Die Frage ist, was ein "halbwegs vernünftiges" Erotikgame ist. Meiner Meinung nach eins, das die Erotik für den User in den Vordergrund stellt. Das scheint Neurodancer ja zu tun. Da steckt weder beim Entwickler noch beim Käufer die Intention eines richtigen Spiels dahinter. Wer sowas installiert sucht nicht nach einem RPG oder herausfordernder Action. Warum das Game also nach entsprechenden Maßstäben bewerten? Man kauft ja auch kein Pornomagazin und beklag3sich, dass das Niveau nicht mit Spiegel oder Focus mithalten kann.

Als ich Teenager war, kursierten auf dem Schulhof illegale Kopien diverser Strip Poker Games. Natürlich hat die jeder gezockt, Pubertät eben. Das waren solide Poker Adaptionen. Ich habe mit denen Pokern gelernt. Die digitalisierten Bilder waren für die damalige Zeit qualitativ völlig okay. Das würde ich als vernünftige Erotikgames bezeichnen, weil die das tun, was so ein Spiel tun soll. Warum also die völligen Verrisse in den Magazinen?

Leather Goddesses of Phobos 2 hat auch überwiegend Verrisse bekommen (ausser in der ASM natürlich ). Das kann ich eher verstehen, denn dort war die Intention der Entwickler, ein richtiges Spiel zu machen, das mit Erotik noch gepusht werden sollte. Leider gab es kaum Erotik und das Spiel war auch flach. Da kann ich den Verriss noch verstehen.
Kommentar wurde am 20.06.2022, 08:00 von GameGoon editiert.

Mir fällt aber auch für's Verrecken kein "halbwegs vernünftiges Erotikgame" ein.
Die Spiele, die nicht den Erotik Aspekt in den Mittelpunkt stellten, wie Leather Godesses, die Larry Titel oder die Spellcasting Reihe hatten auch dementsprechend bessere Kritiken. Der einzige Publisher, bei dem ich noch glaube, dass es ihnen ein wenig um Kunst und nicht nur um die schnelle Mark mit billigem Sexkram ging, waren Coktel Vision. Das ändert aber nichts daran, dass ihre Spiele eher peinlicher Murks waren.

Ein weiteres schönes Beispiel für die verlässliche Formel "Erotiksoftware = Verriss". Bei der PC Player ganz besonders.

Ich habe das Spiel nie gespielt. Mag gut sein, dass das Game wirklich totale Gülle ist. Das Konzept klingt ja schon reichlich bescheuert. Dennoch bin ich relativ sicher, dass auch ein halbwegs vernünftiges Erotikgame höchstens 10 Punkte mehr bekommen hätte. Die Blöße, einen Voyeur-Titel auch nur halbwegs gut zu finden, hätte sich niemand gegeben.
Da die Zielgruppe bzw der "Zweck" solcher Software einfach auch ein ganz anderer ist als bei einem richtigen Spiel, ist es irgendwie auch sinnlos, das ganze mit den Maßstäben richtiger Spiele zu bewerten...

Erheiternd finde ich die Ironie in der Rezension: Heinrich Lenhardt ist so sehr damit beschäftigt sich über den Sexismus zu echauffieren, dass er gar nicht merkt, wie krass sexistisch seine eigenen Aussagen zu den Damen in den Erotikgames eigentlich sind (Striptease Bemühungen der Damen sind "unpraktische Ausziehtechniken der Marke 'Nestel-nestel', Mädels in den Spielen sind optisch "derber Durchschnitt", bzw. sehen "besser aus je angezogener sie sind"). Naja. Gerade nach heutigen Maßstäben würden solche Aussagen durchaus als Bodyshaming und Erniedrigung durchgehen. Ich persönlich setze die Grenzen da nicht so streng, aber wenn man schon die päpstliche Moralkeule schwingt, dann bitte auch konsequent.