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Das Interview wurde am 03.12.2004 veröffentlicht.

Steckbrief
Name: Anatal Locker Alter: 40
Karriere: Happy Computer, Power Play, Wiener, TV Movie, Europe Online, Yam Click, Bravo ScreenFun.
Webseite: www.anatollocker.de


?: Fangen wir mal von ganz vorne an, wie fing deine Karriere als Redakteur eigentlich an?
al: 1986 war ich Student und total pleite. Ich besaß einen C64 und war der Spielesucht verfallen. Marke "Nix mehr im Kühlschrank, aber alle Infocoms zu Hause". Um an Geld zu kommen, bewarb ich mich beim "Markt & Technik"-Verlag um einen Ferienjob. Bei der 64'er ging nichts, aber Michael Lang, Chefredakteur der Happy Computer, suchte noch einen Redakteur. Michael fragte beim Vorstellungsgespräch, ob ich übers Wochenende einen Artikel über "Grafikprogrammierung auf dem C64" schreiben könne - ich sagte vorsichtshalber mal "Ja", obwohl ich keinen blassen Schimmer hatte. Das war am Freitag nachmittag. Samstag morgens kaufte ich mir drei Bücher über C64-Assembler, arbeitete 48 Stunden am Stück durch und gab Montag morgen den Artikel ab. Zu meinem Erstaunen wurde der Artikel ohne größere Änderungen veröffentlicht, und man bot mir sogar eine fette Redakteursstelle bei Happy Computer an. Damit war mein Studium gestorben. Nachdem ich ein paar Wochen in der Happy gearbeitet hatte, kam Heinrich Lenhardt auf mich zu, drückte mir ein Spiel in die Hand und ließ mich meinen ersten Spieletest schreiben. Ich war stolz wie Bolle. Ein paar Tage später wechselte ich vom Software- zum Spieleressort.
?: Wie kam es, dass aus Happy Computer später die Power Play wurde?
al: Der Happy-Spieleteil und die Spiele-Sonderhefte waren bei den Lesern sehr beliebt. Heinrich und Boris waren die treibende Kraft des Spieleteils, sie bildeten so etwas wie eine eigene Redaktion innerhalb der Happy-Redaktion. Die beiden entwickelten in langen Nächten ein Konzept für ein eigenes Spielemagazin, dass sie dem Verlagschef "Scharfi" Scharfenberger vorlegten. Scharfi gab sein OK für die ersten Sonderhefte, die sich bombig verkauften. Dann allerdings passierte etwas Krudes: Power Play wurde nicht etwa als eigenes Heft an den Kiosk gebracht, sondern wieder als Beilage in die Happy gesteckt - wohl, um das kränkelnde Mutterheft nicht zu schwächen. Heinrich, Boris und ich sind wochenlang nur frustriert herumgeschlichen.
?: Deine letzte Ausgabe war Power Play 1/92, wieso hörtest du dann auf?
al: Lass es mich so formulieren: Ich bin eher aus Zufall Powerplay-Chefredakteur geworden. Heinrich und Boris hatten den Verlag gerade dann verlassen, als das Heft dann doch eigenständig erscheinen sollte. Ich nahm die Chance damals an, war aber noch nicht fit genug für meine Aufgabe. Das ging eine Zeit lang gut, aber dann hat man sich im guten Einvernehmen getrennt.
?: Wer hatte die Idee zum Namen "Power Play"?
al: Nagelt mich nicht darauf fest, aber wenn ich mich recht erinnere, Heinrich. Er ist großer Sportspielfan; und der Name hatte alles, was die Power Play sein wollte.
?: Welches Spiel hat dich damals am meisten aufgeregt?
al: Keines. Wenn mir ein Spiel nicht gefiel, war schon ein besseres in Griffweite. Was mich im positiven Sinn auf-/angeregt hat, waren die Interviews, die ich für Happy Computer/Power Play geführt habe (Richard Garriott, Dave Lebling, Al Lowe, The Two Guys from Andromea, David Fox, Frederic Vester u.a.). Es ist bereichernd, Menschen zu treffen, deren Werk man schätzt. Das hat sich später mit Musikern und Schauspielern fortgesetzt.
?: Was hast du nach der Power Play gemacht?
al: Zuerst bin ich als Musikredakteur zum "Wiener" (auch eine aufregende Zeit), dann zur "TV Movie", wo ich später den gesamten Popkulturteil (Kino, Video, Musik) leitete. Nach einem kurzen Schlenker in die Onlinebranche habe ich für den Bauer Verlag Magazine entwickelt. Eines davon war "Bravo ScreenFun", dessen Chefredakteur ich seit 1997 bin.
?: Was waren/sind deine Lieblingsspiele?
al: Das wechselt von Monat zu Monat. Im Moment (Winter 2004) spiele ich "GTA: San Andreas", "Halo 2", "Zelda: Minish Cap", "Half-Life 2" und wenn ich endlich wieder mehr Zeit habe, werde ich mal wieder ein paar Stunden mit "Star Wars Galaxies" plätten.
?: Hast du noch zu ehemaligen Mitarbeitern Kontakt?
al: Klar: Knut Gollert sehe ich jeden Tag bei Bravo ScreenFun. Auch Andreas von Lepel und Volker Weitz haben lange bei ScreenFun gearbeitet. Volker ist jetzt beim Öko-Test-Magazin, Andreas entwickelt Zeitschriften. Heinrich Lenhardt war ScreenFun-Auslandskorrespondent, Winnie Forster schreibt als freier Autor für uns, Boris treffe ich meist bei X-Box-Parties, Rolf Boyke sehe ich zweimal im Jahr... Ist immer schön, einen alten Happy-Kollegen zu treffen.
?: Welches System war damals dein Liebling und welche Systeme besitzt du noch?
al: Ein Lieblings-System habe ich nicht. Ich besitze die meisten alten Spielekonsolen und kann nur sagen, dass mein Speicher zu klein wird.
?: Benutzt du diese noch?
al: Nein.
?: Was hälst du von Emulation?
al: Ganz wichtig, um die Spielehistorie am Laufen zu halten!
?: Spielst du sogar ab und zu mit einen Emulator?
al: Aber sicher. Ich habe ja die Originalspiele im Speicher. ;-) Im Durchschnitt schaue ich mir alle zwei Wochen ein altes Spiel auf einem Emulator an.
?: Wie beurteilst du den derzeitigen Spielemarkt?
al: Er ist wesentlich professioneller geworden. Einerseits ist das gut, andererseits fehlt die Spannung. Es gibt nur noch alle fünf Jahre ein richtig revolutionäres Spiel. Danach werden die Spielideen meist nur mit frischer Grafik und neuen Features aufgepeppt.
?: Was müsste geschehen, damit die heutigen Spiele auch wieder "kultig" werden können?
al: Die werden schon Kult, keine Bange. Man muss sie nur gut abhängen lassen.
?: Wie denkst du über den Unterschied zwischen der Computerzeit damals und heute? Bist du retro?
al: Geile Frage! Ich schätze, ich bin mehr retro, als mir lieb ist. In den 80ern waren Computer eine Geheimwissenschaft, ein Freak-Hobby, das mich sehr geprägt hat. Da ich auch Kunst- und Musikprojekte mache, habe ich mich vor ein paar Jahren mit der Ikonografie der frühen Computerspiele auseinandergesetzt - mehr findet Ihr auf www.artinvaders.com.
?: Was hältst du von Seiten wie kultboy.com?
al: Hey, ich fühle mich gebauchpinselt, ein Interview geben zu dürfen! 'Nuff said.
?: Danke für das Interview, Anatol, ich wünsche dir noch viel Erfolg in deinen weiteren Leben.


Interviewer war Kultboy. Das Copyright des Interviews unterliegt Kultboy sowie Anatol Locker, eine Kopie hiervon darf nur mit Genehmigung gemacht werden!
User-Kommentare: (19)Seiten: «  1 [2] 
20.01.2006, 20:25 Gast
Super....Ich nenne mich seit damals in jedem Highscore und immer, wenn ein name gebraucht wird ANATOL...lustig
05.12.2004, 23:07 Long John Silver (414 
Cool, finds ja echt stark dass du mit einem vom PP-Anfangskern ein Interview geführt hast
Irgendwie schön zu lesen, dass sich noch so viele Redakteure von damals immer noch sehen.
Jaja, jetzt schwelg ich ja schon wieder in Erinnerungen....
05.12.2004, 19:00 Greg Bradley (2567 
Geiles Interview!!

Ich hatte ja schon Bedenken (Power Play Redakteur und so... ), aber der Mann scheint schwer in Ordung zu sein.
Tolle und ehrliche Antworten, z. B., dass er zugibt, für den Chefredakteursposten noch nicht reif gewesen zu sein.

Mehr davon, Kulty. Bitte!!
03.12.2004, 17:33 kultboy [Admin] (11500 
Tja wer hätte es nicht gedacht, er ist mehr Retro als wir denken

Klasse Antworten finde ich! Hat sich ausgezahlt!

PS: Das Foto wird noch geändert, nur hat er sich bis jetzt nicht gemeldet...
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