Auch auf die Gefahr hin, dass ich mit meiner Meinung wahrscheinlich ziemlich allein dastehe - "Sam & Max - Hit the Road" ist für mich das mit Abstand schlechteste LucasArts-Adventure (abgesehen natürlich vom vielgescholtenen "Escape from Monkey Island"). Meine Wertung von sieben Punkten mag deshalb vielleicht etwas seltsam (weil zu hoch) anmuten, doch im Vergleich zu so manch weitaus schlechterem Spiel dieser Art, welches Anfang der Neunziger erschienen ist (ich sage nur Sierra und die damit verbundenen tausend Tode!), gibt es zugegebenermaßen eine recht ordentliche Figur ab. Für ein "SCUMM"-Spiel aus der LucasArts-Schmiede ist es jedoch für mich schlichtweg eine Enttäuschung gewesen...
Dabei fing alles doch recht vielversprechend an: Die Grafik war gewohnt gut, wenngleich sie auch ein wenig abstrakt wirkte (aber das war beim Vorläufer "Day of the Tentacle" ja auch schon der Fall), der Sound passte sehr gut zum Geschehen und auch die Spielwelt, in der Menschen und andere (tierische) Kreaturen friedlich nebeneinander ko-existieren, hatte was für sich. Und dann war da natürlich noch das komische Duo, bestehend aus dem besonnenen Hundeschnüffler Sam sowie dessen chaotischen und zu jeder Gewalttat bereiten Partner, dem völlig durchgeknallten Psycho-Hasen Max...
Doch bereits die nervige Sprachausgabe der CD-ROM-Version sorgte bei mir für einen gewaltigen Motivationsverlust - denn abgesehen von Max' hervorragender Synchronisation die wie die Faust aufs Auge passt, enttäuschten die restlichen Protagonisten auf ganzer Linie! Selbst der Sprecher für Max' Partner Sam wirkte doch recht lustlos und leierte seinen Text offenbar nur so herunter (wobei ich sagen muss, dass er seine Sache in den neuen "Sam & Max"-Episoden doch ziemlich professionell macht!). Die restliche Synchronisationsriege wirkte dann total daneben... geradezu völlig fehlbesetzt! Hätte die Bart Simpson-Sprecherin Sandra Schwittau nicht eine so hervorragende Glanzleistung abgeliefert, hätte ich die Sprachausgabe wahrscheinlich nach spätesten einer halben Stunde deaktiviert... die englische Originalstimme von Max wirkte im Übrigen auf mich ziemlich belanglos und keinesfalls so prägnant wie in der deutschen Synchro...
Extra für "Sam & Max" wurde das "SCUMM"-System generalüberholt... oder sollte ich lieber sagen verschlimmbessert? Der Vorteil dieses "Wechsel Dich-Cursors" liegt auf der Hand: Endlich konnte man die farbenprächtigen Bilder auf dem kompletten Bildschirm genießen ohne dass diese von einer Verben/Inventar-Schaltfläche zu 1/3 verdeckt worden wären. Die Steuerung selbst erwies sich jedoch als hoffnungslos bei Sierra On-Line abgekupfert - selten zuvor malträtierte ich das zweite Mausohr so oft wie in diesem Titel...
Die zweite Neuerung bestand darin, dass das altbekannte Multiple Choice-System durch lustige Icons ersetzt wurde (welche zudem beim weitaus besseren "The Dig" in ähnlicher Form erneut zum Einsatz kommen sollte). Allerdings brachte dies meiner Meinung nach keinen besonderen Vorteil mit sich - außer vielleicht der Tatsache, dass man bei Anwählen des entsprechenden Symbols natürlich nie so genau wusste, was der Charakter jetzt von sich geben würde. Naja, ich nahm es als das, was es eben war: eine amüsante Neuerung, die weder besondere Vor- noch Nachteile nach sich zog...
Da "Sam & Max" gleich mit zwei lustigen Figuren aufwarten konnte, entstand bei mir der Eindruck, dass man zwischen diesen (wie auch schon in anderen LucasArts-Adventures wie das eingangs erwähnte "Day of the Tentacle") zu jedem Zeitpunkt hin- und her schalten könnte. Doch dies war leider nicht der Fall - stattdessen konnte man Max lediglich in bestimmten Situationen als "Gebrauchsgegenstand" missbrauchen... keine besonders gute Lösung, hätte ein Wechsel zwischen den beiden Hauptdarstellern doch durchaus unterschiedliche und amüsante Ereignisse nach sich ziehen können...
Kommen wir zum nächsten Punkt: den Minispielen. Abgesehen von "Car Bomb", eine Art "Schiffe versenken" auf dem Trockenen, konnte mich keines dieser Spielchen sonderlich lange vor dem Monitor fesseln (naja, wahrscheinlich war auf den Disketten, auf denen das Programm in seiner allerersten Fassung ausgeliefert wurde, noch ein wenig Platz frei). Lediglich "Gator Golf" (welches wohl als eine Art Verarsche auf die zahlreichen Golfsimulationen, welche Anfang der Neunziger auf den Markt geschmissen wurden, zu verstehen war) wurde sinnvoll in den Spielablauf integriert, stellte es doch eine unumgängliche Disziplin dar, ohne die das Abenteuer ansonsten nicht lösbar gewesen wäre (zumindest wenn man es mit Fischen anstatt mit regulären Golfbällen anging
)...
Doch was mir gegenüber den anderen SCUMM-Adventures am meisten abging war der sonst so vertraute LucasArts-Humor. Wahrscheinlich lag es daran, dass "Sam & Max" auf dem gleichnamigen Comics beruhte - der durchschnittliche Deutsche (Europäer?) konnte aber nur schwerlich in den Genuss dieses amerikanischen Comics kommen. So wirkte der (teilweise recht brachiale) Humor doch recht ungewohnt und fremdartig auf mich. Kenner der Originalvorlage haben dies höchstwahrscheinlich ganz anders empfunden und dürften mit dem Ergebnis wohl voll und ganz zufrieden gewesen sein - zumal Steve Purcell, der Schöpfer des Comics, ja auch höchstpersönlich in die Entwicklung des Computerspiels involviert war...
An den Rätseln gab es eigentlich nichts zu meckern, waren sie doch zumeist logisch und nachvollziehbar...
Fazit: Letzten Endes ist das Ganze natürlich eine Frage des persönlichen Geschmacks. Mir jedoch sagte das tierische Duo zu keinem Zeitpunkt im Spiel so recht zu - und während LucasArts-Klassiker wie bspw. "Zak McKracken", "Monkey Island" oder "Indy" mindestens alle zwei Jahre wieder gezockt werden (egal auf welchem System; per Emulator oder auf einer Original-Plattform) wandert "Sam & Max - Hit the Road" höchsten alle fünf Jährchen bei mir im Arbeitsspeicher des entsprechenden Rechners... selbst der umstrittene dritte Teil der Affensaga "The Curse of Monkey Island" wird von mir öfters gezockt... und das will schon was heissen...
Kommentar wurde am 31.07.2010, 00:01 von Bren McGuire editiert.