Ich hatte nach dem Durchspielen der ersten drei Ultimas mal Lust auf leichtere Kost und da kam mir Questron II wie gerufen. Zumal ich es damals sogar im Original besaß
mich aber an nichts erinnern konnte.
Tja was soll ich dazu sagen... Ich fand's in den weitesten Strecken ziemlich langweilig. Klar, die Grafik ist für ein Rollenspiel relativ gut und putzig, und die Spielwelt ist groß und lädt zum Erforschen ein. Das Blöde ist nur: So richtig Spaß macht das Erforschen nicht...
Alle NPCs haben genau dieselben Zufallssätze, weshalb man sie nach etwa 10 Sekunden für den Rest des Spiels komplett ignoriert. Obwohl es im Handbuch seitenweise Monsterbeschreibungen gibt, kann man im Spiel kaum Unterschiede zwischen ihnen ausmachen. Dazu kommt das Balancing -- gerade für Einsteiger ist das Spiel anfangs recht frustig. Auf der Oberwelt gibt es haufenweise Zufallsbegegnungen, die viele Hitpoints kosten und nicht genug Beute bringen, die Heilung zu bezahlen. Ich bin dreimal gestorben, wurde aber netterweise mit 200 Gold wiedererweckt -- Sterben war anfangs meine Haupteinnahmequelle
Bis ich dann dieses eine Glücksspiel gefunden habe, das eine Auszahlquote von etwa 150% Prozent hat. Nach einer halben Stunde war ich steinreich. Naja...
Besonders archaisch auch das Spielprinzip/Story, die daraus bestehend, Items zu finden und diese dann an der richtigen Stelle vorbeizubringen, noch dazu völlig linear: Finde A, um B zu betreten; finde dort C, um D zu betreten; finde dort E, um usw. Schnarch... So langweilig muss auch ein Light-Rollenspiel nicht sein.
Im Grunde ist Questron II für mich noch nicht einmal ein wirkliches Rollenspiel. Man hat einen vordefinierten Charakter (Charaktergenerierung = Namenseingabe), und es gibt im Spiel eine Handvoll feste "Stufenanstiege", die durch die Story fest vorgegeben sind.
Da ich aber nichts anderes zu tun hatte, habe ich einfach weitergemacht. Und gegen Ende hin wird das Spiel dann doch interessanter. Zum einen gibt es dann auf einmal recht hübsche 3D-Dungeons (sogar mit Automapping!). Zum anderen gibt sich das Spiel dann auch auf einmal etwas mehr Mühe mit dem Storytelling. Eine sehr schöne Szene ist, wo man den Autrag erhält, einer Stadt zu Hilfe zu kommen, in der der Obermotz angekommen ist. Wenn man dort ankommt, findet man nur noch Zerstörung und Leichen vor -- die Stadt ist komplett ausgelöscht. Hat mich echt überrascht.
Ich kann also die guten Bewertungen -- auch heute noch -- nicht wirklich nachvollziehen (9 Punkte!? Wofür??!) Ich fand's insgesamt zwar nicht wirklich schlecht, aber einfach langweilig und zu simplizistisch, selbst als Einsteiger-Rollenspiel ist es vermutlich eher abschreckend. "Klassiker" ist definitiv was anderes. Wenigstens hat es mich nicht so genervt wie das ansonsten vergleichbare Ultima II (1982!!). Questron I habe ich übrigens nie gespielt, aber ich stelle es mir ziemlich ähnlich vor. Dieses Spiel fühlt sich tatsächlich mehr nach 1984 an als nach 1988.
Schwer vorstellbar, dass SSI es im selben Jahr wie Pool of Radiance herausbrachte... Aber es ist ja eigentlich nicht mal ein richtiges Rollenspiel, eher so eine Art Action-Adventure... Nur ohne Action, und auch ohne Adventure
Kommentar wurde am 14.10.2012, 22:30 von schrottvogel editiert.