Ist ja so ähnlich wie ein Kinofilm, von dem die besten Szenen bereits im Trailer zu sehen sind - da besteht die Gefahr, dass da nicht mehr allzu viele Leute reingehen. Wahrscheinlich gab's deshalb von Seiten Kaiko bzw. deren Publisher nur recht unspektakuläre Bilder hinten auf der Packung zu sehen. Selbstschutz und vorausschauendes Firmendenken nennt man so etwas...
Und dann waren da ja noch die bösen, bösen Fachmagazine, allen voran die Power Play: Besonders jene Zeitschrift schmiss bei echten Ausnahmetiteln wie z.B. "Turrican II", "Lionheart" oder "Ambermoon" mit provokanten Fotos geradezu so um sich - und das manchmal sogar zweimal, denn schließlich gab's gegen Ende des Jahres ja noch den berühmt-berüchtigten Spiele-Rückblick! Da hat man als interessierter Leser/potentieller Käufer natürlich schon die Highlights gesehen, warum sich also extra noch das Game holen?
Bei "Eye of the Beholder" etwa gab es in der PP sogar ein großes Bild vom Endboss zu bewundern - und das noch nicht mal im Test selbst, sondern direkt im Inhaltsverzeichnis! Da waren so einige Leute ziemlich sauer drüber, was sich in negativen Leserbriefen niederschlug - ich kann es ihnen nicht verdenken. Sicher, jenes denkwürdige Echtzeit-RPG sollte sich zu einem großen Verkaufserfolg mausern, enttäuschte Power Play-Leser dürften aber nicht zu den Käufern gehört haben - zu viel wurde in dieser Ausgabe verraten. Es ward wie ein heller Strahl, der urplötzlich selbst die dunkelste und tiefste Kerkeretage mit gleißendem Licht durchflutete - eine denkbar schlechte Voraussetzung für einen eigentlich vielversprechenden, von Geheimnissen umwobenen Dungeon-Crawler...
Ich mache darum die Fachpresse für die schlechten Verkaufszahlen von "Lionheart" und Co. verantwortlich. Was bilden die überhaupt Fotomaterial ab? Text pur reicht völlig aus, genauso wie es die ASM früher des Öfteren gemacht hat. Bestes Beispiel: "Star Trek V: The Final Frontier"! Grafiknote: 11 (VGA) bzw. 10 (EGA). Hier wurden gleich zwei (!) Grafikmodi konsequent bewertet, ohne das auch nur ein einziges platzverschlingendes Bild gezeigt wurde...
...und dann erst der höchst informative, in jeglicher Hinsicht glaubwürdige, Text:
"Unter VGA erreichen die Bilder mit ihren 256 Farben beinahe Fotoqualität. [...] Die Standgrafiken der einzelnen Akteure sind exzellent, und die verschiedenen Action-Sequenzen mit stilvoller 3D-Grafik (beziehungsweise fließend animierten Figuren) eine Augenweide. [...] Besitzer eines eher schlappen XTs mit EGA-Karte bekommen immer noch ansehnliche Bilder zu Gesicht, die mühelos mit ST oder Amiga konkurrieren können..."Mal ehrlich, wer braucht bei einer solch journalistischen Glanzleistung noch wirklich ein Bildschirmfoto? Ach, hätten sich Amiga Joker und Power Play, diese mit Fotos protzenden Bilderbuchmagazine, doch nur ein Beispiel an die in fast allen Belangen wegweisende ASM genommen. Wahrscheinlich wären Rainbow Arts, Thalion, Kaiko und anderen deutschen Entwicklern die Pleite erspart geblieben...
Somit also ein Tribut an den "Aktuellen Software Markt", dem einzig wahrem und vor allem glaubwürdigem Magazin!