Meine Freundin war vor Spielbeginn doch äußerst skeptisch, da ihr die implementierten Videosequenzen im Spiel (ich hatte ihr vorab das Intro gezeigt) irgendwie nicht so recht munden wollten.
Doch schon nach kürzester Spielzeit war die Skepsis verflogen und wir konnten uns beide in die Geschichte stürzen (für mich war es bereits das dritte oder vierte Mal, dass ich mit Adrienne auf schaurig-schöne Entdeckungsreise ging).
Der Wiederspielwert ist auch bei diesem Adventure sehr hoch anzusetzen. Für mein Dafürhalten ist es immer wieder schön, eine solch spannende Geschichte mehrmals erleben zu können. Und beim erneuten Durchzocken sind mir ein paar interessante Dinge aufgefallen:
> Beim Immobilienmakler hängen doch tatsächlich Frauen aus
Leisure Suit Larry 6 > Mitunter ist die Sprachausgabe so leise, dass man schlichtweg gar nichts mehr verstehen kann.
Zur Synchronisation wurde ja schon viel gesagt. Hier wurde einfach geschlampt und wer die Möglichkeit und das Know-How hat, sollte zur englischen Version greifen.
> am Ende spricht Adrienne die lateinischen Verse mit amerikanischen Akzent (Originalton)
> Die Ähnlichkeiten zum Spiel
Black Mirror (dtp, 2004) sind mir ja damals schon aufgefallen. Nunmehr war ich aber schockiert, in welchem Umfang sich hier beim Sierra-FMV-Adventure bedient wurde. Eigentlich ein Wunder, dass Sierra die
Black Mirror-Macher nicht mit Plagiatsvorwürfen zur Rede gestellt hatte.
Folgend die von mir entdeckten, geistigen Entleihungen:
- das Carnovache-Anwesen gleicht dem Black Mirror-Schloß an mehreren Stellen wie ein Ei dem anderen
- die Umsetzung einiger Spielelemente ist frappierend ähnlich; z. B. das Betrachten der Bilder (Close-Up + mysteriöse Melodie) oder das Überblenden von Stimmen beim Lesen von Schriftstücken
- der Mann von Adrienne heißt
Donald Gordon, Hauptakteur in
Black Mirror schimpft sich
Samuel Gordon
Davon ab ist trotz der Ähnlichkeiten
Black Mirror ein fantastisches Abenteuterspiel und gehört zur Créme de la Créme des Adventure-Genres. Die Macher des Spiels dachten sich vermutlich: Lieber besser geklaut als schlecht selbst gemacht.
Zurück zu
Phantasmagoria.
Trotz ausgefallener Story bleibt das Spiel fast durchweg nachvollziehbar (solange man einen Faible für das Mystische hat). Nur an einigen wenigen Stellen wurde es uns zu "abgefahren". Als Beispiel hierfür sei die Seance-Szene mit Harriet genannt, bei der ein grünes Gesicht aus einer Art Glibbermasse zu uns redet.
Übrigens... Harriet wurde für
Phantasmagoria 2 wieder zum Leben erweckt! Schaut euch mal den Vorspann von
A Puzzle of Flesh an.
Das Spiel läuft übrigens problemlos mit dem DosBox-Installer, der alle CDs auf die Festplatte spielt und das Spiel automatisch konfiguriert. Lediglich das Tempo musste ich nach jedem Spielstart ein wenig nach oben schrauben (Strg+F12) und an einer Stelle gab es einen
VMD Error 51, nachdem wir den Filmkasten auf der Bühne betrachten wollten. Der Installer hatte "vergessen", eine Video-Datei (.vmd) auf die Festplatte zu spielen. Die Datei war schnell ausfindig gemacht (auf CD 6 war es glaub ich) und das Problem war behoben.
Eine Reise in das Reich von
Phantasmagoria ist immer wieder lohnend. Die Geschichte nimmt schnell an Fahrt auf und ist locker und flockig an drei, vier Abenden durchgespielt. Die Gore-Szenen kommen selbst heute noch gut rüber und die mystisch angehauchte Musikuntermalung ist über jeden Zweifel erhaben. Danke Roberta Williams für dieses feine Spielchen, welches immer einen Platz in meiner Spielesammlung haben wird.
Kommentar wurde am 18.02.2015, 20:14 von jan.hondafn2 editiert.