboss
Frank Mosca – welcher zudem
Sonnys Informanten
Jack Maloney auf dem Gewissen hat – dingfest zu machen. Schon in der übernächsten Folge "Der Tod und die Lady/Death and the Lady" soll es den beiden ganz ähnlich ergehen, denn auch diesmal gelingt es ihnen nicht, den anerkannten Pornoregisseur
Milton Glantz (brillant verkörpert durch
Paul Guilfoyle), welcher darüber hinaus Kontakte zur High Society Miamis pflegt, des Mordes an der Hauptdarstellerin seines neuesten, preisgekrönten Erotikfilms "Der Tod und die Lady" zu überführen. Vor allem
Crockett, der die Wahrheit kennt, verhält sich während der Ermittlungen gegen den Künstler zunehmend unberechenbarer, was in der Schlussszene schließlich darin gipfelt, dass er vollends die Kontrolle über sich verliert und
Glantz - der gegenüber dem Vice-Polizisten keinen Hehl daraus macht, dass der Mord an dem Mädchen tatsächlich echt war und auf sein Konto geht – zusammenschlägt. Hierbei handelt es sich meiner Meinung nach um die beste Episode der gesamten Serie, denn nicht nur die beiden Hauptakteure der Handlung –
Crockett und sein Gegenspieler
Glantz bzw. deren Darsteller
Johnson und
Guilfoyle – laufen zur Höchstform auf, auch die Geschichte kann voll und ganz überzeugen! Dies ist umso bemerkenswerter, da es während der gesamten Folge keine einzige Actionszene zu sehen gibt, die Spannung aber nichtsdestotrotz stets auf dem Höhepunkt bleibt...
Ein weiterer schwerer Schicksalsschlag erfährt
Sonny dann in "Eine Kugel für Crockett/A Bullet for Crockett", erleidet er doch eine lebensgefährliche Schussverletzung und fällt ins Koma. Was zunächst anmutet wie eine, aus Gründen der Kosteneinsparung billig produzierte Folge, welche mehr oder weniger aus dem Material früherer "Miami Vice"-Episoden zusammengestellt wurde, kann durchaus begeistern, denn im Gegensatz zum recht ähnlich angelegten (aber irgendwie peinlichen) "Star Trek – The Next Generation"-Finale der zweiten Staffel, welches den Titel "Die Kraft der Träume/Shades of Gray" trägt, vermag der nebenher laufende zweite Handlungsstrang hier gänzlich zu überzeugen! Natürlich ist
Crocketts Genesung von vornherein vorhersehbar, die Art und Weise wie jedoch altes und neues Material miteinander kombiniert wurden, geriet nichtsdestotrotz äußerst unterhaltsam...
Da die Einschaltquoten gegen Ende der dritten Season in den Keller fallen, versuchen die Produzenten/Autoren ein wenig frischen Wind in die nunmehr vier Jahre lang laufende Serie zu bringen: Dies geschieht in Form einer "Zwangsheirat" von
Sonny Crockett und Sängerin
Caitlin Davies (
Sheena Easton), welche – mal abgesehen von dem Vorhaben dadurch wieder mehr Zuschauer zu gewinnen – einzig und allein dem Zweck dient, den ohnehin schon schwer zugesetzten Vice-Detective endgültig an den Rand des Abgrunds zu bringen... und zwar mittels des Mordes an seiner (noch relativ frisch angetrauten) Ehefrau! Jenes Komplott, welches darüber hinaus auf das Konto von
Crocketts Erzfeind, dem einstigen Todeskandidaten
Frank Hackman geht, stellt nicht nur den absoluten, seelischen Tiefpunkt für den vormals so optimistischen und gesetztestreuen Vice-Polizisten dar, es ist gleichzeitig der Auftakt zu einem vier Teile umfassenden
"Sonny Burnett"-Handlungsbogen, der sich bis in die fünfte Staffel erstreckt. Nachdem
Crockett sich bereits am Ende von "Der Mann aus der Todeszelle/Deliver Us From Evil" des Mordes an
Hackman schuldig gemacht hat (wer kann es ihm verdenken?), wechselt er nun endgültig die Seiten... wenn auch unbewusst. Bedingt durch eine schwere Amnesie, welche wiederum durch eine Explosion an Bord einer Jacht ausgelöst wird, hält er sich fortan für sein kriminelles Undercover-Ego
Sonny Burnett. Zugegeben, dieses äußerst klischeehaft anmutenden Stilmittels des temporären Gedächtnisschwunds bediente sich schon des Öfteren so manch andere Serie – insbesondere Soap Operas à la "Dallas" oder "Dynasty" wurden nicht müde, sich dieser äußerst beliebten Vorgehensweise anzunehmen – und sei es nur, um mit dieser Methode klaffende Logiklöcher zu stopfen! Trotzdem liegt es nicht zuletzt an
Don Johnsons famoser schauspielerischer Leistung, dass dieser etwas abgeschmackte Versuch der Drehbuchautoren,
Crocketts plötzlichen Sinneswandel einigermaßen nachvollziehbar zu erklären, nicht zu einer dramaturgischen Lachnummer verkommt...
Willkommen zu Season 5, bei der es sich zugleich um die (leider) letzte handelt: An die Zeit seines Vice-Polizisten-Daseins hat
Crockett mittlerweile jegliche Erinnerung verloren – skrupellos und ohne irgendwelche Gewissensbisse arbeitet er sich nun in der Hierarchie der in Miami herrschenden Verbrechersyndikate hoch und spielt dabei seine ebenso machthungrigen Arbeitgeber gegeneinander aus. Seinen Höhepunkt findet dieses äußerst düstere Kapitel aus dem Leben des
James "Sonny" Crockett in den ersten beiden Episoden "Hostile Takeover" sowie "Redemption in Blood", die im deutschsprachigen Raum unter dem relativ unglücklich gewählten Namen "Der Gangster – Teil 1 und 2" ausgestrahlt werden. Doch nicht nur sein Wesen hat sich stark gewandelt – auch sein äußeres Auftreten gleicht nun vielmehr einem dunklen Schatten seiner selbst: Stets in schwarze Anzüge gekleidet und das vormals offen getragene Haar zu einem kleinen Zopf zusammengebunden, hat er sich mittlerweile in die Dienste des einflussreichen Drogenbarons
Oscar Carrera begeben, nachdem er sich zuvor seines vorherigen Auftraggebers
Miguel Manolo entledigt hatte. Während eines auf
Carrera verübten Attentats, welches von dessen direktem Konkurrenten
El Gato inszeniert wurde, schafft es
Crockett/Burnett diesen zu retten – letztendlich ändert dies aber nichts an seinen Absichten, das
Carrera-Imperium eines Tages zu übernehmen. Die Rettung seines neuen Arbeitgebers hat zur Folge, dass das Vertrauen, welches ihm seitens der
Carrera-Familie entgegengebracht wird, nun noch größer geworden ist, was sich für
Sonny natürlich als äußerst vorteilhaft in Bezug auf seine finsteren Machenschaften erweist. Dummerweise treten von Zeit zu Zeit immer noch kurze Erinnerungsfetzen aus seinem früheren Leben als Polizist auf, diese ignoriert er jedoch vollständig. Dass
Crockett mittlerweile mehr als überzeugt davon ist, dass dieses Leben das einzig richtige ist, zeigt sich in jenem schicksalhaften Moment, in dem er, ohne mit der Wimper zu zucken, seinen Ex-Partner
Tubbs über den Haufen schießt – zum Glück trägt dieser zum Zeitpunkt dieses unerfreulichen Zusammentreffens eine kugelsichere Weste (Achtung, Klischee-Alarm!)...
Im vierten und abschließenden Teil des
"Sonny Burnett"-Zyklus wird sich
Crockett seiner wahren Identität wieder gewahr – "dank" einer zweiten Explosion (Klischee, Klischee!), welche diesmal aber durch eine Autobombe (immerhin!) ausgelöst wird und
Sonny fast das Leben kostet! Leider gehört die Auflösung dieser Episode nicht unbedingt zu den absoluten Highlights der Fernsehunterhaltung, denn innerhalb der letzten Viertelstunde gelingt es dem nunmehr wieder zur Besinnung gekommen
Crockett nicht nur die Vice-Kollegen (inklusive seines Partners
Ricardo Tubbs) von seiner eigentlichen "Unschuld" zu überzeugen, sondern darüber hinaus das ganze ehemalige
Carrera-Kartell – quasi im Alleingang - zu stürzen! Trotz dem etwas enttäuschenden Ende dieses ansonsten spektakulären Vierteilers zählt dieser Abschnitt aus dem Leben des
Sonny Crockett wohl zu den absoluten Höhepunkten der gesamten TV-Reihe! Mir jedenfalls wäre auf Anhieb kein anderer Seriencharakter bekannt, der eine solch immense Wandlung - vom Guten zum Bösen und wieder zurück - an den Tag gelegt hätte! Umgekehrt – also vom Bösen zum Guten – scheint dies aber wohl häufiger der Fall zu sein. Auch hier dient einmal mehr "Star Trek" als grandioses Beispiel, denn die Serie schaffte ja schön des Öfteren das Kunststück, aus erbitterten Feinden der Föderation harmlose und pflegeleichte Verbündete zu machen - man denke nur an die
Klingonen oder die
Borg, die Nemesis der Sternenflotte schlechthin! Kurzerhand wird eines jener emotionslosen, zum Teil mit künstlichen Implantaten ausgestatteten Wesen (mit der Bezeichnung
Seven of Nine) an Bord der "Voyager" aufgenommen und mutiert innerhalb weniger Folgen zu einem völlig selbstständig handelnden und darüber hinaus angesehenen Mitglied der Besatzung – eine echte Traumkarriere! Doch es sollte noch schlimmer kommen: Da kreieren die Autoren dieser Science-Fiction-Serie eine absolut bösartige, mächtige und vor allem äußerst unheimliche außerirdische Rasse mit dem Namen
Spezies 8472, bringen es aber nicht fertig, diesen eigentlich genialen Gedanken zu Ende zu führen. Stattdessen verkommt dieser einstmals so bedrohliche Feind der "Voyager"-Besatzung (und nicht nur der!) von einer Folge auf die andere zum "freundlichen Alien aus der Galaxis von nebenan" – das ist nicht nur traurig und dumm, sondern mutet gegenüber eingefleischten "Star Trek"-Fans wie eine Beleidigung an ihre Intelligenz an! So kann man natürlich auch das durchaus vorhandene Potential einer ansonsten recht guten Sci-Fi-Serie verschwenden...
Doch zurück zu "Miami Vice": Leider sollte es nach dieser herausragenden Miniserie ein wenig ruhig um die von
Don Johnson verkörperte Figur des von schweren Schicksalsschlägen geprägten Polizisten werden, da der Schauspieler in den folgenden Wochen und Monaten mit den Dreharbeiten zu
Dennis Hoppers "The Hot Spot – Spiel mit dem Feuer" anderweitig beschäftigt war - erst ab der zweiten Hälfte der fünften Saison war er wieder vollkommen in die Produktion der Fernsehreihe involviert. Kommen wir jedoch nun zum eingangs von mir erwähnten "pessimistischen Ende" von
Michael Manns Kultkrimi: Dieses fand (zumindest in den USA) am Abend des 21. Mai 1989 statt (einem Sonntag) und resultierte in einem knapp zweistündigen Finale namens "Freefall", welches in Deutschland erst gute drei Jahre später als Zweiteiler mit dem Titel "Letzter Auftrag" (muss so im September 1992 gewesen sein) ausgestrahlt wurde. In jener denkwürdigen Abschiedsvorstellung tritt eine undurchsichtige Organisation, welche angeblich im Interesse der US-Regierung handelt und von einem hochrangigen Staatsbediensteten namens Colonel
Andrew Baker angeführt wird, an die beiden Vice-Beamten heran: Sie sollen einen gewissen General
Manuel Borbon von Costa Morada, einem fiktiven, südamerikanischen Militärstaat, nach Miami überführen – diese Mission kommt einem Himmelfahrtskommando gleich, da sich diese vom Bürgerkrieg erschütterte Region als echtes Pulverfass erweist. Nur mit knapper Not gelingt es den beiden Detectives zusammen mit
Borbon und dessen Tochter
Bianca auf dem Seeweg wieder zurück nach Miami zu gelangen - mit der Aussage des Generals soll nun das in Costa Morada beheimatete
Medellin-Kartell zerschlagen werden. Doch natürlich kommt alles anders und im weiteren Verlauf der Handlung wird
Borbon (scheinbar) liquidiert. Erst zum Schluss finden
Crockett und
Tubbs heraus, dass es sich bei der Operation von vornherein um ein abgekartetes Spiel gehandelt hat, hinter dem einzig und allein Colonel
Baker steckt. Nun müssen die beiden eine Entscheidung treffen, die für sie höchstwahrscheinlich das Ende ihrer Karriere bedeutet, denn schließlich wurde die gesamte Mission unter dem Deckmantel der Regierung abgesegnet. Würden sie sich nun gegen die Drahtzieher dieses Komplotts stellen, würden sie sich gewissermaßen gleichzeitig gegen das eigene Land stellen...
Ziemlich schnell sind sich die zwei darüber einig, dass es nun sowieso kein Zurück mehr gibt und ihre Rolle als Gesetzeshüter im Grunde genommen nur noch reine Fassade ist. Die nun folgende Nachtfahrt mit dem weißen Ferrari Testarossa erinnert doch sehr stark an eine nahezu originalgetreue Szene aus dem Pilotfilm der Serie - doch im Gegensatz zu "Heißes Pflaster Florida/Brother's Keeper", ist es den beiden Cops diesmal vergönnt, die bösen Jungs dingfest zu machen... oder besser gesagt, diese aus dem Verkehr zu ziehen...
Im Morgengrauen treffen
Crockett und
Tubbs schließlich auf
Baker und dessen Männer, der damit droht, die beiden Detectives aufgrund ihres "Fehlverhaltens" auf ewig vom Dienst zu suspendieren – da sie die folgenschwere Entscheidung über ihre Laufbahn bereits in der Nacht zuvor getroffen haben, sind
Sonny und
Rico nur allzu gern bereit, sich von ihren Dienstmarken zu trennen und werfen sie den korrupten Colonel vor die Füße. Selbst ihr Vorgesetzter Lieutenant
Martin Castillo vermag es nicht mehr, die beiden von ihrem Entschluss abzuhalten.
"Es war sowieso lange überfällig." ist
Sonnys knappe Antwort auf
Castillos Versuch, die beiden noch einmal umzustimmen...
Am Ende von "Freefall" verabschieden sich die beiden langjährigen Partner schließlich und endlich voneinander und während
Tubbs sich wieder in seine Heimat New York aufmacht, begibt sich
Crockett für die nächsten Monate (oder gar Jahre?) auf eine Weltumsegelung an Bord der "St. Vitus Dance" – aber nicht mit dem Ziel vor Augen, eines Tages wieder nach Amerika zurückzukehren, sondern um Amerika zu vergessen...
Und damit endet eine der wohl stärksten Serien der Achtziger – passenderweise auch genau im letzten Jahr (1989) jener Dekade. Sowohl
Crockett als auch
Tubbs (aber wohl hauptsächlich
Crockett) sind durch die Hölle gegangen, haben während der fünfjährigen Laufzeit dieser bemerkenswerten Serie alle Höhen und Tiefen ihres Jobs durchlebt, wobei die Tiefen wohl eindeutig überwogen. Sie haben wahrlich viel durchmachen müssen, haben sowohl gute Freunde verloren wie auch – im Falle von
Sonny – den Mord an ihrer eigenen Ehefrau hinnehmen müssen, wurden von höheren Institutionen geradezu verarscht und gingen in Ausübung ihrer Pflicht als aufrechte Vertreter der Justiz mitunter sogar schon mal in den Knast (obwohl sie dort doch eigentlich gar nicht hingehören)... und schließlich verlor
Crockett zeitweise sogar seine eigene Identität und fand sich urplötzlich auf der anderen Seite des Gesetzes wieder...
Kann man eine solch wandlungsfähige Serie, wie "Miami Vice" es war, nun als
"hanebüchen" oder gar
"staubtrocken" bezeichnen? Sicherlich ist das alles eine Frage der persönlichen Auslegung – zumindest diese beiden Kritikpunkte dürften auf
Michael Manns legendärer Krimireihe aber wohl kaum zutreffen...
"Miami Vice" ging vor zwanzig Jahren zu Ende – der Kult jedoch lebt weiter...
Crockett: "Also, wir hatten 'ne verdammt gute Strecke, stimmt's, Partner?"
Tubbs: "Ja, hatten wir wirklich, Sonny."
Crockett: "Und Du willst wieder zurück in die große, böse Bronx?"
Tubbs: "So sieht es wohl aus. Was machst Du?"
Crockett: "Ich weiß nicht. Irgendwo weiter südlich. Irgendwo, wo das Wasser warm ist und die Drinks kalt und ich die Namen der Spieler nicht kenne... Ich werd Dich vermissen, Mann."
Tubbs: "Ich werd Dich auch vermissen, Sonny." Kommentar wurde am 08.08.2011, 22:21 von Bren McGuire editiert.