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Autor Thema: Uhrwerk Orange  (Gelesen 2137 mal)

death-wish

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  • ...warum ausgerechnet müssen es Schlangen sein?
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Uhrwerk Orange
« am: 08.01.2008, 20:53 »

 Ich hab grad bei Wikipedia folgendes gelesen:
 "Über die Bedeutung der Botschaft des Films gibt es keine Einigkeit. Ein Beispiel einer Interpretation des Films sowie der Buchvorlage ist, dass jedem Menschen die Freiheit gegeben werden sollte, sich schlecht und falsch zu verhalten"

  Ich sehe aber in dem Film die Botschaft, das manchmal auch das Böse gewinnt bzw. das die Regierung stets für ihren Vorteil arbeitet.
Beispiel ist das Gespräch zwischen Alex und dem Innenminister, der sich bei Alex entschuldigt und ihm verspricht das er wieder der alte wird (->Das Böse in Alex gewinnt). Außerdem erzählt er das der Schriftsteller eingewiesen wurde weil er denkt das Alex etwas mit dem Tod seiner Frau zu tun hat (-> dem Schriftsteller wird kein(e) Recht/Vergeltung widerfahren). Außerdem wird Alex in den Zeitungen als Opfer der Wissenschaft dargestellt ( ->Alex wird vom Täter zum Opfer)
 
 Wie denkt ihr darüber? (Wer den Film noch nicht gesehen hat,unbedingt anschauen!!)

PS: Hat eigentlich jemand das Buch A Clockwork Orange von Anthony Burgess gelesen?
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Herr Planetfall

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Re: Uhrwerk Orange
« Antwort #1 am: 08.01.2008, 21:16 »

Das Buch kenne ich nicht. Vom Film mag ich nur die zweite Hälfte, als das ganze zum Knast-Drama wird. Davor ist mir das ganze zu bemüht psychedelisch; soll zwar die Verrücktheit der Protagonsiten unterstreichen, wirkt aber wie schon die Affenintro in "2001" wie Schultheater (von der Ausstattung her).
Ich denke, der Film sagt aus, daß Strafe zwar sein muß, daß sie aber nicht so weit gehen darf, die Persönlichkeit eines Menschen zu zerstören. Daß nur aus Vergnügen gemordet wird, wird wohl kein Zuschauer gutheißen, daß einem die größte Liebe (hier die Liebe zur Musik) zur größten Strafe bzw. zur Foltermethode umgekehrt wird, aber auch nicht.
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death-wish

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Re: Uhrwerk Orange
« Antwort #2 am: 08.01.2008, 21:24 »

mir gefällt die erste Hälfte fast besser als die zweite,weil ich das Intro für eines der besten im Filmbusiness halte:Die Posen/Mimiken von Alex und seinen Drooges,die Kameraführung,die Ausstattung der Milk bar und vor allem die Musik  :sabber:

  Die Verbrechen und Vergewaltigungen sind zwar arg übertrieben,erzielen aber die Wirkung zu schockieren (Mann,war ich schockiert!), und sind anscheinend im Buch noch einen Ticken extremer,da das Mädchen,das von der anderen Gang fast vergewaltigt wird, im Buch erst 10 Jahre (!!!) alt ist. (Quelle Wikipedia)
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Deathrider

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Re: Uhrwerk Orange
« Antwort #3 am: 09.01.2008, 10:31 »

Das Ende ist im Buch auch anders. Ich mußte es damals auf Englisch lesen, somit habe ich nicht alles verstanden.

Ich meine mich aber zu erinnern, dass Alex auch von einem besseren Leben träumt, wie es dann aber weitergeht weiß ich auch nicht mehr.
Bringt er sich nicht sogar um oder war das Brave New World???
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cassidy

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Re: Uhrwerk Orange
« Antwort #4 am: 09.01.2008, 12:08 »

Ich habe es gelesen! Beeindruckend alleine deshalb, weil eine fast komplett neue Art der Sprache entwickelt worden ist, in die man sich erst mühsam reinlesen muss! Hat man dass, so wird man doch sehr belohnt! Der Film ist ausnahmsweise mal recht nah am Text und hat meiner Meinung nach Alles richtig gemacht! Sicher fehlen ein paar Feinheiten aber das ist zu verzeihen!

Ich denke, dass es keine eindeutige Botschaft geben soll und muss. Im Prinzip sidn wohl alle Opfer eines Systems und der Hilflosigkeit einer Gesellschaft, die eher verkopft denn emotional mit ihren "Produkten" umgeht. Eher als Bildnis zu verstehen, was aus Menschen in einer gefühlskalten und reizarmen Welt die eher an Konsum und Darstellung interessiert ist, werden kann! Denke ich.
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Deathrider

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Re: Uhrwerk Orange
« Antwort #5 am: 09.01.2008, 13:27 »

Warum werden denn in dem Buch viele russische Wörter verwendet?

Russland=Mafia=Gewalt???
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Retrofrank

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Re: Uhrwerk Orange
« Antwort #6 am: 09.01.2008, 15:44 »

Russische Wörter?
So weit ich weiß benutzt das Buch Worte in einer Kunstsprache.
Ich denke,es geht in dem Buch um den freien Willen und darum,daß ein Straftäter,den man mit Gewalt zur Gutmütigkeit zwingt deshalb kein besserer Mensch wird und um die Frage,ob ein Staat,der so etwas "zum Wohl des Volkes" tut überhaupt besser ist,als die Leute,die er durch die Mangel dreht.
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death-wish

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Re: Uhrwerk Orange
« Antwort #7 am: 09.01.2008, 16:51 »

Das Ende ist im Buch auch anders. Ich mußte es damals auf Englisch lesen, somit habe ich nicht alles verstanden.

Ich meine mich aber zu erinnern, dass Alex auch von einem besseren Leben träumt, wie es dann aber weitergeht weiß ich auch nicht mehr.

 http://de.wikipedia.org/wiki/A_Clockwork_Orange_%28Buch%29#Das_21._Kapitel
 Abschnitt " Das 21. Kapitel"

  Das Ende wär mir dann aber zu unrealistisch auf Happy End hingebogen, würde aber wohl der Aussage,das man keinen Menschen zu etwas zwingen kann, unterstreichen   
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Retrofrank

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Re: Uhrwerk Orange
« Antwort #8 am: 09.01.2008, 18:15 »

Ein interessantes Detail,das ich einmal irgendwo gelesen habe,ist auch,daß Kurbrick mal gesagt haben soll,daß ihm die deutsche Synchronstimme von Alex sogar besser gefallen haben soll,als das Original.

@Deathrider
Glaube ich kaum.Das was wir heute als russische Mafia kennen,ist erst nach dem zusammenbruch der Sowjetunion zu dem geworden,was es heute ist.
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death-wish

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Re: Uhrwerk Orange
« Antwort #9 am: 09.01.2008, 18:22 »

Die Stimme gefällt mir aber auch besser als die von Malcom McDowell. Wobei ich die meisten deutschen Synchronstimmen besser finde (liegt wohl an der Gewöhnung )
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Deathrider

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Re: Uhrwerk Orange
« Antwort #10 am: 09.01.2008, 21:18 »

Russische Wörter?
So weit ich weiß benutzt das Buch Worte in einer Kunstsprache.
Ich denke,es geht in dem Buch um den freien Willen und darum,daß ein Straftäter,den man mit Gewalt zur Gutmütigkeit zwingt deshalb kein besserer Mensch wird und um die Frage,ob ein Staat,der so etwas "zum Wohl des Volkes" tut überhaupt besser ist,als die Leute,die er durch die Mangel dreht.

In unserem Reclam Heft gab es unten immer wieder einige Hinweise mit der russischen Abstammung, daher die Frage. Leider habe ich keines der Reclam Hefte mehr, somit konnte ich auch nichts mehr nachlesen. Ich erinnere mich jedenfalls wieder, das bei Brave New World sich der Typ am Ende erhängt hat - habe beide Enden wohl ein wenig vermischt.
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Monty Mole

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Re: Uhrwerk Orange
« Antwort #11 am: 12.01.2008, 05:35 »

  Das Ende wär mir dann aber zu unrealistisch auf Happy End hingebogen, würde aber wohl der Aussage,das man keinen Menschen zu etwas zwingen kann, unterstreichen   

So auf Happy End getrimmt war das Ende gar nicht. Nach seiner Re-Resozialisierung war schon klar das Alex nach wie vor als Anführer einer Bande unterwegs ist aber ruhiger wurde so das er sich damit zufrieden gab "nur" noch Anweisungen zu geben anstatt selber zuzuschlagen. Gegen Ende...


ACHTUNG SPOILER




...wird er auch ruhiger und spielt mit dem Gedanken das kriminelle Leben hinter sich zu lassen. Er schliesst es nicht aus brav und sesshaft zu werden und vielleicht eine kleine Familie zu gründen. Und auch er weiss das sich das Spiel wiederholen wird. Das auch sein Kind vielleicht in das kriminelle Leben abrutschen wird und er dem gegenüber genau so machtlos gegenüber steht wie einst seine Eltern bei ihm.




SPOILER ENDE

Aber um zur Interpretation zurück zu kommen. Ich habe die Geschichte immer so verstanden das letztendlich jeder versucht seine Zwecke durchzusetzen, ohne Rücksicht auf irgendwelche moralethischen Regeln. Der Film war natürlich grossartig, lässt aber einige Aspekte des Buches aus.

Im ersten Teil lernen wir die Methoden von Alex kennen der sich mit aller Gewalt nimmt was er will. Im zweiten Teil (die Resozialisierung) wird recht gut beschrieben wie sich der Staatsapparat, mit aller möglichen Wilkür, die Rechte nimmt unliebsame Bürger zu misshandeln und aus dem Verkehr zu ziehen. Im dritten Teil des Buches (nach seiner Resozialisierung) wird die Seite des Bürgers beschrieben der den, mittlerweile völlig wehrlosen, Alex meint nochmal bestrafen zu müssen, irrelevant ob es gerechtfertigt ist oder nicht. Jeder der auf der Seite der/des Starken ist nutzt dies für seine Zwecke oder aus purer Freude aus.

Ziemlich interessant ist das Kapitel mit dem Schriftsteller, das im Film leider etwas zu kurz kommt. Im Film erweckte es den Anschein als würde der Schriftsteller Alex aus purer Rache in den Selbstmord treiben. Im Buch wird es allerdings deutlich das die Rachegefühle eher eine untergeordnete Rolle spielen sondern Alex aus politischen Gründen geopfert wird.

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