In der aktuellen Retro Gamer (Ausgabe 4/2014) zählen sie die C64-Version ja zu den schlechtesten "Golden Axe"-Konvertierungen überhaupt. Ich fand's damals trotzdem total cool. Lag wahrscheinlich daran, dass ich mich 1990 im Rollenspiel-, oder besser gesagt, "AD&D"-Fieber befand und auch grundsätzlich für alles empfänglich war, was nur annähernd mit Fantasy zu tun hatte. Zwar war "Golden Axe" in erster Linie ein typisches Beat 'em up/Hack'n'Slay, allerdings mit Fantasy-Setting plus dem Einsatz von Magie. Angestachelt durch die Automaten- bzw. Konsolentests in ASM und Power Play wollte ich diesen Titel unbedingt haben! Da ich zu dieser Zeit aber lediglich einen C64 mein eigen nennen konnte, blieb mir nichts anderes übrig, als auf eine möglichst baldige Umsetzung zu hoffen...
...und die kam dann schließlich im Spätherbst '90. Weiß noch genau, mit wie viel Vorfreude ich die Disk damals in die 1541 schob und wie angetan ich bereits vom Vorspann war, in dem die drei Helden bzw. Oberbösewicht
Death Adder in wirklich toll gezeichneten "Ganzkörperportraits" gezeigt wurden (schienen mir irgendwie hochauflösend zu sein). Die coole Musik von den Maniacs of Noise tat ihr Übriges, um mich vollständig in den "Golden Axe"-Bann zu ziehen. Dann das Helden-Auswahlmenü mit der Knochenhand und dem Totenkopf, welches im Gegensatz zu den anderen Fassungen sogar noch mit einer Hintergrundgrafik (ein düsterer Thronsaal oder dergleichen) ergänzt wurde. Doch hier schon die erste Ernüchterung:
"Was denn, nur ein Spieler?" Na ja, das war für "Brotkasten"-Konvertierungen anno 1990 eigentlich nichts ungewöhnliches, schließlich verzichteten Coin-op-Ports wie z.B. "Midnight Resistance" ebenfalls darauf. Kein Problem für meinen Kumpel und mich, der seinerzeit ebenfalls ganz scharf auf "Golden Axe" war - wird jeder Level eben ganz einfach abwechselnd gespielt!
Alsdann weiter im Text: Was darf's denn sein, Musik oder SFX? Bei dem coolen Titeltrack natürlich Musik, ist doch klar! Nach einer kurzen Ladezeit dann die zweite Ernüchterung: Die Grafik ist gegenüber der Automaten- und Konsolenfassungen doch ziemlich farbarm und wird vornehmlich von Grau- und Brauntönen beherrscht... und selbst die Sprites (Held sowie Gegner) kommen lediglich 2-farbig daher! Trotzdem, durch die lange Wartezeit auf "Golden Axe" wird meinerseits natürlich viel Schönfärberei betrieben, sodass ich die Optik immer noch ziemlich gut finde. Auch die Tatsache, dass immer nur ein Gegner ins Bild huscht, den ich selbstredend locker auf die Matte schicke, empfinde ich als nicht weiter schlimm, denn schließlich ermöglicht mir das ein rasches Vorankommen...
Doch nach ungefähr einer knappen Stunde - wenn überhaupt - treffen mein Kumpel und ich auf die beiden Zwillings-Endgegner, welche auf dem "Brotkasten" natürlich ebenfalls einzeln ins Bild laufen... und nachdem sie zu ihren Ahnen abgewandert sind, läuft urplötzlich der coole Abspann über den Monitor! Kann mich noch genau daran erinnern, wie mein Kumpel und ich uns ungläubig angeschaut haben:
"Was denn, das war's schon?" Ganz offenbar hat "Golden Axe" nicht nur hinsichtlich der Grafik eine Schlankheitskur über sich ergehen lassen müssen... traurig, traurig! Und wo zum Teufel war eigentlich der noch im Vorspann gezeigte Obermotz
Death Adder? Missing in Action? Vom finalen Kampf im Thronsaal gegen ihn war auf dem C64 jedenfalls nichts zu sehen!
Fazit: "Golden Axe" musste auf dem kleinen Commodore ganz schön Federn lassen und weist diverse Schwachpunkte auf, die da wären:
1) Hoffnungslos leichter Schwierigkeitsgrad, bedingt durch jeweils nur einen Gegner im Bild
2) Fehlender 2-Player-Mode
3) Recht farblose Grafiken (als krasser Vergleich möge hier die wirklich vorbildliche CPC-Adaption dienen)
4) Fehlende Levels bzw. fehlender Endkampf
Trotzdem, für mich war "Golden Axe" für den 64er damals die reinste Offenbarung und ich spielte es am gleichen Abend zu Hause nochmal durch! Vor allem die Magieeffekte hatten es mir angetan, wobei mir die Blitzzauber von
Gilius Thunderhead noch am besten gefielen (der Zwerg war sowieso der Coolste von den dreien, wie ich fand).
Ein paar Jahre später spielte ich "Golden Axe" dann auf dem Amiga und mir wurde bewusst, dass noch so einiges mehr unter dem Tisch gefallen ist, wie etwa die Bonusrunden mit den Wichteln nach Abschluss des jeweiligen Levels oder die coole Karte, auf der die beschwerliche Reiseroute der Helden aufgezeichnet wurde. Erstaunlicherweise finden sich all diese Features auch in der CPC-Fassung - Hut ab, wirklich großartig gelungen!
Trotzdem: All die oben aufgeführten Negativpunkte bezüglich "Golden Axe" auf dem 64er änderten nichts an der positiven Meinung, die ich für diese Konvertierung empfand - so etwas nennt man wohl "Beschiss des eigenen Geschmacks", und selbst heute noch habe ich diese 8-Bit-Umsetzung in sehr guter Erinnerung. Also gibt's von mir auch volle 8 Punkte, obwohl mich das Gameplay heutzutage überhaupt nicht mehr vor dem Ofen hervorlocken könnte. Die 8 Points beziehen sich auf das Spiel im Allgemeinen, aber selbst für die 64er-Fassung würde ich im Nachhinein noch immerhin 7 vergeben - die Wertung ist natürlich an einen großen Nostalgie-Bonus gebunden, aber das ist auf kultboy.com ja wohl nichts Ungewöhnliches, oder?
Kommentar wurde am 27.08.2014, 12:45 von Bren McGuire editiert.