Och sUk.....
Also cassidy, ich hatte ja mal echt Respekt vor Deiner Meinung, was Du so vertrittst und auch auf welche Art Du das rüber bringst.
Danke, erst einmal, dafür.
Aber in den letzten Monaten vertrittst Du leider immer mehr Meinungen von einer unfassbaren Engstirnigkeit, die mich glauben lassen, dass Du inzwischen zu einem alten Griesgram mutiert bist, der den halben Tage auf seinem frisch gemähten Rasen am Gartenzaun steht und die Kinder anscheißt, die auf dem Fahrrad zu schnell an seinem Grundstück vorbei fahren.
Dass wäre was.
Aber, Engstirnigkeit sehe ich da nicht so ganz. Ich habe da halt eine andere Haltung, als Du. Nicht gänzlich Anders, aber doch schon ein wenig. Und, Du musst mir schon verzeihen, wenn ich das Fangebaren der letzten Jahre, die Entwicklung und dass damit einhergehende, (in meinen Augen) übersteigerte, Selbstverständnis der handelnden Personen kritisch sehe. Es ist ja, darüber hinaus, nicht so, dass ich keine Ahnung habe, wovon ich rede. Ich bin jahrelang mitgelaufen. Habe enge Kontakte zur Fanszene in Köln und Düsseldorf gehabt (naja, hab ich immer noch, aber eher lose), und kann mir ganz gut ein Bild machen. Du bist doch selbst dabei. Ich bezweifle, dass Dir nicht auch aufgefallen ist, wie sich dass "wahre Fan" - Getue verändert hat. Ausserdem, und dass sollte man schon klar so benennen, lebt diese "Ich bin der einzig wahre Fan" - Attitüde nur von Ausgrenzung Anderer, die ja nicht so die "wahren" Fans sind und nicht die gleiche "wahre Fanuniform" tragen. Der Besserfan will doch Niemanden, der nur mal ins Stadion geht, und ggf vorm Fernseher auch gerne Spiele verfolgt, der will keine Frauen dabeihaben, und Kinder müssen möglichst im "Familybereich" abhängen, damit man ungestört der beste Fan der Welt sein kann. Allerdings schaut man auf den Familybereich natürlich herab, genauso auf die Dödel auf den Sitzplätzen oder die Lappen, die nicht in der "einzig wahren Fankurve" sitzen. Das Spiel wird nicht begeistert gemeinsam geschaut, sondern man spielt Emotion. Mit nem Capo vorne, der vorgibt was und wie gesungen/gegrölt wird. Ein Ausscheren aus der "Fanchoreo" wird gerne mal sanktioniert. Ich muss Dir sicher nicht erklären, welche Sanktionsmöglichkeiten da vorhanden sind. Der ganze Kram ist durch und durch organisiert. Mit den anarchistischen Anfängen, den bekloppte Jungs Tummeleien hat das nichts mehr zu tun. Auch, und dass nervt mich daran fast noch mehr, ist das "einzigwahrefandasein" immer mehr kommerzialisiert. Mit ihren einzigartigen Stadtspezifischen, superindividuellen Fangoodies, an denen man den besten Fan der Welt dann super erkennen kann. Er hebt sich dadurch ab vom Normalofan. Er, und tausend Andere, sind dann supergleichindividuell.
Aber, was sagst Du denn dazu, dass ich letztlich, in meinem von Dir kritisiertem Post, die Kommerzialisierung moniere. Dass nur von Kohle,Kohle,Kohle gequatscht wird, dass Milionäre und Fußballfabriken, wie Schalke, Milionen an staatlicher Hilfe bekommen sollen, in einer Zeit, wo viele Menschen um ihre Existenzen bangen müssen. Ohne groß selbst dran schuld zu sein? Hast Du Dich damit beschäftigt, oder ist Dein Beitrag eher nur ein Reflex gewesen, weil Du Dich in der Ausübung Deines liebsten Hobbies angegriffen fühltest!?
Damit wir uns richtig verstehen, ich habe absolut nichts dagegen, dass Fußball geschaut wird, dass Menschen begeistert ins Stadion gehen und sich am guten Spiel berauschen. Möchte mich da auch nicht falsch verstanden fühlen. Wenn ich mich dahingehend so ausgedrückt habe, so nehme ich das gerne zurück, bzw. stelle es richtig. Mir wird nur schlecht, bei dem Getue um das ganze Thema. Wie belanglos ist das Ganze doch im Prinzip. Vielleicht sehne ich mich aber auch in Zeiten zurück, wo es für mich wirklich nichts interessanteres und bedeutsameres gab, als mir Gedanken dazu zu machen, wie am Wochenende der Ball rollt.
Das war mit Abstand der größte Bullshit, den ich hier seit langem (außerhalb des neuen Politik-Fadens) gelesen habe. Und warst Du nicht auch jemand, der vielleicht 2-3 Mal im Jahr zum FC muss, wenn eines seiner betreuten Kinder da hin will, oder so? Für so Statements wie Deines da oben, hat der dumme Nuhr den Spruch mit der Ahnung und dem Fresse halten kreiert...
Komm. Lass ma stecken. Du kannst mir hier nicht kommen mit "Fresse halten.." und so, und mir vorher fiese Griesgrämigkeit vorwerfen, um dann die Substanz Deines Posts letztlich nur auf persönliche Angriffe reduzieren. Ich bin da auch echt nicht sauer, und letztlich finde ich das schon in Ordnung, wenn Du allerdings schon rumkrittelst, anmachst (und datt machste ja jetzt nicht nur bei mir in den letzten Monaten
)dann komm doch auch bisschen inhaltlich rüber.
Schreib doch einfach, wie Du es siehst, bist ja auch aktiv in der Szene, und fühl Dich nicht gleich so angetriggert. Dass, was Du mir vorwirfts, kann ich fast zur Gänze, freundlich, zurückgeben.
Mir gefällt der Coronafußball ohne dieses Fangeschisse und das Gepose.
(Zitat von mir)
Um dass nochmal zu erklären. Das Gepose bezieht sich auf die Wechselwirkung, "Echter Fan", mit mittlerweile massivst verhaltensauffälligem bis superaggressivem Gebaren, und den Protagonisten des Spiels, den leidenschaftlichen Kickern. Die wirklich Alles, einfach Alles für den Verein und die Fans geben. Mit Tränen und Gelöbnissen. Diese Aushilfselffreundeintelektuellen und der ehrliche Sport. Eine, für mich, kaum noch zu ertragendene, penetrante Schmierentheatervorstellung, die ich nur noch unter Schmerzen ertragen kann. Dass Fanleben, auch das massivere, hatte sein Daseinsberechtigung als Nische. Jetzt sind sie mitten drin, sind selbst Teil des Kommerzes und bedienen sich an dessen Instrumentarium.
Auf der anderen Seite die Sportler, die teilweise eine Show abziehen, fallen ausrutschen, zwei Stunden leiden, den Schiri angreifen, anpöbeln um die Leute auf die Barrikaden zu bringen, sie zu Übergriffen anzustacheln um von ihren Fehlern abzulenken. Schaut doch ma, was vor Corona los war. Schon vergessen? Massive Übergriffe, vor ,während und nach den Spielen. "Echte Fans", die superasozial agieren, keine Rücksicht nehmen und vergessen haben, dass man sich zum kloppen auf der Wiese treffen kann. Die Polizei und Alle, die nicht dem edlen Mythos des "Superfans" entsprechen, im Fadenkreuz. Sachschäden und gewalttätige Übergriffe im Wochentakt. Abreagieren an Ersatzautoritäten oder toten Gegenständen. Bock auf zerstören. Bock auf Krawall. Und besser auf die Bullen, weil die, im Zweifelsfall ja auch aufhören wenn man unterliegt. An andere "Superfans vom Gegner" geht man besser nur in geschütztem Rahmen ran, sprich wenn die "Drecksbullen" bisschen aufpassen und schlichten bevor es zu wild wird. Richtig messen will man sich nicht. Aber bisschen so tun. Verständlich. Ich weiß noch, wie ich Reisaus genommen habe, wenn die fiesen Dresdner mit Schienbeinschonern, Mundschutz und Sand in den Handschuhen aus ihren Bussen stiegen um sich mal bisschen zu dengeln. Scheiße! Waren das Monster! Oder Magdeburg! Früher gerne auch mal die Ungeheuer am Waldstadion in Frankfurt. Da hab ich mir schon überlegt, ob es so die beste Idee war so ne Riesenfresse gehabt zu haben, und dann nur zu Zweit oder Dritt angetroffen zu werden. Gottseidank war ich ziemlich schnell. Kann mich an Vieles erinnern. Aber, so läuft dass heute auch nicht mehr. Ob dass Schade ist, keine Ahnung. Die Szene war auf jeden Fall eine Andere. Und, ja, so reflektiert bin ich dann schon, dolle war dass auch Alles nicht.
Aber, nochmal, nicht das Fansein stört mich, nicht der Fußball, auch nicht die Spieler, und dass auch was daran verdient werden muss. Die Auswüchse, diese sich mir nicht zu erschließende Bedeutung die diese Geldmaschine erlangt hat, dieses Monstrum, welches den Grundaspekt, das gepflegte Spiel und die Begeisterung, zum Nebenzweck, zur Randnotiz (immer mehr) werden lässt, ist es, was mich unglaublich ankotzt. Ich finde es schon fast obszön wie hemmungslos sich da bereichert wird. Wieviel Kohle da verbraten wird, während im Mittelmeer Menschen ersaufen, es überall auf der Welt brennt und die Gesundheits - und Sozialsysteme vorm Kollaps stehen, weil man dafür scheinbar nicht genug Kohle generieren kann.
@sUk:
Vielleicht verstehst Du jetzt was ich meine. Wenn nicht, ist dass für mich auch vollkommen in Ordnung. Musst Du nicht. Erzähl einfach, wie Du dass siehst, und wir tauschen uns aus.
Mich als Griesgram zu bezeichnen, wo ich die reinste rheinische Frohnatur bin, geht aber gar nicht. Ich bin ein Sonnenschein, und die Kinder, die an unserem Grundstück vorbeifahren, lieben mich. Es sind allerdings Weinige, da meine Festung auf einem einsamen Berghügel steht, umgeben von Mauern und Stacheldraht. Es weht immer ein starker Ostwind und meine auf Kehle trainierten Wachhunde lecken sich ihre Lefzen nach frischem Kinderfleisch. Der seltene Besuch muss über eine Ziehbrücke. Im Graben lauern Krokodile und Kampfkarpfen.