Ich habe, weil mich das Thema sehr fasziniert und ich eine zeitlang mit enormen Schlafstörungen zu kämpfen hatte, über das Schlafen schon etliche Artikel, wissenschaftliche Abhandlungen usw. gelesen und mehrere Fakten daraus, die auch plausibel klingen und einfach nachvollziehbar sind, habe ich daraus für mich mitgenommen:
1. Wenn man ohne Wecker oder sonstigen äußeren Einfluss aufwacht, hat man ausreichend geschlafen (abgesehen natürlich, wenn man zwischenzeitlich auf's Klo muss o. ä.)
2. Jeder Mensch hat einen völlig individuellen Schlafbedarf
3. Die biologische innere Uhr tickt bei jedem Menschen unterschiedlich
4. Der Schlafbedarf nimmt im Alter ab
5. Man kann verlorenen Schlaf nicht nachholen
Ersteres bedeutet, dass man - was man immer tun sollte - auf seinen Körper hören sollte. Muss man zu einer bestimmten Uhrzeit aufstehen und ist es nicht möglich, den Schlaf nach hinten raus nicht verlängern, sollte man eben versuchen, früher ins Bett zu kommen.
Theorien wie "der Schlaf vor Mitternacht ist der gesündeste" halte ich für Blödsinn - mit der Uhrzeit hängt das nur indirekt zusammen. Da die meisten Menschen bereits zwischen 6 und 7 Uhr aufstehen müssen, ist es, ausgehend von ca. 8 Stunden Schlafbedürfnis, natürlich gesünder, früher zu Bett zu gehen. Die ein, zwei Stündchen vor Mitternacht sind also nicht wirklich gesünder, sondern sie verlängern den Schlaf auf ein gesundes Niveau.
Was die Natur uns vorgibt, ist in der Regel auch am Besten für uns Lebewesen: Einschlafen, sobald es dunkel geworden ist, aufstehen, sobald es hell wird. So hat der Mensch es in vergangenen Zeit zwangsläufig gehandhabt, darauf sind wir evolutionsbiologisch eingestellt, das ist also für uns am gesündesten; bzw. im Umkehrschluss: Eine Abkehr von diesem Schlafverhalten zu erzwingen ist ungesund.
Das zweite Fakt verdeutlicht, dass man auch keine andere Wahl hat, als auf seinen Körper zu hören. Man kann Schlafbedürfnis weder trainieren noch sonst wie ändern. Manchen Menschen reichen tatsächlich sechs, andere brauchen dagegen halt wirklich zehn Stunden. Menschen mit einem langen Schlafbedürfnis können einem in der heutigen Zeit, in der der alles auf Zeitoptimierung ausgerichtet ist, wirklich nur leid tun.
Schlimm ist es vor allem, wenn der innere Rhythmus - und die innere Uhr soll es wirklich geben und sie soll ebenfalls in den Genen festgelegt sein - ein solcher ist, der eher auf ein späteres Zubettgehen und somit auch ein späteres Aufstehen ausgerichtet ist. Denn zumeist gibt uns unsere berufliche Tätigkeit vor, wann wir morgens loslegen müssen. Wir richten unseren Schlaf nach unserem Lebenswandel aus, obwohl es umgekehrt sein sollte.
Und da man weder "vorschlafen" kann (zuviel Schlaf soll übrigens auch ungesund sein!!) und Schlaf auch nicht nachholen kann, sollte man darauf achten, zumindest dauerhafte Schlafdefizite soweit als möglich zu verhindern. Diese schädigen unserne Organismus genauso wie schlechte Ernährung. Es ist eine Fehlbelastung des Körpers UND des Geistes, die sich zumeist in Müdigkeit, Antriebslosigkeit und psychischer Niedergeschlagenenheit auswirkt, aber auch die verschiedensten anderen Symptome einer normalen Erkrankung hervor rufen kann.
Eine Sache habe ich mir aber komplett abgewöhnt und das ist, körperliche Probleme dauerhaft mit Tabletten zu bekämpfen zu wollen. Natürlich nehme auch ich z. B. mal eine Kopfschmerztablette, wenn es im Schädel hämmert und ich arbeiten muss. Langfristige oder sich in kurzen Abständen wiederholende Kopfschmerzen wären für mich aber ein sicheres Zeichen, dass mit mir etwas tieferliegendes nicht in Ordnung ist und ich nach der Ursache dafür sorgen muss, anstatt oberflächlich die Symptome zu bekämpfen und das Problem auf diese Weise noch viel unbewusster wahrgenommen vor sich hin schwelen lasse.
Das gleiche ist es für mich mit dem Schlafen. Brauche ich Schlaftabletten, mein Tütchen oder eine Flasche Wein, um Abends einpennen zu können, befinde ich mich in Abhängigkeit zu diesen Mitteln und verlerne, darauf zu hören, was mein Körper wirklich braucht. Ich höre nur noch darauf, was meine Abhängigkeiten mir eingeben. Und ebenso ungesund ist es, sich Mittelchen (wirklich völlig egal welcher Art) zu verpassen, um den Schlaf zu verhindern.
Ich weiß bestens, wovon ich hier schreibe, weil ich selbst zehn Jahre lang im Nachtleben gearbeitet oder besser, mich im Nachtleben systematisch kaputt gemacht habe.
Vor allem unterlag ich lange dem Trugschluss - und vielleicht ergeht es Dir ja genauso, PsychoT - ich hätte immer noch etwas Wichtiges zu tun, was nicht bis zum nächsten Tag warten kann. Betrachtete ich mein eigenes Verhalten aber mal ganz objektiv mit der nötigen Distanz, stellte ich fest, dass ich vielmehr ziellos umher irrte. Man kann weder vernünftig für ein Studium lernen, völlig übermüdet um zwei Uhr nachts, noch braucht man dann etwas lesen, einen Film unbedingt zu Ende gucken oder muss auf Teufel komm raus noch in die Stadt und dort umher geistern, oftmals versumpfte ich auch einfach vor dem Internet (kultboy.com und andere gefährliche Seiten!!). Es läuft einem nichts weg, man muss das nur seinem eigenen Gehirn klar machen, welches leider immer wieder sehr irrationale Gedankengänge produziert und einem diese als richtig und wahr zu verkaufen versucht. Man ist viel effizienter, wenn man sich sein Zeug (Beruf, Hobby, was auch immer) so einteilt, dass man damit zu einer vernünftigen Uhrzeit (und im Idealfall: jederzeit) aufhören - und am kommenden Tag nahtlos daran ansetzen kann.
Auch habe ich mir eine sündhaft teure Tempur-Matratze mit Superspezialbettenrost zugelegt. Darauf schlafe ich wie ein Stein. Nach sechs Stunden in diesem Bett fühle ich mich erholter als z. B. nach 8 Stunden auf der Couch. Und: Ich wache ohne Rücken- oder Gelenkschmerzen auf. Zwar hat es mich Überwindung gekostet, weit über 5.000 Euro für ein (Doppel)bett auszugeben, aber ich habe mir das so überlegt: Ein Viertel bis ein Drittel unserer Lebenszeit verbringen wir schlafend. Im Schlaf erhole ich mich, tanke Kraft und Lebensenergie für den kommenden Tag - wieso also sollte ich hier sparen? Eine gute Matratze hält mindestens 10 Jahre. Selbst bei 5.000 Euro sind das also 1,36 € / Nacht für zwei Personen. Da lasse ich lieber den Energy Drink weg. ;-)