und lese nebenher "Angst in der 9A". Doch, echt.
Ist das nicht ein TKKG-Hörspiel? Ich hatte mal die Folge "Der Vampir der Autobahn" als Buch. Das aber nur nebenbei.
Ansonsten bin auch wieder in die klassische Literatur eingestiegen. In Rekordzeit las ich jüngst zuerst "Zieh dich aus, du alte Hippe", dann "Das scharlachrote Kampfhuhn" und bin derzeit beschäftigt mit "Der Scheich mit der Hundehaarallergie". Alle drei Bücher stammen aus dem Kommissar Schneider-Zyklus des vielversprechenden Jungautoren Helge Schneider und sollen wohl im Genre des Krimi angesiedelt sein.
Klar, mit ernsthafter Literatur hat das nichts zu tun. Schmale 100 Seiten bietet jedes Buch, die erreicht der Autor aber auch nur, weil er sie mit rund einem Dutzend selbstgezeichneter Bilder "aufgewertet" hat. Schneider hat seine Werke offensichtlich nicht korrekurlesen lassen, was dazu führt, dass bei übermäßigem Genuss die Qualität der eigenen Sprache echt leiden kann. Überhaupt empfiehlt es sich, immer wieder Pausen einzulegen und nur in Etappen zu lesen, um sich intellektuell zu regenerieren. Durchaus gefährliche Literatur insofern.
Auf die Inhalte einzugehen, wäre vertane Zeit, das tut Schneider ja selbst kaum. Mangelnden Unterhaltungswert kann man den Geschichten aber dennoch keinesfalls vorwerfen. Das liegt aber mehr an Schneiders wirklich grandiosem Humor. Außerdem findet er immer zu Formulierungen, welche alleine den Kauf schon rechtfertigen würden. Sätze wie:
"Zieh Dich aus Du alte Hippe!" Mit verzerrtem Gesicht und verkniffenen Lippen steht er* vor ihr** und sagt das.
Dann wird das Licht ausgelöscht, und niemand sieht mehr was.
Nur Fickgeräusche sind zu erkennen. muss man einfach wieder und wieder lesen, so gut sind sie. Stellenweise wirklich pullitzerpreisverdächtig, was Schneider da zum Besten gibt.
Uneingeschränkt empfehlen kann ich aber lediglich das erste Buch, "Zieh dich aus, du alte Hippe" - gespickt mit sinnloser Gewalt (der Kommissar vermacht in regelmäßigen Abständen auf brutalste Weise harmlose Bürger wegen irgendwelcher Bagatellen
) hat dieser Roman durchaus noch so etwas wie einen roten Faden, liest sich einigermaßen flüssig und man kann der Handlung noch folgen. Lediglich an einer Stelle gegen Ende wird es "absurd" (O-Ton). Das wird bei Band 2, dem "scharlachroten Kampfhuhn", schon deutlich schlimmer. Das einzige rote ist hier besagtes Federvieh, ansonsten wird auf Realismus oder Zusammenhänge weitestgehend gepfiffen. Streute Schneider völlig sinnlose Orts- und Szenenwechsel im ersten Roman noch in gehaltvoller Weise mit einem gewissen Augenzwinkern ein, wird es im Nachfolger schon zur Masche, Personen einzuführen, die mit der Handlung nichts zu tun haben oder mal eben kurz über mehrere Absätze abzuschweifen.
Den bisherigen Höhepunkt erreicht er aber mit seinem Ausflug in den Orient. Absurd ist gar kein Ausdruck mehr für das, was den Leser bei "der Scheich mit der Hundehaarallergie" erwartet. Das Buch liest sich zudem sehr zäh. Liest man zu schnell, muss man um seinen Verstand fürchten, liest man zu langsam, kann man die irrwitzigen Sprünge in der Geschichte überhaupt nicht mehr nachvollziehen. Der Realismus ist nun völlig über Bord geworfen und so sind sprechende Hunde oder Hotels, die eigentlich nur gemalt sind, aber totzdem irgendwie echt, an der Tagesordnung. Außerdem vertauscht er ständig die Orte - ein und das selbe Gebäude steht so mal in Fez, mal in Damaskus, mal in Kairo, mal in Tunis. Grammatikalische Fehler scheint er bewusst einzubauen, Zeiten gezielt zu verfälschen, was das Lesen nur noch erschwert. Grandiose Sätze und Einfälle findet man auch hier und laut gelacht habe ich auch im dritten Buch schon mehr als nur einmal. Dennoch ist es manches Mal mehr Anstrengung als Spaß, noch weiter zu blättern.
Ich habe hier noch drei weitere Bücher von Helge Schneider liegen, unter anderem eine Art Autobiographie. Wenn ich mit denen durch bin, folgt wieder eine kleine Rezension.
* der Kommissar
** seine Frau