Beschlagnahmungen werden von Staatsanwaltschaften vorgenommen, nicht von der BzKJ.
Heutzutage ist die BzKJ sowieso längst nicht mehr die "schlimmste" Organisation, was Jugendschutz bei Computerspielen angeht. Die einflussreichste Organisation ist das amerikanische Entertainment Software Rating Board. Das ESRB hat mehrere Einstufungen; die ESRB-Einstufung "Mature (17+) M" entspricht dabei vom Status und "Härtegrad" mittlerweile ungefähr der USK-Einstufung "ab 18".
Darüber kommt aber noch eine weitere ESRB-Einstufung: "Adults Only 18+ (AO)". Diese Einstufung ging in den letzten Jahren in erster Linie an Spiele mit erotischen Inhalten (mit
Singles und den Lula-Spielen haben es auch mehrere deutsche Produktionen zu der Einstufung gebracht), aber auch an Gewalt-Spiele wie
Manhunt 2 oder
Hatred. Diese AO-Einstufung hat de facto ähnliche Konsequenzen wie eine Indizierung in Deutschland; allerdings nicht nur deutschlandweit, sondern faktisch weltweit:
Alle drei großen Konsolenhersteller (Sony, Microsoft, Nintendo) weigern sich weltweit (nicht nur in den USA!), Lizenzen an AO-Spiele zu vergeben. D. h. praktisch kommt für AO-Spiele nur eine PC-Version in Frage, aber dort machen die Digital-Verkaufs-Plattformen Probleme: Steam verkauft AO-Spiele teilweise nicht an außer-US-amerikanische IPs; andere Plattformen nehmen gar keine AO-Spiele auf. Die PC-Plattformen und die Konsolenhersteller haben keine Lust, wegen Schmuddel- und Gewalt-Spielen eine Altersverifikation einzubauen und/oder als Plattform für "Porno-Krams" o. ä. zu erscheinen. :o
Lange Rede, kurzer Sinn: Das ESRB entscheidet faktisch für die ganze Welt, welche Inhalte in Spielen auftreten "dürfen". Die Konsequenzen sind klar: Die Hersteller entschärfen ihre Spiele, so dass sie noch ein Mature-Rating bekommen. Agony und Manhunt 2 und Outcast 2 bekamen zwar kein grünes Blut, aber trotzdem musste die Schere angesetzt werden. Die Hersteller hatten keine Lust, alle Konsolen-Märkte zu verlieren und, wenn überhaupt, nur PC-Versionen über Steam verkaufen zu können.
/e: Mit Abstrichen sind auch die USK und das Australian Classification Board einflussreich. Heutzutage wollen viele Spielehersteller weltweit inhaltlich einheitliche Fassungen rausbringen, weswegen die Gewalt- und Erotik-Schraube oft maximal so weit aufgedreht wird, dass neben M 17+ vom ESRB auch USK 18 und R18+ vom ACB als Einstufungen rauskommen. Getreu dem Gedanken: Was beim ESRB
und bei den beiden relativ strengen Organisation USK und ACB durchgeht, das geht weltweit durch.
OK, vielleicht doch nicht ganz weltweit.
China hat nochmal eigene Ansprüche und auch Saudi-Arabien
ist kein leichter Markt - aber immerhin.
Kommentar wurde am 17.10.2022, 11:45 von DaBBa editiert.