Dass gerade die C64-Umsetzung von "Ultima VI - The False Prophet" in nahezu jeder deutschen Fachzeitschrift so gut bewertet wurde, will sich mir bis heute nicht so recht erschließen (sogar die sonst so kritische Power Play beurteile diese 8-Bit-Konvertierung ja äußerst wohlwollend, wenn ich mich recht erinnere)...
Hier nun ein kleiner Erfahrungsbericht, der auf den tatsächlichen Ereignissen beruht, welche ich - vor mittlerweile gut zwanzig Jahren - mit dieser Rollenspiel-Hoffnung (immerhin einer der letzten großen Titel dieses Genres auf dem C64 überhaupt!) machte:
Angestachelt durch den Kurztest (wie so oft ohne Bildschirmfoto!) von
Eva Hoogh in der ASM, entschied ich mich letztendlich für den Kauf dieses vielversprechenden Rollenspiels, haderte ich im Frühjahr 1991 doch mit mir selbst ob dieser Anschaffung - schließlich war da ja noch die gelungene "Brotkasten"-Adaption "Death Knights of Krynn", von dessen Vorgänger ich zutiefst beeindruckt war! Da aber laut Aussage von Rollenspiel-Koryphäe
Michael Hengst der "AD&D"-Serie langsam
"die Luft auszugehen drohte" (zumindest behauptete er dies im Review zu "Death Knights of Krynn"), fiel meine Wahl schließlich auf das Origin-Produkt - ein fataler Fehler, wie ich leider erst einige Zeit später bemerken sollte...
Auf den ersten Blick schien es sich tatsächlich um eine äußerst gelungene 8-Bit-Portierung zu handeln und auch über die doch recht langen Ladezeiten sah ich anfangs noch großzügig hinweg, war mir dieser Malus doch bereits aus Titeln wie "Champions of Krynn" oder "Buck Rogers: Countdown to Doomsday" bestens vertraut. Zugegeben, grafisch hinkte "Ultima VI" auf dem "Brotkasten" seinem PC-VGA-Vorbild um Längen hinterher - aber in Anbetracht der Tatsache, dass ich noch nie zuvor eine Episode dieser langlebigen Reihe gespielt hatte, ließ mich auch dies relativ kalt, zumal ich das hier Gebotene als gar nicht mal so schlecht empfand (und besonders im Hinblick auf alte Screenshots der vorangegangenen Teile dieser Saga, sah "The False Prophet" auf dem C64 doch schon um einiges besser aus!)...
Nun gut: Bestens eingestimmt durch das atmosphärische Intro - welches im Übrigen recht gut von der PC-Fassung 'rübergezogen wurde, auch wenn hier und da einige Feinheiten fehlten - begann ich mit der Generierung meines Charakters, die mir sehr gut (da völlig unkompliziert und keinesfalls zeitraubend) gefiel! Auch die nachfolgenden Diskettenwechsel waren noch durchaus im Rahmen des Erträglichen und schließlich fand ich mich, zusammen mit meinen drei Mitstreitern
Dupre,
Shamino und
Iolo, im Thronsaal von
Lord British wieder... inmitten einer heftigen Auseinandersetzung mit den
Gargoyles, das neue Übel, welches sich gegen das Königreich Britannia erhoben hatte...
Doch was war das? Im Gegensatz zur Icon-Leiste der PC-Version, war auf Commodores Kleinem nichts derartiges zu erblicken! Hm, seltsam?! Doch bereits ein kurzer Blick auf die der Packung beiliegenden "Reference Card" schob die anfängliche Verwirrung über das Fehlen jener Symbole schnell beiseite - im krassen Gegesatz zum PC-Original (sowie den beiden später veröffentlichten 16-Bit-Konvertierungen für Amiga/Atari ST) hat man von einer solchen Steuerung auf dem "Brotkasten" abgesehen! Anders ausgedrückt: Der 8-Bit-
Avatar muss, wie in den vorigen Teilen der "Ultima"-Reihe", ein weiteres Mal mit der Tastatur vorlieb nehmen! Doch auch diese Einschränkung erwies sich im Nachhinein als gar nicht so schlimm, denn innerhalb einer halben Stunde war ich mit den verschiedenen Kommandos bestens vertraut. Die Steuerung der Party selbst wurde - C64-exklusiv! - mit dem Joystick gehandhabt, was mir natürlich sehr gut gefiel, bewegte man seine Leute doch auf direktem Wege und nicht mittels eines Mauscursors! Auch die Verwaltung der mannigfaltigen Gegenstände (sprich: das Inventar), die über das ganze Land verteilt waren, klappte recht gut. Abgesehen von den oben genannten Einbußen in Bezug auf den Spiele-Komfort ließen sich also keine allzu gravierenden Mängel bzgl. der Benutzerfreundlichkeit des Programms feststellen... wenngleich man auch auf In-Game-Musik sowie auf die hübschen Portraits der Gesprächspartner verzichten musste. Hätte Origin (bzw. das für die Umsetzung verantwortliche Team Imagitec Design) diese beiden 16-Bit-spezifischen Eigenschaften ebenfalls in die C64-Portierung mit eingebaut, hätte dies höchstwahrscheinlich noch eine vierte Disk nach sich gezogen - unter Berücksichtigung des Komforts ist weniger hier also tatsächlich einmal mehr gewesen...
"Nun ja, im Großen und Ganzen kann man, trotz leichter Einbußen im Detail, recht zufrieden mit dem Gebotenen sein.", dachte ich noch so bei mir als ich mich (nach erfolgreichem Kampf mit den
Gargyoles)
Lord British näherte, um mit dem Herrscher über Britannia einen kleinen Plausch zu halten... und plötzlich nahm die anfangs so positiv anmutende Sache eine äußerst unschöne Wendung, wurde ich doch dazu aufgefordert, die sogenannte "Populace A"-Diskettenseite einzulegen, was ich auch noch freudig (und nichts Böses ahnend) machte. Doch nur ein paar Sekunden später verlangte das Programm ein weiteres Mal nach der "Surface"-Seite - kein Problem, rein damit. Nachdem das ausladende Gespräch mit
Lord British getätigt war, wandte ich mich an dessen Hausmagier
Nystul - und musste diese Tortur des häufigen Wechselns ein weiteres Mal über mich ergehen lassen! Sehr schnell stellte ich fest, dass sich diese "Wechselorgie" bei wirklich jeder Unterhaltung, die ich mit den zahlreichen Bürgern von Britain (und darüber hinaus) hielt, aufs Neue wiederholte! Doch auch die Ladezeiten an sich sollten mich ein paar Spielstunden später völlig an den Rand des Nervenzusammenbruchs bringen: Insbesondere die Überfahrt mit einem von mir gemieteten Kahn zur Verity Isle zwecks eines Besuches des dort befindlichen Lycaeum stellte sich als die reinste Geduldsprobe heraus - oder sollte ich vielleicht besser von einer "Unendlichen Geschichte" reden? Eine ganze (gefühlte) Viertelstunde später fand sich meine Party schlussendlich an den Gestaden dieses Eilands wieder...
Und trotzdem, der Forscherdrang und nicht zuletzt die tolle, wendungsreiche Story sollten mich noch wochenlang vor dem Bildschirm fesseln! Doch im Spätsommer des Jahres 1991 kam dann der erste brandneue Amiga ins Haus und ich wandte mich anderen Dingen, wie zum Beispiel
Dr. Jones Suche nach dem Heiligen Gral oder der Erforschung des finsteren Kanalsystems unterhalb der mittelalterlichen Stadt Waterdeep zu, bis ich mich - nach dem Kauf einer 1 MB-Erweiterung - zusammen mit
Guybrush Threepwood auf die lange und gefahrvolle Reise nach Monkey Island machte...
...und dann schließlich, im Frühjahr 1992, begab ich mich schließlich erneut in das sagenumwobene Königreich Britannia um erneut nach einem Weg zu suchen, die aufsässigen
Gargoyles erfolgreich zu bekämpfen... diesmal allerdings vor einer weitaus hübscheren Kulisse, welche dieses Mal mein Amiga auf dem Bildschirm zauberte...
Kommentar wurde am 23.04.2011, 17:40 von Bren McGuire editiert.