Das sorgte 2004 für die Kuriosität, dass zwei CMR für PC erschienen sind: Im April erschien CMR 04 für PC, ca. ein halbes Jahr nach der Konsolenversion. Bei CMR 2005 erfolgte der Release dann für alle Plattformen im September 2004. Die Zeitspanne beider Teile zwischen den PC-Releases war da kürzer als als vorher zwischen Konsolen und PC-Version. Was für ein marketingtechnischer Schwachsinn!

Wenn ich mich richtig erinnere, war 2002 mal in der Vorberichterstattung zu "Colin McRae Rally 3" zu lesen, Codemasters wolle hier das Rally-Genre mal anders angehen und im Wesentlichen folgendes tun: Um dem Titel gerecht zu werden, spiele man quasi den guten Colin eine ganze Saison lang. Entsprechend sollte das also eine Beschränkung auf lediglich den Ford Focus WRC bedeuten, aber dafür auch längere, realistischere und detailliertere Strecken. Nun, hierbei ist es offenbar zugunsten eines konventionelleren Spielablaufs nicht geblieben, aber dass dem Fahrzeug des Namenspatrons mehr Aufmerksamkeit geschenkt wurde, könnte vielleicht ein Überbleibsel dieses wieder umgeworfenen Vorhabends sein.

Zu beachten wäre allerdings auch heute noch der Umstand, dass die Konsolenversionen des Spiels ca. ein halbes Jahr vor der PC-Fassung fertig waren. Was auch immer Codemasters in dieser Zeit getrieben hat...

Auch hier kenne ich nur die PS2-Fassung. Ein ganz so großes Technik-Fiasko, wie noch der PS2-Port von DTM Race Driver 1 ist es immerhin nicht geworden, ein paar Probleme mit Nebel und Bildaufbau gab's aber auch hier und die Rallycrossevents leiden unter einer massiven PopUp-Schwemme. Dafür hat man sich bei der Darstellung der Autos umso mehr ins Zeug gelegt. Vor allem Colins damaliger Dienstwagen, der Ford Focus, wurde mit einer unfassbaren Detailverliebtheit umgesetzt. Typisch für Codemasters machte man dabei auch vor einem sehr akkuraten Schadensmodell nicht halt. Und auch die Cockpit-Ansicht ist sehr gut geworden. Bei Regen tropft es sogar realistisch auf der Windschutzscheibe und die Scheibenwischer sorgen dann für realistische Schlieren. Die Streckenoptik geriet hingegen nur zweckmäßig, immerhin gibts ein paar nette Details, wie zum Beispiel Absperrbänder, welche sich physikalisch korrekt um die Radaufhängung wickeln, wenn man darüber fährt. Ein V-Rally 3 machte in diesem Punkt damals dennoch deutlich mehr her.

Fahrphysik und Steuerung halten dabei recht gekonnt die Balance zwischen Realismus und Zugänglichkeit. Der Sound ist gut, ein kleines Highlight sind hier sicherlich die Fahranweisungen, eingesprochen von Colins damaligen Beifahrer Nicky Grist. Voraussetzung ist natürlich, man spielt mit englischer Sprache. Herzstück ist der Karriere-Modus, welcher einem aber leider kaum Freiheiten lässt. Team und Fahrzeug sind vorgegeben (der Focus), Teamwechsel sind nicht drin. Auch die Fahrzeugentwicklung lässt sich kaum beeinflussen. Je besser man fährt, desto bessere Teile schaltet man für den Wagen frei. Nach drei Saisons ist man auch schon durch, ob nun als Rallyweltmeister oder eben nicht. Abseits dessen gibt's nur noch einzelne Rallys oder Etappen zu fahren, auf Wunsch auch zu zweit im Splitscreen (allerdings nur als Ghosts gegeneinander) und auch mal mit anderen Wagen als dem Focus. Trotz fehlender WRC-Lizenz sind die meisten damaligen Wagen am Start, plus noch ein paar Klassiker und Exoten. Das war es dann auch schon, in Sachen Langzeitmotivation ist Teil 3 leider das Schlusslicht der Reihe.

Am besten lieber gleich zu einen der beiden Nachfolger greifen. Die sind technisch etwas runder und bieten deutlich mehr Freiheiten und Umfang fürs Geld! Mit den späteren, wesentlich arcadigeren Serienteilen (DIRT) bin ich hingegen nie so recht warm geworden, von den beiden DIRT Rallys mal abgesehen.
Kommentar wurde am 30.12.2022, 14:37 von ScroogeMcDuck editiert.

Lange drauf gewartet und dann irgendwie trotzdem nie gespielt, war zu sehr mit anderen Spielen beschäftigt ...

"Furchtbar hässliche Umgebung", macht also in der Kategorie "Detailreichtum Umgebung" eine Gurkenwertung von, äh, 68%. Ist klar!