Erneut habe ich mir den "Schwarzen Spiegel" vorgeknöpft, um die mystischen Geschehnisse in und um Willow Creek zu erforschen. Für mich war das nunmehr die vierte oder fünfte Durchspielsession, die ich einem meiner Lieblingsadventures spendiert habe. Im Schlepptau dabei meine Partnerin, die (nach zuvor gehörtem Hörspiel Das Geheimnis der Gordons) schon ganz neugierig auf das Spiel war.
Apropos Hörspiel:
Diesem lauschten wir zum ersten Mal. Hatte es vor ein paar Jahren mit einem Quäntchen Glück bei 'nem Gewinnspiel erhaschen können.
Bei Dunkelheit und Kerzenschein, mit einem Glas Wein auf der Couch mit Decke eingemummelt, ließen wir uns auf die (Vor-)geschichte zu den Gordons ein. Genau wie im Spiel sorgen die professionellen Synchronsprecher für Gänsehautatmosphäre pur. Sowohl die (bekannten) Melodien als auch gut arrangierten Sound-Effekte bewirken einen absolut abgerundeten Rahmen. Wir jedenfalls, konnten uns richtig "fallen" lassen und haben die Hörspielgeschichte sehr genossen.
Aber Vorsicht! Ein klein wenig deutet die Vorgeschichte schon daraufhin, was im Spiel später passieren wird. Zumindest ist der "Spoiler" so gut verpackt, dass man nicht gleich darauf kommt. Meine bessere Hälfte tappte dahingehend (zum Glück!) auch vorerst im Dunkeln...
Ins unheimlich atmosphärische Spiel stürzten wir uns anschließend mit der Black Mirror Special Edition, die weder bei der Installation noch im Spiel irgendwelche Mucken (unter Win 7, 64 bit) machte.
Da ich mit dem Spiel bestens vertraut bin, griff ich zur Maus und meine Freundin blickte mir "nur" über die Schulter. Sie fieberte aber, insbesondere bei den sehr stimmigen Kapitelüberleitungen, ständig mit.
Kurioserweise sagte sie mir im vierten oder fünften Kapitel: "Na so überragend, wie Du mir das Spiel geschildert hast, ist es nun auch wieder nicht!" Einerseits war ihr die Lauferei (trotz der praktischen Übersichtskarte) auf die Nerven gegangen. Andererseits stieß es ihr negativ auf, dass man mitunter nicht wusste, was als nächstes zu erledigen ist. Letzteres fiel auch mir auf, denn trotz meiner Spielerfahrung musste ich dann und wann alle Örtlichkeiten abklappern, um die Story voranzutreiben.
Als besonders nervig empfanden wir die Sache mit der Entwicklung von Fotos durch Herrmann. Hier mussten wir gefühlte 20 mal zu ihm laufen, bis die Bilder endlich fertig waren.
Zwei, drei kleine Schnitzer konnte ich beim diesmaligen Durchspielen auch entdecken:
* Mark wird durch Samuel mit 20 Pfund gelockt, um ihn bei einer Sache zu unterstützen. Dabei wird abgemacht: 10 Pfund vor und 10 Pfund nach erledigter Arbeit. Den ersten Zehner bekommt er sofort. Das restliche Geld wird danach aber weder übergeben noch anderweitig thematisiert...
* Durch mehrmaliges Auftauchen beim Wirt hat dieser mir doch tatsächlich zweimal einen Schlüssel übergeben.
* Samuel sagt bei einer Szene zu Dr. Herrmann, dass er ihn etwas fragen möchte. Anstatt ihn aber im Anschluss eine Frage zu stellen, gibt er nur ein Statement ab...
Mit meiner netten Mitspielerin hatte ich genau die Richtige für dieses Spiel an der Seite. Da sie Tschechin ist und das Spiel ursprünglich von einem tschechischen Entwicklerteam geschaffen wurde, offenbarten sich für mich/uns interessante Details.
Wo im Menübildschirm noch englische Hintergrundtexte zu lesen sind, so sind bei Anwahl von "Spiel laden", "Optionen" oder "Mitwirkende" plötzlich tschechische Sätze zu entdecken. Des Weiteren habe ich mal im Datei-Ordner von Black Mirror gestöbert und bin in der Datei "savnames.txt" auf weitere Hinweise zur tschechischen Herkunft gestoßen. "Voln pozice" soll hier für freie Position stehen. Korrekt müsste es übrigens Volna pozice heißen.
Dies sind aber nur Randnotizen, wenn man die Überleitung zum 3. Kapitel betrachtet. In dieser Zwischensequenz hört man die Person auf dem Altar zwei Mal Samueli rufen. Ja, richtig gelesen: Samueli. Im Tschechischem signalisiert dies den 5. Fall, welcher auf den Ruf des Namens hindeutet. Und Tatsache. Wenn man sich die Zwischensequenz im tschechischem Spiel, welches sich übrigens Posel Smrti (Todesbote) nennt, so gleicht diese wie ein Ei dem anderen.
Hier wurde einfach Zeit und Geld gespart, denn der Ruf in der deutschen Version hätte natürlich Samuel ohne "i" am Ende erschallen müssen.
Solche neuentdeckten Details zeigen mir immer wieder aufs Neue: Es lohnt sich, auch (alte) Spiele, die man etliche Male durchgespielt hat, von Neuem anzugehen. Man kann bei genauerem Hinsehen bestimmte Sachen finden, die man beim zuvorigen Spielen nicht wahrgenommen hat.
Kleiner Tipp von mir noch am Rande:
Als zusätzlichen Helfer hatte ich ein kleines Lösungsbuch vom Herausgeber Game-Press an meiner Seite. Diese zwei unmöglichen Rätsel (Planeten anordnen und Sternkreiszeichen verschieben) treiben den Spieler ansonsten in den Wahnsinn...
Auch wenn ich die eine oder anderen Ungereimtheit mehr in diesem Durchspielversuch entdeckt habe...Samuel und seine adlige Familie bleiben ganz oben in meiner persönlichen Adventure-Top 10 stehen. Dafür sorgen allein schon die fantastischen Synchronsprecher und die unter die Haut gehenden Melodien.
Meine Freundin sieht das ganze etwas kritischer. Sie würde dem Future Games Titel 8 Punkte vergeben wollen. Nun ja, Geschmäcker sind nun mal verschieden.
Bin gespannt, wie ihr der zweite Teil der Trilogie munden wird.
Kommentar wurde am 15.03.2022, 15:32 von jan.hondafn2 editiert.