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ASM 5/89



Übertriebene Polizeiaktionen

Nachdem jetzt schon sechs meiner Freunde innerhalb kurzer Zeit eine Hausdurchsuchung hatten, nur weil irgendjemand ihre Adressen gespeichert hatte, möchte ich einige Bemerkungen zu diesem Thema machen? Anfang des Jahres gab es im Raum Ludwigshafen ein Computertreffen zu dem auch einige ausländische Gäste geladen waren. Dieses Meeting wurde jedoch abrupt von einem Sonderkommando Polizisten, die sich durch ein übertrieben energisches Auftreten auszeichneten, vorzeitig beendet und die Teilnehmer zur nächstgelegenen Polizeiwache geschafft. Leute aus der näheren Umgebung traf es noch schlechter. Sie wurden ins Auto gepackt und man machte bei ihnen eine Hausdurchsuchung. Was ist strafbar daran, sich mit Freunden zu treffen und mit ihnen Informationen rund um den Computer auszutauschen? Betonen sie Softwarefahnder nicht stets, daß es ihnen nur um die "großen Fische" geht? Diese waren aber auf diesem Treffen gar nicht anwesend. (Sie haben ja bekanntermaßen ihre eigenen geheimen Treffen). Dafür konnte man aber einige professionelle Programmierer treffen, die jetzt um ihren Erwerb gebracht werden, da ihre Sourcecodes beschlagnahmt wurden. Man stelle sich vor, der CeBit werden festgenommen, weil sich fünf Raubkopierer darunter befinden könnten. Das ist doch mit Kanonen auf Spatzen geschossen. Überhaupt, Freiherr von Gravenreuth (Chefanwalt von Ariolasoft, derjenige, der die Polizei angehalten hat, gegen Raubkopierer hart durchzugreifen) äußerte sich in einer Fernsehdiskussion, daß ca. 99 % aller C-64-Disketten mit Raubkopien belegt sind. Bei 1,8 Millionen C-64-Besitzern in Deutschland sind somit 1,78 Millionen potentielle Staatsfeinde und Softwarediebe darunter. Wenn nun bei denen jeweils eine Hausdurchsuchung gemacht würde, und ein solcher Polizeieinsatz geschätzt 1000 DM kostet (was wahrscheinlich viel zu niedrig ist), so sind das insgesamt 1780000000 DM (in Worten: Einemilliardesiebenhundertachtzigmillionen), die zum Großteil aus Steuergeldern bezahlt werden müssen, da oft kein Vergehen festgestellt werden kann. (Das Geld wäre beim Sozial- bzw. Arbeitsamt wohl besser aufgehoben). Zusammenfassend möchte ich sagen, daß durch die Hausdurchsuchungen 1. eine unglaubliche Summe Steuergelder verpulvert wird, 2. die Softwarefirmen, in deren Interesse man ja vorgeht, starke Rückschläge erleiden, da oft genug deren eigene Programmierer zu "staatlich geprüften Raubkopierern" gestempelt werden und diese nicht weiter arbeiten können, weil die Früchte ihrer Arbeit im LKA verschimmeln. 3. die Polizei hoffnungslos überlastet wird. (Während bei meinem einen Freund die Bude "umgekrempelt" wurde, ist meinem anderen freund das Autoradio gestohlen worden. Ein Wink des Schicksals. Ich möchte sicherlich nicht das Raubkopieren verteidigen oder rechtfertigen, sondern nur auf meiner Ansicht nach übertriebene Polizeiaktionen hinweisen. Mein Vorschlag ist, daß gegen diejenigen, die Software verkaufen entsprechend hart vorgegangen wird, nicht aber gegen die, deren Adresse bei irgendeinem Adressammler gefunden wurde. (ja, auch ich habe ein Telefonbuch).

P.S. Meine Hochachtung geht an Herrn von Gravenreuth, der es wagte, an einer Fernseh-Livediskussion teilzunehmen, obwohl er wusste, daß er schlechte Karten hatte.
Udo Mosler

(Anm. d. Red.: Wir drucken Deinen Brief mal unkommentiert ab.)
von Greg Bradley

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User-Kommentare: (21)Seiten: [1] 2   »
16.11.2012, 16:10 Gundark (692 
Nunja, es war DER Raubkopiejäger und Szenekenner Nr. 1 in Deutschland.
War schon eine "Persönlichkeit" und als dumm möchte ich ihn auch nicht hinstellen...eher durchtrieben. *g
16.11.2012, 14:47 Commodus (6219 
Ich habe HIER nochmal einen schönen Artikel von Gravenreuth im SPIEGEL von 1993 gefunden.

Merkwürdig das diesen, mittlerweilen mausetoten bösen Sheriff heute noch jeder kennt.
Kommentar wurde am 16.11.2012, 14:47 von Commodus editiert.
06.11.2011, 09:04 DaBBa (3187 
Stimmt nicht pauschal.

Geldstrafen sind zudem keine Haftungen, die müssen nie von den Eltern bezahlt werden.
Kommentar wurde am 06.11.2011, 09:06 von DaBBa editiert.
02.11.2011, 09:40 drym (4219 
DaBBa schrieb am 02.11.2011, 09:09:
Wieso sein Vater? Gab es Sippenhaft in Deutschland?

"Eltern haften für ihre Kinder"
02.11.2011, 09:09 DaBBa (3187 
Wieso sein Vater? Gab es Sippenhaft in Deutschland?
01.11.2011, 19:41 Sternhagel (955 
Ein Klassenkamerad der Parallelklasse hatte mal einen Tauschpartner in Hamburg oder so. Der bekam Besuch von der Polizei, als er nach Tauschpartnern suchte. Bei ihn fand man ein Adressbuch mit seinen Tauschpartnern und somit auch meinen Klassenkameraden. Er bzw. sein Vater wurde mit einer fetten Geldstrafe verdonnert.
01.11.2011, 19:23 Commodus (6219 
Dany Wild schrieb am 08.06.2009, 01:48:
Somit muss Gravenreuth eine 14-monatige Haftstrafe antreten


Tanja ...äh ich meine von Gravenreuth zog es dann ja vor, sich 2010 zu erschiessen!


Greg Bradley schrieb am 25.05.2005, 16:33:
Jetzt, wo Du es sagst, es gab damals wohl nicht nur Soft & Sound (die waren eben schon eine richtig große Kette), sondern auch zahlreiche kleinere Läden, die Spiele verliehen. Jedenfalls ereilte alles das gleiche Schicksal.


In dem Stadtteil von Berlin, wo ich wohnte, gab es unseren lokalen Softwaredealer (Verleih) von 1990-1998.

Ich kann mich auch erinnern, das Anfang der 90er viele klitzekleine Software-Verleihe ihre Pforten geöffnet hatten. Manche waren sogar in einer kleinen 2-Raum-Wohnung im zweiten Geschoss. (so richtig mit Theke und so.)...das war erstmal trashig!

Allerdings haben dann wohl die Videotheken, die dann später auch Video- und Computerspiele mit ins Repertoire nahmen, denen wohl das Wasser abgegraben!

Unser Software-Verleih-Typ (damals schon Ende 30) tat mir richtig leid! Ständig wurde er von spieleverrückten Kiddies belagert, die alle auf ihn einquatschten und auch oft dutzendweise hinter der Theke an den Computern spielten! Schlimmer als im Taubenschlag. Nervlich kam der mir schon etwas angeschlagen vor.....

Aber um Ontopic zu kommen, vor solchen Polizeiaktionen wie oben beschrieben, hatte ich auch manchmal Angst! Zumal ich viel später erst erfahren habe, wer Tanja wirklich ist!
Kommentar wurde am 01.11.2011, 19:26 von Commodus editiert.
08.06.2009, 01:48 Dany Wild (7 
egen Urkundenfälschung in 60 Fällen wurde Gravenreuth im Jahr 2000 in München zu einer Geldstrafe verurteilt.[10]

Gravenreuth wurde am 16. April 2008 vom Landgericht München (nach einer Absprache) rechtskräftig zu einer Haftstrafe von elf Monaten verurteilt, die sich aus den Bewährungsstrafen zweier erstinstanzlicher Urteile wegen Untreue von sechs (ursprünglich neun Monaten) und sieben Monaten zusammensetzt. Die erstinstanzlichen Urteile befanden, dass Gravenreuth im Jahr 2002 Mandantengelder rechtswidrig einbehalten und dem eigenen Vermögen einverleibt hat.[11][12][10] Die Verkürzung einer der Vorstrafen um drei Monate und die damit unter zwölf Monaten liegende Gesamtstrafe waren hinsichtlich der weiteren Berufsausübung des Gravenreuth von Interesse, da ihn eine Verurteilung zu einer Freiheitsstrafe von mindestens einem Jahr als unwürdig im Sinne von § 7 Nr. 5 BRAO[13] hätte erscheinen lassen, so dass die Zulassung als Rechtsanwalt nach § 14 Abs. 1 BRAO[14] zu widerrufen gewesen wäre.

Am 10. September 2007 wurde Günter von Gravenreuth wegen versuchten Betrugs zu einer Haftstrafe von sechs Monaten ohne Bewährung verurteilt.[15] Das Urteil erfolgte, nachdem er den Internet-Domainnamen der taz pfänden ließ und versuchte diesen zu versteigern, wobei er angab, er hätte nach einer einstweiligen Verfügung gegen die taz das darin geforderte Geld nicht erhalten. Die taz stellte daraufhin Strafanzeige. Die Zahlung des in der Verfügung verlangten Geldes konnte durch ein Fax bewiesen werden, welches bei einer Durchsuchung in Gravenreuths Büro gefunden wurde. Dieses Fax war Gravenreuth nach seiner Aussage nicht bekannt und er versuchte sich mit „mangelnder Rechtskenntnis“ und dem „Chaos in seinem Büro“ zu entschuldigen. Die Vorsitzende äußerte in ihrem Urteil, dass „die Allgemeinheit vor Gravenreuth geschützt“ werden müsse. Durch ein vorangegangenes Urteil wegen Urkundenfälschung fiel das Urteil ohne Bewährung aus.[16][17][18][19][20] Gravenreuth legte Berufung ein.[10] Am 17. September 2008 wurde Gravenreuth in diesem Verfahren zu einer Haftstrafe von 14 Monaten ohne Bewährung verurteilt. Das Urteil lautete auf versuchten Betrug, die Vorstrafe im Verfahren vom 16. April 2008 wegen Untreue floss in die Strafbemessung mit ein.[21][22][23]. Der Anwalt von Gravenreuth hat gegen das Urteil Revision eingelegt. Die Generalstaatsanwaltschaft München hat ein anwaltsgerichtliches Verfahren gegen Gravenreuth eingeleitet (siehe dazu auch oben die Angaben zur BRAO und Ehrverlust).[24]

Die Revision wurde mit Urteil vom 2. Februar 2009 zurückgewiesen.[25] Das Kammergericht wertet die strafbare Handlung von Gravenreuth als einen vollendeten Betrug, nicht nur als Versuch. Somit muss Gravenreuth eine 14-monatige Haftstrafe antreten
02.11.2007, 22:23 Spielenarr (209 
Die mussten später so lange "Rise of the Robots" spielen, bis sie tot waren.


Zum Glück musste ich das nicht, hihihi.
28.02.2007, 17:47 Herr Planetfall [Mod] (4034 
Die mussten später so lange "Rise of the Robots" spielen, bis sie tot waren.
28.02.2007, 14:36 Lichking (313 
Also sowas. Ich weiß von den damligen Zeiten ja gar nix. Ich hätte wahrscheinlich auch Angst gehabt. Mehr als genug. Was ist eigentlich bei denen passiert die mit Raubkopien erwischt wurden?
28.02.2007, 09:49 mars0x (122 
Meinen Soft & Sound Mitgliedsausweis hab ich sogar noch hier herumliegen

Meine Filiale war in Bremen-Nord. Hatte damals gar nicht mitbekommen, warum der Laden plötzlich dicht war
28.02.2007, 08:30 lemmy07 (676 
Bei Soft und Sound war ich auch Mitglied. Hab mir aber meistens die Spiele wirklich nur ausgeliehen, gespielt und dann wieder zurück gegeben... Fand ich auch sehr schade, dass der Laden zu gemacht hat, wobei es den mind. 1 Jahr, eher sogar noch länger gab. Kann mir fast nicht vorstellen, dass die das ohne Lizenz so lange hätten machen können...
27.02.2007, 22:26 arctangent (328 
Und Gravenreuth lebt ja immer noch.
Abmahnungen are the new Hausdurchsuchungen.
25.05.2005, 16:33 Greg Bradley (2567 
Jetzt, wo Du es sagst, es gab damals wohl nicht nur Soft & Sound (die waren eben schon eine richtig große Kette), sondern auch zahlreiche kleinere Läden, die Spiele verliehen. Jedenfalls ereilte alles das gleiche Schicksal.
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