Die Sage von Nietoom, ein wunderschönes Adventure in Anlehnung an
Maniac Mansion und
Dark Seed. Gewürzt mit stimmiger Musik von
Matthias Steinwachs. Ein Interface, welches an Lucas Arts erinnert. Fast schon künstlerisch angehauchte 3rd und 1st Person Perspektiven, die einen in die mysteriöse Handlung wundervoll eintauchen lassen. Summa Summarum: Ein unentdeckter Juwel in der ach so großen Adventurewelt!
Schön wär 's!Dabei ging alles so gut los. Aufgeregt entnahm ich das Spiel der schön gemachten, an eine überdimensionierte VHS-Kassette erinnernde
Schachtel. Wissbegierig las ich mir die Vorgeschichte im kleinen Handbuch durch, die zusätzlich Vorfreude auf das Spiel machte. Wohlwollend ergötzte mich am schaurig schönen Vorspann, der den Spieler ganz hervorzückend in die Geschichte eintauchen lässt. Ein Traumstart also. Was kann da noch schief gehen? Leider eine ganze Menge!
Doch kommen wir zuerst zu den grundlegenden Aspekten des Spieles. Zwar wirkt die Grafik an bestimmten Orten in der Tat semiprofessionel, doch macht sie dies mit der bereits von anderen Mitgliedern angesprochenen Perspektivenvielfalt wieder wett. Dass dabei der Blickwinkel nicht immer glücklich gewählt wurde (z. B. Toilette oder Arbeitszimmer) sei der Vollständigkeit halber genannt.
Die Musik á la Steinwachs ist Bombe, die Soundeffekte einfach, aber für ein Abenteuerspiel völlig ausreichend.
Beim Benutzerinterface wurde indes gehörig geschlampt:
1. Der Bildschirm ist nur zu 3/4 ausgefüllt (= Platz verschenkt).
2. Der Alptraum eines jeden Adventure-Spielers: Es gibt pixelkleine Gegenstände! Absuchen des Bildschirm rulez.
3. Das Inventarsystem wurde unglücklich programmiert. Es werden immer nur wenige Objekte in Schriftform angezeigt. Von daher muss man (gerade im fortgeschrittenen Spielzustand) immer wie wild nach oben und unten scrollen, um gewünschte Gegenstände auszuwählen bzw. um sie miteinander zu kombinieren.
4. Wo wir gerade beim Kombinieren sind. Jedes mal muss umständlich das
&-Zeichen angewählt werden, um zwei Dinge miteinander zu benutzen. Hier hat doch schon damals das gute alte
Maniac Mansion gezeigt, dass ein "mit" ganz von alleine eingefügt werden konnte/sollte.
Die vom PC Joker beschriebenen Fehlermeldungen kann ich bestätigen. All zu oft werden Dinge falsch dargestellt bzw. vom Programm bugbehaftet widergegeben.
Ein, ich nenne ihn jetzt mal
"Pointer-Bug", gab es, als ich vom oberen Treppenflur ins Erdgeschoss schaute. Die Aktionszeile kredenzte mir -bei Positionierung des Mauszeigers auf eine bestimmte Stelle- ein "SB-flä-ani". Aha!
Des Weiteren fiel mir auf, dass der Zusammenbau der Figur an der Waldlichtung nicht bugfrei vonstatten geht. Hier wurde des Öfteren der Schädel (auf dem Besen) angezeigt, obwohl der gar nicht auf dem Besen war.
Eine weitere Ungereimtheit kann man in der Abstellkammer entdecken. Dort hängt ein Wandschränkchen. Dieses sieht man auch. Wenn man nun aber das Schränkchen schließt, so ist es wie von Geisterhand nicht mehr sichtbar. Eventuell wollten die Programmierer damit die mysteriöse Stimmung im Haus hervorheben...sicherlich war und ist es schlichtweg ein Programmierfehler.
Komplett verabschiedet hat sich das Spiel, als ich im Raum der Statue mit Ring (dunkles Labyrinth) den Raum verlassen habe und sofort dorthin zurückgekehrt bin. Ergebnis:
Runtime ErrorNun komme ich aber zum wichtigsten Aspekt, der sich bei meinem Durchspielen als absoluter Motivationskiller hersauskristallisiert hat:
Das dunkle LabyrinthAls ich in diesem Labyrinth ankam und im wahrsten Sinne des Wortes nicht wusste, wo links und rechts ist, wurde mir bewusst: Weder PC Joker, PC Player, noch die Power Play hat das Spiel ausführlich getestet. Dieser unsägliche Spielabschnitt (der ca.
40% des gesamten Spieles darstellt) hätte bei den Rezensionen obligatorisch mit genannt werden müssen! Der Frust sitzt immer noch tief und ich weiß gar nicht womit ich zuerst anfangen soll, um meine erlebten Ärgernisse zu beschreiben.
Zuerst beginne ich mit der Größe. Es gibt ein "kleines" und ein "großes Labyrinth". In der Summe sind die Dinger so groß, dass ich selbst nach Stunden kein sicheres Gefühl dafür hatte, wo ich genau rauskomme, wenn ich einen bestimmten Durchgang nehme. Zusätzlich erschwert wurde die Wegfindung durch die Dunkelheit (viele Räume sind stockfinster -man muss jedes Mal die Aktion "Benutze Streichholz" ausführen, um kurzzeitig den Raum sehen zu können-) und mehreren Abzweigen, die man aus der 1st Person Perspektive sieht.
Nach langer Suche hatte ich endlich mal was Nützliches (Brett) gefunden, denn vorher gab es ein Loch, welches es zu überwinden galt. Also "schnell" (nach wiederum etlicher Sucherei) zurück zu jenem Ort, Brett übers Loch gelegt...und...mein Charakter verneinte ein Überqueren des Brettes; es würde ihn nicht tragen.
Nun hatte ich die "Faxen dicke" und bemühte die Komplettlösung.
Ich begab mich also nochmal intensiv auf die Suche nach den 3 Gegenständen. 2 konnte ich nach einiger Zeit ausfindig machen, doch das fehlende Objekt war einfach nicht auffindbar! Ich griff entnervt erneut zur Lösung.
Wer soll bitte schön in so einem unübersichtlichen Labyrinth das herausfinden?
Danach war ich so entnervt, dass ich den Rest des Spieles nur noch mit Lösung spielte. Ich ahnte irgendwie, dass da noch mehr "No Gos" auf mich zukommen würden.
Die restlichen Handlungen waren in der Tat nur sehr schwer für mich nachzuvollziehen und ich fragte mich permanent: "Hähhh? Was soll der Quatsch jetzt?" Das größte Unding schildere ich mal:
Bei diesen ganzen Unstimmigkeiten verwundert es nicht, dass man auch das Zeitliche im Labyrinth segnen kann. Was aber noch viel schlimmer wiegt: Sackgassen!
Ins erste Deadend kann der Spieler tappsen, wenn der das Stück Bronze "falsch" behandelt. Zumindest gibt Marco hier noch ein "ob das so gut war?" ähnliches Statement ab.
Beim weiter oben beschriebenen Schalterrätsel gibt es aber keine Indizien, dass was falsch gelaufen ist. Im Gegenteil:
Dann war ich durch. Der Abspann sorgt für erneuten Frust, da man nicht erhellt sondern eher "ergrellt" wird.
Ei ei ei! Alles ging so gut los und endete so schlecht. In meiner gesamten Spielezeit hab ich noch kein Spiel erlebt, welches anfangs so viel Lust und später für Frust sorgt.
Die Sage von Nietoom schafft es, von anfänglich 7 Punkten, auf schwer enttäuschende
4 Punkte abzurutschen. Von daher siedele ich mich mit meiner Gesamtwertung zwischen PC Joker/Player und Power Play an.
Mal noch ein neu entdeckter (Werbe-)Aspekt, der scheinbar damals immer mit auf die Verpackung bzw. in eine Werbung für ein Adventure gehören musste:
Über 100 Räume...Die Programmierer von 4th Generation Studios dachten sich wohl:
"Jau, jetzt haben wir knapp die Hälfte des Spieles fertig, uns fehlen aber noch gut fünf Dutzend an Räumen. Was solls: Knallen wir einfach ein riesiges Labyrinth ins Spiel, wo sich die Räume kaum unterschieden. Geht ruck zuck!"Mich würden nun mal brennend die Meinungen von
Mario77 und
Commodus interessieren. Gerade Erstgenannter hat das Spiel mit
8 Punkten bewertet.
Kommentar wurde am 26.05.2018, 11:25 von jan.hondafn2 editiert.