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HC Spiele-Sonderteil 6/87



Raubkopierer wehren sich

Liebe Happy-Computer-Redaktion,
aufgrund einiger Beleidigungen über uns Kopierer entstand dieser Brief. Es geschieht immer wieder, daß ihr Raubkopierer (wie ihr es nennt) beleidigt. Wir wären Software-Pi­raten usw. Wir würden aus Spaß kopieren und wir wären Betrüger und Diebe (das behauptete der Microprose-Boß).
Wir kopieren, weil wir nicht genug Geld haben, um uns Originale zu kaufen. Und wir sind auch keine Diebe, weil wir nichts stehlen! Das Kopieren geht weiter und dagegen kann keiner etwas machen. Auch wenn es keine Spiele mehr ge­ben sollte, da die Hersteller boykottieren, werden wir Spiele machen und sie verschenken, wie es in einem europäischen Land schon so ist. Eigentlich habe ich ja nichts gegen die Software-Produzenten, nur sollten sie die Preise drücken. Ich selbst bin 14 und werde, sobald ich Geld verdiene, wohl kaum noch kopieren. Dur werdet sicher diesen Brief in die nächste Mülltonne schmeißen und nicht beachten, da ihr es nicht nötig habt, zu kopieren, weil ihr alles umsonst bekommt. Und noch was: Ich kenne keinen unter 18, der einen Computer besitzt und nicht kopiert! Ihr zwei (bs und hl) hättet auch kopiert. Es gibt einfach keinen, der nicht kopiert. Das liegt nicht daran, daß das Gesetz zu mild ist, sondern weil man das Gefühl hat, für nichts und wieder nichts bestraft zu werden. Etwa zwei Millionen Menschen, die so denken und es selbst am besten wissen müssen, sind der beste Beweis dafür. Und noch ein letztes: Wir kopieren, beziehungsweise cracken, nicht, weil es uns Spaß macht oder cool ist, sondern weil wir es uns nicht leisten können, 10 Spiele pro Monat zu kaufen. Ihr werdet doch überschüttet von Spielen, die bei euch eintreffen. Wie viele sind es denn? 100, 200? Was würdet ihr sagen, wenn ihr nur eines bekämt?
Computerspielen ist wie eine Sucht. Man will immer mehr. Wenn man eine Woche ohne Computer ist, merkt man das. Ich hoffe, ihr denkt ein bißchen nach über diesen Brief und versucht ihn wenigstens ein bißchen zu beachten.
Ein noch treuer Happy-Leser

Dieser Brief erreichte uns ohne Absender-Angabe. Normalerweise schenken wir anonymen Briefen keine Beachtung, da wir meinen, daß man sich of­fen zu seiner Meinung bekennen sollte. In diesem Fall machen wir eine Ausnahme, da dieser Brief viele Aussagen zusammenfaßt, die wir in den letzten Wochen erhalten haben. Vielen Dank erstmal, namenloser Leser, daß du uns noch ein Weilchen treu bleiben willst. Trotzdem werden wir nicht aufhören, Raubkopierer darauf aufmerksam zu machen, daß das Kopieren eine illegale Hand­lung ist. Wenn Bill Stealey (der Boß von Microprose) sagt, daß Raubkopierer Betrüger und Diebe sind, dann hat er von seinem Standpunkt aus gesehen völlig recht. Wer ein Programm kopiert und es dann spielt, der hat dieses Programm gestohlen, denn er benutzt eine Ware, ohne dafür bezahlt zu haben. Die alte Ausrede: Ich kann mir das Programm nicht leisten, also kopiere ich es mir ist leider keine besonders gute. Mit der gleichen Berechtigung könnte man auch sagen: Ich kann mir das Programm nicht leisten, also gehe ich in einen Software-Laden und klaue es. Kopieren ist Diebstahl, da gibt es keine Ausflüchte oder Diskussionen. Trotzdem scheinst du ja Bill nicht böse zu sein, denn einige Sätze später meinst du beschwichtigend, daß er nur die Preise drücken sollte, dann sei alles in Ordnung. Wie aber soll er die Preise senken, wenn es, wie du sagst, zwei Millionen Menschen gibt, die die Programme sowieso kopieren? Wir wissen durch andere Le­serbriefe, daß sogar die Billig-Spiele, die im Laden nur zehn Mark kosten, in großem Umfang kopiert werden. Egal, wie preiswert Spiele auch sein mögen, es wird wohl immer genug Leute geben, die sagen: Ich kann es mir nicht leisten, also kopiere ich es. Wenn Programme also billiger werden, dann kaufen die ehrlichen Leute vielleicht noch ein paar mehr Spiele, weil sie sich mehr leisten können. Die Raubkopierer jedoch bleiben bei der illegalen Null-Tarif-Lösung. Als weiteres Argument führst du deine Sucht nach Computerspielen an. Aber auch hier muß ich dir widersprechen: Wenn ich süchtig nach Schokolade-Keksen bin, darf ich auch nicht einfach in einen Supermarkt gehen und welche klauen, bloß weil mein Taschengeld nicht mehr reicht. Du sagst: Das Kopieren läßt sich nicht stoppen. Da bin ich anderer Meinung. Die Software-Firmen können das Kopieren wahrscheinlich nicht stoppen, aber die Kopierer können es. Das mag utopisch klingen, aber wenn viele der jetzigen Raubkopierer der Versuchung widerstehen könnten, wäre mit einem Schlag das Problem Software-Piraterie zwar nicht gelöst, aber immerhin doch gewaltig verkleinert. Seht es mal von der Seite: Es ist schlicht und einfach unfair dem Programmierer gegenüber, seine Programme zu kopieren. Dieser Programmierer muß ja auch irgendwie leben, seine Miete bezahlen und sich technisch weiterbilden, damit er nicht immer das gleiche programmiert. Mit dem Kopieren nehmt ihr ihm die Chance, das Super-Spiel, das gerade euch interessiert, zu schreiben. Also wird er in wenigen Jahren schon keine Spiele mehr programmieren, sondern vielleicht mit Tabellenkalkulationen oder als Buchhalter sein Geld verdienen müssen. Und ihr sitzt dann da mit eurem Computer, ohne neue Spiele. (bs)
von asc

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User-Kommentare: (25)Seiten: «  1 [2] 
05.01.2007, 16:54 Deathrider (1855 
Ich hatte damals nur 5 DM die Woche, aber alle 2 Wochen kam eine Zeitschrift "Im Herzen der Klassik" für 10,80DM, also hatte ich eher -1,60DM im Monat.

lonely-george geb ich ein bißchen Recht. Wenn man bedenkt wieviel Absatz damals BMH gemacht hat, allein durch die vielen Vorbestellungen(mich inbegriffen), dann gings einigen bestimmt nicht schlecht.
Nur hätte ich es auch nicht so gern, wenn man meine Produkte, welcher Art auch immer, für umsonst bekommen würde.
05.01.2007, 16:37 Lari-Fari (1848 
Ich hab meine Taschengeldsätze nicht mehr im Kopf, aber das mit Weihnachten und Geburtstag kommt schon gut hin.
05.01.2007, 16:35 turov (478 
Ich hatte damals 20 DM monatlich zur Verfügung, an ein Spiel war wenn überhaupt original nur an Weihnachten oder Geburtstag zu denken.
05.01.2007, 15:38 Lari-Fari (1848 
Du zahlst ja, bei Konsolen- wie auch bei Computerspielen, nicht nur für den Datenträger mit 'ner Pappschachtel drum rum, sondern auch für die Programmier- und Designleistung (bei den Modulen ist zwar mehr Plastik drum rum, aber so wahnsinnig viel wird sich dadurch nicht am Preis getan haben). Bei guten Spielen sind auch die Mondpreise für Konsolensoft angemessen gewesen.

Rückblickend bestand der Fehler den viele Hersteller gemacht haben wohl darin, auf teenagerkompatible Soft zu setzen, und damit auf ein Käuferklientel, das in der Regel nicht wirklich Kohle hat (und dann natürlich kopiert bis das Laufwerk glüht). So ich sie denn kenne, sind PC-Spiele heutzutage eher auf Erwachsene zugeschnitten. Und - man korrigiere mich, wenn ich Blödsinn erzähle - das Geschäft floriert.
05.01.2007, 15:34 lonely-george (231 
Also Vorweg noch.
Ich bin heute gegen das Raupopieren und hab nur Originale. Aber:


.. ich Grundegenommen hat der 14 Jährige gar nicht so unrecht.
Jedenfalls dann wenn mann nur kopiert hatte weil mann es sich nicht leisten kann es zu kaufen.
Denn Defakto hat mann in einem Solchen Fall eben einer Softwarefirma nicht oder nur kaum geschaadet.
Denn auch wenn alle jugendlichen damals nicht kopiert hätten, wäre dadurch deren Taschengeld ja nicht angewachsen.
Also mehr als 100 Mark Pro Monat = 1 Spiel wäre niemals drin gewesen. vieleicht doch noch eher weniger als 1 Spiel pro monat.

Und dieses Originale Spiel hatte ich mir damals übrigens dann auch noch gekauft.

Daher gibt es schon einen Unterschied ob mann sich eine Kopie von etwas erstellt, oder etwas direkt im Laden Klaut.
Das ist rein Schaadenmässig noch lange nicht dasselbe.

Daher halte ich auch heute noch alle Zahlen von Angeblichen Schäden die durch das Kopieren verursacht werden masslos übertrieben. Denn dort werden einfach die Zahlen der Kopien mit den Verkaufspreisen der Spiele Multipliziert.

So Werden Raupkopierer vor Gericht manchmal auf Millionen von Schaaden verklagt.
Geld dass sie niemals hätten verdienen können oder je ausgegeben hätten wenn sie nicht kopiert hätten.

Ums zusammenzufassen. Das Raubkopieren Schaaded den Softwarefirmen zwar, aber die Ausmasse sind bei weitem Übertrieben. der Tatsächliche Schaaden liegt bei nur wenigen Prozent des Angegebenen.
Folglich wird sich bei völligem einstellen von Raukopien auch nur wenig ändern
Die Preise könnten meiner Meinung nach sogar steigen, zumindest wenn mann in bestimmten bereichten ein Monopol bilden kann (siehe Microsoft,teilweise auch Firmen von Konsolentiteln und auch EA teilweise...

Dafür gibt es auch ein Beispiel.
Die Konsolenspiele die auf Modul erschienen sind waren immer sehr viel teurer als vergleichbare Spiele auf Diskette.
Und das auch bei Titeln die sich in riesigen Mengen verkauft haben.
Kommentar wurde am 05.01.2007, 17:22 von lonely-george editiert.
05.01.2007, 14:40 monty mole (1139 
Nicht das ich jetzt diese "Ich muss alles für umsonst haben" Mentalität unterstützen will, aber ich bezweifel das die Spiele billiger gewesen wären ohne die Kopiererei. Selbst die Konsolentitel, die damals kaum kopierbar waren, hatten schon Preise die wirklich gigantisch waren. Natürlich war auch ein Teil der hardwaretechnik in den Modulen drin aber ob ein Preis von oftmals 90 - 120 DM berechtigt waren ist dennoch fraglich.
05.01.2007, 14:11 Gast
Ich denke viele von uns haben damals nur aus Leidenschaft kopiert und gesammelt. Viele hatten an die hundert Spiele oder noch mehr, wovon sie vielleicht die Hälfte nicht mal angespielt hatten. Damals waren die Zeitungen voll mit Inseraten wie: "Suche Tauschpartner für CPC und C64 Spiele."

Die Firmen haben viel Geld in Methoden gegen das Raubkopieren gesteckt, doch es war ein aussichtsloser Kampf. Danach verschwanden einige Spiele Hersteller von der Bildfläche und die Spieleangebote für Amiga, CPC, C64 usw. gingen drastisch zurück.

Das Ergebnis dieses Kopieren und Tauschen spiegelt sich in den heutigen Spiele wieder. Ex Microprose bringt heute nicht mehr solch anspruchsvolle Spiele heraus wie damals. Früher bekam man zu den Spiele von Microprose ein überdickes Handbuch mit vielen Infos, Hintergründe usw. zum dazugehörigen Spiel. Ich denke da jetzt gerade mal an die tollen Handbücher zu M1 Tank Platoon, Silent Service II oder F-19 Stealth Fighter.

Eigentlich schade das es soweit kommen musste...
04.01.2007, 20:24 Lari-Fari (1848 
Man muss ja nicht alles selbst gehabt haben - einige Sachen hab ich auch bei Freunden intensiv genug gespielt, um sie vernünftig bewerten zu können. Ich hab mal gerade die knapp 50 Spiele durchgeguckt, die ich bislang mit 9 oder 10 bewertet habe. Je nachdem, welche Maßstäbe man ansetzt (Was ist z.B. mit 64er-Spielen, die ich damals nicht hatte und erst jetzt aus dem Netz gezogen habe, oder mit solchen, die ich erst als Raubkopie hatte, mir dann aber als Original gekauft habe?) komme ich auf rund 20 Fälle von mittlerweile wohl verjährter Urheberrechtschutzverletzung. Das ist, glaube ich, noch vergleichsweise im Rahmen.
04.01.2007, 19:37 Majordomus (2178 
Ich denke, dass viele (alle) von uns mit 14 Jahren so gedacht haben.
Wie kann man es sonst erklären, dass hier viele von uns über hundert Spiele und mehr bewerten können?
Dafür reicht das Taschengeld halt nicht aus.
04.01.2007, 11:28 Deathrider (1855 
Welcher von euch hat denn nun den Brief verfasst?

Eigentlich ein ganz netter Brief, und der 14jährige hatte schon mit der Sucht recht. Allerdings gings den meisten nicht um Computer spielen, sondern um das Sammeln von Computerspielen. Den Männern ist es in die Wiege gelegt, dass sie sammeln,jagen und tauschen.
Ich fands früher, auch wenns illegal war,besser Spiele persönlich untereinander auszuleihen quasi nach dem Motto
"Ich hab mir das gekauft, kanns dir ausleihen, wenn du willst,hast du auch was für mich?", als das heutige Internet mit seinen Tauschbörsen. Von Tauschbörsen halte ich gar nix, auch halt ich, weil man irgendwann erwachsen wird, von Raubkopieren überhaupt nix. Bin immer noch Sammler, aber ein original Cover ist schöner als irgendwelche Dateien auf der Festplatte.

Übrigens weiß ich gar nicht, wie die Gesetze im Jahre 1987 waren, aber mir hat es später irgendwie schon ein bißchen Angst eingejagt, aber erst als das denken anfing.


Bin froh, dass ich heut sagen kann, dass ich ein absolut reines Gewissen habe
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