"Heilig eilig" stimmt uns Väterchen Michael auf den weihnachtlichen Veröffentlichungsstress der Spielehersteller ein. Zwei mal umgeblättert, und schon strahlt uns ein gekrönter Joker entgegen! Wie kommts? Die Redaktion verkündet frohen Mutes, dass das Heft auf Platz 1 der meistgekauften Amiga-Zeitschriften (deutschsprachig wohlgemerkt) geklettert ist. Glückwunsch dazu!!

Nicht beglückwünschen kann ich die Redaktion zu einer wiederum nicht adäquaten Aufmachung, die zu wenig Winter- bzw. Christkindflair aufkommen lässt. Kein Poster mit Schneefreuden oder dergleichen. Kein Tannenbaumbildchen, weder in der Joker Galerie noch auf dem Cover! Ja gut, das Titelbild ziert zwar ein bewaffneter Freiheitskämpfer, der immerhin durch tiefen Schnee stapft. Doch ansonsten löst der Titel wenig bis gar keine seeligen Festtagsgefühle aus. Im Gegenteil! Mich beschlich ein drängendes Gefühl von lausiger Plagiatsarbeit. Gerade mal zwei Ausgaben zuvor war dieser Tunichtgut auf dem Cover zu sehen, der mit allen Details (Waffe vorne/Gerät mich Anschluss seitlich-hinten, Fahr-/Flugutensil im Hintergrund, wuchtige Stiefel und Schutzbrille) seinem Dezemberpendant doch verdammt ähnlich kommt. Kritisch und streng vergebe ich somit 4 Schneeballpünktchen für das "Frontkämpfer-Reloaded" Titelthema.
Genügend Tests, Berichte und Previews sind auch in dieser Ausgabe mit von der Partie. Für schöne Schmökerabende bei Glühwein und Plätzchen war also gesorgt. Lediglich auf den Seiten des User Clubs, der sich Textverarbeitungen widmete, fielen mir unterm Weihnachtsbaum die Äuglein zu. Auch die Seitenhiebe waren thematisch gesehen eher von einschläfernder Natur... *gähn* Immerhin war ich beim Prüfen des Versandhandels FDS Software (den hatte ich doch schon bei den PC Games Ausgaben beim Wickel...??) wieder quietschfidel, da dort folgende Titel deklariert wurden:
* Head of China, Kickmoff 2, Legend of Fairgahail, Parcific Island, There finest Hour


Ebenso spaßig ließ sich die Joker Galerie betrachten. Mutmaßlich rechts und nationalistisch lesen sich die Bilduntertitel auf der linken Seite (fast schon paradox, oder?): "...aus dem deutschen Marlon-Brando-Zentrum...; Deutsche Blau-Meise; ...deutschen Garten-Gnom" Bloß gut, dass das Heft nicht dieser Tage erschienen ist.

Auf besagter Seite (unten) finden wir zudem einen Freundin Comic. Also kein Wunder, dass die Dame gegen Viren anfällig ist...bei dem Outfit!! Zu ihrem "Fahrgestell" fällt mir hingegen nur eins ein: "Lügen haben kurze Beine!"

Auf der zweiten Seite der Galerie "treffen" wir auf einen alten Bekannten. Joker vs. Spiderman schimpft sich das schöne Werk unseres designierten Redakteurs Markus Ziegler.
Zu diesen ganzen positiven OHA-Momenten gesellten sich diesmal, zu meiner Überraschung (ist ja eher Joker untypisch!), aber leider auch so einige nicht so prickelnde OJE-Stirnrunzler. Arbeiten wir das mal chronologisch ab:
> Kurioser Fehler beim Reach for the Skies Test: In der Wertungsbox hat sich eine "2" bei der Testkategorie Sound-FX eingeschlichen.
> Wiederum gepatzt wurde beim Dominium Review. Hier gibt der Joker gelangweilt ein AUFGEWÄRMTT zum Besten.

> Weiter geht die Fehlerparade, wenn man auf die Seiten Das Amiga Spiel des Jahres blättert. In der Kategorie Sport wird (zu recht) Formula One Grand Prix zur Wahl gestellt. Doch anstatt eines Screenshots der Geoff Crammond Simulation, prangt dort ein Bild des äußerst biederen Vector Championship Run. Des Weiteren wurden die Bilder von Hexuma und Lure of the Temptress vertauscht.
> Zwar kein Fehler, aber dennoch unpassend: Das wunderbar atmosphärische The Legend of Kyrandia wird mit einem Kurztest abgestraft. In Anbetracht dessen, dass das durchschnittliche Megatraveller 2 oder das, meiner Meinung nach, seichte Campaign mit Ganzseitentests bedacht wurden, eine herbe Ohrfeige für Brandon und Malcolm (vermutlich mochte der Joker die billige Kopie seiner selbst nicht?).
Augenscheinlich zündelte es ein wenig unterm Redaktionstannenbaum in Haar. Anders kann ich mir diese, für den Joker sowas von ungewöhnlichen Schnitzer, nicht erklären.
Nun kommen wir aber mal zackig zu den Kleinanzeigen. Aller guten Dinge sind diesmal drei:
1. Wie bitte? In einer Annonce offeriert ein williger Verkäufer ein Spiel namens Buble Bable. Wenn das cassidy liest, herrscht dicke Luft!


2. Diesen Namen eines Inserenten möchte niemand geschenkt bekommen: Thomas Fucker.

3. Jawollo. Zumindest R. Mcherk hält diesmal als einziger die Magdeburger Fahnen in die Höhe.
"Wer hüpft so spät von der Lkw Rampe? Es ist die Tomate Bill, denn sie fiel genauer genommen von der Ladekante."
Fasziniert hatte mich die Geschicklichkeits-Knobelei schon damals, doch kam ich nie über die dritte oder vierte Welt hinaus. "Das Spiel muss doch zu knacken sein..." sagte ich mir und legte los.
Siehe da. Schon nach kurzer (Einspiel-) Zeit stieß ich in die höheren Level vor. Erst ab der sechsten/siebten Welt wurde es richtig knackig. Hier muss häufig auch auf das Zehntel genau das Timing für den Abschuss unseres Paradiesapfels stimmen. Leider lässt zum Ende hin die Abwechslung zu wünschen übrig. Mehr Items hätten dem Tüftelbaukasten auf alle Fälle gut zu (Tomaten-)Gesicht gestanden. Dennoch ein feines Amigaspielchen, welches mit den von mir wie folgt vergebenen Noten eingestuft wird:
GRAFIK: 70 %
ANIMATION: 51 %
MUSIK: 70 %
SOUND-FX: 56 %
HANDHABUNG: 81 %
DAUERSPASS: 74 %
GESAMT: 73 % "Paradeiser-Kaiser"
Überraschenderweise passte mal das Balancing: Exakt der letzte Level nummero 100 war, so sehe ich es jedenfalls, der knackigste. Objektplatzierung und Timing müssen hier exakt stimmen. Nachdem man den bösen Biber den "Kopf gestutzt" hat, hüpft im Finale uns unser weibliches Tomaten-Pendant glücklich entgegen. Machs gut Bill...quatsch...laut Anleitung heißt das Rotgesicht warum auch immer Terry.
It´s Demo-Time! Meine zwischenzeitliche Zockerpause habe ich mir mit der Reflex Demo versüßt. Ein kleiner Vektor-Raumgleiter führt uns hier durch tolle Bitplane-Welten. Zeitgleich ertönt eine äußerst stimmige Musik, die einen in gute alte Zeiten zurückversetzt. Wenn auch nur kurze Unterhaltung geboten wird, so ist sie doch von hoher Qualität. Lieber kurz & knackig als lang & öde, oder was meint ihr?
Mit Blick auf den Spielhallenzock kam diesmal für mich nur ein Spiel in Frage: Major Title 2 von Irem. Logisch, denn derzeit befördere ich ja fast wöchentlich per Links 2003 die kleinen weißen Bälle Richtung Loch. Doch bei dem Arcade-Titel verarbeiten sich die Bälle deutlich ungenauer. Irgendwie auch logisch, da wir hier keine Simulation vorfinden. Ganz in Ordnung war der erste Eindruck per Mame-Zock. Doch dann kam Frust auf: Bäume scheinen hier extrem hochgewachsen zu sein, denn immer wieder bleiben Bälle in den Baumkronen hängen. Zudem verteilen sich oftmals ganze Waldstücke auf den Fairways. Um Gottes Willen, da hat wohl der Coursedesigner einen schlechten Tag gehabt. Auch die Greens erinnern eher an eine Minigolf-Bahn (krude Erhöhungen und Vertiefungen) als an einen Championship-Course. Immerhin hab ich mich über beide 18-Loch-Kurse gedroschen, aber das Nervpotenzial war zum Ende doch ziemlich hoch. 5 Schläge unter Par, macht ergo 5 Kultboy-Punkte für diesen etwas zu durchschnittlichen Edelsport-Zeitvertreib.
Das wars für das Joker-Lesejahr 2022. Die von der strengen Kultboy-Juri hochgelobte Ausgabe 1/93 war bereits in meinen Händen. Leider schaut man schon ein wenig missmutig auf die kommenden 10 Ausgaben, da sich ja bereits in '93 ein gewisser Abstieg des Amigas ankündigte. Zumindest gab es große Hoffnung, da der A1200 die Eisen für Commodore aus dem Feuer holen sollte. Auf die AGA-Versionen freue ich mich von daher ganz besonders.
Kommentar wurde am 14.01.2023, 20:32 von jan.hondafn2 editiert.