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Amiga 600


Hersteller:
Commodore

Speichermedium:
Diskette, Festplatte, CD-ROM, CompactFlash

Veröffentlichung:
März 1992
verkaufte Geräte:
193.000 (Deutschland)
200.000 (USA)

Technik:
Prozessor
68000 @ 7 MHz

Speicher
Chip-RAM: 1 MB (max. 2 MB)
Fast-RAM: 0 KB (max. 4 MB mit PCMCIA-Karte oder max. 32 MB mit Turbokarte)
ROM: 512 KB

Betriebssystem
Kickstart Version: 2.05
AmigaOS Version: 2.0

Grafik
Chipsatz: ECS, MOS 8373 "ECS Denise"
Farbdarstellung: max. 64 Farben gleichzeitig aus 4096 Farben
Videoauflösung: variabel, von 320x256 (die meisten Spiele) bis 1280x256 (4 Farben)

Sound
Standard "Paula" Chip, wie in allen Amiga Modellen.
4-Kanal Stereo, 8-Bit, 29 KHz Samplingrate

Laufwerke
1x 3,5" extern Laufwerkschacht (belegt mit Diskettenlaufwerk, DD, 0.88 MB)
1x 2,5" intern IDE (bei Modell A600HD belegt, zweites Laufwerk nur mit Bastelei)

Schnittstellen
intern: 1× Expansionsport (Trapdoor, Falltür)
intern: 1× PCMCIA
intern: 1× IDE (max. 2 Laufwerke)
intern: 1x Diskettenlaufwerk (belegt)

extern: 2x Cinch für 4-Kanal Stereo-Sound
extern: 2x Maus-/Joystick-Port, D-Sub 9-pol
extern: 1x Video, DB23-Stecker, analoges RGB
extern: 1x BAS Video (Composite nur in S/W)
extern: 1 x Parallelport, Centronics, D-Sub 25-pol
extern: 1 x Serialport RS-232, D-Sub 25-pol
extern: 1 x Floppyport, D-Sub 23-pol

Systembericht:
Die kleine, ungeliebte Freundin.

Commodore war von Anfang an ein eifriger Neuverwerter der eigenen Technologie und ging dabei öfter eigenwillige oder gar seltsame Wege. Man erinnere sich beispielsweise an den SX-64 (1983) oder das C64 Game System (1990), die beide alles andere als erfolgreich waren, heute allerdings begehrte Sammlerstücke sind.

Die Geschichte des Amiga 600, erschienen 1992, beginnt mit dem Wunsch des Unternehmens, aus der bewährten, aber bereits angegrauten Amiga-Technologie erneut Profit zu schlagen.

Positiv muss man dabei anmerken, dass man es sich nicht gerade leicht machte, sondern die „neue“ Maschine von Grund auf überarbeitete. Der Computer sollte optisch neu gestaltet werden und man wollte dem allgemeinen Trend der Verkleinerung folgen. Möglich macht die Verkleinerung die so genannte SMD-Technologie (Surface-Mounted Device, oberflächenmontiertes Bauelement). Die Bauelemente sind nun nicht mehr durch die Platine hindurch verdrahtet, sondern werden direkt auf der Oberfläche aufgesetzt und verlötet. Das ermöglicht eine viel dichtere Gestaltung des Platinenlayoutes, was die Platinen stark verkleinert, zumal auch sehr kleine Elemente verbaut werden können. SMD-Platinen werden fast immer rein maschinell bestückt, was die Produktionsmenge enorm steigert.

Die technische Ausstattung hingegen ist nur halbherzig verbessert worden.

So bekam der A600 den ECS (Enhanced Chip Set), der zuerst im A3000 verbaut wurde. Der ECS hat gegenüber dem Vorgänger OCS (Original Chip Set), der beispielsweise im A500 verbaut ist, die Vorteile, dass er höhere Bildschirm-Auflösungen unterstützt und mehr ChipRAM ansprechen kann. Hier lauert ein erster kapitaler Fehler. Hätte Commodore nur ein wenig länger gewartet und etwas mehr investiert, hätte man die neue AGA (Advanced Graphics Architecture) integrieren können. Das Ergebnis hätte ein kleiner A1200 sein können, dem man dann etwas später den größeren Bruder zur Seite stellt.
Übrigens: Der A600 hätte aufgrund der Chipsatz-Verwandtschaft zum A3000 tatsächlich erst A300 heißen sollen. Daher haben frühe Geräte auf der Platine noch diese Bezeichnung. Erst kurz vor der Veröffentlichung hat man sich dann dagegen entschieden.

Der A600, so kompakt er auch sein mag, verfügt intern über einen IDE-Port und kann somit eine normale 2,5-Zoll-Festplatte, wie sie bereits damals in großer Menge in Laptops eingesetzt wurden, aufnehmen. Das Modell A600HD hatte ab Werk eine 20 oder 30 MB-Festplatte eingebaut. Die LED für Festplattenaktivität war in jedem A600-Modell vormontiert. Der IDE-Port kann zwei Laufwerke verwalten, was manche mit ein wenig Bastelei ausnutzten, um entweder eine zweite Festplatte oder ein CD-Laufwerk extern anzuschließen.

Wie der A500+ auch, verfügt der A600 serienmäßig über 1 MB ChipRAM. Die Erweiterung auf maximal 2 MB ChipRAM kann über die bekannte „Falltür“-Erweiterung auf der Unterseite erfolgen. Allerdings ist der Steckanschluss für Zusatzkarten, auch bedingt durch die viel kleinere Bauweise der SMD-Platine, zu den bisherigen in A500 und A500+ inkompatibel, was für einen Umsteiger vom A500 den Neukauf der Erweiterung bedeutet. FastRAM kann der Nutzer über den neu hinzugekommenen PCMCIA-Schacht an der linken Seite des Rechners erweitern. Hier finden auch zahlreiche andere Karten ihren Platz, die beispielsweise am A600 USB-Ports bereitstellen oder eine Netzwerkkarte in das System integrieren.

Einerseits war die SMD-Technik damals hochmodern und sorgte, hinsichtlich der weiteren Verkleinerung der Computer, für einen enormen Sprung nach vorne. Allerdings hat man sich bei Commodore dagegen entschieden, die relevanten Bauelemente zu sockeln und so ist alles bis auf den Kickstart-ROM fest verlötet. Der Einsatz von Turbokarten ist am Amiga 600 daher eine Geschichte für sich. Prinzipiell ist es natürlich auch bei diesem Modell möglich, die Systemleistung durch eine Beschleunigerkarte deutlich zu verbessern. Jedoch macht es die verlötete CPU sehr schwer, so eine Karte zu verbauen. Die einzige Lösung (sieht man mal Lötexperimenten ab) ist der Einsatz einer Huckepack-Karte, die den CPU-Steckplatz nach oben verlegt, während die alte CPU an ihrem Platz bleibt.

Im Einsatz zeigt sich der A600 sehr transportabel und durch seine neuen, internen Anschlüsse zudem recht gut erweiterbar. Dies war erst einmal ein Schritt in die richtige Richtung, sieht man mal von der Tatsache ab, dass der Einsatz von Turbokarten nicht sonderlich leicht zu handhaben ist und das die alten RAM-Erweiterungen des A500 nicht mehr passen.

Jedoch machten es vor allem zwei ganz andere Probleme den Nutzern schwer, auf das neue Modell umzusteigen: Mangelnde Kompatibilität unter bestimmten Umständen und der fehlende Nummernblock. Die Kompatibilität zu den Programmen, die noch für den OCS erstellt wurden, ist im Allgemeinen gut, da sich OCS und ECS nur in wenigen Punkten unterscheiden. Problematisch wird es dann, wenn ein User mehr als 1 MB ChipRAM verbaut hat. Dann verweigern einige Programme den Dienst. Viel häufiger kommt es zu Inkompatibilitäten durch den Einsatz des damals neuen Kickstarts 2.x (im Falle des A600: v2.05). Dieses Problem tritt jedoch bei allen Amigas auf, die ein höheres Kickstart als 1.3 besitzen und ist keine exklusive Angelegenheit des Amiga 600.

Diese umfassende Kickstart-Problematik machte es den späteren Amiga-Modellen nach dem A500 generell schwer, Fuß zu fassen und stellt einen der Gründe dar, warum sich alle nachfolgenden Modelle im Vergleich eher mittelmäßig oder gar schlecht verkauften.

Der fehlende Nummernblock ist eine Geschichte für sich. Verständlich, dass er aus Platzgründen fehlt, unverständlich jedoch, dass er seitens Commodore nicht als Zubehör angeboten wurde. Immerhin gibt es eine Reihe von Spielen, vor allem Flugsimulatoren und Rollenspiele, die den Nummernblock zwingend voraussetzen. Eine individuelle Einstellung der Tastenbelegung ist bei Programmen aus dieser Zeit sehr selten integriert. Insofern ist dieses Problem ein wichtiger Sargnagel des Projektes „Amiga 600“.

Und so verkaufte sich der kleine Amiga 600 letztlich ungefähr 400.000 Mal (Deutschland und USA), was gar nicht mal so negativ klingt, in Anbetracht der ungefähr 2 Millionen weltweit verkauften A500 jedoch, wirkt es eher mau. Allerdings verkaufte sich der A500+ noch deutlich schlechter.

Der Amiga 600 kam und ging relativ bald wieder. Er ist jedoch mehr als eine Fußnote in der Geschichte der Heimcomputer. Er diente zudem als Gestaltungsvorlage für den Amiga 1200, der nur einige Monate später kommen sollte.

Übrigens: Der deutlich schnellere, leistungsstärkere Amiga 1200 verkaufte sich deutlich schlechter als der Amiga 600.

Ich persönlich mag meinen A600, habe das Gehäuse gebleicht, eine Speichererweiterung verbaut, eine CF-Karte als Festplatte eingepflanzt und die Kondensatoren (da, wo es möglich ist) durch Keramik-Gegenstücke ersetzt. Das Laufwerk habe ich zugunsten des Lotharek HxC Floppy-Emulators mit Display entfernt. Die anfälligen Disketten gehören damit der Vergangenheit an. Kompakter ist kein anderer Amiga und bereits dafür mag ich den knuffigen Plastikblock.

Text von Nr.1





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23.04.2019, 16:20 Nr.1 (3797 
Blaubär schrieb am 23.04.2019, 15:25:
10.000 Mark? Zehntausend? L.m.a.A. Das ist wahre Amigaliebe.


Natürlich war es auch Liebe. Der Amiga war für mich zu jeder Zeit eine Offenbarung hinsichtlich Benutzbarkeit, Vielseitigkeit, Aufrüstbarkeit und Leistung.

ABER man musste nachbessern und daher war der A4000 für mich stets nur die Basis. Volle 24 Bit Farbtiefe, Turbokarte, große Festplatte, CD-Laufwerk, Zip-Laufwerk, Scanner, Drucker und natürlich Anwendersoftware.

Dann hatte man ein System, das lange Zeit jeden PC, auch hinsichtlich der Vielseitigkeit, in die Tasche steckte. Dazu leichte Bedienbarkeit.

Was definitiv ein absoluter Trumpf war: Einen Macintosh in jedem Amiga! Ein aufgerüsteter A4000 kann per Emulator (Shapeshifter) einen hochwertigen Apple Mac (je nach Prozessor 68x oder PowerPC) ersetzen. Also hatte ich da Zugang zu Photoshop, QuarkXpress (DTP) usw.

Ein echtes Plus für jeden, der sich mit Grafik oder Layout beschäftigt. Ich hatte dann später auch einen gebrauchten Mac LC II mit dem emulierten Mac vernetzt, um meine Dateien an einem echten Mac zu checken... naja, das war aber eher eine coole Spielerei, da ich den LC II sehr billig bekam und es so schön auf meinen beiden Schreibtischen aussah.

Heute kann man mich mit dem Apfel jagen, aber damals war diese Zweigleisigkeit einfach genial!
Kommentar wurde am 23.04.2019, 20:03 von Nr.1 editiert.
23.04.2019, 15:25 Blaubär (824 
10.000 Mark? Zehntausend? L.m.a.A. Das ist wahre Amigaliebe.
23.04.2019, 15:20 Nr.1 (3797 
DaBBa schrieb am 23.04.2019, 14:45:
Es gab Amiga-Anwendungsprogramme auf NoDOS-Disketten? Wer machte denn so etwas?

Problem: Wer sich als Anwender so viel Amiga-Hardware wie von Dir aufgelistet gegönnt hat, der kam in Preis-Sphären hinein, in denen man 1992/1993 bereits einen 386-PC oder einen kleinen 486-PC bekommen konnte. Auf dem konnte man dann Doom 1 spielen statt Turrican 3.


Naja, dafür musste man sich für Doom 1 aber auch interessieren.

Dieses Argument zog zumindest eine Weile nicht, da der PC sich zwar kontinuierlich aber anfangs nur langsam verbesserte. Der Amiga brachte von Anfang an so viel Multimedialeistung mit, dass er sogar unbewaffnet jedem Standard-PC überlegen war. Anfangs waren Soundkarten und Grafikkarten für PC immens teuer und dann war man gerade mal halbwegs auf dem Niveau eines einfachen Amigas. Das änderte sich allerdings nach einigen Jahren, als VGA-Karten oder Soundkarten so billig wurden, dass sich das Blatt wendete.

Aber selbst dann noch hatten gerade Anwender am Amiga immer noch die Nase vorn. Spätestens bei Videobearbeitung, Soundbearbeitung, Komposition war der normale PC immer noch völlig unterlegen. Natürlich betraf das nur einen Bruchteil der Nutzer.

Und so musste man auf beiden Seiten ordentlich aufrüsten. Auch der teure RAM war am PC keine Kleinigkeit.

In meinem A4000 steckten dann am Schluss ca. 10.000 Mark. Ja, es war heftig, aber der Amiga hatte selbst nach dem Commodore-Ableben noch ein Ass im Ärmel: Leichte Bedienbarkeit und ein schnelles, grafisches OS. Wenn ich an die coolen Commodities denke, kriege ich heute noch Gänsehaut.
23.04.2019, 14:45 DaBBa (3192 
Es gab Amiga-Anwendungsprogramme auf NoDOS-Disketten? Wer machte denn so etwas?

Problem: Wer sich als Anwender so viel Amiga-Hardware wie von Dir aufgelistet gegönnt hat, der kam in Preis-Sphären hinein, in denen man 1992/1993 bereits einen 386-PC oder einen kleinen 486-PC bekommen konnte. Auf dem konnte man dann Doom 1 spielen statt Turrican 3.
23.04.2019, 14:27 Nr.1 (3797 
DaBBa schrieb am 23.04.2019, 13:24:
Das mit der Platte war aber auch so eine Sache:
Vor allem Actionspiele kamen selbst 1994 und 1995 häufig noch auf Disketten, die nicht AmigaDOS-formatiert waren. Oft sollten diese Spezial-Formatierungen als Kopierschutz dienen. Bei Turrican 1 bis 3 dienten sie außerdem dafür, Long Tracks verwenden zu können. Aber: Eine Festplatteninstallation ist bei diesen Diskettenformaten (ohne WHDLoad) nicht möglich.

So konnte man als Spielehersteller Hardware-Aufrüstung eben auch unattraktiv machen: Festplatten, AGA, Zusatzlaufwerke, Zusatz-RAM etc. einfach nicht nutzen.

Es gab auch genug Spiele, bei eine Festplatten-Installation zwar ohne WHDLoad möglich, aber trotzdem nervig war. Manchmal musste man die Dateien von Hand kopieren und mit ASSIGN arbeiten. Manchmal gab es ein Festplatten-Installations-Tool, das aber offenbar in einer Viertelstunde zusammengekloppt wurde. Ich hab letztens bspw. versucht, die Amiga-Version von Jonathan am Emulator (!) auf eine Festplatte zu installieren und ich bin mehrfach gescheitert, weil das Installationsprogramm u. a. erst bei der letzten von 10 Disketten gemerkt hat, dass die Platte zu klein ist.


Du betrachtest es aus der Sicht eines reinen Spielers, was natürlich auch legitim ist. Die sehr erfolgreichen "ernsthaften" Amiga-Magazine zeigten aber, dass gerade der Amiga für umfangreiche Anwendungen geeignet war und ist.

Von der Anwenderseite aus, machten Festplatten, (viel) mehr RAM, AGA (oder gar Grafikkarten), CD-Laufwerke usw. nicht nur Sinn, sondern waren bereits damals zum Teil sogar Pflicht, um wirklich mit dem Amiga arbeiten zu können.

Ich persönlich habe hinsichtlich Anwendersoftware nur sehr selten Probleme mit der Festplatteninstallation gehabt. Manchmal genügte auch einfach, die Kopie der Diskette auf die Festplatte abzulegen. Auch bei Anwendungen ist es manchmal so, dass die Diskette noDOS ist, aber das ist sehr selten.
Kommentar wurde am 23.04.2019, 14:28 von Nr.1 editiert.
23.04.2019, 13:24 DaBBa (3192 
Das mit der Platte war aber auch so eine Sache:
Vor allem Actionspiele kamen selbst 1994 und 1995 häufig noch auf Disketten, die nicht AmigaDOS-formatiert waren. Oft sollten diese Spezial-Formatierungen als Kopierschutz dienen. Bei Turrican 1 bis 3 dienten sie außerdem dafür, Long Tracks verwenden zu können. Aber: Eine Festplatteninstallation ist bei diesen Diskettenformaten (ohne WHDLoad) nicht möglich.

So konnte man als Spielehersteller Hardware-Aufrüstung eben auch unattraktiv machen: Festplatten, AGA, Zusatzlaufwerke, Zusatz-RAM etc. einfach nicht nutzen.

Es gab auch genug Spiele, bei eine Festplatten-Installation zwar ohne WHDLoad möglich, aber trotzdem nervig war. Manchmal musste man die Dateien von Hand kopieren und mit ASSIGN arbeiten. Manchmal gab es ein Festplatten-Installations-Tool, das aber offenbar in einer Viertelstunde zusammengekloppt wurde. Ich hab letztens bspw. versucht, die Amiga-Version von Jonathan am Emulator (!) auf eine Festplatte zu installieren und ich bin mehrfach gescheitert, weil das Installationsprogramm u. a. erst bei der letzten von 10 Disketten gemerkt hat, dass die Platte zu klein ist.
11.04.2019, 22:10 Nr.1 (3797 
SarahKreuz schrieb am 11.04.2019, 20:42:
....
Kein Amiga-User brauchte eine Festplatte. Wozu? Wat soll dat schon großartig bringen? Aber wehe, du hattest mal eine ausprobiert. Da fragtest du dich dann, wie du die ganzen Jahre vorher nur ohne eine verbringen konntest.

Ansonsten erinnere ich mich noch an eines meiner damaligen Lieblingspiele: Gobliiins. Dort musste man bei der Code-Abfrage vor Spielbeginn ein paar Zahlen eintippen. Allerdings: das Programm erkannte nur die Zahlen des Numpads an! Aus die Maus. Gobliiins war urplötzlich unspielbar geworden.

Ach ja. Gute Zeiten waren das, mit dem A600.


Ja, die Festplatte! ENDLICH kamen dann auch die Amiga-Nutzer dahinter, dass sie nicht mehr gefühlte 20 Diskettenlaufwerke übereinanderstapeln müssen. Ja, selbst eine 20MB-Festplatte (gerade die in 2,5 Zoll) war damals teuer, aber mehrere Disklaufwerke waren auch nicht billig.

Der Unterschied katapultierte auch mich in ganz neue Bereiche. Endlich mal alle Disketten auf Festplatte bannen (Dune, BattleIsle,Biing......usw.)!

Eine Sache habe ich noch vergessen: Nur der A4000 ist von Hause aus direkt für die großen, damals deutlich preiswerteren 3,5 Zoll-Festplatten geeignet.

PersonalPaint einfach starten und loslegen. Bilder speichern? Kein Problem! Innerhalb von Sekunden erledigt. Bilder als Backup sichern? Auf Diskette ziehen, später hatte ich dann ein gebrauchtes ZIP-Laufwerk (IDE).
Kommentar wurde am 11.04.2019, 22:16 von Nr.1 editiert.
11.04.2019, 21:58 Nr.1 (3797 
DaBBa schrieb am 11.04.2019, 19:49:
Ja, das könnte auch ein Punkt sein, dass der A600 hat den A1200 kannibalisiert hat.

Für reine Spieler war der A1200 auch gar nicht so interessant. Es gab kaum AGA-Spiele, die es nicht auch als OCS/ECS-Version gab. Was ja von der Hersteller-Seite auch sinnvoll war: Es gab relativ wenige A1200-Besitzer, also war es gewagt, ein Amiga-Spiel nur für AGA rauszubringen.

So viel toller waren die 256-Farb-Grafiken dann häufig ohnehin nicht. Umgekehrt gab es genug Amiga-Spiele überhaupt nicht als AGA-Version: Turrican 3, Elfmania, Mortal Kombat, Mr. Nutz, FIFA Soccer u. v. a. haben bspw. gar keine AGA-Fassung bekommen.
Bei den Spielen, die doch als AGA-Titel rauskamen, war manchmal ironischerweise die AGA-Fassung nur deshalb sichtbar besser, weil bei der OCS-Fassung die Grafiken so mittelmäßig von 256 auf 32 Farben heruntergerechnet wurden.

Da lag beim Beobachter schon der Verdacht nahe, dass der A1200 einfach ein paar mehr Farben konnte, die nett, aber vielen Leuten nicht mehrere Hundert DM wert waren. Die schnellere CPU des A1200 wurde nur bei relativ wenigen Spielen entscheidend genutzt. Was ja von der Hersteller-Seite auch sinnvoll war: Es gab relativ wenige A1200-Besitzer, also wäre es gewagt gewesen, ein Amiga-Spiel für die CPU des A1200 zu optimieren.

Ein Teufelskreis.


Du hast Recht.

Die AGA-Grafik macht leider in Spielen viel zu oft eine eher maue Figur. Entweder sind OCS/ECS-Spiele so gut gemacht, dass der Unterschied zu AGA kaum auffällt oder AGA-Spiele sind so mies optimiert, dass man in Zeitschriften selbst direkte Screenshotvergleiche nur sehr schwer als Fortschrittsnachweis verbuchen konnte. Natürlich gibt es auch echte AGA-Brecher, die wirklich mal zeigen, was volle 256 Farben gleichzeitig bedeuten.

Ich kann auf meinem eigenen Leben berichten, dass ich den Amiga 4000 nur deswegen kaufte, weil mich der A500 angefixt hatte. Ich kam so schnell an die Grenzen der kleinen Kiste, merkte aber, wie viel Potential in einem Amiga steckt. Ich wollte aber unbedingt von den kleinen Tastaturrechnern weg. Damals gab es längst den A1200 und A4000 und so kam es dann zum A4000.

Der A1200 wurde damals gerne als HighEnd-Video-Multimedia-Gamingmaschine ("Amiga Magic") verkauft, aber nur der A4000 hatte mit einigen Aufrüstungen das Zeug dazu, so genannt zu werden.

Das Wahnsinnige war damals: Selbst das Flaggschiff musste mindestens eine anständige Grafikkarte nebst RAM-Erweiterung bekommen, um damit wirklich arbeiten zu können.

Und so war auch der A1200 wieder nur ein Spielerechner und der war auch mit AGA-Grafik zunehmend chancenlos.
11.04.2019, 21:28 advfreak (1537 
Ja das hat unser Nr.1 wieder sehr schön gemacht, Kompliment und vielen Dank. Einen 600er hatte ich nie, ich war dann vom 500 zum PC herüber wegen genau einem einzigen Game... So eines mit einem grünen und lilanen Tentakel und so...
11.04.2019, 20:42 SarahKreuz (10000 
Wieder mal saugute Bilder und ein lesenswerter Text von Nr.1

Der Amiga 600 hat mich nicht lange begleitet, bevor er dann von einem AGA-Rechner abgelöst wurde. Vielleicht ein knappes Jahr. Aber...ich muss das hier auch schon irgendwo mal kommentiert haben...ich fand ihn immer extrem stylish, fast schon hübsch, mit seiner gewollten Kompaktheit. In erster Linie war's aber meine erster Amiga mit einer Festplatte. 20 Megabyte! Donnerwetter! Platz ohne Ende! Whales Voyage 2 und Willy Beamish waren mit die ersten Spiele, die darauf Platz fanden. Endlich Ambermoon ohne nennenswerte Ladezeiten! Die ganzen (späten) LucasArts-Adventures, Beneath A Steel Sky, Vision: schüss, ihr elenden Diskettenwechseleien. You won't be missed!

Kein Amiga-User brauchte eine Festplatte. Wozu? Wat soll dat schon großartig bringen? Aber wehe, du hattest mal eine ausprobiert. Da fragtest du dich dann, wie du die ganzen Jahre vorher nur ohne eine verbringen konntest.

Ansonsten erinnere ich mich noch an eines meiner damaligen Lieblingspiele: Gobliiins. Dort musste man bei der Code-Abfrage vor Spielbeginn ein paar Zahlen eintippen. Allerdings: das Programm erkannte nur die Zahlen des Numpads an! Aus die Maus. Gobliiins war urplötzlich unspielbar geworden.

Ach ja. Gute Zeiten waren das, mit dem A600.
Kommentar wurde am 11.04.2019, 20:42 von SarahKreuz editiert.
11.04.2019, 19:49 DaBBa (3192 
Ja, das könnte auch ein Punkt sein, dass der A600 hat den A1200 kannibalisiert hat.

Für reine Spieler war der A1200 auch gar nicht so interessant. Es gab kaum AGA-Spiele, die es nicht auch als OCS/ECS-Version gab. Was ja von der Hersteller-Seite auch sinnvoll war: Es gab relativ wenige A1200-Besitzer, also war es gewagt, ein Amiga-Spiel nur für AGA rauszubringen.

So viel toller waren die 256-Farb-Grafiken dann häufig ohnehin nicht. Umgekehrt gab es genug Amiga-Spiele überhaupt nicht als AGA-Version: Turrican 3, Elfmania, Mortal Kombat, Mr. Nutz, FIFA Soccer u. v. a. haben bspw. gar keine AGA-Fassung bekommen.
Bei den Spielen, die doch als AGA-Titel rauskamen, war manchmal ironischerweise die AGA-Fassung nur deshalb sichtbar besser, weil bei der OCS-Fassung die Grafiken so mittelmäßig von 256 auf 32 Farben heruntergerechnet wurden.

Da lag beim Beobachter schon der Verdacht nahe, dass der A1200 einfach ein paar mehr Farben konnte, die nett, aber vielen Leuten nicht mehrere Hundert DM wert waren. Die schnellere CPU des A1200 wurde nur bei relativ wenigen Spielen entscheidend genutzt. Was ja von der Hersteller-Seite auch sinnvoll war: Es gab relativ wenige A1200-Besitzer, also wäre es gewagt gewesen, ein Amiga-Spiel für die CPU des A1200 zu optimieren.

Ein Teufelskreis.
Kommentar wurde am 11.04.2019, 19:54 von DaBBa editiert.
10.04.2019, 22:19 Filtertüte (655 
Ich glaube durchaus, daß vom A600 weltweit etliche hunderttausend Geräte über den Ladentisch gingen, deutlich mehr als vom A1200. Aber es wurde wohl, vor allem nach Erscheinen des A1200, ein großer Teil davon wohl mit Verlust verramscht.
Ich denke, der A600 wurde dadurch zu einem der großen Sargnägel für Commodore. Nicht nur, daß sie mit den verkauften A600ern selbst Verlust machten, diejenigen, die sich einen kauften, legten sich dann natürlich auch keinen AGA-Amiga mehr zu, wodurch sie sich die eigene Käufer-Basis zerstörten.
10.04.2019, 09:30 Blaubär (824 
Als Nicht-Nerd, aber durchaus interessieter Ex-Amigianer interessiert mich z.B. die Exaktheit von Zahlen, Statistiken, etc. weniger. Ich finde die Systemberichte, wie hier oben von Nr. 1, generell informativ und lesenswert. Danke dafür!
10.04.2019, 08:50 DaBBa (3192 
Ich bleibe bei meiner Vermutung, dass 200.000 NTSC-A600 insgesamt, also auf der ganzen Welt, verkauft worden sein können. Also in den USA, aber auch in Kanada, Südamerika usw.
Ich sag mal: 200.000 NTSC-Amigas kann man weltweit wohl verkaufen.

Die Kanadier haben es eh nicht leicht: Sie werden bei Wirtschaftsthemen gerne mit den USA in einen Topf geworfen. So bezeichnet bspw. die Kennzahl "Domestic box office" bei US-Filmen nicht nur das Einspielergebnis in den USA, sondern das Einspielspielergebnis in USA + Kanada.

Nr.1 schrieb am 09.04.2019, 19:17:
Überraschend dürfte für so manchen aber sein, dass sich der A600 weitaus besser verkaufte, als der A500+ oder der A1200. Diese beiden Modelle sind nun noch viel weiter im Nirvana versunken.
Das glaube ich gerne.

Als klar wurde, dass der A600 kein Verkaufsschlager wird, wurde er damals recht preiswert abverkauft. Er spielte die meisten Amiga-Spiele ab, die man damals vom Kaufhaus-Wühltisch oder auf dem Schulhof durchaus noch beziehen konnte.

Der A1200 war im Vergleich teurer und konnte wenig mehr: A1200-Spiele gabs auf dem Wühltisch und dem Schulhof weniger.
Kommentar wurde am 10.04.2019, 08:55 von DaBBa editiert.
10.04.2019, 08:44 Berghutzen (3621 
Von einem Fan, der sich mit der Materie beschäftigt hat, finde ich eine solche Angabe, die man durchaus kritisch betrachten kann (und muss, wenn man die Commodore-Verhältnisse zu diesen Zeiten betrachtet), als sinnvoll. Es erhebt ja keiner einen Anspruch auf lexikalische Genauigkeit, aber eine Richtschnur sei doch erlaubt. Ob es nun 250.000 oder 150.000 Stück in den USA waren, lässt sich sowieso nicht stichhaltig rausfinden, gleichwohl wären höhere Zahlen - auch im Vergleich zu Deutschland - tatsächlich unglaubwürdig.

Ich kann Nr.1 schon verstehen, dass er da ein wenig angepisst reagiert. Da macht man sich die Mühe, für etwas, was man gern hat, die Fakten so gut es geht zusammen zu schreiben, steckt Zeit und Arbeit da rein, und dann kommt ein anderer um die Ecke und zweifelt erstmal an Details, ohne das weiter belegen zu können. Nun, da wäre ich auch ein wenig genervt.
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