Die Spielfiguren der Bitmap Brothers sind bis heute einfach einzigartig! Während es sich bei den Hauptcharakteren anderer Titel (egal welchen Genres) zumeist um strahlende Helden oder sympathische Verlierer-Typen handelt, stehen die ausschließlich männlichen Hauptprotagonisten des Bitmaps-Universum fast immer auf der Grenzlinie zwischen Gut und Böse...
Mit Ausnahme von ihrem Erstlingswerk "Xenon" und dessen Nachfolger "Xenon 2 - Megablast" sowie dem kindlich anmutenden "Magic Pockets", bekommt man es in ihren restlichen Programmen hauptsächlich mit finster dreinschauenden Charakterköpfen aus Fleisch und Blut zu tun...
Gab es in "Speedball" noch nicht viel von der eigenen Mannschaftsriege zu sehen, so versetzten einen spätestens die Verbrechervisagen des eigenen Teams in "Speedball 2 - Brutal Deluxe" in Angst und Schrecken! War in den meisten anderen Sportsimulationen stets Fairness das oberste Gebot der Stunde, so scherten sich die Bitmap Brothers bzw. des Spielers Mannschaft einen Dreck um Fairplay oder bedachtes Vorgehen: Nicht selten bestand die Taktik, ein Tor in dieser futuristischen Version des Handballs/Rugbys zu erzielen darin, zuerst den Torhüter brutal niederzuschlagen und direkt im Anschluss daran die Metallkugel in den Kasten zu feuern -und wäre man in jeder anderen Mannschaftssportart für dieses Vergehen sofort disqualifiziert worden, so wurde der entsprechende Spieler sogar noch mit dem frenetischen Jubel des Publikum belohnt...
Ein weiteres Beispiel wäre wohl der grimmige Zwerg Karadoc aus dem dritten Bitmap Brothers-Epos "Cadaver": Mag sein Anliegen, den bösen Geisterbeschwörer Dianos zu beseitigen, auf den ersten Blick auch ehrenhaft anmuten, so nimmt er die Strapazen dieses gefährlichen Unternehmens doch letztendlich nur wegen der von seinen zwielichtigen Auftraggebern versprochenen Belohnung auf sich... ganz zu schweigen von all den sagenhaften Reichtümern, die sich in den finsteren Räumlichkeiten von Castle Wolf über die Jahrhunderte angesammelt haben...
Dass seine einstigen "Klienten" es mit ihrem Versprechen, Karadoc für die Erfüllung der ihm auferlegten Mission zu entlohnen, nicht allzu genau nehmen, davon kann sich der Spieler in der Erweiterung "The Payoff" selbst überzeugen - statt seinen Anteil der Übereinkunft zu erfüllen, versucht der Anführer jener finsteren Gestalten den Zwerg zu vergiften - ein wahrlich ehrenwerter Geselle...
Auch der Held aus dem recht actionlastigen Jump'n'Run "Gods" handelt ausschließlich aus Gründen der Selbstsucht - schließlich soll ihm die Erledigung seiner Aufgabe, eine sagenumwobene Stadt samt Unterwelt von den mystischen, bösartigen Kreaturen zu befreien, nicht nur Ruhm und Ehre einbringen, sondern ihm darüber hinaus einen Platz in der Runde der allmächtigen Götter sichern, welche ihm diese Mission als Prüfung seiner selbst auferlegt haben...
Als Höhepunkt des Ganzen wären da wohl noch die sechs (im äußerst miserablen zweiten Teil leider nur noch vier vorhandenen) "Helden" aus dem fulminanten Bitmap Brothers-Spiel "The Chaos Engine" zu nennen: Allein deren Namen wie "Brigand", "Mercenary", "Navvie" oder "Thug" sagen wohl schon einiges über ihre moralische Gesinnung aus, um die es nicht allzu gut bestellt sein dürfte! Aber selbst von der pazifistischen Bezeichnung "Preacher" sollte man sich nicht täuschen lassen, denn der gläubige Priester (der in der japanischen Fassung des Spiels aufgrund moralischer Bedenken zum Wissenschaftler umfunktioniert wurde) mag zwar Gott auf seiner Seite haben, aber letztendlich führt auch er seine "Bekehrung der Sünder" nicht mit Bibel und Kruzifix aus, sondern mit seinem äußerst schlagkräftigen "Seelenräuber"...
Einzig und allein der sympathisch erscheinende "Gentleman" erweckt beim Spieler das Gefühl, dass es sich bei jenem Charakter um einen wirklich aufrechten Mann handeln könnte...
Willkommen im "wunderbaren" Universum der Bitmap Brothers, einer Welt in der die Grenzen zwischen Gerechtigkeit und Verbrechen, Gut und Böse, Moral und Sünde nie wirklich klar erkennbar sind...
Kommentar wurde am 24.05.2010, 13:18 von Bren McGuire editiert.