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Das Interview wurde 2002 geführt.

Steckbrief
Name: Richard Löwenstein
Alter: junge 32 Jahre
Joker Zeit:
Ende 91, zur ersten Ausgabe des PC Jokers fing er an und blieb bis zum Ende dort.
Erfolge beim Joker:
Begann als Redakteur, und wurde später Chefredakteur.
derzeitiger Job: Freier Journalist
Webseite: Richard Löwenstein


?: Hallo Richard, danke das du dich für das Interview bereit erklärt hast, fühlt man sich da geehrt?
rl: Klar! Ich freu mich immer, wenn sich jemand für meine Meinung interessiert.
?: Was denkst du über den Niedergang des Amigas bzw. des Amiga Jokers?
rl: Tja, was soll ich sagen. Hab zuhause noch nen A1200, nen A4000 und ein CD32 mit dem ganz seltenen MPEG-Modul, bin also irgendwie immer noch ein Fan der Marke. Dass das Gerät ausgestorben ist, lag an der Arroganz von Commodore. Die hätten sich damals mit Microsoft zusammen tun sollen, so wie´s ja wohl mal im Gespräch war. Obwohl, Apple hat das auch nicht viel geholfen... Beim Amiga Joker tats mir besonders leid, dass wir uns zum Schluss, also in der letzten Ausgabe nicht verabschieden konnten. Das Ende traf uns in der Redaktion ähnlich überraschend wie die Leser.
?: Benutzt du den Amiga in irgendeiner Form heute noch?
rl: Gelegentlich, aber ganz selten, um Texte drauf zu tippen.
?: Hat man es schon länger gewusst das der Joker Verlag Pleite ist?
rl: Irgendjemand bestimmt... vielleicht auch ich.
?: Hehe, dann sag mir doch wie die letzten Tage des Jokers so waren? Was ist da in dir vorgegangen?
rl: Eigentlich war das ein paar sehr interessante Tage zum Schluss, einerseits sehr befreiend weil der enorme Zeitdruck endlich vorbei war, andererseits sehr sehr traurig, weil da ein tolles Team auseinander brach. Wir haben die letzten Tage eigentlich nur gefeiert und im Netzwerk Ultimate Race und Half-Life gespielt.
?: Was hast du nach der Joker Zeit gemacht?
rl: Hab mich gleich selbstständig gemacht als Journalist und bin dabei bis heute geblieben. Dabei herausgekommen sind ständige Artikel auf T-Online, im Maxim Magazin, auf Spiegel Online und in meinem eigenen Heftchen Videogaming X.
?: Weist du was aus dem ganzen Joker Spiele Archiv geworden ist?
rl: Äh, nicht wirklich. Schätze, dass hat der Konkursverwalter zusammen mit Schreibtischen, Rechnern und dem ganz anderen Klamotten in einen Container verfrachtet und nach Polen verscherbelt. Jedenfalls irgendwo in den Osten, was ich so mitbekommen habe.
Anmerkung: Ui da dürften einige graue Haare bekommen.
?: Was sich immer und immer wieder viele Fans fragen, was ist aus Michael Labiner geworden? Hast du noch Kontakt mit ihm?
rl: Ich weiß nicht, was der gute Mann treibt. Er schrieb kurz vor Weihnachten eine sehr schöne Mail an den Ex-PC Joker-Mann Markus Ziegler. Hat ein bisschen was über sich geschrieben und was er davon hält, was wir alle so treiben. War sehr lang und sehr privat, deswegen mag ich so in der Öffentlichkeit nicht näher drauf eingehen.
?: Ist verständlich, hast du den noch zu anderen ehemaligen Mitarbeitern Kontakt?
rl: Jup, zu den meisten zumindest.
?: Macht dir der heutige Spieletesterjob noch Spass?
rl: Nicht mehr so viel wie früher. Erstens fehlt mir das Team, außerdem ist der (Termin-) Druck größer als früher, wo man noch völlig frei von der Leber weg die Muster testen konnte.
?: Wie ist deine Meinung zu Emulation?
rl: Eine feine Sache! Ich selbst kram zwar immer noch lieber die alten Geräte aus dem Keller, aber so als Archiv und um ab und zu mal eine Runde Klassiker zu daddeln sind Emulatoren Klasse. Speziell die für den C64. Da lad ich ab und zu eines von den paar schrägen Games, die ich vor hundert Jahren mal entwickelt hab.
?: Welche sind deine Top 10 Spiele? (falls du noch spielst...)
rl: Klar, hier spielt der Chef noch selbst.
Also, so aus dem Stehgreif und ohne dass die Reihenfolge irgendeine Bedeutung hätte: Fort Apocalypse, Pitstop 2, Thunderforce 4, Ultimate Race, Half-Life, Zelda Wind Waker, Mario 64, Silkworm, Turrican 2 und dieses Donald und Micky-Game auf dem Mega Drive, auf dessen Name ich grad nicht komm.
?: Mal eine heiklere Frage, wie beurteilst du den derzeitigen Spielemarkt?
rl: Ist doch keine heikle Frage! Mich freuts das kaum noch Mistspiele erscheinen. Man verklärt ja gern die sogenannten guten und alten Zeiten, wo alles besser war. War es aber nicht. In den 80er und 90er sind unglaubliche Schrottgames erschienen, aber nur wenige Perlen. Schade ist, dass aufgrund der hohen Entwicklungskosten kaum noch ein Spielehersteller bereit ist Risiken einzugehen, um mutige Konzepte umzusetzen. So kommt es, dass sich die meisten Spiele alle sehr ähnlich und fast nur noch im Detail unterscheiden. Gerade diese Details entscheiden heute also zwischen gutem Spiel und schlechtem Spiel.
?: Findet du den derzeitigen Spielepreis angemessen?
rl: Nein, zu teuer.
?: Früher gab es sehr viele kleine Softwarefirmen, heutzutage ist das kaum noch vorstellbar ! Glaubst du wirkt sich das negativ auf den Spielemarkt aus?
rl: Ja, weil viele große Unternehmen von Kaufleuten geleitet werden und nicht von Gamedesignern. Geld ist entscheidend, nicht die Spielidee.
?: Glaubst du gehen den Softwarefirmen die Ideen aus?
rl: Nö, aber das Geld.
?: Was hälst du von den derzeitigen deutschen Magazinen?
rl: Die PC-Mags sind profesionell gemacht, wenn auch etwas langweilig, weil immer dieselben Themen durchgenudelt werden. Klar, auch das kommt durch das Diktat das Kommerz. Das man am Markt bestehen kann muss man heutzutage 150.000 Hefte verkaufen dazu muss das Heft 200 Seiten haben und eine DVD-ROM Disc und natürlich muss man noch eine 20-köpfige Redaktion durchfüttern. Und das geht nur, wenn man sich strikt dem Diktat des massengeschmack beugt. Die Konsolenmagazine finde ich weniger gut. Erstens vermisse ich Kritikfähigkeit. Da werden Spiele hochgejubelt, die noch kein Mensch hierzulande je gesehen hat. Außerdem ist der Schreibstil manchmal echt unter alle Kanone. Von einem gut gemachten Magazin erwarte ich auch gutes Deutsch.
?: Magst du noch jemanden grüßen?
rl: Oh ja. Meinen Sohn Christian, den ich über alles liebe, und die Eva. Meine Mam, damit es ihr bald wieder besser geht. Ford, weil sie mir einen so schönen blauen Flitzer gebaut haben. Und alle anderen, die mich kennen und meine Launen ertragen.
?: Danke für das Interview Richard und ich wünsche dir noch viel Erfolg in deinen weiteren Leben.


Interviewer war Kultboy. Das Copyright des Interviews unterliegt Kultboy sowie Richard Löwenstein,
eine Kopie hiervon darf nur mit Genehmigung gemacht werden!
User-Kommentare: (19)Seiten: «  1 [2] 
22.01.2006, 12:51 Gast
Was stimmt denn hier nicht? Er ist 32 und 91 hat er angefangen bei dem Magazin als Redakteur. Das war vor 15 Jahren, also mit 17 jungen Jahren??? Ist das echt so?
04.04.2004, 18:09 uno (837 
...für das neue magazin wünsche ich ihm viel glück, auch wenn ich mich ja selbst nicht zum potentiellen käuferkreis zähle. die zeiten sind vorbei...
@kultboy
klar, jetzt ist ja bald ostern und da laufe ich aufmerksamer durch die gegend
04.04.2004, 18:03 kultboy [Admin] (11497 
vielleicht die augen auf machen ?

Ist aber schon gut über 1 1/2 Jahre her das Interview... Richard hat ja mittlerweile ein neues Magazin, das Cube Magazin.
Kommentar wurde am 04.04.2004, 18:03 von editiert.
04.04.2004, 17:25 uno (837 
wie konnte ich das denn bis heute übersehen? ein angenehm zu lesenes interview, kaum eine antwort enttäuscht mich und meinen stolz als retro-fan... r.l. war/ist echt korrekt!!
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