
Blättert man sich nun durch bis auf Seite 26, stößt man unweigerlich auf eine neue Rubrik namens "Underground", welche nichts anderes ist, als ein dreistes "Crack"-Plagiat – Dr. Freak lässt schön grüßen! Aber schließlich bedient sich der "Aktuelle Software Markt" ja bereits seit Längerem bei seinen Mitbewerbern, wie etwa der "ASM-Bazar", die "Compilation"-Ecke oder das überarbeitete Bewertungssystem mit seinen Abschlusszitaten ("Genial", "Prima", "Brauchbar" etc.) in bester Power Play/Amiga Joker-Manier beweisen. Ähm, wie war das doch gleich nochmal von wegen "ultima(tives) origin(al)"? Nun, Originalität sieht anders aus! Seit der "Generalüberholung" in Ausgabe 10/90 ist es mit diesem einstmals so starken Magazin stetig ein wenig mehr bergab gegangen. Das mag vielleicht auch daran liegen, dass diese Zeitschrift innerhalb des letzten Jahres zunehmend zu einer ständigen "Baustelle" degeneriert ist: Es gab kaum eine Ausgabe, in der nicht irgendetwas "verschlimmbessert" wurde! Sicher, nach der kompletten Umstrukturierung eines Magazins gibt es immer noch diverse Kleinigkeiten, an denen im Folgenden nachgebessert werden muss. Die ASM praktizierte dies aber im großen Stil; allein schon für das (vorläufig?) endgültige Design des "Spiel des Monats" hat man über ein Jahr gebraucht! Zudem tauchten urplötzlich neue Rubriken wie z.B. der "Bug Report" oder der "Kabelsalat" auf, die genauso schnell wieder von der Bildfläche verschwanden, wie sie gekommen waren. Es scheint mir so, dass die Redakteure selbst nicht so recht wussten, welche Richtung sie mit ihrem Mag denn nun eigentlich einschlagen wollten...

...das spiegelt sich auch in der gesamten Präsentation wider: Bis einschließlich Ausgabe 9/90 war das Heft in verschiedene Sparten ("Action Games", "Sport-Kaleidoskop", "Denk(-)mal", "Adventure Corner" etc.) aufgeteilt, wohingegen man ab der Nummer 10/90 eine "Quer durchs Beet"-Politik verfolgte und somit dem Beispiel der Power Play bzw. des Amiga Jokers folgte. In ASM 4/92 sollte man sich dann plötzlich wieder (reumütig?) eines Besseren besinnen, und splittet das Magazin abermals in die ursprünglich verwendete Form auf, was ich damals sehr begrüßte. Im Gegenzug dazu allerdings, wird die vormals so beliebte Rubrik "Konvertierungen" komplett unter den Tisch gekehrt – Umsetzungen bereits getesteter Originaltitel werden fortan einfach an den entsprechenden Bereich drangehängt, während Videospielportierungen schon seit längerer Zeit im "Konsolen"-Bereich heimisch sind. Darüber hinaus wurden bereits in der Vergangenheit an allen möglichen Rubriken auf Gedeih und Verderb "Verschönerungen" vorgenommen, was vor allem dem "Spotlight" sowie dem "Oldie des Monats" alles andere als gut bekam - rein optisch gesehen zumindest! Und da sowohl Power Play wie auch Amiga/PC Joker schon seit jeher mit einer Vorschau aufs nächste Heft aufwarten können, ist es an der Zeit, dass der "Aktuelle Software Markt" ebenfalls ein solches Feature spendiert bekommt... natürlich komplett auf dem Kopf gestellt, weil's ja "hip" und angesagt wirken soll...

Auch die Bewertungszitate sollen im Nachhinein nochmals einer "Renovierungsmaßnahme" unterzogen werden: So werden die zuvor verwendeten Phrasen "Genial", "Prima" oder "Brauchbar" ab Ausgabe 4/92 durch die Bezeichnungen "Sehr gut", "Gut" und "Zufriedenstellend" ersetzt... offenbar weiß hier wohl niemand so recht, was er eigentlich will, zumal sich der praktische Nutzen einmal mehr in Grenzen hält, denn am mittlerweile recht antiquittierten Wertungssystem an sich wird nichts großartig verändert. Stattdessen vertraut man nach wie vor darauf, dass beispielsweise der Sound in einem Adventure/Rollenspiel nicht weiter wichtig ist (und somit nicht ins Bewertungsschema fällt), wohingegen bei Sporttiteln "die 'Animation' im Vordergrund stehen sollte", wie es die ASM erklärt. Somit kann die Kategorie "Animation" in einem Action-Game also quasi übergangen werden, oder wie oder was? Nicht unbedingt logisch oder gar nachvollziehbar. Okay, auch das Benotungssystem der Power Play wirkt anno Frühjahr '92 schon ziemlich überholt, allerdings ändert sich dies mit Erscheinen der Ausgabe 7/92, in der von nun an auf die "Vier Systeme"-Politik verzichtet wird. Nichtsdestotrotz bleibt es bei den gängigen Kategorien "Grafik", "Sound" und "Power-Wertung", dafür allerdings kommen jetzt systemspezifische Eigenschaften (Minimalkonfiguration, unterstützte Peripherie etc.) sowie (erneut) eine ungefähre Einschätzung des Schwierigkeitsgrades zum Vorschein. Am besten macht es aber der Amiga Joker: Ab Ausgabe 9/92, werden die einzelnen Benotungskategorien zusätzlich um die Punkte "Animation" und "Musik" angereichert. Darüber hinaus gibt es hier ebenfalls genauere Informationen bezüglich der erforderlichen Amiga-Ausstattung – kein Vergleich zur ASM! Doch zurück zu eben dieser bzw. ihren zahlreichen "Innovationen": Schon 1991 durfte auch der "Konsolen"-Sektor nicht unberührt bleiben; nein, es musste unbedingt noch eine sogenannte "Game Boy Corner" ins Leben gerufen werden, anstatt eine weitaus sinnvollere "Handheld Corner", mit Berücksichtigung zusätzlicher Systeme, wie etwa dem Atari Lynx oder dem Sega Game Gear, einzurichten (so wie es die Power Play etwas später praktiziert hat). Zu allem Übel macht man vor den internen "Hit-/Mega-Hit-/Flop des Monats-"Trophäen ebenfalls nicht halt und ersetzt diese ab Heft 4/92 mit vergleichsweise potthässlichen Awards - einfach nur "bäh"... wie bereits gesagt, es wurde Monat für Monat gekittet, etwas Neues ausprobiert, wieder verworfen und "verschlimmbessert" wo es nur ging... ganz gleich, wie nützlich oder unnütz es letztlich war...

Während Power Play und Joker sich also durchaus weiterentwickeln sollten, dümpelte der "Aktuelle Software Markt" immer unmotivierter vor sich hin: Zu viel bemüht wirkendes "Neues", zu wenig wirklich Sinnvolles. Addiert man nun noch den stetigen Abgang alteingesessener Redakteure wie Ottfried Schmidt, Torsten Blum, Torsten Oppermann, Klaus Segel oder vor allem Manfred Kleimann himself dazu (Peter Braun, Sandra Alter und Eva Hoogh sagten im weiteren Verlauf '92 ebenfalls zum Abschied leise "Servus"), so verwundert es kaum, dass die vormals so geniale ASM allerspätestens ab dem Jahrgang 1993 unweigerlich auf den Abgrund zusteuerte. Die Einführung des neuen Chefredakteurs Peter Schmitz (in Ausgabe 5/93) sowie die Umbenennung des einstmals "Aktuellen Software Markts" in "Das Spaß-Magazin" besiegelten dann schließlich den endgültigen Niedergang der ASM – angesichts der fortwährend schwindenden Qualität dieser Publikation, grenzt es fast schon an ein Wunder, dass man sich überhaupt noch dermaßen lange auf dem Markt halten konnte! Bereits der Blick auf das eingangs erwähnte "Editorial" der Ausgabe 1/92 lässt erahnen, in welch fragwürdige Richtung sich diese Zeitschrift entwickeln sollte - der darin verwendete Sprachstil weist ganz deutlich darauf hin, wie schwer allein der Verlust des ehemaligen Chefredakteurs Manfred Kleimann zu dieser Zeit schon wog...

In ihren letzten Jahren war die ASM als solche fast nicht mehr wiederzuerkennen! Natürlich erfuhren auch Power Play und Joker im Laufe der Jahre immer wieder Veränderungen im Design, allerdings blieben jene Mags ihrem Grundprinzip stets treu (über die PP-interne "ZDF-Kolumne" will ich jetzt mal gnädig hinwegsehen), sodass der Wiedererkennungswert stets gewährleistet war. Die ASM hingegen mutierte immer mehr zu "Frankensteins Monster", welches im düsteren, deutschen Blätterwald dazu verdammt war, ziellos umherzuwandeln...

Kommentar wurde am 01.02.2015, 20:17 von Bren McGuire editiert.