Ich habe mir sagen lassen, dass DONNIE DARKO in diesem Genre um einiges empfehlenswerter sein soll. Da ich im Moment aber ohnehin keinen Nerv für verwirrende Psycho-Filme habe (wie gesagt, MULHOLLAND DRIVE nach 15 Minuten aufgegeben
), stellt sich mir die Wahl im Moment ohnehin nicht.
Leider bin ich ähnlich wie Kulty ein extrem seltener Kinogänger, daher werde ich Euch eher kaum mit Infos zu aktuellen Filmen dienen können.
Allerdings habe ichdiesen befreundeten Filmkritiker. Wenn Ihr Interesse habt, dann werde ich seine aktuellen Filmbesprechungen hier hineinsetzen. Er hat einen sehr ungewöhnlichen, dafür aber auch umso erfrischenderen Schreibstil.
Als Kostprobe seiner Arbeit hier mal seine Besprechung zu
Fahrenheit 9/11
Die Rezeption von Michael Moore hierzulande verläuft wie eine Welle. Nahm man seine frühen Werke wie „Roger & Me“ noch eher als ferne Schaumkronen wahr, brandete erstmals große Begeisterung für die Oscar-gekrönte Dokumentation „Bowling for Columbine“ auf. Doch kurz nach der Bush-kritischen Dankesrede kam der Überschlag und der Schwung zurück: Die Artikel zu Moores Deutschland-Lesetour fielen weitgehend negativ aus. Ein simpler Polemiker sei er, hieß es da, der es mit den Fakten nicht allzu genau nehme, sich eitel in den Vordergrund dränge und die Geister, die er rief, nicht mehr loswerde; so zogen die Lesungen tatsächlich auch allerhand paranoide Verschwörungstheoretiker an, die sich nicht schämten, anlässlich der gestiegenen Zahl gefallener US-Soldaten lauthals zu applaudieren. Durch die Cannes-Prämierung für Moores jüngstes Werk ist die Zustimmungswelle allerdings wieder massiv im Anrollen, und so mancher hofft, dass sie im November gleich die ganze Bush-Präsidentschaft unter sich begräbt. Fahrenheit 9/11 heißt der Film, und der Titel ist natürlich eine Anspielung an Ray Bradburys düstere Zukunftsvision Fahrenheit 451, in der ein totalitäter Staat bei ebendieser Temperatur Bücher verbrennt. So weit ist es in den USA zwar noch nicht gekommen, Moore sieht seine Heimat aber definitiv in schlechten Händen. Um dies zu ändern, hat der Filmemacher bei aller zur Schau gestellten Dickhäutigkeit doch einige Kritikpunkte berücksichtigt; so nimmt er seine eigene Person dieses Mal deutlich zurück und versucht auf seiner Website, jede einzelne Aussage mit einer Vielzahl von Quellen zu belegen (
http://www.michaelmoore.com/warroom/f911notes/). Geblieben ist der zwischen beißendem Sarkasmus und ernster Anklage schwankende, auf jeden Fall streng parteiische Erzählstil. Der darauf basierende Vorwurf mangelnder Objektivität ist allerdings absurd: Jeder Dokumentarfilmer nimmt durch die Selektion, Anordnung und Präsentation seines Material automatisch eine Wertung vor. Da ist es doch letztlich fairer dem Zuschauer gegenüber, seinen eigenen Standpunkt so klar kenntlich zu machen, wie Moore dies tut. Sein rund zweistündiger Film gerät dabei zu einem Wechselbad der Gefühle. Begonnen wird mit einem Verweis auf die nach Moores Einschätzung von Bush zu Unrecht gewonnene Wahl; alles reichlich bekannt, aber für den Zuschauer ein Anlass, darüber zu sinnieren, wie– und ob – alles anderes gekommen wäre, wenn der derzeitige US-Präsident Al Gore hieße. Mit seinem klaren Statement gleich zu Beginn dürfte Moore zwar mutig ins Kino gekommene Bush-Anhänger gleich wieder an die frische Luft treiben, aber die dürften in „Fahrenheit 9/11“ ohnehin so selten anzutreffen sein wie Atheisten in „Die Passion Christi“. Den bereits Überzeugten liefert der Film dagegen in seiner ersten Hälfte reichlich frisches Material, indem die engen Verbindungen der Bush-Sippe zu den Saudis im Allgemeinen und der Familie Bin Ladn im Besonderen aufgezeichnet werden. Dazwischen werden nicht nur der Präsident sondern auch sein Umfeld permanent der Lächerlichkeit preisgegeben – das vorhandene Material ist allerdings auch reichlich. So weint man fast vor Lachen, wenn Moore lakonisch berichtet, wie Richard Ashcroft seinen Senatorensitz bei einer Wahl an einen verstorbenen Gegenkandidaten verloren hat, und der erzreaktionäre Justizminister dazu seinen selbstkomponierten Song "Let the Eagle Soar" anstimmt. Die zweite Hälfte wird thematisch bedingt deutlich ernster; gezeigt wird nicht nur die perfide Strategie, mit der der Irak zum neuen Erzfeind aufgebaut wurde, sondern auch bislang nicht bekannte Entgleisungen der US-Truppen, dazu grausame Szenen voller entstellter Zivilisten und der von einem Mob gelynchten US-Soldaten. Dass der Vorkriegsirak dagegen als ein Ort des Friedens und der Harmonie umrissen wird, stößt allerdings unangenehm auf. Wesentlich wirkungsvoller gerät da der ausführlich dokumentierte Auftritt einer streng patriotischen Soldatenmutter, der der Tod ihres Sohnes die Augen geöffnet hat. Nur Hartgesottene werden hier keine feuchten Augen kriegen, doch um Fahrenheit nicht dermaßen deprimierend enden zu lassen, kehrt der Filmemacher noch schnell zu seinem bewährten Guerilla-Stil zurück, und versucht Kongressabgeordnete davon zu überzeugen, Ihre Söhne gen Irak zu schicken. Bei aller Aufklärung und Anklage darf bei Moore die Unterhaltung eben nie zu kurz kommen. S. R.
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Nein, dieser "befreundete Filmkritiker" bin ich nicht selbst!!