Hannes Seifert! Danke, den Namen hatte ich gesucht. Klasse Musiker!
Für den PC gab es ja anfangs nur den gruseligen PC Speaker und ab der CD Zeit dann CD Audio Tracks oder einfach irgendwie komprimiertes WAV. Die Zeit dazwischen ist geprägt von OPL2/3, MT32, GM/GS, SoundBlaster und GUS. Und Musik zu schaffen die auf allen 5 Standards gut klingt war fast nicht möglich. Und in der Zeit waren die Rechenleistungen der PCs auch noch extrem unterschiedlich. Mit einem 486'er konnte man locker im Hintergrund MODs abspielen aber mit einem 286'er eben nicht. Es gibt wirklich sehr viel Musik aus der Zeit für DOS Spiele, die das Potential der 5 Soundkarten-Standards bei weitem nicht ausschöpft oder schlicht und ergreifend schlecht ist. Richtig gute Musik fand man eher in der Demo Szene und die war dann auch noch sehr auf die GUS fixiert.
Damals gab es für DOS ja diverse Soundsysteme bzw. Libraries. Und ich glaube da wurde viel direkt mit MIDI, eventuell sogar direkt für die MT32/GM/GS Soundkarten komponiert. Ich glaube viele haben dann einfach einen OPL2/3 "Soundfont" genommen um ihre MIDI Files auf Adlib- und Soundblaster-OPL abzuspielen. Das reizt den Yamaha OPL bei weitem nicht aus. Ich habe wirklich geniale 4K Demos mit Adlib Sound gehört.
Was Musik betrifft tendiere ich mehr zu Analog (SID/AY*/OPL*) als zu Sampling. Der Vergleich hinkt etwas. Aber ich mag Pixelgrafik auch lieber als Rendergrafik, Gescannte Fotos oder digitalisierte Videos.
Mit Sampling kriegt man natürlich einen realistischeren Klang hin. Ich habe jede Menge MOD CDs und hatte eine Phase, wo ich sehr viel gehört und auch selber mit Trackern rumgespielt habe. Ganz wichtig sind gute Samples. Und noch wichtiger ist natürlich, was man aus denen macht.
Bei so mancher älterer Amigamusik kriege ich das Grausen. Das war eh ein Kulturschock für mich, als ich mir Mitte der 90er den ersten Amiga kaufte. Da wusste ich endlich, was das für komische MODs sind, wo der erste und vierte Kanal von links und der zweite und dritte nur von rechts kamen. Und dann noch der im Vergleich schlechte, dumpfe Klang.
Ich war aber am PC total verwöhnt vom Open Cubic Player, der mit seinem Float Mixer alles in 16 Bit Stereo und 48 KHz Rate auf meiner guten Soundkarte zusammenmischte. Damals waren auf DOS auch schon der Scream- und Fasttracker mit ihren 16 Kanälen und Panning aktuell.
Trotzdem waren auf den MOD CDs geniale Amiga Musiken dabei, die ich, natürlich auf Mono oder 50% Panning gestellt, sehr gerne gehört habe. Da muss man sehr gut sein, sparsam mit dem Speicherplatz für Samples umzugehen, gleichzeitig viele unterschiedliche Klänge herausholen und dabei auch noch gut komponieren können um da gute Musik zu erzeugen.
In der Technozeit kam es dann auf, dass man auf einem Kanal ganze Loops von mehreren Instrumenten hatte. Das war auch ein Weg die Beschränkungen was Kanäle betrifft zu umgehen. Brauchte aber Speicher und war häufig nicht ganz so mein Fall und gerne mal etwas eintönig.
Bei analoger Musik mag ich es dagegen sehr, wie sich der Klang selbst und durch Filter ständig verändert. Eine reine Wavetable/GM/GS/Analog Zusatz-Soundkarte für meinen PC hatte tolle Feedbackoszillatoren. Das hat Spaß gemacht, da einfach nur dem selben Loop aus vier Tönen zu lauschen und dabei den Klang an den virtuellen Drehreglern zu ändern.
Am Ende ist alles Geschmackssache. Wahrscheinlich gibt es sogar Leute, die den Klang vom VC 20 besser finden als den vom Commodore 64

:
Robot Liberation