Da ist es! Vielen Dank nach Österreich an kultmags!
Oja, “Heavy Metal: Federation Assigned Kenotic Killzone (To the second Level)”, wie es zur Gänze heißt. Ich gebe es zu: ich wollte zunächst nur Julie anschmachten. Vom Spiel erwartete ich nicht besonders viel. Tja, wie man sich täuschen kann. F.A.K.K.² ist ein absolut rundes, perfekt getimtes, sehr abwechslungsreiches und grafisch überaus prachtvolles Erlebnis. Das beginnt bereits im Hauptmenü (selten ein so stimmiges gesehen), in dem Julie sogar die Mausbewegungen kommentiert und geht übergangslos mit der Kamerafahrt über den Anfangsbereich des Spiel weiter, die einen sofort gefangen nimmt: hier will man bleiben! Noch bevor die ersten Viecher kommen, steuert man Julie durch ihr Dorf und quatscht mit den Leuten; alles wie im Film arrangiert und genau so wollte F.A.K.K.² auch verstanden werden: als Film zum mitspielen. Viele Zwischensequenzen läuten besondere Ereignisse ein, die dann gelöst werden müssen. Abgehackt ist das Spiel aber dennoch nicht, zumal die Zwischensequenzen später auch seltener werden.
Sowieso ist die Spielbarkeit die für mich größte Stärke von F.A.K.K.². Mit der (fast) perfekten Steuerung (WASD und Mauslook) hat man die Springerei und die Kämpfe voll im Griff, lediglich die Waffenauswahl ist ein wenig hakelig, da über die Zahlentasten zunächst nur die Kategorie ausgewählt wird. Freilich gibt es eine Taste fürs Waffenziehen, wobei Julie die beiden letzten ausgewählten zückt (ja, sie kann gleich zwei benutzen!), aber wer von der Pistole zur Uzi wechseln will, muss das über die Kategorien machen und so oft die Taste drücken, bis die gewünschte Knarre markiert ist.
Die Bandbreite der Waffen ist enorm, von aberwitzigen Schwertern über Julies „Hauswaffe“, einer Schleuder mit unterschiedlicher Munition, bis hin zu Riesenwummen wie einer fetten
Vulcan ist so ziemlich alles dabei, was den kleinen Waffennarren freut und den Monstern Angst macht.
Ja, die Monster gehören auch zur Einzigartigkeit von F.A.K.K.². Echt krude Viecher, die ich so in keinem anderen Spiel gesehen habe. Welche mit Mäulern statt Händen an den Armen oder fleischfressende Pflanzen, die Julie auch tatsächlich verschlucken oder riesige Insektenköniginnen, die beständig ihre Brut auf Julie hetzen und nur mit Sprengladungen besiegt werden können bis hin zu Vögeln und Geistern oder „Televangelisten“, die Julie das Hirn waschen wollen, reicht die hier längst nicht komplette Auswahl an irrem Kroppzeug.
Rätsel gibt es fast keine und bei den wenigen muss man sich nicht auffallend anstrengen; ähnliches gilt für das Leveldesign (vom in den Neunzigern recht bekannten
Richard "Levellord" Gray, u.a. Duke Nukem 3D und Blood), wofür ich F.A.K.K.² auch liebe, denn Labyrinthe gibt es nicht.
Getragen wird das Ganze von Heldin Julie, die nach der echten
Julie Strain benannt und modelliert ist. Auf der CD ist Platz für mehrere Lokalisationen, so das man "auf englisch" sogar Julie Strain als ihre eigene Synchronstimme hören kann (die deutsche Stimme passt aber perfekt!). Eine sympathische Erscheinung, natürlich durch und durch edel, treu und gut – und sexy! Mehrere Male im Spiel wechselt sie ihr Outfit und kommentiert das freudig, was ja irgendwie auch mit der echten Julie konform geht. Wurde die doch als Nacktmodel für Penthouse bekannt und machte in einigen nicht eben jugendfreien Filmen mit, bevor sie zur (selbsternannten) „Königin der B-Movies“ wurde. Cineasten freilich behaupten gerne mal, „Z-Movies“ würde es eher treffen, von einem Oscar sind diese Werke wohl ähnlich weit entfernt wie die Tiefsee vom Gipfel des Mount Everest.
Die Story freilich ist kaum der Rede wert, Julie hat halt Stress mit ihrem alten Widersacher Tyler und jeder weiß von Anfang an, wie die Geschichte ausgehen wird. Aber das macht nichts! Denn F.A.K.K.² wird keine Sekunde langweilig. Für mich die allergrößte Stärke dieser Spieleperle, die selbstverständlich zehn dicke Sterne von mir bekommt.
Kommentar wurde am 15.06.2019, 23:11 von Bearcat editiert.