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Amiga Joker 2/92



Kriminelle Freak-Show

Dr. Freak, Du berichtest uns monatlich über die Szene, also brauchst Du ja Kontakte, um an diese Infos zu kommen! Daher kennst Du sicher Leute, die entweder direkt in oder wenigstens am Rande der Szene stehen. Somit kannst Du also davon ausgehen, daß Deine Informanten Raubkopien besitzen. Nun wissen wir ja alle, daß ein solcher Besitz strafbar ist – wärst Du nicht als treuer Staatsbürger und zu dem Person des öffentlichen Interesses dazu verpflichtet, stafbare Handlungen zu vermeiden bzw. mit Hilfe der Polizei aufzuklären? Da Du es aber sicher nicht tun wirst, um uns auch nächsten Monat wieder eine neue Crack-Seite zu bescheren, machst Du Dich juristisch als Mitwisser strafbar! Nun gibt es zwar das Pressegesetz (freie Meinungsäußerung usw.), doch auch diese ist doch kein Schutz vor der Justiz. Wie denkst Du denn so darüber, und was sagt Dir Dein Gewissen dazu, dass Du ein Krimineller bist?
bohrt der geheimnisvolle Mr. V nach.

Sorry, daß Dr. Freak Dir hier nicht persönlich antworten kann, aber er ist im Moment viel zu beschäftigt: Wie jeden Tag wertet er zusammen mit seinen Freunden von der Kripo die Fingerabdrücke auf den Leserbriefen aus. Besonders an einem Mr. V sind die Jungs interessiert, und als guter Staatsbürger ist man ja hilfsbereit...
Alles Quatsch mit Sahne, tatsächlich ist es die erste journalistische Pflicht zu informieren – nicht zu diffamieren! Deshalb darf, soll und muß die Presse ihre Informanten auch schützen. Aber im Fall von Dr. Freak braucht man gar nicht so weit zu gehen: Da es sich bei Raubkopierern nicht um Kapitalverbrecher handelt und wir gottlob nicht in einem Polizeistaat leben, gibt es prinzipiell kein Gesetz, mit dem man verpflichtet werden kann, jemand anderen an's Messer zu liefern. Nochmal Schwein gehabt, was?
von Darkpunk

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User-Kommentare: (43)Seiten: «  1 [2] 3   »
09.05.2017, 14:01 Britney (393 
Ein Polizeistaat macht jedoch nicht aus, dass der Staat Informationen über die Bevölkerung sammelt, sondern dass der Sicherheitsapparat, das Gewaltmonopol des Staates das gesellschaftliche und politische Geschehen bestimmt, ohne dass dies (verfassungs)rechtlich gedeckt oder verhältnismäßig ist. Charakteristischerweise öffnen sich in einem so erstarkten Polizeiapparat häufig Türen zur Willkür und Korruption. Dies ist in Deutschland (nicht mehr) der Fall.
09.05.2017, 14:00 Gunnar (4933 
Na ja, wenn ich mir die Wikipedia-Definition so anschaue:

Polizeistaat ist eine kritische Bezeichnung für einen Staat, dessen Organe nicht rechtlich gebunden handeln und die sich im Gegensatz zu heutigen rechts- und verfassungsstaatlichen Vorstellungen wegen einer mangelhaften Gewaltenteilung nicht effektiv gegenseitig kontrollieren. Charakteristisch ist eine starke Stellung der Polizei und anderer staatlicher Sicherheitsdienste (wie die Geheimpolizei), sowie eine repressive Reglementierung des politischen, wirtschaftlichen und sozialen Lebens.

Sowas sehe ich hierzulande noch lange nicht...
09.05.2017, 13:46 [PaffDaddy] (1767 
https://de.wikipedia.org/wiki/%C3%9Cberwachungsstaat#.C3.9Cberwachung_in_der_Bundesrepublik_Deutschland

tatsächlich? und das sind nur die bekannten methoden.
09.05.2017, 12:51 mark208 (1174 
Ich finde es schon eigenartig, wie man Deutschland als Polizeistaat bezeichnen kann.
07.05.2017, 12:40 Gunnar (4933 
Die Kehrseite dieser digitalen Distribution ist ja auch, dass man über Steam, Origin, Uplay & Co. heutzutage alle naselang hochwertige Spiele für Centbeträge (oder sogar kostenlos) bekommt. Das passt irgendwie auch zum Verhältnis der (ehemaligen) Raubkopierer-Generation zu "physischen" Produkten, die sich aus Platzgründen ja auch immer eher über eine schmale CD-R mit 8-10 Spiele-Rips als über eine voluminöse Eurobox mit Luft drin gefreut hat - oder über eine MP3-CD anstelle eines Plattenregals.
06.05.2017, 19:45 DaBBa (3219 
Das hab ich ganz vergessen:
Um 2000 rum waren viele Schwarzkopien aus dem Netz noch Rips, weil es noch keine Möglichkeiten, große Datenmengen für eine große Anzahl an Downloadern zu hosten. Die Schwarzkopien wurden oft bei Webspace-Providern wie Tripod.de oder Geocities.com hochgeladen - diese haben jedoch schnell die Accounts wieder dichtgemacht, wenn sie durch hohe Downloadzahlen auffielen.

Die Generation von YouTube, Rapidshare etc. begannen so ca. 2005. Bis 2005 gab es relativ wenige Videos im Netz. Es gab zwar schon Flatrates für Endverbraucher - aber Webspace & Traffic waren noch relativ teuer und deshalb konnte man Videos schlecht im Netz anbieten.

Filme liefen normalerweise über Peer-To-Peer-Tauschbörsen, weil es einfach nichts anderes gab. Mal eben ein kurzes Video finden war deutlich schwerer, weil es weder in den Tauschbörsen, noch auf Websites angeboten wurde.
Dann kamen Firmen wie Logitech, die es sich zur Aufgabe gemacht hatten, Peer-To-Peer-Benutzer zu erfassen und zu verfolgen. Damit trocknete der Peer-To-Peer-Bereich aus und wurde in den One-Click-Hoster-Bereich gedrängt.

Währenddessen hat Valve mit Steam seit 2005 praktisch im Alleingang die legale (!) digitale Distribution von PC-Spielen salonfähig gemacht. Und das, obwohl Steam am Anfang sehr holprig anlief. Die Counter-Strike-Spieler haben sich überhaupt nicht gefreut, dass sie ab Version 1.6 auf einmal Steam benutzen mussten, das damals noch jede Menge Kinderkrankheiten hatte. Dazu kamen die Keyhändler wie G2A, MMOGA etc.
06.05.2017, 19:23 Britney (393 
Ja, da hat sich über die Zeit viel verändert. Man denke auch an die Einführung neuer Medien, wie CD, DVD, Bluray etc.. Das Netz hat Kopieren erst erleichtert, dann aber deutlich erschwert und nachvollziehbarer gemacht.
06.05.2017, 11:38 DaBBa (3219 
Natürlich haben Schwarzkopien ihre eigene Geschichte.

Lange Zeit war Schwarzkopieren ein Kavaliers-Delikt, nicht nur für Schüler. Erst allmählich setzte sich die Denke durch, dass man für Software eigentlich zahlen müsste.

Im Laufe der Zeit wurden auch die Kopierschutz-Mechanismen immer komplexer. Während beim C64 noch relativ viele Leute relativ viele Spiele cracken konnten, waren es beim Amiga schon weniger.

In der zweiten Hälfte der 90er erreichte die private Schwarzkopiererei dann die Konsolen. Die PlayStation 1 mit Mod-Chip war zeitweise eher die Regel als die Ausnahme und auch die ersten Xboxen wurden häufig angepasst, dass sie auch "Sicherheitskopien" und "Homebrew" abspielen konnten. In diesem Zusammenhang wurden Konsolen in der Vor-HDMI-Zeit auch als Video-Abspielgeräte genutzt, denn im Gegensatz zu DVD-Playern konnten sie auch DivX & Co. abspielen und im Gegensatz zu PCs hatten sie einen SCART-Ausgang.

Um 2000 kamen die ersten Flatrates und Breitbandzugänge nach Deutschland, wodurch die Schwarzkopiererei aus dem Internet zunahm. Bis dahin lief noch vieles per Privat-Tausch oder Post oder Videothek...

In den 2000er Jahren wurde die Schwarzkopiererei dann für den Massenmarkt kommerzialisiert. One-Click-Hoster und Usenet-Zugangs-Anbieter verkauften ihre Zugänge mit der Aussicht auf jede Software mit Highspeed-Download. Die One-Click-Hoster köderten auf der anderen Seite die Uploader mit Premium-Accounts und anderen Bonusmeilen. RapidShare.de war zeitweise eine der kommerziell erfolgreichsten Projekte Deutschlands, ehe GEMA & Co. dazwischengingen.
An die Stelle traten andere Hoster. Es entstand die automatisierte Szene: Leute laden die Kopien vollautomatisiert auf One-Click-Hoster und veröffentlichen die Links in den üblichen öffentlichen Warez-Foren (Natürlich nicht nur Spiele, sondern auch andere Software).

Mittlerweile gibt es am PC die Situation, dass die Szene gefühlt Nachwuchs-Probleme hat. Viele AAA-Titel werden entweder gar nicht oder immer von den gleichen ein bis zwei Release-Groups gecrackt. Die Konsolen sind auch weitgehend dicht oder es lohnt sich nicht mehr, sie zu manipulieren, weil dann die Online-Funktionalität flöten geht.
06.05.2017, 07:56 Britney (393 
Die ethische und moralische Einschätzung ist in dem Zusammenhang aber irrelevant. Es war ein nicht vernachlässigbarer Teil der Computerspielekultur der 1980er/1990er Jahre, ob man das mag, oder nicht. Umstritten und verrucht war das alles ohne Frage, für einige sicher auch cool. Der Joker macht es richtig: Dokumentieren und die Bewertung den Lesern überlassen, anstatt zu tabuisieren, und sich nicht von gesetzestreuen Superdeutschen einschüchtern zu lassen.
Kommentar wurde am 06.05.2017, 08:00 von Britney editiert.
05.05.2017, 19:50 forenuser (3700 
Was auch unbestritten ist.

Bestreiten und ablehnen tue ich aber diese Robin-Hood-Der-Kleine-Spieler-und-die-Böse-Industrie-White-Trash-Klassenkampf-Idiotie.

Wir wollten haben - der Rest war Scheißegal.
Unrechtsbewusstsein war und ist bei "Raubkopierern" damals wie heute nicht vorhanden oder wurde/wird ignoriert.
Der Rest war nur für jene die sich selber in die Tasche lügen.
Kommentar wurde am 05.05.2017, 19:51 von forenuser editiert.
05.05.2017, 19:01 Britney (393 
Anlässlich dieses Leserbriefes möchte ich auch noch einmal eine Raubkopie-Rubrik auf Kultboy anregen, mit Fotos von Diskettenboxen, selbst beschrifteten oder bemalten Disks, kopierten/abgemalten Handbüchern, Codescheiben, Kopierhardware; auch Intros und Crews könnten dort aufgenommen werden usw. Das war schließlich ein wichtiger Teil der Gamingkultur damals.
05.05.2017, 18:40 Britney (393 
Och, sei doch nicht gleich eingeschnappt.
05.05.2017, 18:26 [PaffDaddy] (1767 
lesen ist nciht deine stärke, oder britney?
05.05.2017, 18:16 Britney (393 
Es war eine treffende Anmerkung von spatenpauli. Ich meine von einem 'besseren Deutschland' vor dem Jahr 2000 zu sprechen (was auch immer damit überhaupt gemeint sein soll), und lediglich die Jahre 1939-1945 auszuschließen, das klingt schräg. Implizit war es auch 1933-1939 wohl ganz dufte, oha.

Die Polizeistaat-Behauptung von vor 10 Jahren hört sich ebenso spannend an. Was hat es damit auf sich?
05.05.2017, 17:18 [PaffDaddy] (1767 
Genau - als man in Rostock, Lübeck und Hoyerswerda noch schöne Feuerchen machen konnte....


deine blöden unterstellungen kannste dir sparen spatenpauli. danke.
meinerseits ist dazu alles gesagt.
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