So, heute mal den halben Tag auf den Straßen von Los Angeles verbracht und habe mich dabei gar nicht mal so schlecht unterhalten gefühlt. Das Spiel ist inhaltlich halt eine Totalkopie. Einzig neues Element sind halt diese Mädchengeschichten, aber das, was man damit machen kann (Tanzvideos [!] freischalten), hat keinen spielerischen Mehrwert, sondern würde heute einfach unter "Achievement" verbucht werden. Gut, die Polizei gab's in den beiden "Underground"-Teilen davor auch noch nicht, aber mit der bin ich bislang auch noch nicht aneinandergeraten.

Eindruck gemacht hat allerdings die Technik. Die Fahrzeuge sind zwar eher unspektakulär und polygonarm dargestellt, aber mit schöner Regelmäßigkeit wird's um die Rennstrecken herum so bunt wie in der "Stargate"-Sequenz aus "2001: A Space Odyssey". Verglichen damit herrscht in den zeitgenössischen NfS-Teilen sowas wie postsozialistische Ödnis.

Die Fahrphysik war auch nicht verkehrt - man merkt schon, dass bei Eutechnyx diesbezüglich mal anspruchsvolleres umgesetzt wurde. Konkret ein interessantes Ergebnis war beispielsweise, dass aus dem niedlichen Toyota MR2 durch völlig Überzüchtung von Motor und Antriebsstrang bei gleichzeitiger Vernachlässigung von Fahrwerk und Bremsen eine schwer zu zähmende Zicke mit dem Wendekreis eines Öltankers wurde, die beim Lastwechsel auf dem Scheitelpunkt der Kurve gerne mal ausbrach. Das hebt sich nun wiederum ebenfalls vom Standard ab, den man von so einem Spiel erwarten würde.

Also, in Summe ist es schon nicht übel. Der niedrige Schwierigkeitsgrad ist übrigens kein Nachteil für mich - es entsteht so vielmehr recht schnell der Eindruck, mit diesem Spiel schon seit Jahren vertraut zu sein. Gut, im Prinzip bin ich das ja auch - zumindest mit den offenkundigen Vorbildern hierfür.

Jaja, ist in jeder Hinsicht ein billiger Nachbau der damals so beliebten Tuningraser wie NFS Underground 2. Ich hab´s mir damals gekauft und sehr gewundert, warum ich als berüchtigter Bandenknutscher ein Rennen nach dem anderen gewinne. Die gegnerischen Fahrer kriechen wirklich nur dahin. Allein ein jubeliges Siegergefühl wollte sich somit einfach nicht einstellen, es war schlichtweg selbst für mich zu einfach. Immerhin bietet "SRS" die volle Lizenz mit dutzenden Karren und hunderten Tuningteilen, aber was soll´s wenn die Grafik einfach nur trist ist und selbst der Urknall des Genres, NFS Underground aus 2003, besser aussieht. Naja, für die 20 Euro (meine ich zumindest) damals, geht der Umfang auf jeden Fall in Ordnung, auch wenn die Städte sehr klein sind und sowieso mit dem echten Los Angeles oder Miami recht wenig zu tun haben. Das Fahrgefühl ist schön arcadig und man kann schon ganz nett durch die Kurven schleudern, aber immer weiß man halt, dass die Konkurrenz einfach viel besser ist. Und die skandalösen Tanzmariechen? Ach je. Die hüpfen einem jeweils dreimal dreissig Sekunden oder so etwas vor, wobei sie in jedem Clip etwas mehr halbnackt sind. Naja, wenn der vierzehnjährige Pickelfritze rote Ohren kriegt, bitteschön. Einfach in den Ordner "Videos" gehen und die Dateien *.dat in *.avi umbenennen, fertig. Dann braucht man das Spiel auch nicht zu spielen. Des Umfangs und des zumindest ordentlichen Arcade-Fahrgefühls wegen noch gutgemeinte 6 Lufthutzen. SRS will ja keinem was Böses!

"Noch enttäuschender ist die KI der Gegner, die weder drängeln noch Vollgas fahren und das Spiel damit jeglicher Herausforderung berauben." - Das ließ sich schon beim ersten Test-Rennen in der für irgendeinen Centbetrag verfügbaren GOG-Fassung dieses Spiels nachvollziehen. Und eine eigenartige Parallele: Genau so verhielten sich die Computergegner auch in den GameBoy-Advance-Versionen der beiden "Underground"-Teile.

Hatte ich mal in der Videothek für den GameCube ausgeliehen, vom Kauf wurde danach abgesehen.