Ah, "Generals". Damals wie heute ein Dauerbrenner bei mir - damals wie heute nur im Skirmish- bzw. Multiplayer-Modus.
Im Ernst: Die Kampagne habe ich tatsächlich letztmals 2003 so halb angefasst. Irgendwie haben da die Spielgewohnheiten von "Warcraft III" drauf abgefärbt. Aber das wäre sowieso das richtige Stichwort, denn in einigen Aspekten hat sich "Generals" eben deutlich was von Blizzard abgeschaut.
Kern dieser Sache war natürlich die Tatsache, dass alle drei Parteien diesmal weitgehend unterschiedlich waren. Gemein hatten USA, China und GBA (wer waren doch gleich Westliche Allianz, Asiatischer Pakt und Internationale Befreiungsgruppe...?
) eigentlich nur die Basis-Infanterieeinheiten (und selbst da gab's im Detail mit dem Blendgranatenwerfer und Laserzielraketen, Rotgardisten-Doppelproduktion und Sprengladungen bei den Chinesen und der Tarnfähigkeiten bei den Terroristen noch Unterschiede), abgesehen davon haben sich alle drei Fraktionen unterschiedlich gespielt: Als Ami konnte man auf teuren, aber schlagkräftigen Hightech, eine starke Luftwaffe und viele Möglichkeiten zur Aufklärung bauen, als Chinese hatte man jede Menge Rush-Möglichkeiten, Atomwaffen und die dicksten Panzer, als Terrorist wiederum war man für Guerrilla- und Nadelstich-Taktiken prädestiniert. Dazu kamen noch die Generalsfähigkeiten (sowas wie das hiesige Äquivalent zu den Helden-Skills aus "Warcraft III") und solche Feinheiten wie die unterschiedlichen Möglichkeiten aller drei Parteien, im Endspiel nach dem Versiegen der Warenlager und der unweigerlichen Zerstörung von - sofern überhaupt vorhanden - Ölbohrtürmen und -raffinieren (Kopfgeld ftw!). Das war sehr, sehr abwechslungsreich, gut ausbalanciert und deshalb immer wieder motivierend - und dank der explosionsfreudigen Grafik auch heute noch recht ansehnlich.
In einigen Punkten ist "Generals" der C&C-Tradition interessanterweise aber doch treu geblieben: Es gab praktisch keine Einheitenbegrenzung, also war weiterhin Tankrush letzten Endes eine taktische Option, die die Feinheiten zwischen den Parteien etwas nivellierte. Auch war der aus "Warcraft III" bekannte Druck, möglichst schnell zu expandieren, um weitere Rohstoffquellen zu erschließen, längst nicht so ausgeprägt. Creeps gab's auch nicht, und generell waren wegen eben dieser Tankrush-Möglichkeit auch die Generalsfähigkeiten am Ende nicht entscheidend. Was hingegen für die Superwaffen definitiv gilt - anstelle eines Rennens um Creeps, an denen man seine Helden hochleveln konnte, gab's hier eben das Rennen um den Scud-Sturm, die Partikelkanone oder die Atomrakete - und wenn man da hinten lag, konnte man eigentlich nur beten, dass die jeweilige Waffe nicht auf die eigene Basis gerichtet sein möge. Das war tatsächlich ein Knackpunkt, denn sowas konnte die Balance unabhägig von jeglicher Strategie sehr schnell kippen lassen. Zum Glück waren diese Dinger dann optional abwählbar, und pfiffigerweise gab's sonst sowieso noch genug Gegenmittel (einfach Kraftwerke kaputtbomben, um die Stromversorgung lahmzulegen, oder - als Ami - auch einen gebündelten Aurora-Angriff auf das entsprechende Gebäude selber).
Ah ja, entgegen kam der - wie es immer so schon heißt - Spielerfahrung noch die Tatsache, dass die KI wiederum im Vergleich zu "Warcraft III" gar nicht mal so stark war (oder nicht gecheatet hat). In den genannten Skirmish-Partien hatte man auch gegen "brutale" Gegner immer recht gute Chancen. Wobei die KI nie wirklich zerstörerisch gespielt hat, dafür aber immer sehr, sehr nervig - kam recht oft vor, dass einen ein KI-Ami mit seinen Stealth-Bombern regelmäßig schlecht verteidigte Gebäude geplättet, ein KI-Chinese mit der "Schwarzen Lotus" unentdeckt selbige stattdessen verhökert oder ein KI-Terrorist mit einem ausgewachsenen Rebellenhinterhalt mitten in der Basis Unruhe gestiftet hat. Ich vergebe da in Summe mal 8 Punkte - es war ein gutes RTS mit einigen kleineren Schwächen.
P.S.: Bonuspunkt fü die Mods, die das Spiel hier nicht mal per Untertitel als "Generäle" eingestellt haben.
Kommentar wurde am 12.05.2022, 18:38 von Gunnar editiert.