Mit vieeel Lust aufs "Adventuren" bin ich in meine nächste Weltraummission gestartet. Nachdem ich in den Spielen
Star Trek - Borg: The Ultimate Interactive Movie und
Alien Breed II: The Horror Continues genug Sternenstaub geschluckt hatte, freute ich mich auf gut gefilterte und wohltemperierte Weltraumstationsluft. Wo? Na auf der "Cerberus"-Forschungsstation, um den Mord am Sohn unseres Hauptprotagonisten aufzuklären...
Ein beiliegender Comic in der OVP des Spieles klärt uns vorab über die Hintergrundgeschichte auf. Nachdem das Spiel installiert (ich habe wie so häufig DosBox verwendet) und die Soundparameter justiert wurden, wird die Vorgeschichte auch nochmals -leider ohne Sound-FX- per Intro dem Spieler visuell vermittelt. Das Ganze wirkt aber ein wenig eigenartig, da keine Erklärungen und kein Sprecher die dargestellten Szenen begleiten. Darüber hinaus sind die Bewegungen der Raumschiffe ziemlich langsam. *gähn*
Noch eine Anmerkung zur Installation: Bei dieser schnellte der Fortschrittsbalken auf sagenhafte
110 %. "Nicht schlecht Herr Specht", vielleicht sollte das ja eine Anspielung auf den zu erwartenden Spielspaß sein?? Wenn ich mich da mal nicht kräftig getäuscht habe...
Im Anschluss an das Intro bin ich dann auf Erkundungstour gegangen. Mein Kommentar nach 10 Minuten des tristen Umherstapfens:
"Hier sieht irgendwie alles gleich aus...!. Nicht umsonst hat die Spielanleitung mir empfohlen, eine Karte der Umgebung anzufertigen. Letztlich griff ich doch nicht zu Papier und Bleistift, sondern versuchte mir mit kurzen Stichpunkten die (wichtigsten) Orte zu merken. Daraus erschließt sich natürlich sofort die Frage:
Wieso wurde hier keine Karte ins Spiel integriert, um schnell von A nach B zu kommen??? Die Antwort ist leicht: Vermutlich hätten dann einige Spieler das Adventure in
unter einer Stunde gelöst. Des Weiteren merkt man dem Spiel an, dass die Programmierer nicht die talentiertesten waren und vielleicht deshalb keine Karte einbauten.
(Krasse) Defizite im Spieldesign wurden mir auch gleich zu Beginn des Weltraumabenteuers geradezu auf dem Silbertablett serviert:
* Maussteuerung ziemlich träge
* Antworten des Hauptcharakters wiederholen sich oft, die anfänglichen Gespräche mit der Crew werden allesamt mit den gleichen Multiple-Choice-Fragen geführt
* Logikfehler: Unser Vaterheld gibt in einer Zwischensequenz an, ein Schweißgerät zu holen. Dabei hat er es zu diesem Zeitpunkt bereits im Inventar
*
elendig laaaaange Laufwege (man schraubt permanent die Laufgeschwindigkeit hoch - ich war nachher am Ende bei 60 oder 70 %!)
Doch genug der harschen Kritik. Richten wir mal flugs den Blick auf die Sachen, die gut umgesetzt wurden.
Da wäre zum Einen die meines Erachtens nach recht geglückte Synchro. Die Stimmen passen soweit zu den jeweiligen Charakteren. Witzig ist, dass
Waterman die Stimme vom guten alten
Simon the Sorcerer verliehen bekommen hat.
Zum Anderen ist die Story -auch wenn man hier Vieles aus anderen Filmen/Serien recycelt hat- zumindest in Teilen ganz nett. Von "in den Bann ziehen" sind wir plotttechnisch aber dann doch meilenweit entfernt...
Was haben wir noch auf der Haben-Seite? Ja, die Musiken sind -soweit man General Midi nutzt- ganz nett anzuhören. Wenn sich diese doch bloß nicht so oft wiederholen würden...
Wo wir gerade bei den Wiederholungen sind. Sicherlich kann eine Weltraum-/Forschungsstation in bestimmten Bereichen ähnlich aufgebaut sein. Dass sich aber dann viele Ebenen/Räume wie ein Ei dem anderen gleichen, hätte nicht sein dürfen und verbreitet eine große Tristesse im Spiel.
Auch das Interface ging in die Hose! Es ermöglicht einfach zu wenig Interaktion und beschränkt den Spieler auf ganz wenige Aktionen.
Mit dem Kopf auf die Tischplatte knallend musste ich 3 Bugs/Spielhänger feststellen:
- nach Kaufmanns Tod kann man zwar sein Zimmer aufsuchen, ein Verlassen des Raumes ist dann aber nicht mehr möglich
- versucht bloß nicht mit einem toten Captian in eine Konversation zu treten...wenn man dies nämlich macht, bleibt das Spiel einfach stehen (Neustart/Laden ist aber noch möglich)
- der gleiche "Sprachhänger" tritt später mit
LaPazz auf, obwohl diese noch zu den Lebenden zählt
Verblüfft schaut der Spieler bei solchen Fauxpas auf den Schirm, insbesondere auch deshalb, weil das Programm einem die Versionsnummer
1.02 (gibts da noch andere??) suggeriert.
Beim Zocken kommt man unweigerlich zu dem Schluss, dass Divide by Zero einfach ein unfertiges Programm im Jahre 1995 auf den Markt geworfen hat. Vieles wirkt unbeholfen, manches einfach nur lächerlich, bestimmte Dinge entbehren jedweder Logik (in der Bar von
Chandra steht auf einmal ein Brecheisen!!??). Und häufig läuft man einfach nur durch die elendig langen Gänge und fragt sich, was man denn als nächstes tun müsse, um in der Story weiterzukommen.
Übrigens haben die Programmierer immerhin einen Einschlaf-Hemmer eingebaut. Mit vereinzelt eingestreuten
Gore-Szenen soll der Spieler schaurig-schön in Schockmomente versetzt werden. So jedenfalls war vermutlich die Intention der Macher. Im Endeffekt wirk auch dies unstimmig/unpassend, da
a) die Szenen auf einmal wirr in die Story reingepresst wurden
b) sich die fremden Kreaturen optisch auf PD-Niveau bewegen
Somit lenke ich nun meine Aufmerksamkeit auf die weiter oben gelisteten Rezensionen der Spielezeitschriften.
Fazit: Der Wortlaut des PC Jokers trifft es für mich kurz und knapp am besten. Von der Bewertung her stimme ich absolut mit der PC Player Gesamtsumme überein.
4 Punkte für dieses unausgereifte, nicht vollständig durchkonzipierte und häufig ermüdende Kosmos-Abenteuer.
Wer bis hierhin gelesen hat, mag sich vielleicht noch für dieses äußerst passende
Review interessieren. Der Youtuber deckt auf lustige Art und Weise die Missstände von
The Orion Conspiracy auf.
Kommentar wurde am 08.11.2021, 17:38 von jan.hondafn2 editiert.