So, dann opfere ich mal meinen Schlaf und mache auch hier noch die Probe. Beginnen wir mal mit einem gewissen Robert Bannert von der Man!ac. Ins Bild kommt bei ihm:
* die ehemalige Schulschwänzerin
* Eure Heldin
* Vorzeige-Heldin Lara Croft
* die vollbusige Comic-Schönheit
* das üppige Render-Idol
* die Archäologin
* Indiana Jones' Traumfrau
* das Idealbild der emanzipierten Power-Frau
* die Polygonfigur
* die "Tomb Raider"-Heldin
* der Star
* Eure Forscherin
* Mrs. Croft
* die Videospielheldin mit den kräftigsten Schenkeln
Durchaus beachtlich, oder? Thomas Borovskis in der PC Games dagegen fängt "stark" an, lässt dann auf den folgenden Seiten aber ebenso beachtlich nach und redet nurmehr über:
* die Revolverbraut
* die Heldin
* eine Art weiblicher Indiana Jones
* die Polygon-Heldin
* die quirlige Hobby-Archäologin
(ach Thomas, sie verdient doch Geld damit... aber gut, bei euch haben ja auch jede Menge Hobby-Computerspielejournalisten gearbeitet )* die (eindrucksvoll animierte) Spielfigur
* die Polygonfigur
Überhaupt eine windige Type, dieser Thomas: Wer würde heute noch (oder auch damals überhaupt...) "Tomb Raider" als "
eine Art Genre-Mix aus Jump & Run, Shoot ´em Up und Action-Adventure" bezeichnen? Und ob man unter Wasser bei aufgebrauchtem Luftvorrat wohl "
erstickt" und nicht etwa einfach ertrinkt? PC-Joker-Faktotum Richard Löwenstein wiederum benennt schon im Teaser gleich vier Synonyme:
* den politisch korrekten Schatzsucher von heute
* eine Heldin
* die fesche Lara Croft
* das Kind einer kürzlich geschlossenen Ehe zwischen den Firmen Eidos und Core Design
und dann auch noch* eine weibliche Hauptdarstellerin
* die gar nicht zimperliche Lara Croft
* die streitbare Lady
* die/vorliegende Heldin
* die wohl bestbewegte und auch bestgebaute Heldin aller Zeiten
vom Urknall bis zum Big Crunch, darunter geht es bei dieser Formulierung nicht!* die Protagonistin
Also durchaus beachtlich für diese nicht eben textintensive Gazette. Letzteres war ja bei der PC Player anders, also lauschen wir mal dem Alex Folkers. Zum Zuge kommen bei ihm:
* unsere adelige Heldin
* die Archäologin
* die Vollblut-Abenteuerin
* die (drahtige) Heldin
* die Protagonistin
* die Spielfigur
* die Protagonistin
* die Grabräuberin
* die Computerheldin
Also doch eher nicht viel, und Jörg Langer beschwert sich auch über die an seiner Nase vorbeisegelnde Polygon-Oberweite der - ja, bitte eine der Formulierungen von oben hier einsetzen. Ähnlich spaßbefreit war dem Klischee nach nur die Power Play (auch wenn ich da mal wieder schon vorab den Namen "Chris Peller" in den Raum werfen müsste), also stöbern wir mal auf den fünf von Peter Steinlechner und - hauptamtlich - Mikkl Galuschka verantworteten Seiten:
* die Tausendsassa
* eine junge, intelligente, mit gutgebautem Körper ausgestattete Dame
* eine Figur, die es von den "technischen Daten" her locker mit Indiana Jones aufnehmen kann
* eine abenteuer- und reiselustige Sportskanone
* die Archäologin mit der Figur eines Supermodels (nebenbei Schriftstellerin)
* das Flintenweib
* Fräulein Croft
* Frau Croft
(und schon, wie es bei Dietmar Wischmeyer mal hieß, aufgeheiratet)* Lara "Indy" Croft
* die schöne Lara
* die Nebenfigur
(!)* eine so selbstbewusste Frau
* die Frau des Jahres
* Frollein Croft
(und ich dachte immer, der Galuschka wäre Ur-Bayer und nicht etwa aussem Pott?!)Kurzum: Besagtes Klischee hat in diesem Fall zumindest keinen Bestand. Amüsanterweise gibt's hier dann noch einen amüsanten faktischen Fehler wie sonst nur bei der PC Games: Dinosaurier waren natürlich keine ausgestorbene "Tierart", sondern ein zoologischer Oberbegriff.
Bleibt ansonsten noch das Schwestermagazin (nicht Schwesternmagazin!), die Video Games. Der dortige Verantwortliche hört auf den Namen Robert Zengerle und Lara bei ihm auf:
* der überaus attraktive, weibliche Indiana Jones
* die 27jährige Schönheit
* die Autorin archäologischer Werke
* die Hauptfigur
* die exzellente Sportlerin
...und das war's. Das ist dann doch etwas dünn, aber zum Glück gibt's ja noch Hansi Ippisch und das Sega Magazin. Also schaue ich mal und stoße auf:
* die in Virtua Fighter 2-Qualität animierte Hauptdarstellerin
* die Einzelkämpferin
* die brilliant animierte Lara
- und das war's! Tja, wahrscheinlich lag's mal wieder daran, dass Hansi gar nicht aus der Verzückung über die, ähem, Potenz seines ultimaten Lieblingssystems herausgekommen ist und dann auch noch von der letztendlichen Gesamtspielzeit von circa 150 Stunden fasziniert war - und zwar so sehr, dass er nicht nur das ausgeschrieben "circa" noch mit einem Punkt beschloss, sondern auch und insbesondere keine sonderlichen Augen für Lara C. hatte. Was ist die schon gegen das Sega Saturn, gell? Das Fazit zum Original-"Tomb Raider" war also ganz offenbar noch eine gewisse Ungewissheit - in welche marketingtechnische Schublade Lara letztlich zu packen war, wussten die feinen Herren damals ganz offensichtlich noch nicht, sodass die Ausdrucksweisen hier doch noch recht unterschiedlich sind. Insofern ist das hier vielleicht der bemerkenswerteste Blick auf die "Tomb Raider"-Berichterstattung, wenngleich das, was zu Teil III zusammengetippt wurde, wohl vom größten diesbezüglichen
Buzz zeugt.
Kommentar wurde am 20.02.2024, 00:25 von Gunnar editiert.