Wie hier schon angesprochen wurde; eigentlich DAS Spiel für kalte Winterabende. Mein letzter kompletter Durchgang liegt aber glaub ich auch schon über 10 Jahre zurück. Dazwischen mal wieder angefangen, aber nicht beendet. Und ich weiß noch, dass ich bei fast jedem angefangenen Durchgang immer wieder was neues entdeckt hatte - und ich hab nicht nur 3-4 mal angefangen, sondern bestimmt 10-15 mal. Hatte ich sonst bei noch keinem Spiel mehr so gehabt (vielleicht Morrowind, aber Open World ist eh eine Ausnahme, wo man aufgrund der sehr offenen Struktur immer mal was neues entdeckt). BG2 + AddOn war einfach ein echtes Umfang-Monster.
Das Spiel verlief ja teilweise schon etwas anders, wenn man auch nur einen einzigen seiner 5 Gefährten ausgetauscht hatte - je nach Gefährte und Konstellation natürlich. Hier war wirklich die Gruppendynamik einmalig. Kein anderes Spiel hat jemals wieder so eine lebendige und dynamische Gruppe hinbekommen wie BG2. Und jeder der insgesamt 17 (!) Charaktere war wirklich einzigartig und kein 08/15-Abziehbild. Und vor allem hat Bioware damals noch das geschafft, was sie danach nie wieder hinbekommen haben; glaubhafte Romanzen und Freund- und Feindschaften. Inklusive Eifersucht. Und zwar nicht nur unter den Kandidatinnen (sofern man mehr als eine in der Gruppe hatte), sondern auch von anderen Gefährten, die sich für eine davon interessieren. Dadurch entstand eben oft die oben angesprochene Dynamik - Charaktere konnten durch diverse Konflikte auch einfach die Gruppe schonmal verlassen. Nicht nur, weil irgendwo ein interner Zähler einen bestimmten Wert erreicht hat, wie häufig in späteren Bioware-Spielen. Hier hat man oft GESEHEN, warum ein Charakter die Gruppe verlassen will. Etwa, weil er sich ständig mit jemand anderen gezankt hat, oder es vielleicht zu einer Schlägerei kam, oder dieser vielleicht auch einfach von einer Gefährtin nicht die erhoffte Liebe erwidert bekam Moralische Konflikte gab es aber selbstverständlich auch. Der Gruppen-Ruf war letztendlich auch ein Auslöser für manch einen Ausstieg.
Es gab jedoch allein innerhalb der Gruppe einfach schon so viele denkwürdige Momente, dass man oft auch die eigentliche Story vergessen hat. Von lustigen bis tragischen Ereignissen ist eigentlich alles dabei gewesen. Gab ja immer wieder andere Vorkommnisse, wenn die Gruppe etwas anders zusammengestellt war. Ach ja, Nachwuchs konnte man ja auch bekommen, wenn auch nur mit AddOn Soweit ging meines Wissens nach noch nie eine Romanze in einem RPG.
Einziger kleiner Punkt, der manche stören könnte; der Schwierigkeitsgrad ist nicht ohne. Und aus heutiger Sicht mag es ebenfalls manche stören, dass die Nahkämpfer keine Spezialfähigkeiten wie in Dragon Age und Co. haben (zumindest auf den unteren bis mittleren Stufen). In erster Linie musste man klug über seine Magier agieren, und seinen Nahkämpfern die sinnvollsten Ziele zuweisen. Und ja, Magier sind echt fiese Burschen dort. Schon ein einziger Magier kann, sofern er mächtig genug ist, eine ganze Gruppe aufmischen. Wird man später auch noch merken, wenn man sich sehr weit in uralte Gräber hineinwagt Hat mich aber nie wirklich gestört. Man profitiert ja auch von seinen eigenen Magiern.
Aber genug geschwärmt. Für mich das perfekte Rollenspiel und (wie hier schonmal jemand schrieb) Biowares Meisterstück. Kein Rollenspiel kam jemals wieder da ran. Wobei ich Pillars of Eternity mangels Zeit noch nicht gespielt habe. Und Witcher 3 verfolgt einen ganz anderen Ansatz.
Und wenn dann nach 100-150 Stunden (inkl. AddOn), vielen Kämpfen, vielen lustigen und traurigen Momenten, und vielen spannenden Geschichten, der Abspann über den Bildschirm flimmert und man liest, was so alles aus den Gefährten wurde, mit denen man so viel erlebt hat und die einen so ans Herz gewachsen sind, kann man schon ein bisschen Pipi in die Augen kriegen