So, bin nach ca. 10 Stunden Spielzeit durch. Ich muss eingestehen, dass die Motivationskurve auf den letzten Metern etwas abgesunken ist, so ungefähr nach 2/3 der "Karriere" gibt's nicht mehr viel zu sehen. Aber der Reihe nach: Wie erwähnt gibt's eine Reihe von Grind-Momenten in diesem Spiel, die dem Ablauf eine etwas merkwürdige Note geben. Immer wieder mal habe ich relativ einfache Strecken wieder und wieder gefahren, um die Siegprämie einzustreichen und das jeweilige Fahrzeug in jeder nur erdenklichen Hinsicht maximal zu tunen. Damit ging's dann weiter und die nächsten Kurse wurden angesichts des teilweise enormen Leistungsüberschusses teilweise zu Spaziergängen. Gelegentliche Stufen (mit wiederholtem Grinden) gab's dann nur, wenn für irgendwelche Strecken mal höhere Fahrzeugklassen verlangt wurden (was so gesehen natürlich absurd ist, da es z.B. ein maximal hochgezüchteter P1-Wagen noch weit über dem Niveau von W1-R1-Fahrzeugen in der "Grundausstattung" liegt ). Trotzdem hat's natürlich Spaß gemacht, hier einfach alles zu dominieren. Über einige Sachen wundere ich mich aber außerdem noch bzw. sie sind aufgefallen:
* Die gelegentlichen "Fahrerduelle" waren natürlich genau wie alle anderen Runden auch bloße Ghost-Rennen.
* Das eine Langstrecken-Rennen in Kenia war ebenfalls witzlos - fünf Runden lang die selbe Strecke abreißen und am Ende dafür mit dem annähernd gleichen Betrag abgespeist werden wie bei einer normalen Etappe.
* Überhaupt schwankten Längen und Ansprüchen der einzelnen Strecken im Vergleich zum Erlös, der dabei rauskam, schon ziemlich. Eine der bevorzugten Grind-Runden (dieses Thema wird man bei "Xpand Rally" einfach nicht los...) war eine Strecke in den USA, die der über die meiste Zeit von mir bevorzugte Peugeot-206-WRC-Verschnitt in etwas über zwei Minuten zurücklegen konnte. Die anderen Strecken dieser Gruppe aber dauerten teilweise doppelt so lang, brachten aber alle die gleichen 18.200$ Gewinn...
* Die Animationen von sich für den spektakulärsten Schnappschuss todesmutig auf die Rennstrecke wagenden Fotografen und flüchtenden Tieren (Böcke in den USA, Gazellen in Kenia, Hasen und Hirsche in Polen, Rentiere in Finnland) sind zwar auf den ersten Blick ganz neckisch und hauchen der ansonsten ja eher leeren Spielwelt Leben ein, sind aber zu 100% geskriptet - sie treten immer an exakt den selben Stellen in Erscheinung.
* Dazu: Rast das eigene Fahrzeug mal in Zuschauer oder die erwähnten Fotografen rein, wird man sofort zurückgesetzt. Durch Tiere fährt man aber einfach wie durch Luft hindurch...
* A propos: Eine richtig gute Designentscheidung war die 2-Sekunden-Frist für den Knopf zum Rücksetzen des Fahrzeugs - während der man den Knopf noch mal drücken konnte, um den Reset aufzuheben. Ist einige Male nützlich gewesen, als ich erst der Ansicht war, einen für die Zeitmessung fatalen Dreher hingelegt zu haben, sich das Fahrzeug dann aber doch irgendwie in Fahrtrichtung gewendet hat.
* Ein Gutteil der Reifenauswahl ist wohl unnötig. Letzten Endes brauchte ich eigentlich nur diese Sand/Staub/Kies-Reifen (für eigentlich alles), die Eis-Reifen (für Finnland) und die Intermediates (für eigentlich alles, wenn's mal regnet). Die speziellen Asphalt-, Schlamm- oder Schneereifen wurden - zumal sie ja ebenfalls Geld kosteten - nie vermisst.
* Die meisten Unfallschäden wirken irgendwie doch eher zufällig. Klar, häufiges Sliden beansprucht die Reifen und Rempler bevorzugt die Karosserie. Aber dann? Dann wird mal die Batterie, mal das Getriebe in Mitleidenschaft gezogen und der Fahrer lädiert sich Beine, Arme, Torso oder Kopf. Aber warum das Eine und nicht etwa das Andere? Das bleibt unklar bzw. wirkt willkürlich.
* Ein gewisser Frustfaktor könnne Nachtrennen sein, da ja die Scheinwerfer nur einen vielleicht 20 m voraus reichenden Lichtkegel abdecken - aber wenn man im Grafikmenü einfach die Helligkeit auf Maximum stellt, hat man quasi ein Nachtsichtgerät und die Scheinwerfer kann man sogar auslassen.
Ansonsten noch mal zum eigentlicheren Spielinhalt: Größte Herausforderungen waren letzten Endes (a) das Geld, (b) die Fahrzeugschäden - die eigene Karre war doch recht leicht kaputtzubekommen, sodass tendenziell eher vorsichtig gefahren werden mussten - und (c) vornehmlich wegen (b) die gelegentlichen Hindernisse am Streckenrand, vornehmlich so Sachen wie Felsen (USA, Kenia), Gebäude (Polen, Finnland), Bäume (Polen, Irland) und vor allem Steinmauern (Irland). Ärgerlich allerdings war, dass manchmal auch einige Buckel in der Fahrbahn schon beim Überfahren teils schwere Schäden verursachten, ohne dass auf den ersten Blick ersichtlich wäre, was da eigentlich genau gerumst hat. Außerdem stellt sich frappierenderweise noch heraus, dass z.B. die erwähnten Felsen sich dann eigentlich nur direkt neben der Fahrbahn befanden, weit entfernt davon jedoch nicht - gerade bei den doch recht zahlreichen als "Spezial" betitelten Querfeldein- bzw. Wegpunkt-Rennen ein nicht zu verachtender Punkt.
Das aber lenkt wiederum das Augenmerk auf den vielleicht größten Kritikpunkt: Die Gegenden hier sind teils doch etwas generisch. Überwiegend gab's wellige Landschaften (Polen, Kenia, Irland) bzw. Canyons (USA) und dazwischen nicht viel. Eigentlich sah's überall gleich aus, so wirklich markante Momente fehlten den Karten hier. Da wiederum steht das Spiel dann eben doch selbst hinter älteren Rally-Spielen bis runter zum ersten "Colin McRae Rally" zurück. Auch fehlte ein "richtiger" Rally-Modus - ich erinnere mich mit Freuden noch an die Spannung, die bei solchen Spielen dadurch aufkam, dass durchaus mal geplant werden musste, um mit der für Fahrzeug-Setup und -Reparaturen zur Verfügung stehenden Zeit zu haushalten und sich zugleich so gut es geht teils für mehrere Etappen im Voraus so gut wie möglich einstellen zu müssen - und natürlich mit den konkurrierenden Fahrern sich ausdauernde Duelle um die Gesamtbestzeit zu liefern. A propos: Setup war hier auch keines nötig, aber das mag auch daran gelegen haben, dass ich, ähem, den Arcade-Modus gespielt habe.
Insofern würde ich mich letztlich aus dem Fenster lehnen und behaupten wollen, dass "Xpand Rally" eigentlich gar kein "richtiges" Rally-Spiel ist. "Need For Speed: Rally" hätte diese trotz allem ganz unterhaltsame und nett anzuschauende Hatz nach Siegprämien, Upgrades und der Hoffnung, mit beidem irgendwann die ultimative Rally-Karre in der Garage stehen zu haben, wohl besser getroffen.
Kommentar wurde am 23.12.2022, 17:31 von Gunnar editiert.