So würde ich "Suche nach einer interessanten Aufgabe" auch interpretieren...

Und was das Thema "ungelernt" angeht - der Mann hat damit angefangen, dass er in die LucasArts-Adventures eigenhändig deutsche Übersetzungen gehackt hat. Gute Übersetzungen. Ohne den Source Code oder sonstigen Zugang. Das allein verdient schon einen gewissen Respekt, würde ich sagen.

Auch dieser Aspekt ist nicht zu verachten. Ein Schulkamerad war wohl ein sehr hohes Tier in der biologischen Forschung und hat dann bereits vor 10 oder 15 Jahren diesen Job aufgegeben und auf Busfahrer umgeschult und hat erstmal als Fahrer bei Fernreisen gearbeitet, später hat er dann noch mal umgeschult und ist jetzt in einem Naturpark angestellt und leitet dort Führungen.

Wer gut verdient hat, möchte oft gar nicht auf die Couch sondern sich Aufgaben aussuchen, die ihm Spaß machen

Kommt drauf an, was er für nen Deal bekommen hat. Wenn er bereits seit 1995 mit Microsoft Aktien versorgt wurde, hat er inzwischen arbeiten sicherlich nicht mehr nötig. Das bedeutet aber nicht, dass man es auch sein lassen will. Er hatte ja in jungen Jahren bereits die Hefte aus der Taufe gezogen, daher vermute ich doch stark, dass er ein Macher ist und die wollen halt auch arbeiten. Womöglich hatte er beim öffentlichen Dienst ein interessantes Projekt angetragen bekommen wie zB die kommunale Software zu vernetzen. Das kann inzwischen zu Ende sein oder halt nix geworden sein. Auch egal! Bevor er sich langweilt, würde es mich nicht wundern, wenn er privat irgendwas für den C64 zusammenschustert als Hobby.

Ich würde nicht darauf wetten, das privatwirtschaftlich gelenkte Konzerne eine Quelle für zwanglose, kreative Arbeitsumgebung und kurzen Entscheidungswegen und Abläufen sind. Dass zu verhindern ist die Aufgabe des mittleren Managements.

Unterschätzt nicht, dass er noch einige Zeit bis zur Rente hat und bis dahin einiges an Sozialbeiträgen anfällt bei gleichzeitiger starker SEnkung der Rente wegen Nichteinzahlen.

Nach 25 Jahren Microsoft dachte ich eigentlich, dass er arbeiten, in diesem Sinne, so gar nicht mehr Nötig hat.

Aus der FAQ von drei-sechzig.net:

"Nach 25 Jahren bei Microsoft hab ich mal was total anderes versucht und war von April bis Oktober 2023 im öffentlichen Dienst sesshaft geworden, bei einem großen kommunalen Unternehmen als Produkt Manager für Behördensoftware. Das war auf eine gewisse Art und Weise spannend, aber es gab sehr gute Gründe, das nicht weiter zu machen. Zur Zeit bin ich auf der Suche nach einer interessanten Aufgabe."

Ich kann mir fast denken, was die guten Gründe waren. Es ist sehr schwer, wenn man von der doch hemdsärmeligen und oft schnell-entscheidenen "freien" Industrie in die starren, sehr trägen und auf keinen Fall innovativ-direkten Arbeitsumgebungen kommt, die der Öffentliche Dienst (oder AG, die für den ÖD tätig sind) mit sich bringen . Das ist wie mit Tempo 300 in ner geilen Karre, offenem Hemd und lauter Musik volle Kanne in den Feierabendverkehr von Wanne-Eickel rauschen

> Now please fcuk off and help someone else navigate in the industry.

lol ja, typische standardverabschiedung.

andererseits aber, vergesst nicht das ganze drama um "LiMux". https://de.wikipedia.org/wiki/LiMux

wenn er also (leider) sich um die münchner beamten kümmert, die endlich von diesem bösen linux erlöst und von steve ballmer befreit wurden, dann ist er ja immer noch nah zu seinem vorherigen arbeitgeber.
Kommentar wurde am 07.09.2023, 22:04 von Grumbler editiert.

Nana, der hat sich nicht nur gut verkauft, der Mann hat mit Sicherheit sehr viel in der Branche geleistet und war für viele Dinge in Deutschland in der Computer & Videospieleindustrie wegweisend. Ich denke das mit dieser Aussage der Lebenslauf nicht im Ansatz gerecht wird.

Soweit ich weiß ist er dort vor einiger Zeit ausgetreten. Weiterhin: eigentlich ist er eigentlich ein "Ungelernter", soweit bekannt, aber das heißt nichts und zum anderen war er zur richtigen Zeit am richtigen Ort, mit den richtigen Leuten und er hat sich als 18-jähriger scheinbar schon gut verkaufen können (sprich Hypra Load für den C64, nur mal als Beispiel).

Boris ist Mitlied im CLub der Hochbegabten, hat damals (Ende der 1980er) Fuß in einem aufsteigenden Zweig der Printindustrie fassen können und sich mit Geschick und Fleiß hochgearbeitet. Er konnte auch sicher sehr viel "Networken", wie man das heute so gerne nennt und ist sehr bekannt in dem Genre, in dem er jahrzehntelang unterwegs war.

Es ist also auch schwierig, von seinem Karrieweg auf "die Masse" der Lohnarbeiter zu schließen, die bspw. Döner vom Spieß absäbeln, Rechnungen buchen oder ähnliches. Jeder ist individuell, jeder macht das Beste (oder weniger Gute) aus seiner Lage. Ich mag diese Verallgemeinerungen gar nicht...

Meines Wissens war er doch von der Office zur XBox Seite und dann Cloud gewechselt. Kann ja auch einfach sein, dass er in der neuen Rolle (zumindest die internen Wechsel hoerten sich freiwillig an) einfach nicht funktioniert hat. Das ist schade, aber nur weil er in Rolle X gut war, diese aber nicht mehr will/zurueck kann, muss man den Mitarbeiter ja nicht weiter "durchfuettern". Das habe ich so zumindest erlebt, das einige Leute in Rollen kamen, denen sie nicht gewachsen waren und dann eben wie Ikarus an der Sonne verbrannten. Nur eine andere moegliche Seite.

Außerdem sollte er genug Fähigkeiten und Berufserfahrung haben, um zeitnah etwas neues zu finden.

Das ist nicht wie z. B. damals bei den Bergleuten im Ruhrgebiet, die beim Zechensterben mit über 40 Jahren noch einen neuen Beruf lernen mussten.

Nun ja, man sollte jetzt nicht so tun, als wäre er jetzt der ungelernte Arbeiter am der irgendeinen Werkzeug. WEnn man in höheren Etagen sich bewegt, kann so was passieren, umgekehrt hat er dafür jahrelang ordentlich abkassiert. Solche Arbeitsplätze sind halt keine Erbhöfe

Der mögliche Ärger über eine Trennung nach ~ 25 Jahren Zugehörigkeit ist doch nicht der Rede wert, wenn man so warme Worte von der Geschäftsführung bekommt:

You’ve been an awesome member of the team,
someone who always spoke truth
and helped us navigate to where we are today in the industry.

(Phil Spencer, CEO Microsoft Gaming)

(aus: http://www.dreisechzig.net/biografie.html)

Now please fcuk off and help someone else navigate in the industry.
Kommentar wurde am 04.09.2023, 18:01 von PomTom editiert.