Mancomb Seepgood schrieb am 15.10.2022, 22:49:
Mich erinnert das sehr an Episode 4 und 5 von Krieg der Sterne, die eine ähnliche Beziehung zueinander haben.
LeChuck's Revenge ist ungemein düsterer und in seiner Geschichte anspruchsvoller. Ebenfalls ist das Rätseldesign wegen der offeneren Spielwelt komplexer.
Dein Vergleich würde implizieren, dass MI2 in allen Aspekten besser als Teil 1 ist - was meiner Meinung nach nicht stimmt.
Und was bitteschön meinst du mit "düsterer"? Die Tatsache, dass Guybrush in Teil 2 ein selbstverliebter Unsympath ist?
Ja, das finde ich auch düster. Zumindest hat mich damals sehr enttäuscht.
Aber der Plot selbst ist weder anspruchsvoller noch düsterer. "Ich will Big Whoop finden". Ist auch nur ein Satz.
Das soll nicht heissen, dass das nicht ein toller Auftakt zu einem grandiosen Spiel wäre: Das Ziel ist klar, und selbst ein Hauptcharakter, der nach einem Sieg erst einmal zu einem arroganten Arschloch wird, kann eine gute Prämisse sein. Aber dann, bitte, will ich auch, dass er geläutert wird. Dann soll er auch einen Redemption-Ark in seiner Entwicklung haben - als bekanntes Beispiel sei hier mal Bastian aus Unendliche Geschichte erwähnt.
Die Handlung von Teil 2 ist nicht anspruchsvoller, weil es keine echte Handlung mit Charakterentwicklungen gibt.
Monkey Island 2 ist kein Piraten-Abenteuer, es ist ein Monty Python Sketch - und RtMI ist es genau so.
Und, wie gesagt, die angesprochenen Rätsel sind für mich nicht das Problem des Spiels. Ich habe es damals ohne Komplettlösung sehr gut durchgespielt. Das ist vielleicht eher ein Problem der deutschen Übersetzung. Zumindest, wie schon erwähnt, die erste Hälfte oder vielleicht zwei Drittel des Spiels.
Für mich war Guybrush das Problem, Booty Island, und wie dann die Handlung ad absurdum getrieben wurde.
Um deinen Vergleich mit Episode 5 hervorzukramen: Da hatte der Reveal Impakt - es war nicht nur eine Überraschung für den Zuschauer, es war etwas, das Lukes Weltbild auf den Kopf gestellt hatte. Und selbst wenn das eine Last-minute-Änderung war, so war doch genügend Aufbau betrieben worden, dass der Moment für Charaktere und Zuschauer gleichermaßen emotional war.
Und auch wenn das ein Klischee ist, so funktioniert das - richtig aufgebaut! - immer. Jedes Mal!
Aber in MI2 ist es einfach ein weiterer Star-Wars-Gag und neben einem kleinen "hi hi" hat das null Impakt.
Ist wie in (T)Raumschiff Surprise: "Vor genau 30 Jahren kam ein Baby angefahren. Ohne Strümpf und ohne Schuh, mein lieber Jens, das warst du." - "Ich kann nicht ganz folgen, mein Gebieter." - "Ich bin dein Vater!" - "Alles klar Papi. Kannst dich auf mich verlassen!" Das ist da lustig, weil es eben den Impakt der Originalszene invertiert ... also falls man den Humor mag. Ich war zwischen Augenrollen und kleinem Schmunzler für die Idee hin und her gerissen. Ähnlich wie bei Monkey Island 2.
Aber immerhin war diese Konfrontation mit LeChuck
rätseltechnisch gar nicht so schlecht: Die Rätselkette vom Anfang des Spiels wird in abgewandelter Form nochmal verwendet. Fand ich durchaus gelungen.
Und Spoiler für RtMI: