Meine Jaguar Version von Another World ist nun endlich eingetroffen. Wer Interesse hat, die Jungs vom RGC Team hatten bis zuletzt noch welche aus der 2nd Edition auf Lager. Ich hatte die einfach mal angeschrieben vor ein paar Wochen und Erfolg gehabt. Französisch muss man nicht können, der E-Mail Verkehr klappt auch ganz gut in Englisch.

- Das Spiel war zu kurz, was aber beim ersten Durchspielen wegen der vielen Trial&Error-Stellen nicht auffiel
- Die Steuerung war etwas träge und hat diverse Tode gefordert
- Der Verlauf war komplett linear, Replay-Value nur gegeben, um sich die Grafik anzuschauen, die Atmosphäre zu genießen oder es freunden zu zeigen

Daher bleibe ich bei meinen 10 Punkten, weil es einfach geil ist

Muß gestehen, daß ich das Game mit einer gänzlich anderen Vorstellung erwarb, den Kauf jedoch keinesfalls bereute - im Gegenteil!

Zur "anderen Vorstellung": Nach einem Preview war es um mich geschehen, da mein Lieblingsgenre durch andere Delphine Titel bereits enorme Bereicherung erfuhr.

Auch wenn die Begrifflichkeit damals vielleicht noch nicht wie heutzutage gewissermaßen ein Subgenre definierte, so las ich in besagtem Preview ganz klar von einem kommenden "Actionadventure".

Da meine Wahrnehmung "Action" vollkommen ignorierte, hätte "Another World" durchaus eine umso größere Enttäuschung sein können, Besonderheiten und Eigenheiten ließen ähnliche Gedanken jedoch zu keiner Zeit aufkommen.

Möglicherweise liegt es auch einfach am Knick-in-der-Tapete-Effekt - einmal gesehen, wird man es nie mehr übersehen.

Fiktives Szenario: Michael Hengst hat das Spiel getestet, ihm gefiel es überhaupt nicht. Zu dem Zeitpunkt war viel zu tun, die anderen Redakteure haben da höchstens mal flüchtig zugeschaut. Nun wird die Wertung in einer Sitzung besprochen, man redet also nur über Argumente des Testers. Nun geht etwas Zeit ins Land, mittlerweile hat sich der Rest des Teams das Spiel ebenfalls angeschaut und ein Teil davon kommt doch zum Schluss, dass es tatsächlich Spaß macht und das es möglicherweise etwas Besonderes ist. Andere haben eingedenk der vorhergehenden Kritik ständig ein Auge auf Mängel. Man trifft sich in der Mitte, die Wertung bleibt zwar gefühlt immer noch zu niedrig, aber zumindest sind alle Meinungen berücksichtigt.

Im Spielejournalismus ist ja seit einigen Jahren die Art, wie gewertet wird, oder wie die Leute miteinander reden, etwas öffentlicher geworden. Bei Gamers Global gibt ein Format namens die Stunde der Kritiker, wo der Ersteindruck zu einem Spiel auf Video festgehalten wird. An sich ist es wohl als subjektiver Gegenpol zu einem objektiven Test gedacht und soll sich 'eigentlich' von der folgenden Wertung abgrenzen. Interessant sind dabei imo immer genau die Spiele, welche in der Presselandschaft zu Ausreißern werden. Alien Isolation ist solch ein Fall gewesen. Allgemein wurde der Titel mit guten bis hervorragenden Beurteilungen überhäuft, bei Gamers Global wurde es dagegen als besseres Mittelmaß gesehen. Beginnend, dass sich Jörg Langer in dem SDK-Video frühzeitig über ein unüberwindbares Mini-Hindernis aufregt und an derartigen Details offensichtlich einen Narren gefressen hat. Und liest man den Test und vergleicht ihn mit anderen Zeitschriften, hatte ich das Gefühl, als ob da die Meinungen zu Beginn synchronisiert wurden. Es gab in der Redaktion wohl auch nur eine einzige Person, die das Spiel richtig gut fand, wie sich in einem Podcast Monate später herausstellte.

Den gleichen Eindruck hab ich auch bei anderen Publikationen, die sich bewusst kritisch geben, wie 4Players. Dort gibt es hin und wieder Diskussionsrunden auf Video und auch die scheinen nach dem Schema zu verlaufen, dass man sich erst auf die Wellenlänge einigt und dann weiterredet...
Kommentar wurde am 15.03.2015, 10:13 von v3to editiert.

Das habe ich mir beim durchlesen der Tests auch gedacht. Die verbesserte Steuerung allein wird wohl kaum für die zusätzlichen 20% verantwortlich sein.

Etwas schlechtes Gewissen scheint die PP dann aber doch zu haben, immerhin werten sie das Spiel auf dem SNES / MD ein Jahr später um 20% auf. Auch wenn beide Konvertierungstests nicht darauf verzichten, die Ambivalenz der Rezeption anzumerken.

Ich habe das Spiel ebenfalls mit 10 Punkten bewertet - wie Darkpunk sehe ich jedoch inzwischen durchaus Schwächen. Aufgrund des großen Eindrucks den das Spiel damals auf mich machte und aufgrund der künstlerischen Leistung bleibe ich auch dabei.

Wenn man die 2 Nostalgie- und Emotionspunkte abzieht sind es immer noch sehr gute 8.

Schade, dass der zweite Teil am MD nur Durchschnitt ist und vor allem in Sachen Story / Endung so massiv unlogisch und bescheuert endet (siehe dazu meinen Rant ebendort). Aus dieser Ästhetik und Welt hätte man auch eine Trilogie machen können. Spielerische Schwächen wären dann in den weiteren Teilen möglicherweise nach und nach ausgemerzt worden.

Weiss jemand von euch, warum sich Eric Chahi nie an einen zweiten Teil gewagt hat?
Ich zumindest wäre bei Kickstarter sofort dabei, ihm für dieses Vorhaben Geld anzuvertrauen.

Jetzt sage ich euch mal was: Ich habe noch nie einen CPC gesehen.

Die PP-Wertung für Another World ist - und das wird hier seit Jahren fast einstimmig wiedergegeben - ein schlechter Scherz. Ich habe AW seinerzeit geliebt. Beim Kumpel diverse "Neuerscheinungen" für den Amiga gecheckt, und bei AW aus dem Staunen nicht mehr rausgekommen. Bevor ich das eigentliche Spiel angegangen bin, wurde das Intro mehrfach angeschaut. Ich denke, weder vor- noch nach AW, hat das Intro eines Spiels bei mir einen solchen Eindruck hinterlassen. Das gilt auch für die "Cutscenes". Die Szene in der unser Protagonist die Waffe aufhebt, der berühmte Blick auf die Stadt usw. - einfach grandios.

Genial auch, wie es den Grafikern gelungen ist, mit wenigen Farben solch eine atmosphärische "Andere Welt" zu erschaffen. Ein einzigartiges, wunderschönes Spiel.

Perfekt ist es aber nicht:

Die Joker-Wertung halte ich für gerade richtig. 81% oder 8 von 10 Punkten sind angemessen. Ich habe AW vor Jahren euphorische 10 Punkte gegeben. Das würde ich heute nicht mehr machen. "Objektiv" betrachtet, leidet AW unter der viel zitierten Unkomplexität und dem damit einhergehenden, in Frust ausartenden Trial & Error-Spielprinzip. Ein Spiel auf solche Weise künstlich in die Länge zu ziehen, war schon immer erbärmlich (und ist es auch heute noch). Dies ist kaum zu leugnen, und war wohl mit ein Grund für Michi Hengst' Negativeindruck (der Space Ace-Vergleich bleibt natürlich kompletter Blödsinn. Die zu niedrige Wertung ebenso).

Schönes Spiel Flashback ist aber besser
Kommentar wurde am 14.03.2015, 15:30 von Darkpunk editiert.

Da sind wir schon zwei!

Na, dass die Powerplay nicht für den kommenden Atomkrieg verantwortlich sein wird, möchte ich noch nicht ganz ausschließen.

Aber ist ja auch spannend, wie unterschiedlich die Leute ein Spiel empfinden. Und man darf ja auch nicht vergessen, dass man ja auch oft heutzutage ein Spiel anders empfindet als damals.

Mir persönlich gefällt Another World zum Beispiel heutzutage viel besser als damals. Das obwohl ich damals ja viel mehr Zeit hatte und dementsprechend frustresistenter hätte sein sollen.
Aber es ist wohl auch ein Zeichen für die Qualität des Spieles, wenn man es als alter Mann mit Bedacht und überlegt besser spielen kann, als als 14 jähriger Hitzkopf.

Da ich die Powerplay nicht regelmässig kaufte (ich war halt ein Joker-Kind) hatte ich diesen Test von Herrn Hengst verpasst. Vielleicht hätte ich ihm damals eher zugestimmt.