Mehr oder minder "Nachfolger"! Die Geschichte dahinter geht wohl so, dass Stormregion für das Spielprinzip viel Lob bekam, aber viel Haue für das Szenario "Schweine gegen Hasen" einstecken musste. Entsprechend verkaufte sich S.W.I.N.E. nur bescheiden und Stormregion reagierte logisch, in dem sie dasselbe Spiel einfach nochmal machten und nur das Szenario austauschten. Wobei "einfach" ganz kleingeschrieben werden muss, schließlich steckt in Panzers allein schon durch das Motion-Capturing für die neu hinzu gekommene Infanterie ein großer Aufwand. Außerdem mussten natürlich alle 3D-Modelle ausgetauscht werden und auch noch den realen Vehikeln aus dem Zweiten Weltkrieg entsprechen. Spieltechnisch gesehen sind S.W.I.N.E. und Panzers dagegen freilich eineiige Zwillinge. Die meisten Einheiten aus S.W.I.N.E. haben ihre Entsprechung in Panzers gefunden. Den schnellen Aufklärer, der normale Panzer, die mobile Artillerie - im Grunde gibt es da kaum Unterschiede. "Kaum", da es in Panzers einfach mehr verschiedene Einheiten derselben Gattung gibt, so zum Beispiel Haubitzen, die erst an LKW gehängt werden müssen oder mit Ketten untendran selber unterwegs sind. Außerdem brachte natürlich die Infanterie enorme Unterschiede mit sich, da sie vom einfachen Gewehrsoldaten bis hin zum Mörsertrupp viel mehr taktische Winkelzüge erlaubt. Man kann ja sogar mit einem Flammwerfertrupp die Besatzung eines gegnerischen Panzers zum Aussteigen, äh, überreden und das Monster nach Abkühlung selber übernehmen.
Mit Realismus hat das Geschehen freilich nichts zu tun. Freunde der Authentizität raufen sich die Haare, wenn ein Panzer mitten im Gefecht aufmunitioniert, betankt und repariert wird, und zwar gleichzeitig. Das ganze Spiel ist für mich purer Hollywood-Realismus. Es sieht alles sehr schön nach echtem Gefecht aus, aber eigentlich ist es nur Popcorn-Knallpeng. Das Schöne daran: Panzers will gar nichts anderes sein bzw. bieten. Und sowieso wird das unrealistische Geballer durch das fantastische Missionsdesign in Tateinheit mit dem ausgeklügelten Kartendesign mehr als wettgemacht. Natürlich kann man mit seiner kleinen Armee versuchen, den Flugplatz zu erobern, aber abseits findet sich doch bestimmt ein Nachschubdepot, dessen Eroberung die Lage deutlich entspannt... Auf jeder Karte finden sich optionale und sogar Geheimziele, die nicht nur INNERHALB der Mission Vorteile bringen, sondern auch das Punktekonto füllen, womit dann zwischen den Missionen die Kernarmee aufgestockt oder besser ausgerüstet werden kann.
Falls ich´s vergessen habe: Panzers ist Echtzeit-TAKTIK ganz ohne Basenbau. Drei Panzer verheizt? Bau ich halt vier neue! Nee, hier nicht. Jede Einheit ist wertvoll, da sie nicht mehr ersetzt werden kann. Dafür gewinnt sie an Erfahrung, wird in zwei Schritten stärker und widerstandsfähiger und kann obendrein zwischen Missionen noch mit Goodies wie Minenaufdeckung aufgebrezelt werden. Das kostet natürlich Geld bzw. Punkte und damit ist es fast schon unerlässlich, die Karte nach Geheimzielen abzugrasen, wobei an den bestreffenden Örtlichkeiten natürlich der Gegner lauert. Auch hier greift wieder das Wort „Taktik“: jedes Gefecht ist ein Ereignis für sich, in Panzers geht es allgemein gemächlich zu und somit stellt sich jede Mission wie ein großes Puzzle dar: wo taste ich mich vorwärts, wo nehme ich lieber den großen Umweg, wo greife ich an. Aus der Luft kommt dafür Hilfe in Form von Aufklärungsfliegern, zielgenauen Jagdbombern oder gleich den dicken Bombern. Und soll ich lieber noch einen MG-Trupp oder vielleicht doch die im Gefecht herzlich nutzlose Panzerbesatzung einkaufen, man weiß ja nie! Die Missionen lassen sich beliebig neustarten, was anfangs auch jeder zu schätzen wissen weiß. Wer das Schere-Stein-Papier-Prinzip nicht verinnerlicht hat, wird tausend Tode sterben.
Zu meckern gibt es freilich auch einiges. Ja, Panzers bietet eine Story, aber die ist so nebensächlich, dass ich sie hier gar nicht erst erwähne. Und die Einheitenkommentare nerven recht schnell, vor allem das saublöde „Fire in der Hole“ zeugt nicht eben von Fachkenntnis und sprachlichem Feingefühl, ähem. Manchmal hat auch die KI mit doof herumkreiselnden Panzern oder wirr zuckenden Soldaten ihre Aussetzer. Und es ist natürlich keine Kritik, aber man muss schon die sogar aus dem eigenen Land Ungarn stammende und nur wenige Monate ältere Konkurrenz
Afrika Korps vs. Desert Rats erwähnen, wie ja sowieso
Sudden Strike und
Blitzkrieg Pionierarbeit leisteten. Ein neues Genre hat Codename: Panzers – Phase One also nicht erfunden, aber auf jeden Fall sozusagen auf die Spitze getrieben. Kurz, die schönen Seiten des Spiels überwiegen so deutlich, dass Panzers die volle Breitseite von mir abkriegt: 10 Punkte, Lieblingsspiel, durchgespielt. Und vielen Dank ins Alpenland für den blitzschnellen Scan!