Hab mir das Ganze letztens mal auf dem Amiga angetan:
"A Family Game without the Family" – einen passenderen Werbeslogan hätte man für diesen Titel wohl kaum finden können, denn selbst der kleine Bruder/die kleine Schwester wird nach allerhöchstens zehn Minuten Spielzeit frustriert das Handtuch werfen! Ich finde es ja toll, dass sich Capstone bei "Home Alone" gegen eine Filmadaption im typischen Action- bzw. Jump'n'Run-Stil entschieden hat wie es bei anderen zahlreichen Lizenztiteln dieser Art insbesondere Ende der achtziger/Anfang der neunziger Jahre ja durchweg der Fall war – was dabei am Ende herausgekommen ist, ist aber wahrlich nicht das Gelbe vom Ei...
Dass das Programm lediglich auf das große Finale der Kinovorlage eingeht, wäre dabei ja noch zu verschmerzen – allerdings ist der von Capstone gebotene Spielablauf alles andere als besonders motivierend: Von Raum zu Raum zu rennen, irgendwelche Gegenstände aufzusammeln um sie anschließend an bestimmten Stellen zu platzieren und in der zweiten Hälfte des Programms ständig vor dem Einbrecherduo zu flüchten und darauf hoffen, dass die beiden sich möglichst oft auf die Schnauze legen, ist nicht gerade sehr erbaulich! Außerdem merkt man "Home Alone" an allen Ecken und Enden an, dass es ursprünglich für den PC entwickelt wurde: Vor allem die nervige Steuerung, bei der man andauernd zwischen Joystick und Tastatur hin- und herschalten muss, spricht diesbezüglich Bände. Die Grafik wirkt klobig (Capstones erste Gehversuche auf VGA?), die Animationen sind schlampig und das Scrolling ruckelt beständig vor sich in...
Da es in der originalen PC-Version wohl keine musikalische Untermalung gab, hat man für die Amiga-Fassung scheinbar die nächbeste Melodie genommen, die man kriegen konnte – diese passt nämlich so überhaupt nicht zur Thematik des Spiels und könnte ebenso gut aus "Elvira" stammen. Die Ähnlichkeit der Sprites zu ihren Leinwandvorbildern bewegt sich ebenfalls in äußerst engen Grenzen – wahrscheinlich befinden sich deshalb die beiden blöd grinsenden digitalisierten Konterfeis von
Harry und
Marv am oberen Screen... schließlich will man ja wissen, um wen es sich bei den klobigen Sprites handelt...
Außerdem vermisse ich auch das vorweihnachtliche Setting des Films: Weder befindet sich Schnee vor dem Heim der
McCallisters noch findet sich irgendeine Weihnachtsdekoration (okay, außer dem Christbaumschmuck, wenn man ihn den auch als solchen identifizieren kann) in den verschiedenen Räumlichkeiten wieder – selbst im (schlecht digitalisierten) Intro von "Home Alone" sieht man das Haus umgeben von grünen Bäumen - für eine Filmvorlage, welche diese Thematik beinhaltet, irgendwie schon ein wenig arm...
Aus diesem Stoff hätte man sicherlich mehr rausholen können – zum Beispiel ein kleines aber feines Adventure, dass sich nicht nur im Haus der
McCallister-Familie, sondern auch in der aus dem Kinofilm bekannten Umgebung abspielt (Drogerie, Weihnachtsmarkt usw.)...
Tja, hätte, hätte, hätte – hat man bei Capstone aber leider nicht! So ist alles was übrig geblieben ist, dieses wirklich miese Spiel zum guten Film...