Okay, ein gutes Thema. Die Auswahl ist groß, aber da ich im Moment sehr aktiv die WWE (ehemals WWF) verfolge, wähle ich den vielzitierten
Montreal Screwjob
Es geht um Wrestling, man kann es nur hassen oder lieben. Kurzer Abriß der Geschichte: 1997 gab es noch zwei große konkurrierende Ligen im Wrestling: Die WWF und die WCW. Die WWE war Platzhirsch, musste sich aber starken Aufstrebungen der WCW wehren. Bret Hart, Top-Face (= Publikumsliebling für nicht so wrestlingausdruckbewanderte) der Liga WWF, hat in wenigen Monaten Vertragsende und soll seinen Vertrag bei der WWF verlängern. Vince McMahon, Chef der WWF, bietet Hart einen Vertrag an, den er eigentlich gar nicht bezahlen kann, und bekommt nach erfolgter Unterschrift Muffensausen und will die Details insbesondere zum Punkt Bezahlung massiv ändern. Was Bret Hart, zu der Zeit 5facher WWF-Champion, natürlich ablehnt. Also: Sein Vertrag läuft aus. Bret Hart überlegt sich das und unterschreibt stattdessen bei der WCW.
In den letzten 30 Tagen seines Vertrages, darf ein Wrestler mit seinem "Gimmick", also dem Charakter, den er vor den Kameras darstellt, machen was er will. Bret Hart wollte also sein letztes Match in einer Großveranstaltung (welches in Montreal stattfinden wird, in seiner kanadischen Heimat) seinen Titel verteidigen, und dann am darauffolgenden Tag verlieren. So wurden die Matches also abgesprochen - wie es, für Wrestlingnoobs, nun mal in jedem Match so ist, denn Wrestling ist Sports Entertainment und kein tatsächlicher Wettkampf.
So kommt es bei den "Survivor Series", einem großen Pay-per-View der WWF, zur avisierten Titelverteidigung gegen Shawn Michaels, einem großartigen Wrestler, der zu der Zeit seinen Zenit hatte. Doch da McMahon befürchtete, dass Bret Hart sich nicht an die Absprachen halten würde, kam er diesem zuvor und sprach das Matchende mit Michaels und dem Ringrichter Hebner neu ab: Gegen Ende sollte Michaels Hart in dessen Finishing Move, dem Aufgabegriff namens "Sharpshooter" nehmen. Das gelang und entgegen aller vorher getroffenen Absprachen läutete der Ringrichter das Match ab - Shawn Michaels war neuer WWF-Champion und Bret Hart auf eigenem Gelände gedemütigt.
Die Folgen waren vielfältig: Neben dem nun jahrelang als Heel ( = Bösewicht) festgelegten Shawn Michaels wurde aus dem Boss McMahon der damit nicht mehr nur im Hintergrund arbeitende böse Boss McMahon (der daraufhin zwischen 1998 und 2010 sogar als Wrestler für einige Matches auftrat - der Gute ist Jahrgang 1945!). Es folgte eine jahrelange Storyline, die die WWF bis heute prägt. Bret Hart ging für einige Jahre zur WCW, wurde da aber nicht mehr richtig glücklich, zu mal er sich dort auch ernsthaft verletzte.
Erst am 28.03 2010 wurde die Fehde Hart vs. McMahon öffentlich ausgebügelt - so lange hielt sich das Gespenst des Montreal Screwjob in der WWE und so lange hielten die Fans Bret Hart die Treue. Bei Wrestlemania 26 durfte Bret Hart gegen Vince McMahon kämpfen und so seine Rache einfordern. Das Match war ... naja, alte Leute prügeln sich. Den Fans war es egal, die jubelten bei jedem Schlag.
Für die Wrestlingfans, die zwar irgendwie "wussten", dass die Matches abgesprochen waren, aber dennoch sich immer wieder von den Ergebnissen überraschen ließen, war allerdings hiermit der Vorhang gefallen. Niemand konnte sich noch vormachen, dass Wrestlingmatches sportlich im Ring entschieden wurden. Vielleicht ist das die schlimmste Folge des Screwjobs: Die nun nicht mehr wegzudenkende Enttäuschung, das all die muskulösen Kämpfer und Vorbilder doch nur Marionetten sind, die nach der Pfeife eines Teams von Drehbuchschreibern tanzen müssen...