Die letzten Monate waren bei mir insgesamt sehr adventure-lastig, wobei ich aufgrund eines eigenen Projektes bevorzugt Konsolen-Versionen gewählt habe.
Da wäre erstmal Broken Age. Nun, ich war Backer in der Kickstarter-Kampagne und es hat mir eigentlich von Anfang an recht gut gefallen. Es geht halt eher in die Richtung, wie ein Loom oder Samorost, wobei es eine ganze Weile gedauert hat, bis mich die Story gefangen hat. Das ganze Setting und Erzählweise erinnert an ein Kinderbuch und der Humor kommt eher in kleinen und dezenten Dosen. Wie das auch schon an anderer Stelle zu lesen war, werden die Rätsel erst mit der zweiten Hälfte wirklich interessant.
Was ich aber finde: Auf der Konsole kommt das Spiel eine ganze Ecke besser rüber als auf dem PC. Die malerische Optik passt einfach zu einem großen Fernseher und die Steuerung funktioniert mit dem Controller ausgesprochen gut.
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Als Nächstes wäre da Grim Fandango Remastered, welches ich im Kern immer noch zu den besten Adventures aller Zeiten zähle. Die PC-Version ist dabei in jedem Fall vorzuziehen, wobei mir echt sauer aufgestoßen war, dass das Spiel in der remastered-Optik auf meinem Core2Duo-Notebook ruckelt wie verrückt. Verstehen kann ich das nicht. Die Point-and-Click-Steuerung fühlt sich aber drastisch besser an, als die alte Direkt-Steuerung - als ob das Game eigentlich schon immer dafür gedacht war.
Das ist auch genau mein Problem mit der PS4-Fassung. Da gibt es kein Point-and-Click und ist fummelig wie eh und je.
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Baphomet's Fluch 5 habe ich nur auf dem PC und man fühlt sich dort als Spieler der ersten beiden Teile direkt heimisch. Wobei es im Einstieg einige echte Schwächen hat. Der Einstieg in die Handlung wirkt zu Beginn beliebig und ich fühlte mich in den ersten 1-2 Stunden etwas sehr, wie auf Schienen geführt. Dann zieht die Story aber deutlich an, bzw für mich liegt es fast gleichauf mit dem zweiten Teil (wobei ich bislang etwa 2/3 hinter mir habe). Die Rätsel sind zudem teils herrlich oldschool.
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Dann wäre da das King's Quest Reboot, von dem es leider erst zwei von fünf Episoden gibt. Das Spiel hatte einen grandiosen Auftakt hingelegt. Die Aufmachung mit den 3D-Szenen und den Cellshading-Animationen erinnert an gut gemachte Zeichentrickfilme der 80er. Das Storyboard hat einen angenehmen Flow, die Sprecher sind toll, der Witz stimmt und für ein Episodenspiel stimmt auch der Umfang. Die Rätsel sind allgemein sehr einfach gehalten, passen aber gut in die Handlung und es gibt ein paar Entscheidungen, die sich auf die Geschichte auswirken (hoffentlich am Ende nachhaltiger als bei Telltale-Spielen).
Leider konnten sich die Entwickler ein paar Quicktime-Events nicht verkneifen. Und leider, leider kann die zweite Episode das Niveau nicht halten. Sie ist, mit Verlaub, einfach langweilig.
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Vor Kurzem gab es dann auch noch Sherlock Holmes - Crimes and Punishments günstig im Sale. Die Testberichte in der Fachpresse waren sehr uneins, ich kannte dazu die Serie nicht und hatte entsprechend keine hohen Erwartungen. Es war dann auch erst Liebe auf dem zweiten Blick.
Der erste Eindruck ist ungewohnt - es wird komplett aus der Third-Person- oder Ego-Perspektive heraus gespielt. Klassische Rätsel gibt es nicht, vielmehr geht es um die Suche von Hinweisen und daraus Schlussfolgerungen zu ziehen. Man vernimmt Zeugen, untersucht Spuren, macht Experimente... Gedanklich war ich da im Vergleich eher bei Ace Attorney als irgendeinem Point-and-Click-Adventure.
Von der Präsentation her ist das Spiel einfach nur toll. Technisch kann es zwar nicht mit aktuellen Vorzeigetiteln mithalten, aber die Szenen wurden durchweg liebevoll gestaltet, die Figuren sind teils echte Charakterköpfe und die englischen Sprecher der Hammer. Was mir zu Beginn allerdings einen ziemlichen Dämpfer verpasst hatte, waren die Ladezeiten. Im ersten Fall (es gibt 6 insgesamt) neigt das Spiel zu extremen Scene-Hopping. Man hat immer nur eine Sache zu tun und es gibt einen Szenewechsel. Und dann wartet man auf der PS4 erstmal 30 Sekunden. Mir ging die dabei ablaufende Kutschen-Sequenz zwischendurch richtig auf die Nerven. Das Nächste war die oberflächliche Vielfalt an Möglichkeiten, wodurch man zwischendurch den Überblick verlieren kann, obwohl der Spielablauf eigentlich nicht besonders komplex war. Sowohl der Steuerung, als auch einigen Infopools hätte eine Verschlankung echt gut getan.
Jedoch ab dem zweiten Fall (bin aktuell im Vierten) wird es auf fast allen Ebenen besser. Die Fälle sind sehr interessant aufgebaut, man hat viel mehr in den Szenen zu tun und endlich hat die phänomenale Atmosphäre freie Fahrt. Das Spiel ist beileibe nicht perfekt, wenn man sich aber die vorhandenen Mängel einlässt, weiß es sehr gut zu unterhalten.