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Commodore SX-64


Hersteller:
Commodore

Speichermedium:
5,25"-Disketten

Veröffentlichung:
USA: Dezember 1983
Deutschland: Frühjahr 1984

Einstellung:
1986

Preise bei Markteinführung:
USA: 995.- $
Deutschland: 2948.- Mark

Technisches:
Prozessor:
MOS 6510 (0,99 MHz / 8 Bit)
Speicher:
RAM: 64 KByte (max. 512 KByte)
ROM: 20 KByte
Betriebssystem:
Basic 2.0 (im ROM)
Grafik:
MOS 6569/8565 (PAL) bzw. MOS 6567 (NTSC)
Farbpalette:
16 Farben
Videoauflösungen:
160x200 und 320x200 im HiRes Modus
Sound:
MOS SID 6581
3 Stimmen & 1 Rauschen, Filter, Mono
Laufwerke:
internes 5,25"-Floppylaufwerk

Schnittstellen:
1 Seriell rund (CBM-Bus)
1 Video/Audio (Monitor)
1 Userport
2 Joystick oder Maus
1 Modulschacht

Unterschiede zum C64:
eingebaute 1541-Floppy
geändertes Kernel-ROM ohne Datasetten-Routine
eingebaute Monitoreinheit (S-Video) inkl. Lautsprecher
kein Datasettenanschluß
kein HF-Ausgang für Fernseher
eingebautes Netzteil
Modulschacht oben

Allgemein:
Ein C64 für die Oberklasse. Kein knuffiger Brotkasten fürs Jugendzimmer, sondern ein Komplettpaket für Beruf und Industrie. So wurde er auch beworben. Egal ob smarte Banker im Büro oder legere Oberschichtherren am Pool, sie alle haben ihren kompakten SX-64 immer zur Hand. Zumindest im Werbespot. So erscheint es logisch, dass der Neue stolze 2948.- Mark bei Einführung kostete. Das C64-Ursprungsmodell kostete bei Erscheinen „nur“ 1495.- Mark. (Man sollte aber immer bedenken, dass COMMODORE in Deutschland ohnehin massiv die Preise hoch setzte und so selbst der C64 deutlich teurer war, als z.B. in den USA.)
Nimmt man die Tatsachen einmal zusammen, relativiert sich der vermeintlich horrende Preis durchaus. So machte der eingebaute Farbbildschirm mit 5“ als Spezialanfertigung schon einen dicken Kostenfaktor aus. Das eingebaute Floppylaufwerk (5,25“) tut sein Übriges. Unter diesen Umständen ist der SX-64 also gar nicht mal ein überteuertes Luxusmodell und dennoch konnte und wollte die breite Masse diesen „Portable“ nicht akzeptieren. Was wollte COMMODORE mit diesem wuchtigen, aber dennoch tragbaren Komplettsystem erreichen?

Die Idee

Der C64 entwickelte sich aus dem Stand zu einem Erfolgskonzept. Die Kunden rissen der Firma die kleinen Spaßkisten regelrecht aus den Händen. Jedoch hatte COMMODORE ein grundlegendes Problem: Das Management wollte endlich auf breiter Basis die professionellen Kunden erreichen und binden. Dafür eigneten sich die kleinen Tastaturrechner einfach nicht. Zuvor hatte das Unternehmen im Jahre 1977 schon mit dem PET2001 versucht, eine gehobene Klientel anzusprechen und landete doch den Haupterfolg beim interessierten Heimanwender oder in Schulen. In der Folge verschrieb sich COMMODORE dann hauptsächlich dem Kreis der Heimanwender, der der Firma im Jahre 1981 den ersten echten Heimcomputer namens VIC20 (Deutschland: VC20) sehr dankbar und zahlreich abnahm.
Und so trieb es das Unternehmen weiter um in dem fast schon verzweifelten Versuch, sich endlich auch im Profilager einen Namen zu machen. Da wurde man auf den OSBORNE1 aufmerksam, den ersten erfolgreichen tragbaren Komplettrechner überhaupt. Dieser Rechner bot bereits 1981 vieles von dem, was COMMODORE mit dem SX-64 im Jahre 1983 der Weltöffentlichkeit präsentierte.
Die Idee war geboren. Man wollte nun ebenfalls ein tragbares Komplettsystem entwickeln, da sie viele Vorteile gerade für den geschäftlichen Bereich bieten. Alles unter einer Haube und das sogar halbwegs leicht transportierbar. Derartige Geräte waren Anfang der Achtziger Jahre echte Seltenheiten.

Die Einführung

Also machte COMMODORE sogar alles richtig und sprang nicht (wie später sehr oft) auf Züge auf, die längst fuhren. Trotzdem geriet die Einführung des SX-64 zu einem kleinen Desaster. Es fing damit an, dass der Computerbauer das neue Modell im Sommer 1983 als Rechner mit Doppel-Floppy anpries und auch einen solchen Prototypen für Messen fertigte. Da hatte man den Mund zu voll genommen und so meldete man sich dann im Winter desselben Jahres etwas kleinlaut mit einem Modell mit nur einem Laufwerk wieder, versprach aber, man könne das zweite Laufwerk hinzubestellen. Dazu kam dann noch eine preiswerte Variante mit monochromem Bildschirm, die aber auch nicht über das Prototypenstadium hinaus kam. Als dann im Dezember 1983 der neugeborene SX-64 in den Handel kam, war auch von dem nachrüstbaren zweiten Floppylaufwerk keine Rede mehr. Eine professionelle Markteinführung für das angestrebte berufliche Lager sieht anders aus.

Die Technik

Im Wesentlichen entspricht die grundlegende Technik der des C64. Allerdings gibt es so einige Zusätze bzw. Beschneidungen. Beispielsweise ist das Netzteil bereits eingebaut und es gibt keine Anschlüsse für Fernseher oder Datasette mehr. Gerade letztere Einsparung erwies sich als teilweise fatal, da nun diverse Peripherie mit dem SX-64 nicht mehr lauffähig ist, die den Datasettenport als Energiequelle nutzen. Da neben dem Datasettenanschluss auch die entsprechenden Programmroutinen entfernt wurden, verweigern einige Programme schlicht den Dienst. Doch damit nicht genug. Der Rotstift wurde auch beim Netzteil angesetzt, das viel zu schwach war, um auch noch Zusatzmodule mit Energie zu versorgen. Zumindest letzteres Problem wurde dann mit späteren Revisionen des Rechners beseitigt, indem man stärkere Netzteile einbaute. Ansonsten jedoch ist der SX-64 mit dem C64 kompatibel und entspricht somit in seiner Summe dem bekannten Heimcomputer in einer neuen Hülle.

Das Design

Keine Frage: Der SX-64 ist ein Schmuckstück und das insbesondere auch deswegen, da COMMODORE nur sehr selten ein Beispiel für formvollendetes Design war. Hier ordnen sich Funktionalität und Optik gleichberechtig nebeneinander ein. Für so viel Perfektion gab es dann auch einen Design-Industriepreis. Sogar das Fehlen des zweiten Laufwerkes kann designtechnisch als Vorteil gewertet werden, denn so finden Disketten oder die Kabel einen sicheren Platz. Die abnehmbare Tastatur nebst separatem Spezialkabel ist eine kleine Augenweide. Zugleich dient sie als Deckel zum Schutz des empfindlichen Bildschirmes sowie des Floppy.

Allerdings ist der „Vater“ des SX-64 unverkennbar der bereits angesprochene OSBORNE1. Dieser Rechner wurde in zahlreichen Details repliziert. So wurden viele Gehäusedetails und die abnehmbare Tastatur eiskalt übernommen. Das ging so weit, dass COMMODORE den OSBORNE-Werbeslogan „Unser Computer passt unter jeden Flugzeugsitz.“ fast vollständig kopierte. Da der Hersteller des OSBORNE1 bei Erscheinen des neuen COMMODORE bereits in Konkurs gegangen war, kann man jedoch auch nicht von einem Schaden für das Konkurrenzunternehmen sprechen.

Die Einsatzgebiete

Der SX-64 wurde im Außendienst eingesetzt, konnte er doch dank des damals einzigartigen Farbbildschirms immer und überall (bei vorhandener Steckdose) auch aufwändige Grafiken wiedergeben. Das ermöglichte trotz des kleinen Monitors durchaus beeindruckende Auftritte des Mitarbeiters. Verschiedenste Programme für Kalkulation, Datenmanagement, Verwaltung und Textverarbeitung machten den SX-64 zu einem interessanten Produkt. Es gab sogar verschiedene Spezialversionen, die in Lizenz von anderen Firmen auf den Markt gebracht wurden, um spezielle Bereiche wie Messtechnik oder Etikettendruck abzudecken. Man kann mit Fug und Recht behaupten, dass COMMODORE das Ziel, einen Rechner im beruflichen und gehobenen Bereich zu etablieren erreicht hat! Die Frage ist aber, in welchem Umfang dies gelang.

Der Erfolg

Um es kurz zu sagen: Der Erfolg blieb größtenteils aus. Wie eben angesprochen, fand der SX-64 durchaus Einzug in einige spezielle Bereiche der Industrie und wurde auch ab und zu von Vertretern genutzt, aber von einem Siegeszug kann nicht gesprochen werden. Das Modell wurde bis 1986 gebaut und die wirklichen Produktionszahlen sind offenbar mehr als undurchsichtig. Sprechen viele Quellen von ungefähr 10.000 Stück, finden sich auf den Typenschildern der Geräte oft auch Seriennummern um die 100.000 Stück. Hier ist offenbar unklar, ob wirklich so viele Rechner gebaut wurden, oder ob COMMODORE so hohe Seriennummern nur aus Marketinggründen vergeben hat.

Relativ klar hingegen sind die Gründe für den Misserfolg. Angefangen mit der holprigen Markteinführung, die bereits viel Ansehen kostete. Schon vorher hatte COMMODORE bei Unternehmen keinen guten Namen, denn zu sehr haftete der Ruhm im Heimcomputerbereich an. Paradoxerweise war hier der enorme Erfolg tatsächlich ein Makel! Dazu kommt der winzige Monitor, der zwar sehr hochwertig ist aber vollkommen unpraktisch für die tägliche Arbeit war. Im Außendienst half es sicher nichts, dass man einen externen Monitor anschließen kann. Dazu kam der fehlende Akku, den zwar andere tragbare Rechner auch nicht hatten, jedoch machte dies unabhängiges Arbeiten unmöglich. Der letzte und wohl größte Sargnagel, der das Schicksal des SX-64 besiegelte nannte sich LAPTOP. Diese Minirechner sind wirklich transportabel, haben einen eingebauten Akku und einen Flachbildschirm. Gegen diese Geräteklasse sah der SX-64 sehr alt aus. Der Laptop trat seinen Siegeszug bereits ab 1982 an und somit kam COMMODORE mit seinem tragbaren Komplett-C64 letztlich doch zu spät.

Quellen: zock.com / homecomputermuseum.de / c64-wiki.de / wikipedia.de / 64er-online.de / cbmmuseum.kuto.de / c64-online.com

Text von Nr.1



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User-Kommentare: (32)Seiten: [1] 2 3   »
15.06.2018, 20:30 Nestrak (809 
Ich habe meinen dieses Jahr für 370 Euro verkauft. An sich ein tolles Stück Technik - aber, wie Retro-Nerd schon geschrieben hat, heute eigentlich vollkommen unbrauchbar. Außer für ein paar Tests habe ich den nie eingeschaltet - ein C64 macht da viel mehr Sinn.
09.06.2018, 09:56 schrottvogel (319 
Zehneinhalb Kilo Damals war man noch leidensfähig.
09.06.2018, 00:45 robotron (2706 
Das willst du gar nicht wissen ... bei eBay locker mal 500 €.
08.06.2018, 22:48 Fürstbischof von Gurk (1563 
Wo liegen gerade die aktuellen Preise für diese gar zeitlos-edle Computer-Gerätschaft? *Sabber, geifer*
20.11.2017, 14:20 Retro-Nerd (13467 
Das Ding taugt heute aber nur noch zu Sammlerzwecken. Mal so ein Ding in Aktion gesehen, völlig unbrauchbar mit diesem Mini CRT.
20.11.2017, 13:15 Nr.1 (3797 
mark208 schrieb am 16.02.2017, 10:56:
Man sollte schon die Zeit bedenken, ein Bekannter von mir hatte das Teit und nutzte es z.B. als Protokollant. War schon klasse, wenn nach der AG jeder sofort das Protokoll mitnehmen konnte. Und wir reden aus der Zeit vor der Email.


Das mag durchaus sein, dass der SX-64 gut geeignet war, um dann jedem eine Kopie des Protokolls mitzugeben. Bedenkt man aber, dass es zu dieser Zeit schon viel kleinere Geräte gab, nämlich die ersten Laptops, relativiert sich das.

Sicher, dieses Teile hatten da noch längst keine Farbbildschirme, tolle Soundausgabe usw. aber sie waren (verglichen mit dem Koffermonster SX-64) geradezu winzig und viel leichter. Dazu kommt, das diese echten Laptops bereits Akkus hatten.

Commodore war einfach zu spät dran bzw. hätte selbst an einem echten Laptop arbeiten sollen. Stell Dir mal einen SX-64 mit stromsparenden Graustufen-TFT, Akku und kleinerem Gehäuse vor.

Ich mag den SX-64 sehr und ich finde ihn optisch heute noch sehr anziehend, aber er war leider eine Fehlentscheidung bezogen auf die Zeit, zu der er erschien.
16.02.2017, 10:56 mark208 (1173 
Man sollte schon die Zeit bedenken, ein Bekannter von mir hatte das Teit und nutzte es z.B. als Protokollant. War schon klasse, wenn nach der AG jeder sofort das Protokoll mitnehmen konnte. Und wir reden aus der Zeit vor der Email.
16.02.2017, 10:20 robotron (2706 
Die Bezeichnung "Schlepptop" wäre hier mehr als passend.
03.02.2015, 16:35 Horseman (524 
Frank ciezki schrieb am 03.02.2015, 13:48:
Gab es noch einen tragbaren Drucker, der auch so groß wie ein Reisekoffer war ?


Von Commodore selber gab es keinen "Schlepptop" Drucker...

Hier noch eine interessante Seite zu den tragbaren SX-64Modellen...

Oder zum Commodore LCD...

03.02.2015, 13:48 Frank ciezki [Mod] (3803 
Gab es noch einen tragbaren Drucker, der auch so groß wie ein Reisekoffer war ?
03.02.2015, 13:35 Anna L. (2028 
Dieses Gerät sollte im Außendienst eingesetzt werden? Aber wohl nur für eine Runde Nemesis.
17.10.2013, 20:30 Frank ciezki [Mod] (3803 
Für Sammler sicher Okay, aber wer möchte zu Hause auf so einem Winz-Bildschirm spielen, wenn er einen, für unter 50 Euro zu habenden C64 an den Fernseher anschließen kann und für unterwegs ist man heute mit Open-Source Handhelds und Emulator wohl besser bedient.
17.10.2013, 20:15 Nr.1 (3797 
kultboy schrieb am 04.09.2013, 18:22:
Aus Wien verkauft auch gerade jemand einen SX-64. Steht derzeit bei knappen 250€.


Für 370.- Euro weg .... Nun ja, es ist ein Sammlerobjekt und das merkt man hier wieder deutlich!

Wie gut, dass ich diese extreme Leidenschaft nicht verspüre, auch wenn ich es durchaus nachvollziehen kann!
04.09.2013, 18:22 kultboy [Admin] (11495 
Aus Wien verkauft auch gerade jemand einen SX-64. Steht derzeit bei knappen 250€.
03.09.2013, 22:02 Nr.1 (3797 
docster schrieb am 03.09.2013, 21:41:
Danke für die prompte Info!

Strebe zwar keinen Kauf an, aber es ist doch immer interessant, preisliche Details zu kennen.

Besonders kraß fiel das Gefälle beim Lynx auf - auf der Börse in Deurne schlug sich das Handheld inklusive vier Games und Tasche mit 30,- Euro zu Buche...

...wenn man sieht, was sonst so verlangt wird.


Fest steht, dass das Preisgefüge bei Ebay sich teilweise regelrecht hochschaukelt. Dadurch, dass jeder dort erstmal recherchieren kann, was andere so für ein Produkt bekommen haben, setzt der Verkäufer dann eben gerne am obersten Ende an, wenn er seine Ware verkauft. Dann schaut der nächste mit so einem Produkt rein und schaut sich die Preise an ..... fertig ist die Preisspirale nach oben.

Wenigstens werden SOLCHE Halsabschneider wohl eher selten Dumme finden, die den völlig überteuerten Kram kaufen.
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