Computerspiele in der DDR

Begonnen von Herr Planetfall, 07.07.2008, 10:49

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Herr Planetfall

Ich als Kind der BRD würde gerne wissen, wie man in der DDR überhaupt an einen C64, Amiga oder NES und die dazugehörigen Spiele gekommen ist. War das nicht alles verboten? Und wenn nein, warum nicht? Dann hätte sich die DDR ja die technische Überlegenheit des Westens hereinimportiert, das wäre doch ein ideologisches Problem gewesen! War Schmuggel mit sowas nicht total gefährlich? Kam man nur über SED-Mitglieder in der Familie an Computerspiele ran? Fragen über Fragen!
Anna L. hat Geschmack.

Retrofrank

Irgendwo hatten wir doch hier zumindest mal Bilder,von diesen Ossi-Spielautomaten gehabt,oder.
Kann mich an ne Pac-Man Variante mit Fuchs und Hase erinnern.

kultboy

Den KC85 gab es damals in der DDR.

Frage mich aber auch wie man gewisse Dinge schmuggeln konnte. Tunnel graben??

McCluskey

Ich werde später noch einmal ausführlicher etwas zu diesem Thema schreiben, für den Moment zitiere ich mich einmal selbst aus dem "Interview: Knut Gollert"-Thread:

Zitat von: Lemmy07 in 25.04.2008, 09:53
Er ist aus den neuen Bundesländern? Das würde mich schon mal interessiern, wie es bei "denen" so war damals. Welche Spiele hatten die überhaupt zur Verfügung? Gabs internationale Titel überhaupt? Oder mussten sie sich mit Tetris begnügen? ;) Hat er vor dem Mauerfall überhaupt schon Spiele für Zeitschriften getestet?

Erstens: Bei "uns" gab es offiziell keine Computer für Privatanwender. Das hatte vor allem mit der panischen Spionageangst des Staates zu tun. Zwar hatte der Eine oder Andere einen C64 über die Westverwandtschaft ergattert, aber das war ziemlich illegal. Von daher auch keinerlei Kaufspiele oder gar Testzeitschriften. Auf DDR-Rechnern wie dem KC85 (http://de.wikipedia.org/wiki/KC85), an die man nur in öffentlichen Räumen wie "Computerkabinetten" in Berufsschulen herankam, liefen hauptsächlich mit BASIC oder Assembler programmierte Spiele, die größtenteils Umsetzungen von West-Software darstellten. Ich erinnere mich an Spiele namens "Ladder", "Ghost", "Busy Mole", "Boulder Dash", "Pursuit", "Pyramide", "Digger", "King" (eine reine Text-Wirtschaftssimulation) und einige andere, da ich mich in 8Bit-Spielen nicht so auskenne weiß ich nicht, wie die Westvorbilder genau hießen. Da sowas auf Kassette ganz normal getauscht wurde ("Was, Du hast ein neues Spiel? Gib mal...") fiel ich völlig aus allen Wolken, als ich nach der Wende (als wir alle AMIGAs kauften und ganz nach alter Art und Weise Disketten kopierten) erfuhr, dass solche Art Softwareweitergabe illegal war. Das ist jetzt kein Scherz, wir dachten ernsthaft, dass sowas allgemein frei zugänglich ist!!!

McCluskey

Zitat von: dn4ever in 07.07.2008, 22:22
@MC Cluskey:

Es gab doch Robotron ??? (oder waren das keine Privatrechner???)

Jo! Wiki hilft: http://de.wikipedia.org/wiki/Robotron

Das war doch meines Wissens so eine Kombinats-Computer-Manufaktur, oder liege ich falsch?

Privat eigentlich nicht zu bekommen. Erstens weil sie nie in den Läden standen und zweitens weil sie exorbitant teuer waren. Mal als Beispiel. Der Rechner, auf dem ich meistens in der Berufsschule und im Internat gezockt habe war ein KC 85. Der kam sensationelle 4300 Ostmark. Ein Industriearbeiter verdiente im Schnitt zwischen 600 und 900 Ostmark netto. Von daher... ;)

Und Robotron (wo ich selbst gearbeitet habe) war eher allgemein ein Elektronikhersteller.

Sehr schöne Übersichtsseite über DDR-Computer:

http://www.robotron-net.de/

Elvis

Wie funktionierte das in der DDR? Konntet Ihr Euren Beruf selber wählen? Wie wurden die Löhne festgelegt? Bekamen nicht alle gleichviel?

McCluskey

Ich habe mal vor einiger Zeit in etwas ausführlicher Form meine Erinnerungen an das Alltagsleben in der DDR niedergeschrieben, unter anderem sind auch Aussagen über das Berufsleben enthalten. Falls es also jemanden interessiert:

http://blog.myspace.com/index.cfm?fuseaction=blog.view&friendID=68784458&blogID=213856201&Mytoken=FDD009C0-9764-44E5-BD4AD097249D6657148660404

Herr Planetfall

Danke für die Infos, McCluskey, wußte über Computerei in der DDR echt gar nichts.
Anna L. hat Geschmack.

Elvis

Interessanter Blog. Danke  :)

GregBradley

Zitat von: Herr Planetfall in 07.07.2008, 10:49
Ich als Kind der BRD würde gerne wissen, wie man in der DDR überhaupt an einen C64, Amiga oder NES und die dazugehörigen Spiele gekommen ist. War das nicht alles verboten? Und wenn nein, warum nicht? Dann hätte sich die DDR ja die technische Überlegenheit des Westens hereinimportiert, das wäre doch ein ideologisches Problem gewesen! War Schmuggel mit sowas nicht total gefährlich? Kam man nur über SED-Mitglieder in der Familie an Computerspiele ran? Fragen über Fragen!
suk und Dave behaupten ja beide, den ganzen Retrokrempel tatsächlich VON FRÜHER HER zu kennen - ob das allerdings noch vor Wiedervereinigung & Co. datiert, kann ich schlecht sagen.

Ja grizem, žderem, režim, derem,
Njušim, stenjem, jedem, serem,
Ja lajem, džaram, sisam, karam...
U licu vošten, u duši - pošten!

Ja sam pit bull - terijer,
Ja sam, mala, pit bull – terijer!

Herr Planetfall

Meinst Du IM suk und IM Dave?
Anna L. hat Geschmack.

Schelle78


kultboy

Erinnert mich gerade an die eine Folge von Malcom Mittendrin.  ;)

Commodus

Wir hatten auch eine Spielkonsole, und zwar die "BSS 01"! Übersetzt hieß das "BildSchirmSpiel 01"!
Die wurde bis 1984 produziert und war eine Pong-Konsole mit den Spielen : Tennis, Fussball, Squash & Pelota! Also während im Westen schon munter am C64 gezockt wurde, konnten wir ein paar Schwarz/Weiss Balken umherschieben! :cry:

Herr Planetfall

Aber Schmuggelfreunde und Parteimitglieder hatten doch schonmal nen C64, oder?
Anna L. hat Geschmack.