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Off-Topic => Rest => Thema gestartet von: forenuser am 18.02.2013, 20:08

Titel: "Raubkopieren" Ja, Nein, weiß nicht?
Beitrag von: forenuser am 18.02.2013, 20:08
So, und damit good ol' Cassidy keinen Kolbenfresser bekommt eröffne ich hier den offiziellen "Raubkopierer"-Thread.

Leider startet dieser Thread ohne Übertrag von hier (http://www.kultboy.com/pic/1942/#132253), da die Beiträge von eben dort nach Ansage wegen Fehl-am-Platz gelöscht wurden und ich (natürlich) keine Kopien habe. Aber vielleicht ist dies für alle eine Möglichkeit, nochmal die Gedanken zu sortieren und neu ans Werk zu gehen.

Happy Texting!
Titel: Re: "Raubkopieren" Ja, Nein, weiß nicht?
Beitrag von: Nr.1 am 18.02.2013, 23:22
Ich mache mal den Anfang, denn die gesamte bisherige Diskussion zu rekonstruieren, ist ohnehin unmöglich.  :cry: ;)

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Nachdem ich nun wirklich tapfer war und einfach nur Zuschauer spielte, muß ich nun einfach mal in die mittlerweile abgekühlte Front brechen, um auch meine Meinung nieder zu schreiben.

Ich hatte ab 1991 einen A500 (ohne Speichererweiterung) und muß zugeben, dass ich viele Raubkopien hatte. Daneben hatte ich aber auch viele Originale, wenn auch häufig ohne Verpackung, da ich da recht pragmatisch war und bis auf einige Spiele, nie die Pappschachteln aufgehoben habe.

Bei mir sah es folgendermaßen aus: Nur wenige Raubkopien blieben lange in meinem Besitz. Zu schnell fluktuierte mein Bestand. Da Disketten recht teuer waren, löschte ich viel lieber irgendein "doofes Spiel", um wieder leere Datenträger zu haben. Entweder zum Tausch für eine neue Kopie, oder als Savedisk oder allgemeine Speicherdisketten für Texte, Zeichnungen usw.

Ich hatte also niemals wirklichen Bezug zu "meinen Raubkopien". Das waren in meinen Augen sehr oft irgendwelche schnellen Spielchen, die mich nicht sonderlich reizten. Ich erinnere mich an nur 3 Raubkopien, die ich gerne und oft spielte: Turrican 2, Pinball Dreams und Silkworm. Dagegen liebte ich meine Originale, wie Monkey Island 1 und 2 oder Slamtilt abgöttisch.

Ich denke aber auch, dass ich auch nicht als typischer Zocker durchgehe, da ich viel zu schnell mehr wollte, als spielen. Daher dann der Kauf des A4000 und die Aufrüsterei.

Spätestens zu dieser Zeit jedoch, kaufte ich meine Spiele fast nur noch legal und nur sehr vereinzelt kamen mir Raubkopien unter. Ich war regelrecht dankbar über die Möglichkeit, Spiele auf Festplatte zu installieren, was ja damals noch was recht Neues war. Diese Dankbarkeit ließ mich eine Zeitlang oft ins Ladenregal greifen.
Titel: Re: "Raubkopieren" Ja, Nein, weiß nicht?
Beitrag von: Nr.1 am 18.02.2013, 23:22
Meine Ansichten zum Thema "Raubkopie und der Niedergang des Amiga", sind sehr vielfältig, da es nach meiner Meinung, keine allgemeingültige Aussage geben kann.

Zum einen ist da der User. Waren es beim C64 tatsächlich auch zu einem bedeutenden Teil Erwachsene, die sich am Brotkasten vergnügten bzw. an dem Teil arbeiteten, war der Amiga eher die Spielekiste für die Teenager. Das gilt zumindest für den kleinen A500.

Kopiert wurde aber zu allen Zeiten. Breitenwirksam wurde es mit Aufkommen der Kassetten als Speichermedium. Das ist keine Erscheinung des Alters oder des Geldes. Es ist einfach eine Frage der Machbarkeit. Hardware kann der User nicht so einfach kopieren, Software schon.

Warum wird bis heute kopiert, was das Zeug hält? Und wieso boomt die Softwareindustrie heute dermaßen, dass sie problemlos Hollywood in den Schatten stellt?

Weil Raubkopien der großen Softwareindustrie nicht den Schaden zufügen, den die Industrie selbst gern propagiert. Kleine Softwarehäuser hat das Piratentum ganz sicher schon öfter ruiniert, jedoch haben die Giganten der Branche diesen Nebeneffekt bis heute eher lächelnd weg gesteckt. Nach außen hin wird aber heute wie damals geweint und gehetzt, was das Zeug hält.

Auch wenn man keine konkreten Zahlen kennt, ist die schiere Logik aktiv und offenbart, wie es in der Branche wirklich aussieht. Riesige Spielwelten werden erschaffen, millionenschwere Budgets allein für Design der Figuren und Umgebungen verpulvert, ganze Verbünde mehrerer Spielefirmen arbeiten zusammen, um immer weitere, an Aufwand jedes Mal neu auftrumpfende Spiele zu erschaffen. Der Markt ist groß, hungrig und sehr profitträchtig.

Wie geht das? Weil es mittlerweile unfassbare Mengen privater Rechentechnik gibt. Dagegen waren die C64- und Amigazeiten ein winziger Sturm im Wasserglas. Es gibt bei noch soviel Raubkopiererei, eine weiterhin riesige Menge legaler Bezieher von Software.

Dazu kommt eine der größten Augenwischereien der Industrie: Das Gegenrechnen der "Verluste". Ein ebenso freches, wie eigentlich lächerlich durchschaubares Zahlenspielchen, bei dem man vorrechnet, welche immensen Verluste der Industrie durch das illegale Kopieren der Software enstehen.

Dabei ist das nicht berechenbar, denn wer weiß schon, welches Programm in welcher Menge ohne Raubkopie zusätzlich gekauft worden wäre? Niemand!

Das Fazit: War es in der Anfangszeit, zu der kleine Unternehmen auch nur kleine Profite machten, ein wachsendes Problem, sind Raubkopien in der heutigen Zeit ein Ärgernis, aber für die meisten Unternehmen kein besonderes Risiko mehr.

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Der AMIGA hat sein Leben nicht einfach auf Grund der Raubkopien sein Leben ausgehaucht. Er existiert nicht mehr, weil er von Anfang an eine Wundermaschine mit Minimalhaltbarkeit war. Sie wurde erstens seitens COMMODORE viel zu zögerlich, oft auch sehr schlecht weiter entwickelt, kämpfte gar mit Inkompatibilitäten auf Grund extrem spezialisierter Hardware.
Und zweitens ist der typische User Schuld, der seinen AMIGA ebenso zögerlich, oft gar nicht aufrüstete und für den "sagenhafte" 1 MB Arbeitsspeicher und ein zweites Diskettenlaufwerk schon das Höchste der Machbarkeit bedeutete. DAS war auch noch 1999 Standard! Selbst da waren noch viele mit ihren uralten A500 oder nackten A1200 unterwegs. Da jedoch brachten PC und Konsolen längst Spiele auf den Bildschirm, die jeden Amiga lächerlich erscheinen ließen!
Titel: Re: "Raubkopieren" Ja, Nein, weiß nicht?
Beitrag von: DaBBa am 18.02.2013, 23:24
Jedes offene System hat eine hohe Schwarzkopierer-Quote.

Die Sache mit dem "Schwarzkopieren aus Armut" hat beim Amiga IMHO durchaus einen wahren Kern: Der typische Amigianer war Teenager. Der hatte kein geregeltes Einkommen (vom Taschengeld abgesehen). Außerdem war der typische Amigianer wohl "freakiger" als der typische PC-Benutzer. Daher war er auch wohl besser vernetzt, hatte also mehr Quellen für illegalen Software-Erwerb. Zudem muss man sagen: Spiele waren damals wirklich relativ teuer. 70 DM vor 20 Jahren sind bei angenommenen 2 % Inflation heute über 50 Euro.

Beim PC wars umgekehrt so, dass der Anfang der 90er das CD-ROM-Zeitalter bei Spielen fast im Alleingang einleitete. Sämtliche vorher erschienenen CD-ROM-basierten Konsolen (CDTV, Mega-CD, CD32, CD-i, Jaguar CD...) waren gescheitert. Erst die PlayStation wurde erfolgreich, aber erst 1994. Da stand schon längst Wing Commander III, Rebel Assault u. v. m. in den Regalen. Da war es für die DOSe natürlich leicht, zeitweise Spielemaschine Nr. 1 zu werden. Und ein Wing Commander III hat sich damals niemand schwarz auf Festplatte kopiert, so große Festplatten hatte damals keiner. ;)

Fakt ist: Auf dem PC hat man 1994 deutlich höhere Verkaufszahlen erzielt und die leistungsfähigere Hardware gehabt. 1991 konnte man ein Spiel noch gleichartig auf Amiga, PC, vielleicht noch Atari ST rausbringen. 1994 hingegen wollten die PC-Benutzer SVGA-Auflösung und 256 Farben, da war der Standard-OCS-Amiga klar unterlegen.

Soll alles kein Vorwurf sein, ist halt so passiert, wie es passiert ist. ;)
Titel: Re: "Raubkopieren" Ja, Nein, weiß nicht?
Beitrag von: DaBBa am 18.02.2013, 23:35
Zum einen ist da der User. Waren es beim C64 tatsächlich auch zu einem bedeutenden Teil Erwachsene, die sich am Brotkasten vergnügten bzw. an dem Teil arbeiteten, war der Amiga eher die Spielekiste für die Teenager.
Was ich durchaus nachvollziehen kann.

Denn mal ehrlich: So wirklich angenehm konnte man an einem C64, am besten noch am Fernseher angeschlossen, nicht arbeiten. Da haben sich die Väter schnell wieder vom Heimcomputer abgewandt und ihren Söhnen überlassen.

Zitat
Warum wird bis heute kopiert, was das Zeug hält? Und wieso boomt die Softwareindustrie heute dermaßen, dass sie problemlos Hollywood in den Schatten stellt?
Weil Raubkopien der großen Softwareindustrie nicht den Schaden zufügen, den die Industrie selbst gern propagiert. Kleine Softwarehäuser hat das Piratentum ganz sicher schon öfter ruiniert, jedoch haben die Giganten der Branche diesen Nebeneffekt bis heute eher lächelnd weg gesteckt. Nach außen hin wird aber heute wie damals geweint und gehetzt, was das Zeug hält.

Tja, aber führt das nicht zu dieser Oligopolisierung, die so gerne kritisiert wird? ("Scheiß-EA, Scheiß-Ubisoft!") Blizzard und Ubisoft scheinen die Schwarzkopien nicht so lächelnd wegzustecken, sonst hätten sie nicht so aufwendige Kopierschutz-Maßnahmen entwickelt (Blizzard ja bei Diablo III sogar erfolgreich).


Zitat
Und zweitens ist der typische User Schuld, der seinen AMIGA ebenso zögerlich, oft gar nicht aufrüstete und für den "sagenhafte" 1 MB Arbeitsspeicher und ein zweites Diskettenlaufwerk schon das Höchste der Machbarkeit bedeutete. DAS war auch noch 1999 Standard! Selbst da waren noch viele mit ihren uralten A500 oder nackten A1200 unterwegs. Da jedoch brachten PC und Konsolen längst Spiele auf den Bildschirm, die jeden Amiga lächerlich erscheinen ließen!
Da taucht dann wieder die finanzielle Frage auf. Neue Hardware kostet Geld. Geld hat man als Schüler nicht. :)

Ich habe 1994 auch noch überlegt, meinen A500 durch einen A1200 mit Festplatte zu ersetzen. Ich habs gelassen, weil mir klar wurde, dass ich praktisch keine AGA-Software habe und es ohnehin kaum Software gab, die es nur für A1200, aber nicht für A500 gab. Und so viel toller sahen die zusätzlichen Farben dann bei den meisten Spielen dann doch nicht aus.


Fazit:
Die Idee "Heimcomputer" hatte IMHO seine Berechtigung verloren, als die IBM-kompatible DOSe auch mit ordentlicher Multimedia-Hardware bezahlbar wurde. Es gab keinen Grund mehr, sich eine dazu inkompatible Alles-in-1-Lösung auf den Schreibtisch zu stellen. Ich glaube nicht, dass Commodore dies wirklich hätte abwenden können. Selbst Apple produziert ja mittlerweile keine "eigenen" Rechner mehr, sondern eher IBM-kompatible Rechner mit einem Betriebssystem, das halt herstellergebunden ist. ;)
Titel: Re: "Raubkopieren" Ja, Nein, weiß nicht?
Beitrag von: Wurstdakopp am 18.02.2013, 23:59
Heute noch von IBM-kompatiblen Rechnern zu sprechen ist aber sehr retro. Wenn Microsoft schon anfängt sein aktuelles Betriebssystem in einer ARM-Version auf den Markt zu bringen, weichen auch die letzten "Big Blue"-Fundamente in der Branche auf. Klar haben native Komponenten immer noch eine wichtige Aufgabe, jedoch sind durch das Internet viele kleine Spiele ins Netz gewandert oder werden direkt auf Multiplattformengines entwickelt. Sei es altbacken in Flash oder auf der mittlerweile OS- und geräteübergreifenden Unity Engine (Wann komm der C64 Port?).

Raubkopien gibt es auch heute noch ohne Ende und auch die "Umsonst" Mentalität gibt es noch genau so wie früher. Ich könnte mir aber vorstellen, dass durch viele Mechanismen (Kopierschutz off- wie online, Abmahnanwälte auf P2P, etc.) viele Leute vorsichtiger bis abgeschreckter sind und darüber hinaus die großen Firmen einen gewissen Teil ihres Gewinns per Risk-Management eh nicht mehr mit einrechnen. Wer wie EA seit nun fast 30 Jahren im Markt ist, wird nicht mehr über gewisse Raubkopiequoten überrascht sein, sonst hätten sie auch nicht am Markt überlebt. Für Milchmädchenrechnungen gibt es ja mittlerweile Kickstarter...  :cen:
Titel: Re: "Raubkopieren" Ja, Nein, weiß nicht?
Beitrag von: mark208 am 19.02.2013, 10:53
Die Fragestellung ist letztlich irreführend, wenn man konsequent ist, kann man die Frage nur mit nein beantworten. Umgekehrt dürfte ein Nein bei der Frage, hast du jemals eine Raubkopie eines Spiels benutzt eher selten und schon fast unglaubwürdig sein.

Mir missfällt hierbei, dass man letztlich Ausreden erfindet, um sein Verhalten im Nachhinein zu rechtfertigen. Man sollte auch zu seinen schlechteren Entscheidungen stehen, auch wenn man sie damals gar nicht so schlecht fand.

Grad in Bezug auf den Amiga finde ich das dann besonders witzig, wenn man sich in die abenteuerlichsten Thesen stürzt, weil man sich offenbar persönlich angegriffen fühlt. wenn man für den Niedergang seiner Lieblingsmaschine mitverantwortlich gemacht wird.

Und die Ausführungen von Nr. 1 sind da exemplarisch, da wird viel geschrieben, liest sich nett. Fakt ist aber, wenn die Industrie das Gefühl gehabt hätte, sie macht mit Amigaspielen Gewinn, hätte es diese weiterhin gegeben. Hatte ja kein Unternehmen wegen Reichtum geschlossen.
Titel: Re: "Raubkopieren" Ja, Nein, weiß nicht?
Beitrag von: Retro-Nerd am 19.02.2013, 11:49
Die meisten Softwarefirmen haben den Amiga ab einen bestimmten Zeitpunkt verlassen, wie jedes andere kommerziell sterbende System (vormals den z.B. alle 8bit Computer) auch. Das hat nur am Rande mit Schwarzkopien zu tun, auch wenige einige wenige Firmen dadurch ins finanzielle Aus gestellt sahen. 
Titel: Re: "Raubkopieren" Ja, Nein, weiß nicht?
Beitrag von: mark208 am 19.02.2013, 11:54
Ist aber auch zu pauschal gesagt, letztlich wird doch ein Unternehmen überprüfen, wie die Verkaufszahlen sind und wie diese in Relation zu setzen sind. Und wenn eben die kleineren Unternehmen feststellen, dass eine Konvertierung auf den Amiga nicht die gleichen Gewinne erzielt wie andere Systeme, dann stellen sie dies ein. Das sind ja auch so Spiralen nach unten. Neukäufer gibt es keine und durch solche Aktionen, dass immer weniger Spiele angeboten werden, entsteht auch bei den vorhandenen Besitzern ein entsprechender Wechseldruck.

Also so völlig unbedeutend ist das nicht.
Titel: Re: "Raubkopieren" Ja, Nein, weiß nicht?
Beitrag von: Retro-Nerd am 19.02.2013, 12:10
So pauschal ist das überhaupt nicht. Es ist ja nicht so, dass die Schwarzkopien auf dem Amiga immer stetig linear zugenommen haben. Gerade 1994 sind viele, auch "die Raubkopierer", längst auf andere Systeme abgesprungen. Letztlich gab es dann irgendwann nur noch eine recht kleine Klientel von loyalen Originalspiele Käufern. Ich nehme Thalion es nicht ab, dass die bösen Raubkopien die Hauptentscheidung war damals den Amiga zu verlassen.
Titel: Re: "Raubkopieren" Ja, Nein, weiß nicht?
Beitrag von: mark208 am 19.02.2013, 12:17
Gut man mag da auch übertrieben haben, um die seiner "Empörung" generell Luft zu verschaffen. Aber letztlich sind Unternehmen schlicht profitorientiert und da können wir uns jetzt totdiskutieren, was die Hauptentscheidung war.

Im Übrigen sind ja nicht sämtliche Amigas eingemottet worden. Die Teile wurden halt in der Verwandschaft weitergegeben oder verkauft, Käufer waren dann halt doch meist Schüler, also keine Klientel bei der in den nächsten Jahren große Kaufkraft zugerechnet werden konnte.
Titel: Re: "Raubkopieren" Ja, Nein, weiß nicht?
Beitrag von: Retro-Nerd am 19.02.2013, 12:23
Die ganze Diskussion ist recht albern, da das Phänomen der Raubkopien ja nicht erst seit dem Amiga bestand. Fakt ist, die Zeit der Tastaturcomputer war einfach vorbei. Der ST war schon deutlich vorher ein totes System. Alle Commodore und Atari Nachfolger nur noch Nischenprodukte, weil nichts wirklich massenmarkttaugliches dabei war. Die haben alle die Zeit verschlafen und die Softwarefirmen, sofern sie denn noch bestanden, sind zu anderen Systemen gewechselt.
Titel: Re: "Raubkopieren" Ja, Nein, weiß nicht?
Beitrag von: mark208 am 19.02.2013, 12:30
Das sind ja alles gute Argumente, nur wird man doch Vergleichzahlen gehabt haben. so platt wie das immer geschildert wird, soltle in Firmen, die Millionen umsetzen nicht gearbetet werden.

Ich vermute für diese Zeit auch einfach die Hoffnung auf bessere Verdienstmöglichkeiten bei den Konsolen und durch die CD-Rom.
Titel: Re: "Raubkopieren" Ja, Nein, weiß nicht?
Beitrag von: Retro-Nerd am 19.02.2013, 12:37
Vergleichszahlen haben die Firmen fast nie angegeben. Die größeren haben manchmal plakativ geheult, dabei exemplarisch nur reine Verkaufszahlen für einzelne Spiele in Interviews angegeben. Und ja, der PC und die Konsolen haben gelockt, irgendwann hatten das Mega Drive und SNES die Nase eben vorn.
Titel: Re: "Raubkopieren" Ja, Nein, weiß nicht?
Beitrag von: mark208 am 19.02.2013, 12:43
Ist aber nicht verwunderlich, dass sie die Zahlen nicht öffentlich machen, jedenfalls wird es die gegeben haben. die werden halt schon Erhebungen gemacht haben, wieviel Verbreitung ein System hat und wieviel verkauft wurde und dann die Relationen vergleichen.

wenn du 80% der Arbeit in 20 % deines Umsatzes steckst, dann wirst du vielleicht doch mehr dich den 20 % der Arbeit widmen, die 80 % deines Umsatzes ausmachen. (Achtung: Zahlen sind willkürlich, geht nur um das prinzip)
Titel: Re: "Raubkopieren" Ja, Nein, weiß nicht?
Beitrag von: Retro-Nerd am 19.02.2013, 13:02
Mal Lionheart als Beispiel. Wer hat den da nun die Wahrheit gesagt? Man weiss es nicht.

Zitat
In einem späteren Interview bezeichnete Erik Simon die Softwarepiraterie als einen Hauptgrund für die Insolvenz Thalions. Henk Nieborg spricht dagegen von hohen Verkaufszahlen und macht seinen und Erwin Kloibhofers Wechsel zu Psygnosis dafür verantwortlich, dass Lionheart 2 nie programmiert wurde.

Zitat
Lionheart would be Thalion's last action project on the Amiga if salesfigures were disappointing. In the end Lionheart did sell quite good (judging by which platform it was developed for) and would deserve a follow up. Great plans were made for a sequel but unfortunately me and Erwin were already making other plans and moved back to our homecountries. Not long after that Thalion disappeared for good.]Lionheart would be Thalion's last action project on the Amiga if salesfigures were disappointing. In the end Lionheart did sell quite good (judging by which platform it was developed for) and would deserve a follow up. Great plans were made for a sequel but unfortunately me and Erwin were already making other plans and moved back to our homecountries. Not long after that Thalion disappeared for good.


Henk Nieborg zu Lionheart (http://henknieborg.nl/old/lionheart_info.html)


Titel: Re: "Raubkopieren" Ja, Nein, weiß nicht?
Beitrag von: mark208 am 19.02.2013, 13:09
Also ich lese da

 In the end Lionheart did sell quite good (judging by which platform it was developed for) and would deserve a follow up.

Das ist shcon ein vernichtendes Urteil, so gut waren die Zahlen scheinbar doch nicht.

Wobei mir das alles zu emotional ist. Das wirkt schon etwas in die Richtung, ich bin aber nicht schuld am Untergang meiner Geliebten, nein bin ich nicht *aufdenbodenstampf' :)
Titel: Re: "Raubkopieren" Ja, Nein, weiß nicht?
Beitrag von: Retro-Nerd am 19.02.2013, 13:14
Wie denn auch. 1993 gab es keine extrem grosse Amiga Zielgruppe mehr. wie ca. 2 Jahre zuvor. Und ich lese da überhaupt nicht emotionales, lediglich das Henk und Erwin scheinbar daran interessiert waren ein Lionheart 2 zu programmieren und am Ende nicht durften. Da würde sich ja wohl jeder nach besseren Alternativen für sich umsehen.

Später hatte sich Ambermoon wohl auch noch recht brauchbar verkauft. Zu der Zeit war aber Thalion schon fast Pleite. Warum auch immer.
Titel: Re: "Raubkopieren" Ja, Nein, weiß nicht?
Beitrag von: mark208 am 19.02.2013, 13:27
Missverständlcih von mir ausgedrückt, ich meinte die ganze Diskussion ansich.
Titel: Re: "Raubkopieren" Ja, Nein, weiß nicht?
Beitrag von: Retro-Nerd am 19.02.2013, 13:34
Achso, ja. Die ist fast schon überflüssig, da am Ende eh nichts bei rauskommt. Aber emotional war es doch eher auf der Hauptseite. Mit den tollem Einblick von unserem intellektuellen Fräuleinwunder bzw. die Reaktionen darauf. Auf sowas sollte man sich nicht einlassen, dass war zum Artikel wirklich extrem OT und unpassend für eine Seite rund um Retrospiele.  :)
Titel: Re: "Raubkopieren" Ja, Nein, weiß nicht?
Beitrag von: Nr.1 am 19.02.2013, 14:09
.... Blizzard und Ubisoft scheinen die Schwarzkopien nicht so lächelnd wegzustecken, sonst hätten sie nicht so aufwendige Kopierschutz-Maßnahmen entwickelt (Blizzard ja bei Diablo III sogar erfolgreich).

Diese Kopierschutzmaßnahmen werden in fast allen Fällen innerhalb weniger Stunden geknackt und die gecrackten Versionen kursieren wenig später im Netz. Hier geht es also nicht um tolle Verfahren, um Raubkopien zu verhindern, sondern darum, dass sich die Industrie nicht sagen lassen will, sie kümmere sich nicht darum, ihre Werke zu schützen und müsse darum damit leben, wenn ihre Programme raubkopiert werden. Es ist also lediglich eine Abweisungsgeste, um Aktionäre zu befriedigen und sich rechtlich abzusichern.

Heute stehen wir an der Schwelle zum feuchten Traum der Industrie: Wolken und Strömen. Der User hat dann ohnehin keine Chance mehr, eine Software illegal zu nutzen, da er sie nie direkt erhält. Und sogar private Inhalte werden zentral dort abgelegt, wo die Firmen genüsslich grinsend herankommen..... Aber das ist eine ganz andere Geschichte......  :D ;)


Zitat
Da taucht dann wieder die finanzielle Frage auf. Neue Hardware kostet Geld. Geld hat man als Schüler nicht. :)

Neue Software kostet auch Geld. ;) Die finanzielle Frage stellt sich mir nicht, da man automatisch ein teures Hobby hat, wenn man einen Computer besitzt. Dazu gibt es Ferienarbeit, Geburtstage, Weihnachten usw. Eine Speichererweiterung auf beispielsweise 2 MB, kostete Anfang der 90er ca. 400 Mark. Das ist meiner Meinung nach zu stemmen gewesen.

Zitat
Ich habe 1994 auch noch überlegt, meinen A500 durch einen A1200 mit Festplatte zu ersetzen. Ich habs gelassen, weil mir klar wurde, dass ich praktisch keine AGA-Software habe und es ohnehin kaum Software gab, die es nur für A1200, aber nicht für A500 gab. Und so viel toller sahen die zusätzlichen Farben dann bei den meisten Spielen dann doch nicht aus.

Hier ist halt der Unterschied zwischen Usern die einfach nur spielen und die mit dem AMIGA auch "ernsthaft" was anstellen wollten. Ein AGA-AMIGA ermöglichte schlagartig ohne Zusatzhardware hohe Auflösungen und eine halbwegs vernünftige Farbpalette.

Und übrigens sieht man reinen AGA-Spiele, die nur für die neuen AMIGAs heraus kamen, meistens die deutlich größere Farbauswahl an, da hier keinerlei Konvertierungs-Konventionen beachtet werden mussten.

Zitat
....Selbst Apple produziert ja mittlerweile keine "eigenen" Rechner mehr, sondern eher IBM-kompatible Rechner mit einem Betriebssystem, das halt herstellergebunden ist. ;)

APPLE hat aber sehr lange mit vollkommen eigenständiger Hardware durchgehalten, als es COMMODORE je geschafft hätte. Die Zukunft wäre auch für den AMIGA (oder ein neues Nachfolgesystem) der PowerPC-Prozessor gewesen. Was ungefähr 12-15 Jahre später geschah, als APPLE sich vom PowerPC abwandte, konnte da noch keiner ahnen.
Titel: Re: "Raubkopieren" Ja, Nein, weiß nicht?
Beitrag von: Nr.1 am 19.02.2013, 14:20
.....

Mir missfällt hierbei, dass man letztlich Ausreden erfindet, um sein Verhalten im Nachhinein zu rechtfertigen. Man sollte auch zu seinen schlechteren Entscheidungen stehen, auch wenn man sie damals gar nicht so schlecht fand.

Grad in Bezug auf den Amiga finde ich das dann besonders witzig, wenn man sich in die abenteuerlichsten Thesen stürzt, weil man sich offenbar persönlich angegriffen fühlt. wenn man für den Niedergang seiner Lieblingsmaschine mitverantwortlich gemacht wird.

Und die Ausführungen von Nr. 1 sind da exemplarisch, da wird viel geschrieben, liest sich nett. Fakt ist aber, wenn die Industrie das Gefühl gehabt hätte, sie macht mit Amigaspielen Gewinn, hätte es diese weiterhin gegeben. Hatte ja kein Unternehmen wegen Reichtum geschlossen.

Der AMIGA hatte sich längst tot gelaufen, die Spirale der Weiterentwicklung drehte sich schneller und schneller, COMMODORE hingegen tat das, was sie immer taten: Profite aus dem schlagen, was schon vorhanden ist, ohne dabei die Zukunft im Blick zu haben.

Die technischen Möglichkeiten überholten den AMIGA stetig und problemlos und die Anzahl derer wuchs, die auf den IBM-Kompatiblen bzw. auf leistungsfähige Konsolen setzten. Was meinst Du also, sahen die Spielefirmen im AMIGA? Einen absteigenden Ast, vollkommen egal, ob nun mit Raubkopien oder ohne. Was meinst Du, wie fröhlich am IBM kopiert wurde und auf all den modernen Systemen heute wird ??  ;)

Ziel MEINER Ausführungen ist es nicht, die Raubkopie mit meinen Argumenten zu legitimieren, sondern aufzuzeigen, wie irrelevant diese Thematik für den Niedergang des AMIGAs war.

Raubkopien sind auch heute kein Hindernis für gewaltige Umsätze, wie man sieht. Und das, obwohl die Szene längst der Schulhofkopie-Schieberei entwachsen ist und riesige, illegale Terabyte-Massen Tag für Tag durchs DSL-Netz jagen.
Titel: Re: "Raubkopieren" Ja, Nein, weiß nicht?
Beitrag von: mark208 am 19.02.2013, 14:41
Das eine schliesst das andere doch nicht aus, ich bestreite diese Gründe doch gar nicht, halte nur das Argument der raubkopierei als systemrelevant in einer Zeit als beim PC sich grad durch die CD Rom die Raubkopierei erheblich begrenzt wurde, wie das an den Verkaufspreisen ersichtlich wurde.

Man müßte halt mal Einblick in die damaligen Marktforschungszahlen haben, wie sich Amigaspiele im Verhältnis zu anderen Systemen verkauft haben, dann könnte man da abschliessende Meinungen äußern.

Ich sehe auch nicht, dass jetzt jemand sagt, der Amiga ist wegen Raubkopierei tot. Nur haben viele Entwickler in dem Bericht halt ausgeführt, dass die Raubkopierei ein Problem sei, weil man zu wenig Geld verdient habe. Was ist daran falsch?

Vielleicht haben sie einfach festgestellt, dass der Verhältnis zwischen verkauften Spielen auf dem Amiga und anderen Systemen so schlecht war, dass man es auch nicht mehr über den Preis auffangen konnte.
Titel: Re: "Raubkopieren" Ja, Nein, weiß nicht?
Beitrag von: PsychoT am 19.02.2013, 19:36
Zur Frage im Betreff, kurz und knapp:
Früher selbstverständlich ja, heute nein.

Bereue ich, früher auf dem C64 und Amiga Raubkopien besessen und mir besorgt zu haben?
Eindeutig nein! Warum? 1. siehe unten und 2. ich war jung und brauchte die Spiele. So einfach ist das.

Mache ich die Raubkopierer für den Systemuntergang von C64 und Amiga verantwortlich?
Eindeutig nein! Der Untergang des Systems liegt an der veralteten Hardware und den damit softwaretechnisch sehr eingeschränkten Möglichkeiten. Ich hatte neben dem A500 noch einen aufgerüsteten A1200 zum Musizieren und dennoch war er von den Möglichkeiten eines einfachen PCs ab Mitte der 90er noch Welten entfernt. DAS ist der Knackpunkt, nicht die paar Spieler. Ein Computer war und ist in erster Linie immer noch ein Arbeitsgerät.
Titel: Re: "Raubkopieren" Ja, Nein, weiß nicht?
Beitrag von: mark208 am 20.02.2013, 10:11
Ich möchte mal den Spiess umdrehen, wer sagt denn, dass Raubkopierei für den untergang des amiga verantwortlich ist?

Die Interviews, aus denen sich die Diskussion entwickelt hat, benennen doch alle eure Punkte mit. Viele der Interviewten  erklären aber auch, warum ihr Haus sich immer mehr aus dem Amigasegment zurückziehen und da ist die Raubkopierei ein Punkt neben all den anderen genannten.

Und das meine ich halt mit der emotionalen diskussion, sobald nur in einer Reihe von Punkten der Begriff Raubkopierei fällt, bricht sofort die Empörung los, ich bin nciht schuld am Untergang vom Amiga.
Titel: Re: "Raubkopieren" Ja, Nein, weiß nicht?
Beitrag von: Gismo am 20.02.2013, 19:59
Nur um da kurz noch was einzuwerfen, würde auch genau in die Zeit passen.
Kennt noch jemand Soft & Sound? bzw. den Nachfolger IWC? :)

Titel: Re: "Raubkopieren" Ja, Nein, weiß nicht?
Beitrag von: DaBBa am 21.02.2013, 01:33
Diese Kopierschutzmaßnahmen werden in fast allen Fällen innerhalb weniger Stunden geknackt und die gecrackten Versionen kursieren wenig später im Netz. Hier geht es also nicht um tolle Verfahren, um Raubkopien zu verhindern, sondern darum, dass sich die Industrie nicht sagen lassen will, sie kümmere sich nicht darum, ihre Werke zu schützen und müsse darum damit leben, wenn ihre Programme raubkopiert werden. Es ist also lediglich eine Abweisungsgeste, um Aktionäre zu befriedigen und sich rechtlich abzusichern.
Heute stehen wir an der Schwelle zum feuchten Traum der Industrie: Wolken und Strömen. Der User hat dann ohnehin keine Chance mehr, eine Software illegal zu nutzen, da er sie nie direkt erhält.
Wenn ich ehrlich bin: Mir ist es auch ein ziemliches Rätsel, warum ein System wie bei Diablo III nicht häufiger genutzt wird. Selbst wenn es irgendwann umgangen wird, zwingt das den Cracker dazu, nicht einfach sein generisches Tool durchlaufen lassen zu können, sondern sich ernsthaft mit dem zu crackenden Programm beschäftigen zu müssen. Wahrscheinlichkeit traut sich noch nicht jeder Publisher an den Dauer-Online-Zwang ran. Ob das in 5 oder 10 Jahren noch der Fall sein wird?

Zitat
Neue Software kostet auch Geld. ;) Die finanzielle Frage stellt sich mir nicht, da man automatisch ein teures Hobby hat, wenn man einen Computer besitzt. Dazu gibt es Ferienarbeit, Geburtstage, Weihnachten usw. Eine Speichererweiterung auf beispielsweise 2 MB, kostete Anfang der 90er ca. 400 Mark. Das ist meiner Meinung nach zu stemmen gewesen.
400 DM damals sind inkl. Inflation ca. 600 DM, also 300 Euro heute. Nicht gerade wenig.  :ks:
Jetzt mal ehrlich: Natürlich konnte man arbeiten gehen (zumindest im höheren Alter) und/oder sich den Kram zu Weihnachten wünschen. Haben aber offenbar viele nicht gemacht. Daher kam keine Software, die die stärkere Hardware nutzte und das Henne-Ei-Problem entstand.

Zitat
Und übrigens sieht man reinen AGA-Spiele, die nur für die neuen AMIGAs heraus kamen, meistens die deutlich größere Farbauswahl an, da hier keinerlei Konvertierungs-Konventionen beachtet werden mussten.
Da gabs dann den Krams, den es auch in genauso gut oder besser auf dem PC und/oder den Konsolen gab.  :)

Zitat
APPLE hat aber sehr lange mit vollkommen eigenständiger Hardware durchgehalten, als es COMMODORE je geschafft hätte. Die Zukunft wäre auch für den AMIGA (oder ein neues Nachfolgesystem) der PowerPC-Prozessor gewesen. Was ungefähr 12-15 Jahre später geschah, als APPLE sich vom PowerPC abwandte, konnte da noch keiner ahnen.
Weil sich Apple von je her eine andere Zielgruppe gesucht hat. Nicht die freakigen Fummel-Kinder, die eh kein Geld für Hardware, geschweige denn Software haben. ;)


Wie geschrieben: Ich werfe den Leuten nicht vor, dass sie schwarzkopiert haben.
Titel: Re: "Raubkopieren" Ja, Nein, weiß nicht?
Beitrag von: mark208 am 21.02.2013, 09:39
Deine Berechung mit den 400 Mark hinkt aber deswegen, weil die Mark eine ganz andere Kaufkraft hatte. Und zu meiner Zeit war Ferienarbeit selbstverständlich, da konntest du eher fragen, wer hat das nicht gemacht.

War aber auch ne andere Nachfrage, das gebe ich zu, in den Ferien wurden früher halt händeringend Aushlifen gesucht, da die meisten Arbeitnehmer Kinder hatten. Wenn z.B. in Bochum Opel Betriebsferien machte, war die Stadt wie ausgestorben.