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Das Interview mit Heinrich Lenhardt wurde am 22.11.2012 veröffentlicht.

Steckbrief
Name: Heinrich Lenhardt
Jahrgang: 1965
Karriere: Happy-Computer, Power Play, Video Games, PC Player, buffed und im Laufe der Jahre allerlei freiberufliche Aktivitäten bei GameStar, PC Games, GamersGlobal.de, CHIP Power Play, usw.
Webseite: http://www.lenhardt.net oder http://www.spieleveteranen.de



Interview vom 15.02.2015

?: Wie bist du überhaupt auf die Idee gekommen ein digitales Buch zu schreiben?
hl: Für eine Weiterführung der Print-Zeitschrift „CHIP Power Play“ wollte sich nach vier erschienen Ausgaben leider kein Verlag finden. Auch die Idee, in Form eines Tablet-Magazins das Projekt in eigener Regie fortzusetzen, scheiterte an wirtschaftlichen Gegebenheiten. Ohne irgendeine Art von Vorfinanzierung ist es schwer möglich, mit einem ganzen Redaktions- und Layout-Team zu arbeiten. Deshalb suchte ich nach einem „Solo-Projekt“, bei dem ich meine Arbeitszeit investiere, aber ansonsten keine großen Kostenrisiken habe. Auf das Format eBook brachte mich der Kollege Stefan Wischner. Der hatte sein Sachbuch „OneNote Secrets“ für Kindle veröffentlicht und meinte in einem Gespräch, dass ich das Format doch auch mal ausprobieren könnte. Ich hatte seit einiger Zeit eine Spielejahrbuch-Idee im Hinterkopf, die schien mir ziemlich ideal dafür zu sein – so nahm das Projekt seinen Lauf.
?: Wie lange hast du an dem Buch gearbeitet bis es fertig war?
hl: Das ist etwas schwer zu sagen, weil ich während der Buchentstehung hier und da andere Aufträge eingeschoben hatte, also nicht jeden Arbeitstag im Monat mit dem Buch verbrachte. Etwa im Juli 2014 ging’s mit dem Konzept und den ersten Textversuchen los, die Schreiberei war im Dezember 2014 abgeschlossen. Dann gingen noch einige Wochen drauf für Dinge wie mehrmaliges Gegenlesen oder die Cover-Gestaltung (letztere verdanke ich Christian Ziegler, der auch das Original-Layoutkonzept vom buffed-Magazin gemacht hatte – damals, 2007, als es noch gut aussah).
?: Welche großen Veränderungen in der Spielewelt hat es in den letzten 30 Jahren gegeben?
hl: Ha, mit der Antwort könnte man fast schon eigenes Buch füllen ;) Computer- und Videospiele haben sich inzwischen als Unterhaltungsmedium fest etabliert, was nach dem Crash des Atari-Marktes 1983/84 gar nicht so sicher war. Da fragte man sich schon, ob diese elektronischen Spielereien vielleicht nur eine Modeerscheinung waren, deren Zeit irgendwann wieder vorbei ist. Heutzutage ist alles größer, professioneller, schöner, komfortabler, zugleich sind die Überraschungen und Innovationen seltener geworden. Aus der Hobbyisten-Szene wurde ein Big Business – und dank des Aufstiegs digitaler Vertriebsplattformen können zugleich unabhängige Entwickler leichter denn je ein Millionenpublikum erreichen.
?: Welche Zielgruppe soll dein Buch ansprechen?
hl: In erster Linie die Frühgeborenen, welche in den 80er Jahren schon selber gespielt haben. Ich hoffe, das Buch bringt nicht nur schöne Erinnerungen zurück, sondern enthält auch einige neue Hintergrundinformationen. Für mich war die Recherche spannend, weil ich dabei viele Zusatzdetails über die Entstehung der Spiele von damals lernen konnte. Und ich denke, dass neben den obligatorischen Klassikern auch genug Geheimtipps abgedeckt werden, um selbst Spieleveteranen hier und da zu überraschen. Ich habe auch Feedback von Buchkäufern erhalten, die 1984 noch zu jung für das Computerspiele-Hobby waren, sich aber für die Geschichte des Mediums interessieren. Das ist natürlich schön, wenn sich auch „junge Leute“ für das Thema interessieren.
?: Glaubst du das du den Retro-Freaks mit dem Buch neue Einblicke verschaffst?
hl: Ich denke schon. Zum einen wegen meiner subjektiven Ansichten, die man natürlich nicht immer für gut und richtig halten muss, aber die vielleicht auf neue Aspekte hinweisen. Dazu kommt der Multiplattform-Ansatz: Ich sehe das Jahr nicht nur aus der C64-Brille, sondern berücksichtige auch Apple II, Atari 800, Spectrum & Co. Das war ja das große Glück, 1984 bei Happy-Computer gearbeitet zu haben: Da standen die ganzen Kisten rum.
?: Wird es eine Buch-Fortsetzung geben?
hl: Ich hoffe es! Die Resonanz auf „1984“ war bisher recht erfreulich, ich bastele derzeit an einer ersten Kandidatenliste für mögliche „1985“-Titel. Jedes verkaufte „Spielejahr 1984“ hilft natürlich, den Autoren und seine hungrigen Haustiere durchzufüttern :) Wer sich für Updates interessiert, sollte lenhardt.net im Auge behalten - da gibt’s auch eine Möglichkeit, dem Newsletter-Verteiler beizutreten. Facebook-Liebhabern sei https://www.facebook.com/spielejahre ans Herz gelegt.
?: Wie sehr vermisst Du, im fernen Vancouver, Deine Lieblingskultboys Retrofrank und Cassidy?
hl: Ja, absolut - alleine wegen ihrer Bubble-Bobble-Outfits :) Der Kontakt zur deutschen Szene geht mir schon ein wenig ab. Ich liebäugele mit einem Deutschlandbesuch im Laufe des Jahres, aber vorher muss ich erst mal ein paar eBooks mehr verkaufen ;)
?: Danke für das Interview Heinrich, ich wünsche dir noch viel Erfolg in deinen weiteren Leben.

Interview vom 22.11.2012


?: Fangen wir mal von ganz vorne an: Wie hat deine Karriere als Redakteur bei der Happy Computer angefangen? Was hast du davor gemacht? Hattest du schon Erfahrung mit einem Computer und wenn ja, welches System?
hl: Ich kam relativ frisch von der Schule und hatte als "Berufserfahrung" lediglich ein paar Praktikumsmonate bei einem Münchner Wochenanzeiger vorzuweisen. Meine "Fachkenntnisse" beschränkten sich auf meine Videospiele-Leidenschaft, ich hatte das Atari VCS und das ganz famose Colecovision, mein Bruder steuerte ein Intellivision bei. Mit Computern hatte ich damals nur minimale Erfahrung. Ich hatte riesiges Glück, dass ich ein Bewerbungsgespräch mit dem damaligen stellvertretenden Happy-Chefredakteur (und späteren Verlagsleiter) Michael Scharfenberger ergatterte. Der fand mich irgendwie ganz drollig und gab mir die Gelegenheit eines Redaktionspraktikums.
?: Mit der Happy Computer Ausgabe 12/84 fing deine Karriere als Spiele-Tester an, kannst du dich noch an deinen allerersten Arbeitstag erinnern? Vor allem, wie war er?
hl: Ich tummelte mich schon seit März 1984 öfters in der Redaktion und am 1.4. startete mein Praktikum offiziell. Im Prinzip war ich als Allround-Redakteur eingeplant, interessierte mich aber - wen wundert's - vor allem für all die schönen Spiele. Ende des Jahres wurde ich als Redakteur übernommen und hatte auch schon tüchtig Geld in einen Privat-C64 plus Floppylaufwerk investiert. Am Anfang war ich natürlich sehr nervös, aber die Kollegen waren nicht nur extrem nett und hilfsbereit, sondern oft auch selber noch relativ neu - Happy-Computer gab's ja erst seit Herbst 1983. "Computer-Journalist" war damals ein sehr moderner, exotischer Berufszweig.
?: Zu den Anfangszeiten deiner Karriere wurden Videospiele besonders in Deutschland von der breiten Masse ja noch viel skeptischer beäugt als heute noch.Hast du da irgendwann mal kritische oder abfällige Kommentare geerntet, wenn du gesagt hast, daß du beruflich Computerspiele testest?
hl: Gar nicht, und das hätte mich auch gar nicht gestört. Die Leute waren eher verblüfft, dass ein junger Hallodri wie ich schon eine Visitenkarte hatte, auf der "Redakteur" stand. Meine Eltern waren mächtig stolz und hatten mir immer viel Rückenwind gegeben - das zählte.
?: Welches war damals dein Lieblingsgenre, und was faszinierte dich daran so?
hl: Oh, ich habe Mitte der 80er Jahre so ziemlich alles gerne gespielt. Simulationen vielleicht weniger, Sportspiele dagegen mehr. Meine erste große Computerliebe war International Soccer und dann kam bald Summer Games. Die Liebe fürs Sportgenre hat sich lange gehalten, auch wenn ich bei FIFA und NHL in den letzten Jahren etwas den Anschluss verloren habe.
?: Über welches Spiel hast du deinen ersten Test geschrieben?
hl: Happy-Computer 5/84, Seite 29; "Scuba Venture" im Rahmen des Hardware-Tests vom IBM PC jr. Keiner erinnert sich mehr an das Ding, mein Fazit war auch eher verhalten: "Die farbenfrohe Szenerie kann nicht darüber hinwegtäuschen, daß die Handlungsmöglichkeiten für den Spieler recht begrenzt sind."
?: Wie hast du die Kollegen in Erinnerung? War alles mehr familiär?
hl: Ja, sehr familiär (im angenehmen Sinne). Zu diesem ersten Spieletest bin ich zum Beispiel gekommen, als Kollege Andreas Hagedorn sein Testgerät des IBM PC jr. auspackte, bei dem auch zwei Spielmodule (!) dabei waren. Damit konnte er nicht so viel anfangen und steckte sie mir deshalb spontan zu: "Schreib' mal was." Die Kollegialität und der Zusammenhalt des Teams waren fantastisch, sonst hätte ich in meiner Eigenschaft als nervöser, ziemlich ahnungsloser Jüngling wohl kaum die Probezeit überlebt. Michael Lang war sowas wie die schnurrbärtige Mutter der Happy-Kompanie, fachlich und menschlich ein super Typ.
?: Wieviel verdiente man als Redakteur?
hl: Ich meine mich zu erinnern, dass nach dem Praktikum mein erstes Redakteursgehalt so um die 2000 Mark brutto lag. Aber ohne Gewähr, ist schon lange her.
?: Was waren die skurrilsten Erlebnisse, die du mit deiner Zeit bei der Happy Computer / Power Play verbindest?
hl: Positiv skurril jede Menge Spiel und Spaß mit den "Gleichaltrigen", also Kollegen wie Boris Schneider, Gregor Neumann oder Toni Schwaiger (ohne dass ich jetzt ein bestimmtes Beispiel nennen könnte... außer vielleicht den Dreharbeiten zu "Bavaria Vice").


Heinrich anno 1988
?: Wenn du heute die Möglichkeit hättest, würdest du etwas anders machen mit der Happy Computer / Power Play als damals?
hl: Mit der Power Play hatten wir inhaltlich vieles richtig gemacht und einen strammen Kurs als strenges Kaufberatungs-Organ gefahren. Ich wünschte mir nur, ich wäre geduldiger mit den Verlagsmühlen gewesen. So hatte ich Ende 1989 gekündigt, um dann in der Folge die Redaktion doch wieder jahrelang als freier Mitarbeiter heimzusuchen. Aber mit Mitte 20 hat man halt nicht den stabilsten Geduldsfaden.
?: Hattest du noch andere Aufgaben außer Spiele-Testen?
hl: Oh ja, zu Beginn meiner Happy-Computer-Zeit bearbeitete ich zum Beispiel Listings, testete Hardware wie MSX-Computer und Heimanwendungen wie frühe DTP-Programme oder wagte mich gar an die Beurteilung von BASIC-Erweiterungen. Erst nach und nach hatte ich den Spieleteil unterwandert.
?: Wie darf man sich einen Arbeitstag vorstellen? Wie lief das so ab?
hl: Kaffee fassen, Posteingangsfach leeren, viel emsiges tippen, gelegentliche Redaktionskonferenzen. Zwar noch keine E-Mail, aber dafür mehr Zeit am Telefon verbracht... und Ferngespräche waren damals noch richtig teuer. Also nicht dramatisch anders als in anderen Büroumgebungen, nur dass man sich öfters mit einem neuen Computer oder einem Programm beschäftigt hat. Oh, und für Bildschirmfotos verzog man sich ins stille dunkle Kämmerlein, denn die wurden noch mit Analogkamera und Diafilm vom Bildschirm abfotografiert.
?: Welches war der dümmste Leserbrief, und welches der lustigste (egal, welche Zeitschrift)?
hl: Da muss ich passen, weder positiv noch negativ ist mir kein bestimmter Leserbrief in Erinnerung geblieben. Was mich bei Power Play beeindruckte, das waren Leserkreationen der Starkiller-Fans - von tollen Zeichnungen bis zum Modellraumschiff-Nachbau.
?: Gibt es Spiele, die du heute besser oder schlechter bewerten würdest? Bei welchen Spielen wich die Redaktionsnote am meisten von deinem eigenen Empfinden ab?
hl: Bei Power Play wurden die Wertungen in einer Konferenz finalisiert, bei der der testende Redakteur seinen Wertungsvorschlag in der Gruppendiskussion rechtfertigen musste. Dieser Prozess hatte der Seriosität der Wertungen sicher geholfen. Klar wirken viele alte Spiele aus heutiger Sicht überbewertet, weil man sich damals durchaus auch von der Technik beeindrucken ließ, die dann nicht immer vorteilhaft alterte. Aber im Rahmen der Maßstäbe zum Testzeitpunkt waren die Wertungen schon in Ordnung. Ich hatte, glaube ich, Kick Off (57%) die weltweit niedrigste Wertung gegeben, aber dazu stehe ich heute noch ;)
?: Wie sind die internen Wertungskonferenzen ganz genau abgelaufen? Wurde wirklich demokratisch abgestimmt, oder hatte die Meinung der Hauptester ein höheres Gewicht? Manchmal wich die Gesamtwertung der Power Play ja deutlich vom Meinungskasten der jeweiligen Tester ab.
hl: Die Haupttester hatten natürlich am meisten Gewicht, weil sie das Spiel am besten kannten. Man konnte sie hinterfragen oder bei Vergleichen mit anderen Wertungen eine Diskussion entfachen. Klar kamen dabei immer wieder mal Kompromisse heraus. Auf der anderen Seite hatte das System den Vorteil, dass es auch bei Tests von neuen Kollegen ein Sicherheitsnetz darstellte, das Wertungsausreißer verhinderte - es konnte ja nicht jeder jedes Spiel kennen und wir legten auf die Vergleichbarkeit unserer Wertungen... wert.
?: Was hältst du generell von Wertungen? Würdest du immer noch ein Spiel nach Prozenten bewerten, so wie es viele Spielemagazine heute noch handhaben? Oder sollte man lieber einen ausführlicheren Testbericht schreiben und ein knappes aber schlüssiges Fazit ziehen?
hl: Die Antwort gibt die CHIP Power Play vom November 2012, wo es nur eine betont subjektive Testerwertung auf der 5-Sterne-Skala gibt, die nicht den Anspruch hat, die ganze Redaktion zu repräsentieren. Ich war lange Zeit sehr vom Prozentsystem überzeugt, das aber aus einer Zeit ist, an der man Spiele stärker anhand von "objektiven" Kriterien wie Technik oder Featurelisten vergleichen konnte. Mittlerweile haben wir höhere Qualitätsstandards, mehr Plattformen und so viel spielerische Vielfalt, dass ich Meinungsäußerungen ohne Zuhilfenahme eines Rechenschiebers vorziehe. Boris war mit seiner Sternchen-Wertungsreform bei PC Player Mitte der 90er Jahre seiner Zeit voraus gewesen.
?: Könnte es sein, daß ihr mit Beginn der 90er und dem Aufstieg von PC und diversen Konsolen die Spiele, die noch für Plattformen wie den Amiga oder den C64 erschienen etwas überkritisch bewertet oder zeitweise auch ein wenig vernachlässigt habt?
hl: Nicht vorsätzlich. Wir waren insofern verwöhnt, als dass wir recht früh Zugriff auf die neuesten Konsolen hatten. Ich vergesse nie den Tag, als Martin Gaksch die importierte PC-Engine anbrachte und ohne große Vorworte R-Type einlegte - da klappten die Kinnladen reihenweise runter. Oder das erste Import-Zelda auf dem US-NES - großes Kino. Viele frühe Amiga-Titel waren spielerisch einfach nicht gut, das wurde erst im Laufe der Jahre besser. Klar kann man über einzelne Wertungsausreißer immer wieder diskutieren, aber es gab keine Agenda oder Hardware-Fanboys in der Redaktion, wir legten die Maßstäbe halt hoch an (und haben auch viele Konsolenspiele verrissen).
?: Wer hatte die Idee zum Starkiller Comic? Kommt Trantor irgendwann wieder zurück?
hl: Das war eine dumme Idee von Boris und mir im Anschluss an einen Kinobesuch. Wir hatten den Film "Explorers" gesehen, in dem es einen Charakter namens "Starkiller" gibt. Den Namen fanden wir so wunderbar bescheuert, dass wir ihn erst für eine Spieletest-Parodie in einem unserer Sonderhefte verwendeten. Als wir dann entdeckten, dass unser Power-Play-Layouter Rolf Boyke ganz nebenbei ein richtiger Comickünstler ist, gab's kein Halten mehr. Boris und ich schrieben die "Drehbücher", Rolf erfand den kompletten Look und ergänzte viele Gags im Detail.

"Trantor sich mächtig freuen über Comeback in CHIP Power Play!"
?: Wer von euch kam im Sommer 1990 auf die Idee auch kurze Testberichte von Büchern, Filmen, Musik und Comics in der Power Play vorzustellen? Sowas ist ja nicht gerade ein Fachgebiet von Spielemagazinen gewesen.
hl: Das war ein Horizonterweiterungs-/Selbstverwirklichungs-Experiment à la "Wir wollen auch mal über Sachen jenseits von Spielen schreiben, die uns interessieren". Ein Verlagshintergedanke war es wohl auch, ob man damit neue Anzeigenkunden anlocken könnte. Aber die Rubrik sorgte weder für sonderlich viel Ruhm noch Reichtum.
?: Warum hast du die Power Play verlassen?
hl: Ich war Ende 1989 frustriert über den mühsamen Weg von der Happy-Computer-Beilage zur eigenständigen monatlichen Zeitschrift und hatte mit einem Job- und Ortswechsel geliebäugelt. Letztendlich hatte ich meine Bindung sowohl an Power Play als auch den Standort München unterschätzt. Also blieb ich danach noch ein paar Jahre als fester Freier an Bord, aber nicht mehr mit chefredakteurlicher Verantwortung.
?: Wie kam es zum Entstehen der PC Player? Wer hatte die Idee dazu?
hl: Boris und ich brüteten PC Player zusammen aus. Durch den offensichtlichen Siegeszug des PCs als Heim-Spielmaschine schien die Zeit reif für ein neues Konzept zu sein.
?: Wer hatte die Idee zum Multimedialeserbrief, dem ersten redaktionsinternen Spaßfilmchen der deutschen Computerzeitschriftenära?
hl: Das war eine weitere Spinnerei von Boris und mir, ausgelöst durch meinen Privatkauf einer billigen Videokamera und der Tatsache, dass wir die ersten Heft-CDs produzierten - gigantische Mengen an freiem Speicher, die mit kreativem Irrsinn gefüllt werden konnten! Wir holten nach den ersten Selbstversuchen ganz schnell Toni Schwaiger als Video-Profi dazu. "Multimedia" war damals im frühen CD-ROM-Zeitalter ein allgegenwärtiges Modewort, also packten wir es (selbstironisch gedacht) in den Titel.
?: Gibt es einen Witz der noch nie über "Poing" veröffentlicht wurde, und wenn ja, wie lautet er?
hl: Poing lieferte mit Attraktionen wie der "Westernstadt" No Name City oder dem lauschigen Wildpark unzählige Realsatire-Steilvorlagen, die man besser nicht erfinden könnte. Wir fanden einfach den an "boing!" erinnernden Ortsnamen unerhört lustig. An unerzählte Witze kann ich mich nicht mehr erinnern, die haben wir wohl aller mit der Öffentlichkeit geteilt.
?: Im Zeitraum 1991-1993 hast du immer wieder bei den verschiedensten Zeitschriften mitgearbeitet (Gamers, N, PC Review, video interaktive). Wie kam der ständige Wechsel zustande?
hl: Das war kein ständiges Wechseln des Arbeitgebers, ich war vielmehr in der Zeit als freier Journalist tätig, der halt für verschiedene Klienten schreibt. "N" fand übrigens erst zu PC-Player-Zeiten statt und stammte auch vom DMV Verlag, bei dem ich damals angestellt war.
?: Was denkst du über den Werdegang bzw. Niedergang der Power Play?
hl: Ich hatte das Heft so ab dem PC-Player-Start nicht mehr intensiv verfolgt. Die Endphase hatte ich dann wieder mitbekommen, als Ende der 90er Jahre PC Player und Power Play unterm selben Verlagsdach landeten. Heftkonzept und Team hatten sich bei Power Play stark verändert und redaktionelle Experimente wie den "Spieletest in Fortsetzungen" waren nicht überwältigend. Den kurzlebigen Versuch, Power Play nach dem Print-Ende als reines Online-Magazin fortzuführen, fand ich qualitativ auch nicht berauschend.
?: Was ist mit den getesteten Spielen passiert, die du bekommen hast? Konntest du diese behalten?
hl: Ja, die wanderten ins Redaktionsarchiv - was auch immer aus dem geworden ist. Bei großzügigen Bemusterungen sprang auch mal ein Privatexemplar für den Redakteur ab. Bedingt durch viele Umzüge hat sich mein Privatbestand ziemlich entschlackt und ich habe nur noch wenige alte Perlen aus der C64-Ära wie Elite oder Summer Games II im Schrank stehen.
?: Wieviel Prozent hast du von deiner Arbeitszeit gespielt und wieviel hast du geschrieben?
hl: Das ist schwer festzunageln, weil spielen häufig in der "Freizeit" (abends und am Wochenende) stattfand. Die Mehrzahl der Kernarbeitszeit-Stunden ging sicher für "richtige" Arbeit drauf. Neben der eigentlichen Schreiberei gibt's in einer Redaktion ja auch einen gewissen Verwaltungsaufwand - von der Redaktionskonferenz über Firmenkontakte bis zur Leserpost-Bearbeitung.
?: Wie lange wurde ein Spiel normalerweise getestet (insbesondere Rollenspiele!)? Benutzte man da auch öfters Cheats, um schneller fertig zu werden?
hl: Die meisten Spiele waren früher weitaus weniger komplex als heutige Neuerscheinungen, bei vielen simplen Actionsachen reichten ein paar Stunden Testaufwand. An Adventures oder Rollenspielen saß man natürlich länger und da wurde auch mal der Disketten-Monitor angeworfen, um z.B. bei The Bard's Tale II die Charaktere aufzumotzen. Cheats waren aber die Ausnahme und wir setzten sie nur gegen Ende einer Testphase ein, um möglichst schnell noch möglichst viel vom Spiel zu sehen.
?: Hast du auch privat am Computer gespielt, oder hattest du die Nase voll?
hl: Klar wurde auch privat gespielt, ich steckte einen guten Teil meines Netto-Einkommens in Computer für zuhause. Nach dem C64 musste der wunderschöne, schweineteure Amiga 1000 her. Den Atari ST wollte ich eigentlich aussitzen, aber angesichts von Dungeon Master war auch der privat fällig (danke nochmal an den Kollegen Reetz, der mir seinerzeit das Disketten-TOS ins ROM lötete... oder so ähnlich).
?: Habt ihr auch die Konkurrenzmagazine gelesen und deren Testberichte mit euren verglichen? Was ist dran an der damaligen Feindschaft zu anderen Magazinen wie der ASM oder dem Amiga Joker? Gab es da wirklich knallharte Differenzen, oder war es einfach nur der gesunde Konkurrenzkampf?
hl: Klar, insbesondere die ASM hatten wir intensiv verfolgt - wenn die mal ein Testmuster vor uns hatten, loderte die Eifersucht. Ich war schon irgendwie neidisch, dass die uns zuvor gekommen waren und ein monatliches Spielemagazin veröffentlichten, während wir noch mit Sonderpublikationen rumwurstelten. "Feindschaft" würde ich es nicht nennen, wir hassten uns ja nicht persönlich. Es war eher eine gute Rivalität, die allen Zeitschriften gut getan hat; so schärfte mein sein eigenes Profil und für die Leser gab's eine schöne Auswahl unterschiedlicher Spielehefte am Kiosk.
?: Zu welchen deiner ehemaligen Kollegen hast du, die Spieleveterenen mal ausgenommen, noch Kontakt?
hl: Nicht zuletzt dank CHIP Power Play gab's wieder einige Kontaktauffrischungen mit Mitgliedern der alten Garde, zum Beispiel Michael Hengst oder Starkiller-Zeichner Rolf Boyke. Mit Martin Gaksch tausche ich die eine oder andere E-Mail im Jahr aus und mit den Podcast-Veteranen spricht man sich natürlich öfters. Die meiste Zeit stecke ich ja in Vancouver, also beschränken sich die diplomatischen Beziehungen auf Mails oder Skype.
?: An welche/n Test/s kannst du dich noch gut erinnern, und welches Spiel hat dich damals am meisten aufgeregt? Dein Favorit?
hl: Die "Power-Gurken" verdrängt man doch recht schnell und es überwiegen die Erinnerungen an die guten Spiele. Ich müsste jetzt erst mal ein paar alte Jahrgänge durchblättern, damit mir (außer der nervigen Kick-Off-Steuerung) negative Aufreger einfallen (und auch dann käme es zu gelegentlichen "ach, das habe ICH damals getestet?"-Erlebnissen... abnehmende Gedächtnisleistung und so). Zu den schönsten Erinnerungen gehören:
- Feierabendturniere mit International Soccer oder Summer Games in der 64'er-Redaktion.
- Morgens in der S-Bahn mit Boris austauschen, was wir am Vorabend voneinander unabhängig in Elite erlebt haben.
- Nochmal Boris: Unsere "Adventure-Hotlines", wenn wir uns privat zusammen telefonierten, um Puzzlelösungen in Maniac Mansion oder The Lurking Horror (Infocom) zu diskutieren.
?: Letztens kam die Frage auf, wer wohl das erste mal das Wort "Obermotz" mit dem Endgegner eines Computerspiels in Verbindung brachte. Was meinst du?
hl: Ich habe keinen Markenschutz angemeldet ;) Es könnte eine Lenhardt'sche Wortschöpfung sein, ich dachte damals grob an eine Kreuzung aus "Obergegner" und "böser Motz" - kann aber nicht ausschließen, es woanders aufgeschnappt zu haben.
?: Warum bist du damals nach Vancouver gezogen?
hl: Ende der 90er Jahre hatte ich nach mehr als zehn Berufsjahren in Spielemagazin-Redaktionen das Gefühl, irgendwie so ziemlich alles gesehen zu haben - und ich wollte schon immer mal einige Zeit im Ausland verbringen. Damals ergab sich die Gelegenheit, als Korrespondent zunächst in die USA (Berkeley, Kalifornien) zu ziehen, nach drei Jahren ging's weiter nach Vancouver, wo ich hängen geblieben bin. Im Gegensatz zu den USA verfügt Kanada nämlich über ein faires, funktionierendes Einwanderungssystem, was ganz angenehm ist, wenn man nicht immer auf die Gnade eines Pressevisums angewiesen sein will. Der Großraum Vancouver ist sehr schön (trotz viel Regen... dafür nur sehr selten Schnee) und der Anschluss an den Rest der Westküste gut. Inzwischen bin ich auch mit einer schönen Landestochter verbandelt und leiste elementare Beiträge zur Vertiefung der deutsch-kanadischen Freundschaft :)
?: Spielst du heute noch? Wenn ja, welche sind deine Favoriten?
hl: Auf jeden Fall - viel auf PC, aber z.B. auch Xbox 360, iPad oder PS Vita. 2012 haben mir zum Beispiel Mass Effect 3, Guild Wars 2, The Walking Dead oder Torchlight 2 sehr gut gefallen, außerdem erwarte ich Far Cry 3 vorfreudig. Nachholen muss ich auch noch vielversprechende Titel wie XCOM oder Dishonored.
?: Welches System war denn dein Favorit in der Spielhalle, bei Konsolen und bei den Computern im Laufe der Jahre gewesen?
hl: System im Sinne von "Hardware"? Ich fand den Road-Blasters-Automaten sehr cool, als er rauskam. Der schönste, edelste Computer war für mich der Amiga 1000, als "ihrer Zeit voraus"-Konsolen waren PC-Engine und Sega Dreamcast bemerkenswert. Unterwegs habe ich am meisten Spielzeit mit diversen Nintendo-DS- und iPad-Modellen verbracht.
?: Was ist das beste Spiel aller Zeiten? Warum?
hl: Die Frage lässt sich für mich nicht eindeutig beantworten, weil Geschmäcker und Hardware-Epochen so verschieden sind.
?: Spielhalle, Konsole oder Computer, was ist dein Spielefavorit im Laufe der Jahre gewesen?
hl: Wenn ich mir wirklich ein System aussuchen müsste, dann wäre es der moderne Online-PC. Vom AAA-Blockbuster über schräge Indie-Projekte bis hin zu Browser-Spielen gibt's für die Windows-Kisten unerhört viel gutes Zeug.
?: Welcher Homecomputer war dein absoluter Favorit in den 80ern?
hl: Den imposanten Atari 800 mit seinen vier Joystick-Ports hatte ich bewundert, mich aber pragmatisch für den Commodore entschieden. International Soccer und Summer Games waren schuld. Ich mochte zum Beispiel auch den Sony Hit Bit, einen MSX-Heimcomputer. Super verarbeitet mit guter Tastatur, futuristischer Technologie wie 3,5-Zoll-Disketten... nur hat ihn keiner gekauft, weil der C64 den Software-Vorsprung hatte.
?: Was hältst du von Emulation? Spielst du sogar ab und zu mit einem Emulator?
hl: Emulatoren sind sehr wertvoll, um den Spiele-Kulturschatz längst untergangener Systeme besser erhalten zu können. In einer perfekten Welt würde man die Oldies an original Hardware spielen, aber nicht jeder verfügt über ein vollständiges Hardware-Museum. Ich habe mich vor allem mit VICE (C64-Emulator) beschäftigt und wollte mir die Tage auch mal den Amiga-Emulator WinUAE ansehen. Nicht zu vergessen sind die Emulationen auf modernen Systemen wie z.B. die Virtual Console fürs Nintendo Wii.
?: Ist die Spieleszene wirklich so einfallslos geworden, wie die Retrofreaks immer jammern, oder haben wir heute nicht auch Vieles erreicht, von dem wir damals nur geträumt haben. Was hätte im Bereich Videogames seit damals anders/besser laufen können/müssen?
hl: Vor fünf oder zehn Jahren konnte man mit größerer Berechtigung über Einfallslosigkeit klagen. Aber dank digitaler Vertriebsplattformen oder Finanzierungsoptionen wie Kickstarter bricht derzeit eine goldene Spiele-Ära an. Von den jährlichen Versionen teurer Blockbuster-Serien kann man vielleicht keine Hochrisiko-Innovationen erwarten, aber die Indie-Szene ist durch Steam & Co. in voller Blüte. Man schaue sich nur an, wie viele Old-School-Entwickler jetzt mit Kohle von der Fanbasis neue Spiele mit alten Tugenden entwickeln können. Und die System-Vielfalt ist so gut wie lange nicht mehr. PC, Smart Phones, Tablets - und mit Wii U fiel der Startschuss für eine weitere Konsolengeneration. Also wenig Grund zum Jammern :)
?: Wieso sterben in Deutschland die Spielezeitschriften langsam aus und welches Magazin ist momentan dein Favorit? Oder kriegt man in Vancouver vom deutschen Zeitschriftenmarkt überhaupt etwas mit?
hl: Ich bin in der Tat etwas hinterher in Sachen deutsche Zeitschriften und bekomme alle Jubeljahre mal ein Belegheft nach Kanada geschickt. Deutschland geht's ja noch relativ gut, in anderen Märkten sind Print-Spielemagazine noch schlechter dran. Generell ist es halt ein Problem, wenn man vor allem auf Inhalte setzt, die das Internet schneller und gratis liefert. Früher verkauften wir Hefte mit heißen News, "ersten Tests" oder einem dicken Tipps-Teil - alles schöne Dinge, die man mittlerweile besser online findet. Ein Patentrezept habe ich natürlich auch nicht zur Hand. CHIP Power Play ist zum Beispiel ein Experiment, das einige alte Print-Tugenden pflegt und zugleich mit einem neuartigen Themenmix versucht, eine "Edel-Nische" zu besetzen.
?: Momentan erscheinen ja sehr viele Retro-Gaming-Magazine, sowie viele Retrogaming-Berichte in aktuellen Zeitschriften. Kennst Du vielleicht gewisse Zeitschriften wie die RETURN, die sich hauptsächlich auf 8-Bit Themen spezialisiert hat, oder die RETRO und bist Du der Meinung das die Retrogaming-Welle nur ein momentaner Hype ist?
hl: Verwunderlich ist es nicht, weil's ja immer mehr "ältere" Spieler gibt. Von daher glaube ich nicht, dass es sich nur um einen vorübergehenden Hype handelt. Ich denke schon, dass Leute, die vor ein paar Jahrzehnten intensiv spielten, auch heute noch über das Medium lesen wollen. Ausschließlich über historische Themen zu schreiben wäre auf Dauer vielleicht etwas zu fade, deshalb versuchen wir bei CHIP Power Play den thematischen Brückenschlag zwischen Vergangenheit und Gegenwart.
?: Was müsste geschehen, damit die heutigen Spiele auch wieder "kultig" werden können?
hl: Kultigkeit liegt im Auge des Betrachters und ist ebenso relativ wie altersabhängig. Wer mit den Spielen von heute aufwächst, wird sie in 25 Jahren als ähnlich kultig empfinden, wie wir heute die C64-Klassiker.
?: Welches deiner Projekte hat dich im Nachhinein am meisten interessiert/bewegt?
hl: Die erste Liebe ist ja häufig die schönste, von daher hat die klassische Power Play sicher einen besonderen Platz in meinem Herzen. Nicht zuletzt auch, weil wir damals vieles lernen und ausprobieren konnten.
?: Gibt es Projekte, die du dir für deinen späteren Weg noch unbedingt vorgenommen hast?
hl: CHIP Power Play war jetzt eine sehr schöne Erfahrung; mal schau'n, ob in der Richtung vielleicht mehr geht. Ansonsten bin ich ganz optimistisch, was die Verbreitung von Tablets als Zeitschriftenlesegeräte angeht. In dem Sektor dürfte in den nächsten Jahren noch einiges an Innovationen passieren.
?: Du warst ja eine Zeit lang zurück in Deutschland, hatte Computec gelockt (buffed.de), oder hatte das private Gründe?
hl: Da lockte primär der Job. Meine damalige Gattin wollte auch privat wieder nach Deutschland zurück, während ich mich in Kanada sehr wohl gefühlt hatte. Computec ist ja im Raum Fürth/Nürnberg ansässig, während mein alter Bekanntenkreis vorwiegend im Dunstkreis von München steckt. Bis ich mir da einen Zweitwohnsitz leisten kann, residiere ich erst mal weiter in Vancouver :)
?: Wer hatte die Idee für den Spieleveteranenpodcast?
hl: Ich vermute, dass das auch so eine Schneider-Lenhardt-Spinnerei war - Anatol war bei der Ideenfindung aber auch früh an Bord. 100% genau kann ich es nicht mehr rekonstruieren.
?: Ist das IPhone/ der IPod der Gameboy der heutigen Zeit? Und wieso sind Casual Games selbst bei den Spieleveteranen (mit Ausnahme von Jörg) so beliebt?
hl: Naja, was ist die Definition von "Casual Game"? Bloß weil ein Spiel auf iOS läuft, muss es nicht zwangsläufigerweise "casual" sein (was viel zu oft als Schimpfwort missbraucht wird). Man hat nicht immer Zeit und Nerv für ein abendfüllendes Epos, da sind iOS- oder Android-Spiele schon sehr angenehm und effizient.
?: Wie kam es zur Sonderausgabe der Power Play, passend zum 25 jährigen? Geboren aus dem Spieleveteranenpodcast oder kam Chip selbst auf die ehemaligen (und nicht ehemaligen) Redakteure zu?
hl: Die Idee entstand in der Spieleveteranen-Runde, ich hatte mal ein erstes Grobkonzept für ein "Veteranen-Magazin" aufgesetzt. Daraus wurde ein paar Monate erst mal gar nichts - denn ohne einen Verlag, der sich um Dinge wie Produktion, Vertrieb und die damit verbundenen Kosten kümmert, ist Print kaum machbar. Die CHIP-Sonderheft-Leute kannten Anatol und ich von der Mitwirkung an deren C64-Retro-Special. Als sich das ordentlich verkaufte, kam ich mit einem kessen "Hey, wolltet Ihr nicht schon immer mal ein Spiele-Sonderheft mit Retro-Aspekt machen?" an. So kam der Ball ins Rollen und das CHIP-Team sprang voll auf Idee an, aus dem Projekt einen modernen Reboot der Power Play zu machen.
?: Welche war die rückblickend spannendste Zeit in der Spielebranche?
hl: Mitte bis Ende der 80er Jahre (die Artenvielfalt der 8- und 16-Bit-Systeme) bzw. heute, wo es wieder eine erfreuliche Anzahl von Plattformen und Spieletypen gibt.
?: Wie denkst du über Retro-Fanatiker wie uns? Ist das cool oder haben wir doch nur alle 'nen Schuss?
hl: Also wenn ihr alle einen Schuss haben solltet, dann bin ich sehr dankbar dafür. :) Es ist sehr schmeichelhaft, dass die ganzen alten Magazine noch auf so viel Interesse stoßen und liebevoll digital archiviert werden (auch wenn ich angesichts mancher meiner früheren Werke heutzutage eher peinvoll die Augen verdrehe und am liebsten die alten Texte redigieren würde). Und Kultboy ist höchst praktisch - ich nutze die Seite selber gerne für Recherchezwecke und staune immer wieder, welche Kuriositäten der Medienlandschaft man beim rumstöbern entdeckt :)

Danke für diese Interview-Gelegenheit und die tolle Arbeit, die ihr hier leistet!
?: Vielen Dank, daß du dir die Zeit für das Interview genommen hast, Heinrich!


Interviewer war Kultboy. Das Copyright des Interviews unterliegt Kultboy sowie Heinrich Lenhardt, eine Kopie hiervon darf nur mit Genehmigung gemacht werden!
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07.10.2018, 14:47 Hallfiry (1010 
Retro-Nerd schrieb am 07.10.2018, 14:22:
Wird er wohl. Das Wort fiel in mehreren Filmen aus den 80ern.


Ne kurze Suche in Google Books zeigt, dass der Begriff ab ziemlich genau 1900 wohlbekannt war und auch in seiner Bedeutung gleich mit heute. In den 70ern und 80ern dachte man es wäre ein Wort der Jugendsprache, aber dazu kann man nur aus der Harald Schmidt Show zitieren: "So hat meine Oma ja schon gesprochen und die is ziemlich alt geworden".
07.10.2018, 14:22 Retro-Nerd (13460 
"..kann aber nicht ausschließen, es woanders aufgeschnappt zu haben."

Wird er wohl. Das Wort fiel in mehreren Filmen aus den 80ern.
07.10.2018, 14:21 Anna L. (2028 
Ein Obermotz ist ja eigentlich einer, der von ganz oben herab motzt.
07.10.2018, 14:17 Gunnar (4890 
Dass Lehnhardt hier für sich in Anspruch nimmt, das Wort "Obermotz" erfunden zu haben (die entsprechende Interviewfrage wiederum suggeriert das keineswegs, da wird nur nach der erstmaligen Verwendung für einen Endgegner gefragt), ist ein wenig anmaßend. Wie mir gestern erst aufgefallen ist, fiel dieses Wort beispielsweise schon in der deutschen Synchronisation von "Police Academy 2", gedreht 1986.
16.02.2015, 11:41 spatenpauli (949 
SarahKreuz schrieb am 16.02.2015, 11:31:
Ja, das der Herr Langer mit Kritik nicht umzugehen weiß, ist kein Geheimnis. Schon die Kritik, dass er mit Kritik nicht umzugehen weiß könnte ihn zur Weissglut (oder sarkastischen Kommentaren) treiben.



Und damit macht er sich wahrscheinlich auch eine Menge kaputt.
Denn vom Grundsatz her find ich das Konzept von GG nicht übel, aber den Kampf gegen die Umsonstmentalität im Internet wird er wohl verlieren.
16.02.2015, 11:31 SarahKreuz (10000 
spatenpauli schrieb am 16.02.2015, 11:18:
SarahKreuz schrieb am 16.02.2015, 11:02:
Warum das denn nicht? Nur wegen Jörg Langer? Da stecken doch viel mehr Leute hinter (und nicht zuletzt User-Beiträge).

In Kürze: ich mag das Layout der Seite nicht, AAA-Titel kommen mir in der Regel zu gut weg, Langers Antworten auf Kritik in den Kommentaren sind zum Weglaufen (niemand ist schneller eingeschnappt).

Eine der wenigen Lichtblicke sind die Tests von Mick Schnelle (leider zu wenige).


Ja, das der Herr Langer mit Kritik nicht umzugehen weiß, ist kein Geheimnis. Schon die Kritik, dass er mit Kritik nicht umzugehen weiß könnte ihn zur Weissglut (oder sarkastischen Kommentaren) treiben. Und auch das Layout find ich nicht so pralle. Wenigstens in der Hinsicht sind wir einer Meinung.
Kommentar wurde am 16.02.2015, 11:31 von SarahKreuz editiert.
16.02.2015, 11:18 spatenpauli (949 
SarahKreuz schrieb am 16.02.2015, 11:02:
Warum das denn nicht? Nur wegen Jörg Langer? Da stecken doch viel mehr Leute hinter (und nicht zuletzt User-Beiträge).

In Kürze: ich mag das Layout der Seite nicht, AAA-Titel kommen mir in der Regel zu gut weg, Langers Antworten auf Kritik in den Kommentaren sind zum Weglaufen (niemand ist schneller eingeschnappt).

Eine der wenigen Lichtblicke sind die Tests von Mick Schnelle (leider zu wenige).
16.02.2015, 11:02 SarahKreuz (10000 
spatenpauli schrieb am 15.02.2015, 20:06:
Retro-Nerd schrieb am 15.02.2015, 14:22:
Wirklich? Gerade der Langer ist doch eine der unsympathischten im ganzen Games/Retro-Zirkus. Auch von der Kompetenz kommt der nicht an Schneider Lenhardt ran. Naja, wohl wieder Anssichtssache.

Sehe ich auch so. Langers "Gamers Global" kann man sich leider gar nicht geben.


Warum das denn nicht? Nur wegen Jörg Langer? Da stecken doch viel mehr Leute hinter (und nicht zuletzt User-Beiträge).
15.02.2015, 20:06 spatenpauli (949 
Retro-Nerd schrieb am 15.02.2015, 14:22:
Wirklich? Gerade der Langer ist doch eine der unsympathischten im ganzen Games/Retro-Zirkus. Auch von der Kompetenz kommt der nicht an Schneider Lenhardt ran. Naja, wohl wieder Anssichtssache.

Sehe ich auch so. Langers "Gamers Global" kann man sich leider gar nicht geben.
15.02.2015, 17:00 Frank ciezki [Mod] (3803 
Personenkult geht ja eher von anderen aus.Könnte mich nicht erinnern, dass er den aktiv gefördert hätte.
Das ist genau wie bei Manni wohl entstanden, weil er so früh angefangen hat und so kontinuierlich dabei geblieben ist.
15.02.2015, 16:56 Pat (6202 
Neutral betrachtet hast du sicher Recht. Aber um Herr Langer ist (vermutlich zurecht) auch nicht so ein Personenkult und der geht mir heftig auf die Nerven.

Damals mochte ich ihn nicht, weil er immer Sierra schlechtgeredet hat - und halb Deutschland ist auf seinen Zug aufgesprungen. Das machte mich als Jugendlicher immer wütend.
15.02.2015, 14:22 Retro-Nerd (13460 
Wirklich? Gerade der Langer ist doch eine der unsympathischten im ganzen Games/Retro-Zirkus. Auch von der Kompetenz kommt der nicht an Schneider Lenhardt ran. Naja, wohl wieder Anssichtssache.
15.02.2015, 14:07 Pat (6202 
Ich habe nichts gegen eBooks. Im Gegenteil: Seit der zweiten noch recht wackeligen Version des Amazon Kindle habe ich kein Buch aus Papier mehr gekauft.

Ich lese zu viel als dass ich die ganzen Bücher noch irgendwo verstauen könnte. Auch finde ich das Lesen mit einem echten eBook-Reader (also einer mit eInk) sehr viel angenehmer als mit "echten" Büchern. Ich kann die Schrift und den Zeilenabstand anpassen, er ist handlicher und leichter als die meisten Bücher, die ich lese, ich verliere nie mehr die Seite, bei der ich dran bin und - und das ist für mich wichtig, da ich viel im Bus lese - die Leute sehen nicht, was ich da lese.
Der Akku hält gut zwei Monate und ich muss nicht erst auf die Schneckenpost warten, wenn ich was neues/anderes lesen will.
PLUS, ich habe meine Bibliothek immer komplett dabei. Nie wieder stehe ich plötzlich buchlos da!

Danke, liebe Technik!


Was Heinis Büchern angeht, da können wir diese gestohlen bleiben. Ich mochte Herrn Lenhardt noch nie besonders (er gehört für mich neben Boris Schneider zu den überbewertetsten Redakteuren). Da ziehe ich echt Herrn Langer vor.


Da muss ich noch dazu sagen, dass ich ihn viel lieber als Boris Schneider mag und er mir erst seit ich mich mehr mit dem Thema Retro im Internet (vor allem hier) beschäftige, immer unsympathischer wird.
Kommentar wurde am 15.02.2015, 14:10 von Pat editiert.
15.02.2015, 13:35 Atari7800 (2429 
Soll dieser Film "Brot & Spiele" eigentlich noch erscheinen?
15.02.2015, 13:14 Frank ciezki [Mod] (3803 
Mir hat mal jemand gesagt, dass Kanada die infrastrukturellen Vorteile der USA nur ohne paranoide, schießwütige Amerikaner bedeutet.Unter den Umständen dürfte es nicht leicht fallen, ihn zur Rückkehr zu überreden.
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