Hurra, "Die Sims"! Damals haben die Medien dieses Spiel ja anscheinend doch irgendwie unterschätzt. Die 80er-Wertung in der PC Player wurde auch in anderen Magazinen nicht wesentlich überboten. Und wie üblich wurde auch hier das Spiel anfangs lediglich als "Seifenoper zum Mitspielen" begriffen und nicht etwa als klassisch-kapitalistisches (und entsprechend anspruchsvolles) Aufbaustrategiespiel mit RPG-Elementen. Das ist das Spiel nämlich durchaus: Man schickt seinen Charakter zur Arbeit, um das Geld zu verdienen, das man braucht, um Gerätschaften zu erwerben, die zum "Skillen" erforderlich sind. Diese Fähigkeiten wiederum dienen dann dazu, noch mehr Geld zu scheffeln... aber die Anforderungen wachsen noch. Für höhere Positionen auf der Karriereleiter muss man auch noch bald die ganze Nachbarschaft zum Freund haben (was dann raffinierterweise nur geht, wenn man auch auf den anderen Grundstücken der "Sim Lane" eine entsprechende Anzahl an Mietern mit Sozialkompetenz einquartiert und zudem dort regelmäßig regulierend eingreift, mithin also auch mal "anderswo" weiterspielt). Das ist schon ziemlich durchdacht und fesselnd.
Dazu kommen noch ein paar besondere spielerische Kniffe: Einerseits natürlich der auch schon im Test erwähnte eigene Kopf der Sims, die seltenst das machen, was eigentlich erforderlich wäre. Dann noch ein gewisses Chaos-Potenzial, das wohl jeder mal kennt: Sim A stellt seinen Wecker... und morgens werden dann auch die Mitbewohner geweckt, die gerade erst von der Spätschicht zurückgekommen sind, weil die schlauerweise im selben Raum pennen. Dazu der übliche Stau im Bad (wenn Sim A duschen möchte, Sim B dagegen austreten will, und keiner der beiden von sich aus zurückweicht), in der Küche (wenn mehrere Leute auf einmal die Idee haben, Frühstück für alle zuzubereiten) und im Wohnzimmer (Sim A pennt auf dem Sofa, während sich B zum Üben ans Klavier setzt). Zuletzt sorgen auch noch der einigermaßen skurrile Humor (lustige Beschreibungen an Gegenständen, Scherzanrufe, Geister) und die putzige Präsentation (Gestik der Sims, Gesprächsthemen und Gedanken als Piktogramme in Sprechblasen, Nonsens-Sprache am Telefon und im TV) samt der Möglichkeiten des Fotoalbums für eine ziemlich eigene Note, die in der PC Games übrigens mal rückblickend als "freakig" und "abgehoben" bezeichnet wurde.
...alles also Zutaten für einen Klassiker, oder? 9/10 sind auf jeden Fall drin.