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Autor Thema: Militär, Zivildienst, Ausgemustert... Eure Anekdoten  (Gelesen 11235 mal)

Chili Palmer

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Habe zufälligerweise in einem anderen Thread gelesen, daß "invincible warrior" seine Zivi-Zeit in einem Altersheim abgeleistet hat. Das hat mich neugierig gemacht. Was habt Ihr eigentlich alle so gemacht? Seid Ihr beim Militär gewesen oder habt Ihr Zivildienst gemacht? Seit Ihr ausgemustert worden oder habt ihr euch anders darum gedrückt? Bin mal auf die Ösis gespannt, habe nämlich keine Ahnung wie das bei euch so läuft.
Ist ´ne reine Interessensfrage!
Hier in den Thread könnt Ihr auch nette Stories eurer Militär/Zivi-Zeit posten

Ich für meinen Teil hab´Zivildienst gemacht. Hab´ meine 10 Monate auf der Altenstation unseres Krankenhauses abgeleistet. Die ersten Wochen waren hart. Man muß sich erstmal überwinden alte Menschen zu waschen, Urinbeutel zuleeren, Bettpfannen zu reichen, Tote in den Keller zu schieben. Nachdem ich die ersten Wochen hinter mich gebracht hatte war´s ´ne super Zeit. Habe wirklich viel an Erfahrung mitgenommen und ausserdem meine Frau kennengelernt.
Also hat sich der Zivildienst für mich wirklich gelohnt.

Einige nette Stories kann ich erzählen:
Auf unserer Station hatten wir einen Oberpfleger (keine Oberschwester), der war im gesammten Krankenhaus für seine Scherze bekannt und trotzdem fielen noch alle auf sie rein.
Typisch waren zum Beispiel seine Telefonscherze:

Ein Anruf auf der Nachbarstation (OP=Oberpfleger / NS = Nachbarstation):

NS: Ja, hier Station xyz
OP: Ja, hier Herr Öztürk, möchten ich sprechen mein Frau
NS: Öztürk, Öztürk... Liegt nicht bei uns!
OP: Doch liegen bei Ihnen, ich wissen
NS: *Raschel Raschel* Neem wirklich nicht, da müssen sie sich vertun
OP: Nein ich nix vertun, liegen bei Ihnen
NS: Eine Frau Öztürk haben wir nicht
OP: Haben ich eben gebracht zu Ihnen, zu Doctor XYZ
NS: Moment mal...  *HEY HABEN WIR EINE NEUAUFNAHME DIE ÖZTÜRK HEISST?* ... Nein tut mir leid, liegt nicht bei uns...
OP: OH ALAAAH, Müssen ich kommen und zeigen, ist Frau mit Kopftuch, kann nicht sein so schwer...

Das ganze ging 10 Minuten hin und her, wir haben uns beömmelt vor lachen

Schön waren auch die Kurzanrufe:
OP: Ja, hallo hier Pforte, wir hätten da ´ne Neuaufnahme für sie. Können Sie beim Röntgen abholen. Meier der Name.
NS: Alles klar...

Wir sahen sie dann nur noch zu zweit mit Bett zum Aufzug stürmen... hehehehe

War echt ´ne lustige Zeit...
« Letzte Änderung: 13.04.2007, 22:52 von Chili Palmer »
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Retrofrank

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Re: Bendeswehr, Militär, Zivildienst, Ausgemustert...
« Antwort #1 am: 13.04.2007, 22:34 »

Yo.Hätte ich den Zivi nicht gemacht,ich wüsste nicht was aus mir geworden wäre.
Nach meiner Ausbildung zum Grohandelskaufmann war mir klar:DAS will ich im Leben nich machen.
Bundeswehr wollte ich nich,weil ich keinen Bock hatte mich anranzen zu lassen und damals noch so schöne lange Haare hatte. :D (hatte ich sogar 2x in meinem Leben,aber irgendwann sind sie mir so aufn Sack gegangen,daß sie ab mussten)
Also Zivi.
Wie jeder faule Sack in dem Alter wollte ich am liebsten zum Fahrdiens,weil ich wußte von nem Freund,daß man da ne ruhige Kugel schiebt.
War schon alles organisiert bis ich rausfinden musste,daß man mit einer Rot-Grün-Sehschwäche keinen Personenbeförderungsschein bekommt. :crazy: :cry:
Dann musste schnell umdisponiert werden und ich bin auf der Unfallchirurgie des Krankenhauses in unserer Stadt gelandet.Das waren damals noch 15 Monate Zivildienst aber ne absolut coole Zeit in der mir klar geworden ist,daß ich lieber Krankenpfleger werden wollte als irgendwelches Zeug zu verkaufen.
Hätte mir das zwei Jahre vorher wer erzählt hätte ich ihn für verrückt erklärt und das obwohl mein Vater auch Krankenpfleger ist.
Also hab ich mich nach dem Zivi direkt um ne Stelle beworben.Hat aber erstmal nicht geklappt,so daß ich dann noch n halbes Jahr in nem sehr skurrilen Altenheim gejobt hab (altersdurchschnitt 87 Jahre,älteste Patientin 103 Jahre).
Aber 96 hab ich dann nen Ausbildungsplatz gefunden und die Dreijährige gemacht.
Na ja,und seit 99 bin ich jetzt in dem Job und mittlerweile seit 6,5 Jahren auf ner Inneren Station hier in Koblenz wo ich auch wohne.
Mit Stories könnte ich n Buch füllen,deshalb mal nur eine aus der Ausbildung.
Ich komme zum Spätdienst und mitten im Stationszimmer steht ne Beinprothese.
Ich:Was macht die denn hier.
Schwester:Ach die is von diesem durchgeknallten Herr XY,der hat dauernd versucht wegzulaufen,da haben wir ihm sein Bein weggenommen.

Ja,ja.Wir sind schon n derbes Völkchen in der Branche. :lol:
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suk

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Re: Bendeswehr, Militär, Zivildienst, Ausgemustert...
« Antwort #2 am: 13.04.2007, 22:40 »

Bundeswehr. Grundausbildung in Hamburg zum Sanitäter. Dienst in Basepohl beim 8. Flugabwehrregiment als Kraftfahrer. Die meiste Zeit hab ich unter meinem Unimog gelegen und so getan als wenn ich was schraube. Oder ich hab Stellen mit grüner Farbe übermalt, die meine Vorgänger schon übermalt haben. Hatte in nem Dreivierteljahr nur einen Einsatz. Das langweiligste Jahr meines Lebens, aber ich hab viel gelacht.

Schön war ein zweiwöchiges Manöver an der Nordseeküste. Während die Typen auf Ballons geschossen haben, wurde ich mit nem Freund zum Notdienst in der Krankenstation eingeteilt. In weiser Vorraussicht hatte ich den Amiga mitgenommen. Wir haben zwei Wochen lang Bundesliga Manager Pro gezockt. Und zwei Nächte lang hat der Typ Centurion durchgespielt. Von 22 Uhr bis morgens zum Wecken. Hach, schöne Zeit...
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Was ist der Unterschied zwischen Rassismus und Chinesen?
Rassismus hat viele Gesichter...

Chili Palmer

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Re: Bendeswehr, Militär, Zivildienst, Ausgemustert...
« Antwort #3 am: 13.04.2007, 22:48 »


Ich komme zum Spätdienst und mitten im Stationszimmer steht ne Beinprothese.
Ich:Was macht die denn hier.
Schwester:Ach die is von diesem durchgeknallten Herr XY,der hat dauernd versucht wegzulaufen,da haben wir ihm sein Bein weggenommen.

Ja,ja.Wir sind schon n derbes Völkchen in der Branche. :lol:

*Gröööööööhl*

Scheint weit verbreitet zu sein, derber Humor!

Aber, im Ernst, ist die beste Sache, mit so ´nem Job fertig zu werden. Oder siehst du das anders?

Hab´nach der Zivi-Zeit auch darüber nachgedacht Pfleger zu lernen, hatte aber keine Lust noch ´ne Ausbildung zu machen. Bin dann doch zurück in meinen alten Job (Chemikant)  und hab´ein halbes Jahr danach ´ne geniale neue Stelle (im Labor) bekommen. Jetzt bin ich froh, daß ich nicht umgeschult hab´.


Nebenbei, ich glaube ich hätte den Thread wohl besser im Politik / Gesellschaftsforum eröffnet, was?
Vielleicht kann den ja mal einer verschieben.
« Letzte Änderung: 13.04.2007, 22:50 von Chili Palmer »
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Re: Bendeswehr, Militär, Zivildienst, Ausgemustert...
« Antwort #4 am: 13.04.2007, 23:18 »

Bin 1997 mit 2 gemustert worden, aber nur weil ich gesmasht hab und auch dazu stand und stehe. Ansonsten wär´s wohl´ne 1 geworden, aber mir soll´s eh egal sein. Also ich war dann 98/99 bei der Bundeswehr.

Meine dortige Laufbahn:
1. Rekrut ohne Litze (also: Dreck :D)
2. Rekrut mit roter Litze (Kanonier)
3. Rekrut mit gelber Litze (Fernmelder)
4. Gefreiter
5. Obergefreiter
6. Hauptgefreiter

Ab meinem Rang als Obergefreiter wurde ich dann "Chef der Mannschaften" meiner Abteilung, was nichts anderes bedeutet hat, daß ich die Probleme der Mannschaftsdienstgrade an die Offiziere weitergeleitet hab und zusammen mit denen eine Lösung gesucht hab. Ab dem Dienstgrad Hauptgefreiter wurde ich dann zum stellvertretenden Gruppenführer eines Oberfeldwebels ernannt, weil der erfahren hat, daß ich "kämpfen will" und meine Leistungen dementsprechend waren. Mir hat "Dreck fressen" schon immer Spaß gemacht, daher hab ich mich natürlich auch für jedes Manöver freiwillig gemeldet. Irgendwie hab ich wohl "Kämpfen" und "Soldat sein" im Blut, auch wenn ich wohl ziemlich aufmüpfig gewesen bin, was mir so manches Gespräch "unter 4 Augen" eingebracht hatte (hab noch nie meinen Mund gehalten wenn mir was nicht gepasst hat, auch nicht beim Militär). Mir hat es unheimlich Spaß gemacht mich im Wald zu bunkern, getarnt umherzustreifen und allemöglichen Waffen einzusetzen. Am liebsten hatte ich dabei das G3, MG3 und die Granatpistole. Die leichte Panzerfaust und die Panzerfaust 3 hatten auch was, die P1 war dagegen absolut nicht mein Ding. Die Granaten waren wieder cool, noch viel besser als die Kanonenschläge an Silvester. Da ist vom Bauchgefühl auch jeder Bass in einer Techno-Disco ein Witz dagegen. Jedenfalls hab ich´ne Menge cooler Leute kennengelernt, natürlich auch so manchen Trottel. Ganz besonders trottelig waren aber die Stabsunteroffiziere während meiner Grundausbildung. Später dann, als man selbst quasi "gemachter" Soldat war, hat man das besonders bemerkt. Die Ausbilder hatten immer ein großes Maul und sich aufgespielt wie sonstwas, aber später dann im Manöver aus allen Löchern gepfiffen (und wurden auch schonmal wegen ihrer Unfähigkeit zu koordinieren oder sonstwas von oben angeschissen). Frag mich echt was so manch einer von denen mit solch einer Leistung bei ernsten Einsätzen machen will, der überlebt doch keine 5 Minuten oder bringt die ganze Gruppe in Gefahr. Daher hab ich nicht selten den ein oder anderen Spruch wie "Na Herr Stabsunteroffizier, können´se noch?" gebracht, um Die etwas aufzuziehen. Besonders wenn Die sich mal wieder mit "raushängender Zunge" wo lang geschleppt haben. Deren darauffolgende Gesichter muss man einfach mal gesehen haben. Mehr als ein rausgewürgtes "Sie schaff ich noch" kam da nicht mehr raus (gut, waren ja auch keine Elite-Soldaten)... :teufel:

Mir hat´s da sogar so gut gefallen, daß ich mich fast verpflichtet hätte um eine Offizierslaufbahn einzuschlagen, aber im Endeffekt ist es daran gescheitert, daß der Antrag 2 Monate "zu spät" eingereicht wurde. Da hat auch das Empfehlungsschreiben des Ranghöchsten in meiner letzten Station beim Bund, der Abteilung G3 im WBK IV/5. Panzerdivision, einem Oberstleutnant, nichts mehr genutzt. Mir hat man dann vorgeschlagen mich als Reservist einzusetzen, aber das ist nix für mich. Entweder ganz oder gar nicht, will ja nicht später mitten aus dem Leben herausgerissen werden, um zu irgendeiner Übung zu fahren. Nein, wäre Zeitverschwendung. Ihr hättet mal den Werbefilm für Reservisten sehen müssen, war quasi wie bei Starship Troopers. Ich hab mich totgelacht... :lol:

Im Nachhinein bin ich ganz froh nicht Soldat geworden zu sein, schließlich kann ich mich nicht mit unserer Regierung identifizieren, erst Recht nicht mit deren Handlungen und schon gar nicht mit deren Politik, und mit der Sinnlosigkeit heutiger Bundeswehreinsätze sowieso nicht. Für solche schwachsinnigen Geschichten würde ich nicht mein Leben einsetzen, erst Recht nicht für die Politik unserer hirnverbrannten Politiker. Schon gar nicht bei den Opfern (Privatleben quasi nicht möglich, kaum Schlaf etc.) und verhältnismäßig schlechtem Gehalt. Aufstiegschancen gibt´s auch nur wenige, schließlich kann man erst einen bestimmten Platz bekommen, sobald Dieser freigemacht wird wenn einer "in Rente geht".

Scharf Schießen macht zwar Spaß, aber wenn dann auf die richtigen Leute.
Landesverteidigung ja, aber keine sinnlosen Schwachsinnseinsätze in aller Welt. :lehrer:
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Deathrider

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Re: Bundeswehr, Militär, Zivildienst, Ausgemustert...
« Antwort #5 am: 14.04.2007, 14:46 »

Ich wäre um ein Haar beim Militär gelandet. Wollte zum Stabsmusikchor(wo sonst?)Die Prüfungen hatte ich schon abgelegt, ging dann ins Büro um mir anzuhören, das man mit T3 nicht Musik machen darf.

Dies war meine kurze Karriere beim Militär und ich ging ins Altenheim. Mein Bruder hatte sich dort für eine Zivistelle beworben, wurde aber Vater und ich bekam sie.
Ich war für den Haushalt zuständig(Essen machen, anreichen, putzen und selten ein paar Leute hochheben - war dann eher freiwillige Hilfe). Waschen musste ich die zum Glück nicht, wäre mir schon etwas eklig.
Ich hatte ca. 2 Wochen dauerstress und Überwindungszeit, weil zu der Zeit fast alle im Urlaub waren, und mich niemand so recht unterstütze, geschweige gesagt hat, was ich machen soll.
Meine ersten Minuten liefen wie folgt ab:
 "AH, das ist der neue! Reichen sie bitte dieser Frau das Essen an." War für mich schon ein Schock, weil ich mit so etwas gar nicht gerechnet hatte. In den ersten 2 Wochen verstarben auch einige, was mir einen zusätzlichen Schock versetzte(merkwürdigerweise starb dann in den nächsten 9 Monaten kaum jemand).

Nach den 2 Wochen wurde es ruhiger. Ich hatte mir einen Plan gemacht, was ich im Laufe des Tages alles erledigen muss, was jeder Bewohner ißt und trinkt, sodass alles mechanisch ablief.

Mit den Bewohnern verstand ich mich gut, machte mit denen ein paar Späßchen, las auch mal aus der Bibel oder hörte mir Rockmusik an(am Ende von Stairway to Heaven ist meine Chefin ein wenig ausgetickt, was da komisches im Radio liefe :D ) Im übrigen war die Cheffin nicht gerade beliebt, fair und manchmal freundlich, auch ein Arbeitstier, aber wenn etwas nicht in ihrem Sinne war, dann war die Klappe schnell auf. Komplimente konnte sie anscheinend auch nicht verteilen. Am Ende meines Dienstes sagte sie zu mir: Ich habe ihnen viel freie Hand gelassen, dass sollten sie als Kompliment ansehen. :glubsch:

Ich musste einmal im Monat am Wochenende arbeiten, was aber ganz okay war. Sonntags habe ich die Messe musikalisch begleitet, schnell essen ausgeteilt und schon war ich fertig.

Schön an der Zivizeit war auch, dass ich drei andere Zivis noch vom Abi her kannte. Wir haben dann nachmittags Pause gemacht und entweder Kniffel oder später Arschloch(mit 4 Kartenspielen) gespielt.

Es gab wenig negatives. Auch wenn ich nur Zivi war, hab ich meine Klappe auch aufgemacht, wenn mir etwas nicht passte. Schließlich war ich gleichberechtgter Mitarbeiter und kein Sklave.
Manchmal bekamm ich unterstützung von Praktikanten(und Praktikantinnen), es kamen auch neue junge Mitarbeiterinnen - alles in allem eine gute Zeit. Diese Zeit hat mein Leben bereichert.
Einen Haken hatte es aber schon. Ich musste bis 4 arbeiten - und wenn ich dann heim kam, hatte ich meistens kaum Lust oder Power direkt Klavier zu üben. Es war deswegen kritisch, weil ich nach meinem Zivildienst Aufnahmeprüfungen fürs Studium hatte.

Mein Zivildienste war Ende Mai inoffiziell fertig (hab meinen gesamten Urlaub fürs Ende gespart, auch wenn man so etwas eigentlich nicht darf), zwei Wochen danach waren meine ersten Aufnahmeprüfungen in Düsseldorf. Zu der Zeit sagte mir noch ein Professor der Düsseldorfer Hochschule ich sollte aus einer Sonate einen anderen Satz spielen, würde den Gesamteindruck verbessern. Nur hatte ich bis dato diesen kaum geübt.

Das, was ich in den 2 Wochen geleistet hab war meines Erachtens bemerkenswert, weil ich den Satz gut und sogar auswendig vorgespielt hab und aufgenommen wurde.

Habe noch nach meiner Zivizeit einige Bewohner besucht, wobei die meisten schon verstorben sind.

Ja, war eine schöne Zeit, und gutes ehrliches Geld gabs auch. :D
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Re: Bundeswehr, Militär, Zivildienst, Ausgemustert...
« Antwort #6 am: 14.04.2007, 15:54 »

Meine ersten Minuten liefen wie folgt ab:
 "AH, das ist der neue! Reichen sie bitte dieser Frau das Essen an." War für mich schon ein Schock, weil ich mit so etwas gar nicht gerechnet hatte.
Bei mir war´s ähnlich, da ich nach der Grundausbildung und SWA (Schieß- und Wachausbildung) zunächst einmal im Büro arbeiten "durfte". Ich wurde dann von einem Oberleutnant rumgeführt bis er schließlich meinte: "Nun zeige ich Ihnen den Raum mit der wichtigsten Maschine der Abteilung. Es ist von äußerster Wichtigkeit, daß Sie diese Maschine instandhalten und jeden morgen, bevor auch nur der Erste anfängt, eingesetzt haben." Als wir dann den Raum betraten musste ich zu meinem Erstaunen feststellen, daß es da drin gar keine großartigen Maschinen gab. Noch erstaunter war ich, als wir dann vor einer Kaffeemaschine stehenblieben. "Ohne diese Maschine läuft´s hier nicht so, wie´s laufen soll. Sorgen Sie dafür, daß jeden Morgen mindestens eine Kanne Kaffee zur Verfügung steht", sagte er dann. Ich kam mir vor wie im falschen Film. Voll auf Kampf eingestellt und er zeigt mir´ne Kaffeemaschine. Oh Mann! Ich wollte allerdings "Dreck fressen", schließlich sind Soldaten doch dafür da. Daher war es auch kein Wunder, daß ich bei der nächstmöglichen Gelegenheit alles dafür tat, "Dreck fressen" gehen zu können, und das hab ich auch erreicht. Da das bei Wehrpflichtigen nicht alltäglich war, hab ich mir so anscheinend bei den Unteroffizieren schnell einen gewissen Ruf zugelegt. Aber im Endeffekt konnte ich alle Sticheleien (die auf einen beim Bund, der´s wissen will, nunmal zukommen) seitens Dieser durch Leistung verpuffen lassen, daher hat mich der besagte Oberfeldwebel, der mein Gruppenführer war, auch zu seinen Stellvertreter ernannt. Da er gleichzeitig auch Zugführer und dementsprechend auch meist von der Gruppe abwesend war, hatte ich also die Befehlsgewalt. War schon spaßig. Alle Waffen vor und nach dem Einsatz überprüfen, koordinieren, Befehle weiterleiten und ausführen lassen, Probleme der Mannschaftsdienstgrade nach oben tragen, die Gruppe durch die Pampa dirigieren und so weiter eben. Hat Spaß gemacht. :D
Er wollte mich dann auch unbedingt bei seinem Kosovo-Einsatz dabeihaben, aber dem im letzten Kommentar genannten nicht genehmigten Antrags ist daraus nix geworden. Wie gesagt, im Nachhinein bin ich dadurch nicht unglücklich. :)
Ich musste einmal im Monat am Wochenende arbeiten, was aber ganz okay war. Sonntags habe ich die Messe musikalisch begleitet, schnell essen ausgeteilt und schon war ich fertig.
Ja, Wochenendarbeiten waren schon scheiße. Wache schieben, GVD oder UVD spielen oder eben auf Manöver fahren (was ich als einziges wiederum nicht schlecht fand). Zum Glück musste ich nie an Feiertagen wie Silverster ran, da hätte ich wirklich keinen Bock drauf gehabt und mich wohl auch geweigert. Sooo scharf war ich dann auch nicht drauf, meine Pflichten zu erfüllen. Die Armen, die da Wache, GVD oder UVD schieben mussten... :cen:
Einen Haken hatte es aber schon. Ich musste bis 4 arbeiten - und wenn ich dann heim kam, hatte ich meistens kaum Lust oder Power direkt Klavier zu üben. Es war deswegen kritisch, weil ich nach meinem Zivildienst Aufnahmeprüfungen fürs Studium hatte.
Ach Gottchen, bis 4 Uhr arbeiten. :D Mein Dienst begann um 5:30 Uhr und hörte um 17:30 Uhr auf, und das täglich (nur freitags konnte man auch schonmal früher weg). Das heißt um 4:30 Uhr aufstehen, fertig machen, um 5:00 Uhr Antreten, danach Frühstück und um 5:30 in die Abteilung um seinen Dienst zu schieben. Zum Glück war 45 Minuten Mittagspause dazwischen. Allerdings hätte ich mir gewünscht, daß Die kürzer gewesen wäre und ich dafür früher Schluss machen konnte, war aber leider nicht so. Und das Essen erst, würg! Da kamen einem Suppen auf den Tisch, die man auch aus Restaurantabfällen hätte zusammenmischen können. Da wurden Salate vom Vortag mit Wasser aufgebrüht, ein Brühwürfelchen vom Huhn reingemischt, dazu noch ein bißchen was vom harten, beschissenen Fleisch des Vortages dazu und tada, fertig ist der Gaumengenuss. Wenigstens hatte man im Gegensatz zur Grundausbildung genug Zeit um sich mit dem mit Meerrettich überzogenem harten Fleisch und der fettigen Beilage der Hauptspeise einigermaßen zu sättigen. Im Gegensatz dazu habe ich nämlich während meiner Grundausbildung im ersten Monat überhaupt kein Frühstück bekommen (und alleine in der ersten Woche 10 Kg abgenommen), weil die Deppen es aus organisatorischen Gründen nicht auf die Reihe gebracht haben (zu knappe Zeiteinteilung und/oder einfach nur unfähig gewesen). Im zweiten Monat hatten wir dann aber was bekommen, allerdings musste man innerhalb von 20 Minuten von einer Kaserne zur Anderen und zurück marschieren (in Unserer gab´s keinen Essenssaal), anstellen und das Essen innerhalb von Sekunden runterwürgen, sonst hätte man´s nicht rechtzeitig wieder zum Antreten zurückgeschafft (statt zu marschieren mussten wir eigentlich eher rennen). Ging beim Frühstück und Mittagessen immer so ab, dafür war da das Essen wenigstens erstklassig. Das Abendessen war am besten, weil man da wenigstens Zeit zu hatte, da es immer direkt nach Dienstschluss serviert wurde. Allerdings nur Brot und Brötchen, und sowas esse ich ja eigentlich nicht. Naja, aber trotzdem war das alles mal´ne Erfahrung wert. Hat mir immerhin knapp 400 DM pro Monat eingebracht... :rolleyes:
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Re: Bundeswehr, Militär, Zivildienst, Ausgemustert...
« Antwort #7 am: 14.04.2007, 16:52 »


Einen Haken hatte es aber schon. Ich musste bis 4 arbeiten - und wenn ich dann heim kam, hatte ich meistens kaum Lust oder Power direkt Klavier zu üben. Es war deswegen kritisch, weil ich nach meinem Zivildienst Aufnahmeprüfungen fürs Studium hatte.
Ach Gottchen, bis 4 Uhr arbeiten. :D Mein Dienst begann um 5:30 Uhr und hörte um 17:30 Uhr auf, und das täglich (nur freitags konnte man auch schonmal früher weg). Das heißt um 4:30 Uhr aufstehen, fertig machen, um 5:00 Uhr Antreten, danach Frühstück und um 5:30 in die Abteilung um seinen Dienst zu schieben....

Der Haken war der, dass ich die Zeit eigentlich in Üben investieren sollte. Deswegen kam dann der Nachsatz, dass ich bald Aufnahmeprüfungen hatte.

Wenn du 3-6 Stunden täglich üben solltest, und nur bis 6, maximal bis 8 spielen darfst, dann kommt man mit der Zeit schlecht hin. :(
Und wenn man etwas ausgepowert ist, dann hat das Üben gar keinen Sinn.
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Re: Bundeswehr, Militär, Zivildienst, Ausgemustert...
« Antwort #8 am: 14.04.2007, 18:10 »

Kenne wen, der, nur um ausgemustert zu werden, einen auf total depressives Wrack gemacht hat und das auch bei diversen Prüf-Psychologen durchbekommen hat. Einer hat als Zivi schön an der Elfenbeinküste gechillt und natürlich für 5 Mark am Tag wie ein König gelebt, ging aber nur über irgendwelche Beziehungen. Unser Schul-Leistungssportler wurde wegen komischer Urin-Werte ausgemustert und ein anderer Bekannter hat (das war natürlich ne Panne) auf seinen Bundi-Schreibtisch Unterlagen bekommen, in denen drin stand, daß bei Pressekonferenzen die Bilder vom Nato-Krieg gegen Serbien zurechtgemachter Quatsch für die Presse waren.
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GregBradley

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Re: Bundeswehr, Militär, Zivildienst, Ausgemustert...
« Antwort #9 am: 14.04.2007, 19:12 »

Gemustert T1 mit Einschränkung (war mit 106 kg zu schwer für den protokollarischen Dienst, also in 'ner Parade stehen und so, sowie noch irgend eine andere Tätigkeit).

Kann und konnte aber nicht mit der Befehlsstruktur beim Bund umgehen und habe ein schlimmes Autoritätenproblem.
Daher habe ich mich für den Zivildienst entschieden. 9 Monate, die ich gedachte, so locker wie möglich herumzukriegen.
Also habe ich mich für eine Stelle entschieden, die nicht nach allzu viel Stress klang. Zivi in einer Altenwohnanlage, zuständig für Hausmeisterdienste, Küchendienste, Bewirtung im Café, Besorgungen, Essen holen und in die Wohnungen bringen, Bereitschaftsdienst für das Alarmsystem und solche Dinge.

Wir waren anfangs zu viert, später kam noch ein Fünfter dazu. Mit 22 war ich ja schon nicht gerade ein junger Zivi, meine drei Kollegen waren aber auch in dem Alter und kamen allesamt aus Lehrberufen, hatten also sehr das dort vorherrschende hierarchische System, welches unter anderem besagt, dass der Neuling immer der Knecht ist, verinnerlicht. Demnach musste ich ihnen in den ersten beiden Wochen erstmal klar machen, dass ich für solche Spielchen weniger empfänglich bin. Glücklicherweise kapierten sie recht schnell.
Für die Wohnanlage war es gerade ein sehr bewegte Zeit mit Wechseln auf dem Chef- und dem Hausmeisterposten, Renovierungen, Hin- und herumzügen einzelner Bewohner, Streichungen, Kürzungen usw.
Wer weiß, wie sehr alte Menschen Veränderungen hassen, kann sich denken, wie arg das viele von ihnen gestresst hat. Das Arbeitsklima war insgesamt sowieso eher gespannt, aber es gab auch ein paar echt nette Mitarbeiter dort (unsere albanische Küchenhilfe z. B.).
Mit den Kollegen habe ich mich recht bald sehr gut verstanden und so war die Zeit ganz gut herumzukriegen. Wir arbeiteten nur so viel wie nötig war und gammelten oft herum, gerade bei den späten Diensten, nach 17 Uhr, wenn eh keiner mehr im Haus war und wir nur noch auf die Ablösung duch die Nachtbereitschaft warten mussten.
Ich erinnere mich sogar an einen Tag, an dem ich völlig übermüdet war und sage und schreibe 7 Stunden meiner 8,8 Stunden Schicht schlafenderweise im Vorratsraum im Keller verbacht habe, ohne dass jemandem mein Verschwinden aufgefallen wäre.

Die Jungs von der Tagesbetreuung, eine Einrichtung im gleichen Gebäude wie unsere Zentrale, die ausschließlich demente Alte betreuten und solche, die sich selbst nicht mehr versorgen konnten, mussten dagegen schon wesentlich mehr ran. Das war eine echte Zivitätigkeit, wie sie dem Klischee entsprach.
Hin und wieder baten sie uns um Hilfe. Dann mussten wir mal mit irgendwelchen Alten spazierengehen oder beim Klogang helfen. Komischerweise waren es genau diese Momente, die man am Anfang zu vermeiden gedachte, die einen wirklich erfüllten. Da kam man sich plötzlich nützlich vor. Manchmal beneidete ich die Zivis der Tagesbetreuung geradezu ob ihrer Nützlich- und Wohltätigkeit und wünschte mir insgeheim, hätte ich doch auch einen Pflegejob angenommen und die Welt so ein Stück besser machen können. Dann dachte ich mir aber auch wieder, "King Of Queens" schauen von 17.00 Uhr bis 19.00 Uhr und das als Arbeitszeit berechnet bekommen, ist doch auch nicht so schlecht.

Mir hat die Zeit viel gebracht, gerade im Hinblick auf mein Verständnis für ältere Menschen. Ich bereue es aber fast, mich doch eigentlich vor einer echten Herausforderung (Rettungsdienst, Pflege) gedrückt zu haben. Ich glaube, solche Tätigkeiten bringen einen menschlich enorm weiter, erweitern den Horizont.
« Letzte Änderung: 15.04.2007, 17:15 von GregBradley »
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Ja grizem, žderem, režim, derem,
Njušim, stenjem, jedem, serem,
Ja lajem, džaram, sisam, karam...
U licu vošten, u duši - pošten!

Ja sam pit bull - terijer,
Ja sam, mala, pit bull – terijer!

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Re: Bundeswehr, Militär, Zivildienst, Ausgemustert...
« Antwort #10 am: 14.04.2007, 19:58 »

Da hast du Recht, Greg, aber leider werden solche Dinge in Deutschland nicht entsprechend gewürdigt. Offiziell erst Recht nicht und finanziell schon gar nicht. Manchmal frage ich mich echt, warum ich mir die ganze Scheiße antue. Man muss quasi das Wissen eines Arztes haben, allerdings die Praxis draufhaben und wirklich mit dem Patienten arbeiten anstatt nur´nen Medikamentenzettel auszufüllen und bekommt lediglich einen Hungerlohn dafür. Echt beschissen! Da geht´s Alten- und Krankenpflegern wohl nicht anders. Erfüllung und Sinnvolles hin oder her, aber irgendwo muss der Ausübende ja auch noch bleiben, oder?! :rolleyes:
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Re: Bundeswehr, Militär, Zivildienst, Ausgemustert...
« Antwort #11 am: 14.04.2007, 20:14 »

Im übrigen bin ich der Meinung, dass Frauen auch mindestens 10 Monate Zivildienst machen sollten. Die Erfahrung würde ihnen auch gut tun. Auch wenn einige mal ein freiwilliges Jahr anstreben, es sollten alle mal diese Erfahrung machen.
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Re: Bundeswehr, Militär, Zivildienst, Ausgemustert...
« Antwort #12 am: 14.04.2007, 20:29 »

Total Deiner Meinung. Wie in diesem komischen Wii-Thread. :)
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Re: Bundeswehr, Militär, Zivildienst, Ausgemustert...
« Antwort #13 am: 14.04.2007, 22:28 »

Total Deiner Meinung. Wie in diesem komischen Wii-Thread. :)

Endlich mal jemand, der mich versteht. :juhu:
Bist du mein Seelenverwandter?

Und wenn du jetzt noch sagst, dass du Karate Tiger 2 super findest... :cucumber:
« Letzte Änderung: 14.04.2007, 22:28 von Deathrider »
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Retrofrank

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Re: Bundeswehr, Militär, Zivildienst, Ausgemustert...
« Antwort #14 am: 14.04.2007, 22:32 »

@ Bradley
Wow,mit T1 gemustert.
Wir haben um mit Return to Castle Wolfenstein zu sprechen eine  "Ubersoldaten" unter uns. :lol:
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