So. Nach langer Zeit mal wieder ein kleiner Adventure-Review, diesmal gehts endlich um "Paradise", zu dessen Ende ich mich dann doch noch durchgequält habe.
Ja, denn leider - das Spiel aus der Feder von Benoît Sokal, der sich mit "Syberia 1+2" bzw. deren Hauptperson Kate Walker, ja schon sowas wie einen Namen unter den Adventurespielern gemacht hat, enttäuschte mich auf der ganzen Linie. Aber der Reihe nach...
Wir schlüpfen mal wieder in die Rolle einer jungen hübschen Frau, die nach einem Flugzeugabsturz ihr Gedächtnis verloren hat und sich daher Ann Smith nennen lässt - weil sie ein Buch bei sich trug, geschrieben von einer Ann Smith. Wir befinden uns in einem Palast in einem Land namens Mauranien, kommen eigentlich gerade aus Genf und scheinen irgendwas mit dem König des Landes zu tun zu haben, der sich gerade eines Aufstandes erwehren muss. Unsere Rolle in dem Spiel wird zwar relativ schnell deutlich - was wir dabei aber eigentlich tun sollen, ist aber völlig unklar. Also verlassen wir den Palast zusammen mit einem Leoparden und beginnen eine Reise quer durch das Land...
Tja, so belanglos und einfallslos kommt die Story daher - und es wird nicht besser. Im Gegenteil. Zum Ende hin wird die Geschichte immer dämlicher, Spannung ist eh ein Fremdwort - Banalität ist Programm. Man klickt sich durch zugegeben ganz nette Grafik, die aber oft doch sehr ärgerliche Grafikfehler aufweist, löst einfache bis hirnrissige Rätsel und führt alberne Gespräche, wo zwar oft viel geredet, aber nie viel gesagt wird. Und das ist eigentlich das Schlimmste. Wir stehen völlig alleine da und bekommen von den Akteuren keinerlei Hinweise zum Spiel. Wo man es ja normalerweise gewohnt ist, dass man auf ein unbekanntes Gerät klickt und der Akteure uns "denkenderweise" mitteilt, dass dieses Gerät aussieht wie eine Waage oder das man mit diesem Hebel vielleicht dies oder jenes machen kann, lässt uns Ann Smith völlig im Dunkeln. Diese völlig Desinformation, frustet doch sehr.
Frusten tun auch die vielen kleinen Fehlerchen, z.B. dass man zwar auf die Richtungspfeile klickt um einen Bildschirm in einen anderen zu verlassen - aber nichts tut sich. Oft muss man wie blöd im Kreis rumrennen, um den richtigen Punkt zum Verlassen eines Raumes zu finden. Auch blieb Ann Smith oft mal an unsichtbaren Kanten hängen. Und das Allerallerschlimmste ist mal wieder das Ende. So ein dämliches Ende gab es ja wirklich noch nie. War das überhaupt ein Ende? Und wenn hier schonmal einer "Paradise" gespielt hat -
kann mir einer sagen, was nun mit meinem Leoparden passiert ist? Der wurde ja wohl völlig vergessen...Nee, nee, nee. Das war nix. Das Beste war noch der Sound. Die Musik passt wunderbar zur jeweiligen Umgebung, die Stimmen sind auch gerade noch okay synchronisiert und die Soundeffekte passen. Immerhin. Die Grafik hat wie gesagt ihre Macken, sieht aber in der Regel ordentlich aus. Pluspunkte bekommen auch die Videosequenzen. Die haben wohl die meiste Arbeit verschlungen und sind sehr ansehnlich geworden. Doch was nützt das alles, wenn die Story vorne und hinten an den Haaren herbeigezogen wird, die Rätsel nicht überzeugen können und man sich bei jedem Charakter eigentlich nur an den Kopf fassen möchte, was der denn da schon wieder für Scheiße labert. Vielleicht ist ja bei der Lokalisation auch einiges verbockt worden. Wollen wir es hoffen - denn ansonsten wäre das kein gutes Zeugnis für Benoît Sokal. Überhaupt nicht...
Grafik: 4 (Normal ne 2, aber Adventures mit Grafikfehlern?? Nicht mit mir...)
Sound: 2
Spielstory: 4
Bedienung: 3-
Rätseldesign: 3
Spielmotivation: 5 (geht gut und hoffnungsvoll los und sinkt im Sturzflug nach unten. In nem Diagramm wäre das ne saubere abwärts gebogene Kurve...)