Mit unserem cool-ulkigen Tex Murphy hab ich mich nun komplett durch sein erstes Detektiv-Adventure gerätselt. Mein für die Ermittlung dienender "Arbeitsplatz" sah dann meist
SO aus. Anhand des Bildes lässt es sich schon erahnen, und Sly Boots hat es auch schon anklingen lassen: Mitschreiben hat bei diesem Spiel oberste Priorität! Hierbei möchte ich hinzufügen, dass dem Schreiberling auch ein sorgfältiges Lesen abverlangt wird, da ansonsten wichtige Informationen (meist Personennamen) verloren gehen. Das Mitpinnen von relevanten Dingen macht Spaß, ist eine gelungene Abwechslung vom typischen Adventure-Einerlei und vor allen Dingen: Es versetzt uns hautnah in den Trenchcoat eines Privatermittlers (hier muss man natürlich großzügig darüber hinwegsehen, dass im Jahre 2033 wohl niemand mehr auf Stift und Papier zurückgreift

). Man sollte sogar seine Spielstände protokollieren, da man ansonsten leicht vergessen kann, welcher der 10 Slots gerade der aktuelle ist.
Mit angespitztem Bleistift, aufmerksamen Schnüffler-Blick und gekühltem Getränk stürzte ich mich ins dystopische San Francisco plus Umgebung. Das mehrfach angesprochene, langatmige Rumgegurke mit dem Speeder kann ich nur bestätigen. Zur Atmosphäre trägt dieser Flugakt herzlich wenig bei. Vielmehr scheint die Flugsequenz nur dazu zu dienen, das Abenteuer in die Länge zu ziehen. Zumindest gibt es einen
Patch, der die Simulatorfunktion vollständig ausblendet (ich habe den Patch bei meinem Durchspielen aber nicht genutzt, um die Flugfunktion des Programms vollständig in Augenschein nehmen zu können). Irgendwie logisch, dass auch ich nach vollzogener
NavCode-Eingabe sofort das A-Knöpfchen für Auto Pilot bemühte. Das manuelle Manövrieren des Speeders stellte sich als äußerst hakelig und unausgereift heraus. Apropos unausgereift: die Vektor-Grafik wäre sicherlich ein wenig besser machbar gewesen. Beim Durchpflügen der Landschaft ist mir übrigens aufgefallen, dass der Speeder selbst durch Berge fliegen kann, ohne dort abzuprallen, sprich Schaden zu nehmen.
Die dem Spiel beiliegende Karte nützte mir wenig bis gar nicht. Karten sollen ja dazu dienen, sich besser zurecht zu finden bzw. sich besser in die Welt hineindenken zu können. Beides konnte nicht bewerkstelligt werden.
Kommen wir zur Geschichte des Spiels:
Worum es genau geht, muss sich der
Means Streets-Agent im Anleitungsheft erlesen. Nach den ersten Ermittlungen merkt man schnell, das sich der Plot zügig in Richtung...Halt! Zuviel möchte ich ja nicht verraten. Soviel darf aber gesagt werden, dass die Story gut durchdacht ist und man durch seine Recherchen die Handlung zügig voran treibt.
Übrigens scheinen die Programmierer große
Zurück in die Zukunft Fans gewesen zu sein, denn der Präsident im Spiel heißt doch tatsächlich Michael J. Fox. Darüber hinaus erinnert die Schlusssequenz mit dem davon fliegenden Speeder doch arg an die Reiseszenen des Delorean in den jeweiligen Spielberg-Filmen.
Ich fasse nun Dinge zusammen, die mich während des Spielens förmlich angesprungen haben:
- ständig gleiche (Titel-) Musik im Spiel, wenn man bestimmte Orte aufsucht (es gibt nur diese
eine Melodie, selbst beim Abspann wird man damit gequält)
- auch bei den Locations gibt es ein Recycling zu vermelden
- positiv sind die urkomischen Sound-FX (beispielsweise jault Tex auf, wenn er einen Stromschlag bekommt oder wimmert, wenn er mit einem Knie, welches in seine "Kronjuwelen" gerammt wird, Bekanntschaft macht); des Weiteren gibt es kurze Sprachschnipsel, die ebenfalls schräg, aber irgendwie lustig klingen
- man trägt später im Spiel elendig viele Gegenstände mit sich rum (diese liegen allen Übels auch noch unübersichtlich/ungeordnet im Inventar!)
- bei der Rückkehr zu einem bereits besuchten Ort (wo nach Betreten Alarm ausgelöst wird), muss der Alarm erneut ausgeschaltet werden -> nervig!
- aufgenommene Gegenstände sind immer noch sichtbar (wie es z. B. beim Spiel
Star Trek - 25th Anniversary der Fall ist)
- ab und an gibt es kuriose Antworten der Gesprächspartner, wie z. B. bei B. Mallory:
Die Frage über ihn, beantwortet er mit "I was doing OK, until you showed up." Nachdem wir ihm Schläge androhen, spricht er auf einmal über sich in der 3. Person: "He's vice president..."
- von den vorhandenen 7
Bounty Hunting Arealen musste ich gerade mal 3 in Anspruch nehmen, um meine Munition und den stets benötigten Mammon aufzustocken
Jedenfalls hat mir das Spiel über weite Strecken gut gefallen (übrigens wird man am Ende mit einem schönen
Endbild von Sylvia Linsky belohnt), auch wenn man sich zum wiederholten Male die Haare rauft, wenn man einen Ort zeitintensiv ansteuert, um danach herauszufinden, dass es dort rein gar nichts zu holen/entdecken gibt. Das Spiel artet, gerade was das Befragen der vielen Gesprächspartner betrifft, in Arbeit aus. Doch diese Detektiv-Arbeit führt letzten Endes zu einer gewissen Befriedigung, wenn man endlich den Nac-Code einer lang gesuchten Person in Erfahrung bringen kann.
Mean Streets ist in meinen Augen ein grundsolider Titel, der auch heute noch begeistern kann. Schreibfaul sollte man aber ganz gewiss nicht sein. Tex Murphy schießt "sieben auf einen Streich", ergo gibt ´s von mir 7/10 Punkte!
Kommentar wurde am 10.11.2015, 10:41 von jan.hondafn2 editiert.